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Neue Zürcher Zeitung, 25. März
«Der Westen als politische Grösse ist zerfallen»: Jahrelang forderte Jürgen Habermas Europa auf, mit Putin zu verhandeln. Jetzt sieht er keine Alternative zur Aufrüstung
Die Ukraine dürfe den Krieg nicht verlieren, aber Waffen seien keine Lösung: Das sagt Jürgen Habermas seit Jahren. Nun meldet sich der Philosoph wieder zu Wort. Und es klingt ein bisschen anders.

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Philosophen können irren. Und vielleicht besteht ihr Geschäft zu einem grossen Teil nicht daraus, Wahrheiten zu finden, sondern Irrtümer zu erkennen. Auch die eigenen. Das ist nicht einfach, vor allem, wenn Irrtümer auf Thesen aufbauen, mit denen die Philosophen das zu verstehen suchen, was in der Welt geschieht. Und sich am Ende zeigt, dass sich die Welt nicht so leicht erklären lässt, wie man sich das wünschen würde.
Schon mehrmals hat sich der Philosoph Jürgen Habermas zum Ukraine-Konflikt zu Wort gemeldet. Das erste Mal kurz nach dem Beginn der russischen Invasion. Seither blieb seine Botschaft im Kern die gleiche. Der Westen, kritisierte der 95-jährige Doyen der Sozialphilosophie, setze einseitig darauf, Waffen zu liefern. Dabei müssten sie sich eigentlich eingestehen, dass nur Verhandlungen zu einer Lösung des Konflikts führen könnten.
Da sprach der Denker, dessen Theorie des kommunikativen Handelns auf den «herrschaftsfreien Diskurs» setzt, der alle Gesprächspartner auf den «zwanglosen Zwang des besseren Arguments» verpflichtet. Habermas’ Zwischenruf blieb nicht ohne Widerspruch. Einerseits, weil die zwanglose Vernunft einen schweren Stand hat, wenn das Donnern der Kanonen alles übertönt. Wenn Städte zerstört werden und Menschen sterben. Und anderseits, weil Habermas der Politik und Öffentlichkeit vorwarf, von einer unreflektierten Kriegsbegeisterung befallen zu sein, die achtzig Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg ebenso unverständlich wie verfehlt sei. Und die vor allem in Deutschland nicht massgeblich sein dürfe für politische Entscheidungen.
Revidiert hat Habermas seine Position nie. Er hat sie bekräftigt, doch ohne sie zu präzisieren. Selbstverständlich dürfe die Ukraine den Krieg nicht verlieren, hielt er fest. Und ja, dazu brauche sie Unterstützung. Auch mit Waffen. Aber nicht zu viel. Und nicht allein mit Waffen. Sondern mit Gesprächen. Allerdings äusserte Habermas sich nie darüber, wie Verhandlungen geführt werden sollen, wenn der entscheidende Verhandlungspartner kein Interesse an Verhandlungen hat und wenn keine Einigung darüber erzielt werden kann, was Vernunft sein könnte. Darüber gibt auch seine Theorie keine Auskunft.
Nun wird über einen Frieden in der Ukraine verhandelt. Ohne die Ukraine. Fast ohne Europäer. Und Jürgen Habermas meldet sich erneut zu Wort. Unter dem Titel «Für Europa» äusserte er sich am Wochenende in einem zweiseitigen Essay in der «Süddeutschen Zeitung» über Trump und die grosse Zäsur, die sein Amtsantritt für die Welt bedeute. Über den Westen. Und über die «unverzeihlichen Fehler», die sich Europa angesichts der Neuordnung der globalen Machtverhältnisse zuschulden kommen liess.
Abschied von der Nato
Ein Rundumschlag. Auch über die Ukraine spricht Habermas. Nicht anders, als er es seit 2022 tut. Oder nur um Nuancen anders. Er räumt ein, der militärische Beistand Europas und der USA für die Ukraine sei «gewiss geboten» gewesen. Allerdings nur, weil die amerikanische Regierung keinen Versuch unternommen habe, «dem mit aufmarschierenden Truppen angedrohten Angriff der Russen durch Verhandlungen zuvorzukommen».
Doch statt des «fahnenschwenkenden Kriegsgeschreis und des lauthals angestrebten Sieges über eine Atommacht wie Russland wäre damals ein realistisches Nachdenken über die Risiken eines längeren Kriegs am Platz gewesen», findet Habermas nach wie vor. Auch im eigenen Interesse hätte man versuchen müssen, mit dieser «seit langem absteigenden Imperialmacht Russland möglichst schnell zu Verhandlungen über ein für die Ukraine akzeptables, aber dieses Mal vom Westen gewährleistetes Arrangement zu gelangen».
«Man», das sind die europäischen Staaten. Und das eigene Interesse dieser Staaten hätte für Habermas nicht nur darin liegen müssen, mit Russland zu einer halbwegs gangbaren Lösung zu finden – anscheinend von Anfang an unter Preisgabe der von den Russen besetzten ukrainischen Gebiete. Sondern auch darin, und damit hat er recht: zu erkennen, wie wacklig das Nato-Bündnis geworden ist. Und wie wenig sich Europa langfristig noch auf Amerika verlassen kann. Vor allem mit Blick auf die mögliche Wahl Donald Trumps, die damals noch in der Zukunft lag.
Ohne Schutz der USA
Nun ist Trump Präsident, und Habermas verhehlt nicht, dass das Projekt «Westen» für ihn damit Vergangenheit ist: «Diese politische Grösse ist mit dem jüngsten Regierungsantritt von Donald Trump und dem damit in Gang gekommenen Systemwechsel der USA zerfallen.» Trumps Rede zum Regierungsantritt habe bei ihm «den Eindruck der klinischen Vorführung eines psychopathologischen Falls» hinterlassen. Politisch konstatiert Habermas einen «Epochenbruch», der Konsequenzen für die Ukraine haben werde. Und die Europäische Union vor die Aufgabe stelle, «auf die neue Situation eine rettende Antwort zu finden».
Der grosse Fehler Europas und vor allem Deutschlands sei es gewesen, auf die Einheit des Westens zu vertrauen. Deshalb sei man der Herausforderung ausgewichen, die internationale Handlungsfähigkeit der Europäischen Union zu stärken. Wenn man jetzt von Aufrüstung rede, könne es weder um das Schicksal der Ukraine gehen noch um eine «mögliche oder herbeigeredete aktuelle russische Gefahr für Nato-Länder». Das Ziel der Aufrüstung sei die «existenzielle Selbstbehauptung einer Europäischen Union, der die USA in einer unberechenbar gewordenen geopolitischen Lage möglicherweise keinen Schutz mehr leisten».
Immerhin scheint für Jürgen Habermas nun klar zu sein, dass die Aufrüstung Europas unumgänglich ist und der «zwanglose Zwang des besseren Arguments» nicht genügt, wenn man es mit Staaten wie Russland und China zu tun hat – das sagt er freilich nicht laut. Aber er stellt die berechtigte Frage, wie die EU auf globaler Ebene als selbständiger militärischer Machtfaktor wahrgenommen werden könne, «solange jeder ihrer Mitgliedstaaten über Aufbau und Einsatz seiner Streitkräfte letztlich souverän entscheiden» könne.
Krieg? Was für ein Krieg?
Nur wenn sie kollektiv handlungsfähig sei, gewinne die EU geopolitische Selbständigkeit, lautet die Schlussfolgerung des Essays. Das ist zweifellos richtig. Aus der Feder von Habermas klingt es freilich überraschend, zumal es sich auf die militärische Verteidigungsbereitschaft bezieht, der er in der Vergangenheit wenig bis keine Bedeutung beimass.
In den Überlegungen, die Jürgen Habermas in der 2011 erschienenen Essaysammlung «Zur Verfassung Europas» entwarf, spielt die Möglichkeit bewaffneter Auseinandersetzungen kaum mehr eine Rolle. Krieg scheint etwas, was der Vergangenheit angehört. Überwunden. In Europa sowieso. Genauso wie der Nationalismus, der nur noch als «langer Schatten» auf der Gegenwart liege, wie es in einem der Essays heisst.
«Weltinnenpolitik» ist das Stichwort, um das die Überlegungen zur Zukunft Europas in der Welt damals kreisten. Die grösste Gefahr schien Habermas von den «entfesselten gesellschaftlichen Naturgewalten auszugehen», die er vor allem im globalen Bankensektor sah. Ein paar Jahre später sieht die Welt anders aus. Ganz anders. Und der Philosoph muss konstatieren, dass er sich geirrt hat. Auch wenn er es nicht zugeben mag.
The Wall Street Journal, March 17
The Last Decision by the World’s Leading Thinker on Decisions
Shortly before Daniel Kahneman died last March, he emailed friends a message: He was choosing to end his own life in Switzerland. Some are still struggling with his choice.
Full text : https://kinzler.org/wp-content/uploads/2025/03/21-mars-3.pdf
Link: https://www.wsj.com/arts-culture/books/daniel-kahneman-assisted-suicide-9fb16124?mod=hp_lead_pos7
Le Figaro, 16 mars
Extermination des Juifs : le récit de l’épouvantable secret nazi, par Stéphane Courtois
RÉCIT – L’extermination des Juifs par le IIIe Reich ne fut connue que tardivement par les Alliés. Et pour cause : elle procéda d’une stratégie du secret, appuyée sur la désinformation et le camouflage.
Full text : https://kinzler.org/wp-content/uploads/2025/03/15-mars-1.pdf
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14. März
Demokratie und Erinnerung: „Es gibt Begeisterung für einen neuen Faschismus!“
Der Historiker Wolfgang Benz blickt besorgt auf die Erinnerungskultur und die Demokratie, weil auch Teile des Bürgertums verrohen und die Enkel der gedemütigten DDR-Wendegeneration ihre Großeltern rächen wollen. Ein Gespräch.
Full text : https://kinzler.org/wp-content/uploads/2025/03/14-mars-2.pdf
L’Express, 13 mars
Michel Onfray – Jean-Paul Enthoven : ces deux France qui ne se parlent plus
Idées. Anne-Sophie Beauvais revient sur l’amitié brisée entre le philosophe et son éditeur. Une cassure aussi personnelle qu’idéologique…
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De retour à son bureau chez Grasset à la fin du mois d’août 1989, l’éditeur Jean-Paul Enthoven y découvre le manuscrit d’un jeune enseignant dans un lycée technique de Caen. L’originalité du sujet – la pensée de grands philosophes saisie à travers leur alimentation – l’enchante. Le Ventre des philosophes lance Michel Onfray en tant que philosophe hédoniste, matérialiste, obsédé par la concordance entre vie personnelle et pensée théorique. Entre le Parisien et le Normand, c’est le début d’une amitié fertile, qui, hélas, ne résistera pas aux rancoeurs personnelles et aux antagonismes politiques.
Dans L’Editeur et le Philosophe, Anne-Sophie Beauvais revient sur cette relation symbolique des fractures de notre époque. D’un côté, le fils d’un ouvrier agricole et d’une femme de ménage de l’Orne, ayant pour animal totem le sanglier. De l’autre, un dandy mondain au teint hâlé et aux pantalons blancs. Le premier n’a cessé de revenir sur ses origines modestes et son ancrage terrien, le second a pris sept décennies pour lever un peu le voile sur sa jeunesse algérienne. Michel Onfray hait la figure de Don Quichotte, Jean-Paul Enthoven a voulu faire de sa vie un roman. Pour encore pimenter cette comédie humaine, il faut introduire des personnages secondaires hauts en couleur : Bernard-Henri Lévy, meilleur ami de Jean-Paul Enthoven qui a accueilli Michel Onfray dans son écurie chez Grasset mais n’a jamais masqué son mépris pour le Normand, Raphaël Enthoven, enfant chéri de l’éditeur qui participa à l’aventure de l’université populaire de Caen initiée par le philosophe en 2002 avant de se brouiller avec lui, ou Franz-Olivier Giesbert, génie de la presse qui a su apprivoiser le rebelle tout en surfant sur son succès…
“Paranoïa” contre mythomanie
En 2010, c’est le tournant. Michel Onfray publie Le Crépuscule d’une idole, charge contre la psychanalyse et son fondateur, Sigmund Freud. Sans surprise, Elisabeth Roudinesco, gardienne du temple freudien, le traite de tous les noms. Mais BHL sort lui aussi du bois et éreinte l’essai : “Banal, réducteur, puéril, pédant, parfois à la limite du ridicule.” Jean-Paul Enthoven prend la défense de son auteur et, fait exceptionnel, s’oppose à son double BHL. Mais malgré l’immense succès du livre, Michel Onfray le quitte, blessé par ce qu’il estime être un manque de soutien de la maison. Celui qui, chez Grasset, ne voulait bénéficier que d’un petit revenu mensuel afin de ne pas dépasser le salaire que touchait son père adoré, devient un mercenaire de l’édition et multiplie les éditeurs. Sa prodigieuse capacité à écrire ne connaît plus de freins : 140 livres en trente ans. Sa haine de l’élite et de la “Babylone” parisienne vire parfois au complotisme.
Depuis, les deux hommes ont frôlé la mort, AVC pour l’un, accident cardiaque pour l’autre. Mais rien, même la proximité du néant, ne peut plus les réconcilier. Jean-Paul Enthoven ne cache pas ses regrets pour leur amitié passée tout en fustigeant la “paranoïa” de son ancien auteur. Le philosophe durcit, lui, les attaques contre son ex-éditeur, dépeint en mythomane incapable de toute sincérité.
Un fossé idéologique
Refusant de choisir un camp, Anne-Sophie Beauvais se montre empathique avec les deux, et tente de comprendre les motivations biographiques derrière la brouille. C’est aussi le fossé idéologique entre deux France qui deviendra béant sous Emmanuel Macron à travers la crise des gilets jaunes. Venu d’une gauche libertaire et girondine, Onfray endosse le populisme et le souverainisme. L’ancien chantre de l’athéisme développe des obsessions de plus en plus civilisationnelles, jusqu’à défendre la messe en latin. Elitiste impénitent, Jean-Paul Enthoven illustre, lui, le passage de la gauche caviar à un libéralisme mondialisé.
En retraçant la généalogie de cette amitié-haine entre un éditeur proustien et un philosophe passé du nietzschéisme à la décadence, Anne-Sopie Beauvais dépeint un monde intellectuel en voie de disparition. Grasset est aujourd’hui l’un des derniers éditeurs encore géographiquement situés à Saint-Germain-des-Prés. En librairies, les ventes de Michel Onfray se tassent. Mais entre une webtélé, la revue Front populaire puis la chaîne CNews, l’intellectuel a depuis longtemps trouvé d’autres supports pour ses invectives antilibérales. Avouons ici notre nostalgie d’un philosophe libertaire et pourfendeur de dogmes, que nous avons tant aimé.
L’Editeur et le Philosophe, par Anne-Sophie Beauvais. Robert Laffont, 242 p., 20 €.
Neue Zürcher Zeitung, 4. März
Thomas Mann bezeichnete Hitler als «kümmerlichen Erzschwindler»: Aus Kalifornien redete er seinen Landsleuten in Nazideutschland ins Gewissen
Im amerikanischen Exil führte Thomas Mann einen publizistischen Kampf gegen das «Dritte Reich»: Die Rundfunkreden «Deutsche Hörer!» sind brillante Hasspredigten – und Podcasts avant la lettre.

Full text : https://kinzler.org/wp-content/uploads/2025/03/8-mars-3.pdf
Le Point, 3 mars
Pourquoi Hegel a-t-il dit que « rien de grand n’a été accompli dans le monde sans passion » ?
LA PHILO EN 200 CITATIONS. Alexandre, César, Napoléon… Pour Hegel, l’individu passionné est monomaniaque et met toute son âme au service d’un seul objectif. Au risque de se brûler les ailes
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Cette phrase fait partie des citations les plus célèbres de l’histoire de la philosophie. Mais une telle renommée s’accompagne de bien des malentendus. Sortie de son contexte, elle fait de Hegel le chantre romantique de la passion, contre le rationalisme étriqué des Lumières et la morale austère du christianisme. En réalité, pour lui, la passion n’est ni bonne ni mauvaise. Ce n’est pas son contenu, variable, qui l’intéresse, mais sa forme, qui est celle d’une totalisation hiérarchisée des désirs de l’individu : dans la passion, il met « tout l’intérêt vivant de son esprit, de son talent, de son caractère, de sa jouissance, dans un contenu »(Encyclopédie des sciences philosophiques). C’est dans cette puissance d’unification que réside la valeur de la passion : l’individu passionné est monomaniaque, il met toute son âme au service d’un seul but.
Ainsi comprise, la passion n’est pas le contraire de l’action mais sa condition : elle seule permet à l’homme de mobiliser son intérêt propre dans la réalisation d’un but, quand bien même celui-ci aurait une portée universelle. Là où une « moralité morte » exige que le sujet soit dépassionné afin que son action soit moralement pure, il faut savoir reconnaître le rôle fécond de la passion dans l’organisation de la vie pulsionnelle de l’individu, sa contribution essentielle à la « vitalité du sujet ». La passion met en ordre la diversité anarchique de nos désirs, elle hiérarchise nos pulsions en les soumettant à un but unifié, préparant ainsi la vie psychique à un type d’unification supérieur, celui de la raison.
Ce qui vaut pour l’homme ordinaire vaut a fortiori pour les grands : un Alexandre, un César, un Napoléon n’ont pu agir dans l’histoire qu’en étant habités par une passion majeure, celle de la conquête, par exemple. Mais ce qui fait agir est aussi ce qui maintient le sujet dans le clair-obscur de la semi-conscience de ses actes : l’homme passionné n’a qu’une perception confuse de la portée de ce qu’il est en train de réaliser. Tel est le paradoxe de la passion dans l’histoire : elle est ce qui rend possibles les grands événements historiques, mais elle est aussi ce qui confronte l’homme à l’opacité irréductible du sens de son agir.
Qui était Georg Wilhelm Friedrich Hegel ?
Il est issu d’une famille plutôt modeste du Wurtemberg. Après avoir étudié au séminaire protestant de Tübingen, où il s’enthousiasme pour les idées de la Révolution française, il multiplie les postes de précepteur avant de devenir enfin professeur de philosophie, à Iéna, puis à Berlin. En rupture avec Kant, son système philosophique prétend atteindre le savoir absolu par la réconciliation de la pensée avec la réalité. Pour lui, le devenir s’explique par un mouvement purement conceptuel porté par la dynamique des opposés. Hegel s’impose comme la figure majeure de l’idéalisme allemand. Parmi ses œuvres majeures : Phénoménologie de l’esprit (1807) et Science de la logique (1812-1816).
Le Point, 1 mars
Dérapage budgétaire : et si on tirait des leçons de la chute de l’Ancien Régime
CHRONIQUE. Pour l’économiste Charles Serfaty, les palabres actuelles sur le déficit des retraites rappellent les vaines querelles de la période pré-révolutionnaire.
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La Cour des comptes vient de publier un rapport, à la demande du Premier ministre, pour calculer l’ampleur du déficit des régimes de retraite. Elle rappelle que les pensions sont financées par les cotisations des actifs, mais aussi par des « contributions d’équilibre », lesquelles ne s’inscriraient pas toutes dans la logique du système par répartition. Ces « contributions d’équilibre » sont-elles justifiées ? La Cour des comptes n’a pas voulu trancher la question, ce qui est dommage, car une réponse claire aurait permis d’établir si oui ou non il faut s’attaquer au système de retraites pour faire baisser le déficit du pays.
Ce débat embrouillé en rappelle un autre. Celui portant sur le déficit public dans la décennie 1780, quand la France essayait de se sortir d’une crise de la dette sans faire défaut. Le royaume sortait alors victorieux de la guerre d’indépendance des États-Unis contre l’Angleterre, dans laquelle la marine française, fort coûteuse à entretenir, avait brillé.
Mais ce conflit lointain avait été financé à crédit. L’homme qui avait réuni les sommes était le Directeur général du trésor royal, Jacques Necker (1732-1804). Nommé en 1776, ce banquier suisse et protestant avait réussi à financer l’effort de guerre sans augmenter les impôts, par l’émission de rentes viagères contractées à des taux acceptables (entre 5 et 8 %). Six ans après le défaut de 1770 sous Louis XV, il s’agissait d’une prouesse.
Jacques Necker, une sorte d’Elon Musk avant l’heure ?
Comment l’avait-il accompli ? En coupant dans les dépenses du royaume pour rétablir la confiance des créditeurs. Sorte d’Elon Musk avant l’heure, Necker avait réduit les effectifs de l’administration, renégocié les contrats de l’État avec les fermiers généraux qui prélevaient l’impôt, et diminué les émoluments des officiers – y compris les siens, car, richissime, il servait le royaume gratuitement.
Il publia aussi, en janvier 1781, un « Compte-rendu au roi », présentant les comptes prévisionnels de l’année à venir. Il espérait que la transparence sur les comptes publics réduirait les taux d’emprunt, à la manière de ce qui s’était passé en Angleterre. L’ouvrage fut vendu à 100 000 exemplaires. Un grand succès, sachant que le pays était deux fois moins peuplé qu’aujourd’hui et que chaque exemplaire était commercialisé trois livres tournois, soit l’équivalent de plus de 500 euros.
Le « Compte-rendu au roi » était un véritable traité politique : Necker y suggérait que tous les futurs ministres chargés des deniers du royaume devraient présenter tous les cinq ans le budget royal au public. « Mon successeur aura moins de peine, parce que j’ai formé ce qui n’existait point, c’est-à-dire des tableaux complets et appuyés des éléments nécessaires pour connaître facilement tous les détails de la situation de Finances », écrivait-il.
Pour l’année 1781, il annonçait triomphalement un excédent budgétaire : « L’état actuel des finances est tel que malgré le déficit en 1776, malgré les dépenses immenses de la guerre et malgré les intérêts des emprunts faits pour y subvenir, les revenus ordinaires de Votre Majesté excèdent dans ce moment ses dépenses ordinaires de dix millions deux cent mille livres. » Le mot important ici est « ordinaire ». Necker avait en effet sciemment exclu de ses calculs les revenus et dépenses « extraordinaires », liés à la guerre d’Amérique. Par cette présentation comptable, il entendait montrer que, moyennant un effort supplémentaire, l’État pourrait, en temps de paix, rembourser les intérêts de la dette accumulée pendant la guerre.
Le roi ne voulait pas couper dans les dépenses
En dépit de ses efforts, Necker fut renvoyé quelques mois plus tard. En cause : ses critiques, sous le couvert de formules polies, du roi et de sa cour. Si Necker vantait la modération de Louis XVI dans les dépenses de sa « Maison Royale », il n’en rappelait pas moins qu’elles s’élevaient à 25,7 millions de livres tournois, soit environ 15 milliards d’euros d’aujourd’hui en proportion du PIB, et qu’il était souhaitable de les réduire davantage. S’il faisait également mine de louer la politique royale en matière de pensions accordées à des particuliers, notamment aristocrates, il rappelait que le règlement devait être « constamment et généralement suivi », et donc que les exceptions devaient cesser. Enfin, il faisait figurer les pensions tout en haut de la liste publique des dépenses de l’État ! Il faut ici rappeler que, prises ensemble, pensions et « Maison Royale » représentaient presque 1 % du PIB du pays à l’époque.
Pour le remplacer, Louis XVI nomma tour à tour Jean-François Joly de Fleury, Henri Lefèvre d’Ormesson, puis Charles-Alexandre de Calonne. La situation budgétaire demeurait très fragile. Les dépenses comptabilisées comme étant « extraordinaires » avaient amené l’État à accumuler des dettes qui allaient durablement peser sur le budget.
Les successeurs de Necker menèrent une politique dépensière, n’hésitant pas à revenir sur la supposée austérité du banquier suisse. Nommé Contrôleur général des finances en novembre 1783, Calonne dit même vouloir « éloigner à jamais l’idée de ces remèdes empiriques et violents dont il ne faut même pas rappeler le souvenir ». Néanmoins, la réalité finit par s’imposer à lui en 1785, quand les taux avaient augmenté au point de créer une crise budgétaire.
La présentation budgétaire trompeuse de Calonne
Pour sa défense, Calonne avait alors chargé Necker, arguant que ce dernier aurait présenté la situation budgétaire de 1781 de manière trompeuse. À l’en croire, le déficit ordinaire avait été nettement plus élevé que prévu, et Necker n’aurait pas dû exclure de son calcul les « dépenses extraordinaires ». Mais l’ancien ministre protestant, qui avait soigneusement conservé ses archives, répondit immédiatement aux critiques, défendant vigoureusement son « Compte-rendu » – ce qui amena Calonne à publier une réponse à sa réponse. Les arguments des deux belligérants furent imprimés pour prendre l’opinion publique à parti. Ils finirent par provoquer la disgrâce de Calonne et le retour aux affaires de Necker en 1787.
Calonne et Necker avaient tellement bien réussi à embrouiller le débat que même les historiens d’aujourd’hui ont été emportés dans la confusion : on trouve encore, dans des articles académiques récents, des avis et des chiffres contradictoires sur la question de l’équilibre budgétaire en 1781. Fallait-il ou non mettre à part les « dépenses extraordinaires », comme de nos jours certains veulent présenter à part les « contributions exceptionnelles » de l’État ? La réalité de la fin de l’Ancien Régime était pourtant simple : avec une dette considérable et des taux d’intérêt élevés, il n’était pas envisageable de rembourser les emprunts de la guerre des États-Unis sans dégager de substantielles économies.
Une interprétation trop optimiste de la situation budgétaire du pays par le roi et sa cour a précipité l’Ancien Régime dans sa dernière crise budgétaire. Louis XVI, pour sortir de cette impasse, convoqua les États généraux… Et l’on sait comment cela se termina pour lui.
Neue Zürcher Zeitung, 25. Februar
Interview: «Auf Tiktok ist die DDR ein Paradies», sagt die ostdeutsche Autorin Ines Geipel
Der Osten war ein halbes Jahrhundert lang Diktaturen ausgesetzt. Die Prägung durch NS-Regime und DDR-Herrschaft sei nie aufgearbeitet worden, sagt Ines Geipel. Für Parteien wie die AfD ist das ein fruchtbarer Boden – gerade jetzt, da Deutschland wählt.
Full text: https://kinzler.org/wp-content/uploads/2025/02/25-fevrier-3.pdf
Link https://www.nzz.ch/nzz-am-sonntag/report-und-debatte/auf-tiktok-ist-die-ddr-ein-paradies-ld.1870583
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24. Februar
Serie „Einig Vaterland?“ (29): Fassade der Demokratie
Die Volkskammer der DDR war das oberste Verfassungsorgan – das vier Jahrzehnte nichts zu entscheiden hatte. Erst die 10. Volkskammer nahm sich ein Vorbild am Deutschen Bundestag – um nach wenigen Monaten zu verschwinden.
Vollständiger Text: https://kinzler.org/wp-content/uploads/2025/02/23-fevrier-2.pdf
Neue Zürcher Zeitung, 22. Februar
Silke Maier-Witt war am Mord an Hanns Martin Schleyer beteiligt. In der DDR wurde die Terroristin mit offenen Armen empfangen
Ab 1977 war Silke Maier-Witt Mitglied der RAF. Zwei Jahre später stieg sie aus und tauchte unter. Jetzt zieht sie Bilanz.
Extraits:
Am 7. April 1977 wird Generalbundesanwalt Siegfried Buback erschossen. In Karlsruhe, kurz nach neun Uhr morgens, auf dem Weg zur Arbeit. Als sein Dienstwagen an einem Rotlicht halten muss, fährt von rechts ein Motorrad heran. Die Person auf dem Soziussitz schiesst auf das Auto, Buback wird getroffen und stirbt wenige Minuten später. Zur Tat bekennt sich das «Kommando Ulrike Meinhof» der Rote-Armee-Fraktion. In einem Bekennerschreiben wird Buback vorgeworfen, für den Freitod der RAF-Terroristen Ulrike Meinhof, Holger Meins und Siegfried Hausner verantwortlich zu sein. Buback hatte Einzelhaft für sie angeordnet. Die Terroristen reden von «Isolationsfolter».
Buback ist das elfte Opfer der RAF. Seit Anfang der siebziger Jahre führt die Terrorbande einen Krieg. Gegen den deutschen Staat, die Institutionen, die Justiz. Gegen den «internationalen Imperialismus», sagen die Terroristen. Was das genau heisst, bleibt nebulös. Aber sie kennen keine Skrupel. Dass sie Menschen töten, ist ihnen egal. Beim Attentat in Karlsruhe kommt auch Bubacks Fahrer ums Leben. Der Polizeibeamte, der ihn begleitet, wird durch mehrere Schüsse schwer verletzt und stirbt ein paar Tage später im Krankenhaus.
An dem Tag, an dem Siegfried Buback ermordet wird, wird Silke Maier-Witt Mitglied der RAF. Sie ist siebenundzwanzig Jahre alt und schon seit zwei Jahren mit den «Illegalen» in Kontakt. Sie arbeitet für sie: erledigt Botendienste, Transporte, kundschaftet sichere Grenzübergänge aus. Auch am 7. April 1977 hat sie einen Auftrag. Sie muss eine Nachricht überbringen. Am frühen Morgen macht sie sich in Stuttgart auf den Weg nach Amsterdam. (…)
«Die müssen sich auf mich verlassen können», schreibt sie in ihren Memoiren, die unter dem Titel «Ich dachte, bis dahin bin ich tot» erschienen sind. Klingt da, fast fünfzig Jahre später, noch immer Stolz auf gut gemachte Arbeit durch? Vielleicht, doch die Bilanz, die die heute Fünfundsiebzigjährige zieht, ist illusionslos. Silke Maier-Witt schildert ihren Weg in die RAF und ihr Leben nach dem Leben als Terroristin nüchtern.
Zwei Jahre lebt sie im Untergrund. Dann steigt sie aus und lebt in der DDR. Nach dem Untergang der DDR wird sie festgenommen, verurteilt und kommt in Haft, aus der sie nach fünf Jahren vorzeitig entlassen wird, weil sie von der Kronzeugenregelung Gebrauch macht. Wieder in Freiheit, beendet sie ihr Psychologiestudium, findet wegen ihrer Vergangenheit nur schwer eine Stelle und arbeitet schliesslich bis zur Pensionierung für ein Friedensprojekt auf dem Balkan. Heute lebt sie in Mazedonien.
Silke Maier-Witts Erzählung ist manchmal erstaunlich detailliert, so dass man Einblick erhält in den Maschinenraum der RAF. Man spürt etwas von der zwischen überheblicher Selbstsicherheit und Paranoia schwankenden Stimmung, in der die damaligen Köpfe, Brigitte Mohnhaupt, Peter-Jürgen Boock und Sieglinde Hofmann, sogenannte «Aktionen» planten. Dazwischen werden die Schilderungen allerdings auch wieder schwammig. Besonders da, wo heute noch Fragen offen sind. (…)
Zunächst musste sie Informationen sammeln, über Personen aus der deutschen Wirtschaft und Politik. Dass eine Entführung geplant gewesen sei, sei ihr bald klar gewesen, erzählt sie. Nur wer entführt werden solle, habe sie erst im letzten Augenblick erfahren. Nach Schleyers Erschiessung allerdings, am Morgen des 18. Oktobers 1977, war es Maier-Witt, die bei der Redaktion der französischen Tageszeitung «Libération» anrief und das Statement der Entführer verlas.
«Wir haben nach 43 Tagen Hanns Martin Schleyers klägliche und korrupte Existenz beendet», lautete der erste Satz der Erklärung. Und an den damaligen Bundeskanzler gerichtet: «Herr Schmidt, der in seinem Machtkalkül von Anfang an mit Schleyers Tod spekulierte, kann ihn in der Rue Charles Péguy in Mülhausen in einem grünen Audi 100 mit Bad Homburger Kennzeichen abholen. Für unseren Schmerz und unsere Wut über die Massaker in Mogadiscio und Stammheim ist sein Tod bedeutungslos.»
Aus den Zeilen spricht eine Kälte, ein Zynismus der Gewalt, der einen noch heute erschauern lässt. Damals habe sie nicht viel über die Erklärung nachgedacht, schreibt Maier-Witt. Ihre Gefühle habe sie ausgeschaltet: «Ich habe wie eine Soldatin funktioniert.» Wenn sie heute an diese Worte denke, schäme sie sich. Vierzig Jahre nach dem Anschlag, im Herbst 2017, trifft sie sich mit Schleyers Sohn Jörg. Sie hat um das Gespräch gebeten. Eine Fernsehdokumentation habe den Anstoss dazu gegeben, sagt sie. Sie möchte sich entschuldigen, persönlich.
Das Treffen verläuft freundlich, aber angespannt. Und für Jörg Schleyer enttäuschend. Wurde sein Vater gequält, gedemütigt? Wie sind die letzten Stunden vor seinem Tod verlaufen? Wusste er, dass er getötet wird? Wie wurde er hingerichtet? Die Fragen bleiben auch nach dem Gespräch offen. Er habe Maier-Witts Entschuldigung angenommen, sagte Schleyer später. Vergeben könne er ihr nicht. «Das ist mehr, als ich erwarten konnte», schreibt sie. «Ich selbst bin froh, dass dieses Treffen stattgefunden hat. Nach so langer Zeit musste ich diesen Schritt tun.»

Über die zweite Generation der RAF erfährt man aus Silke Maier-Witts Buch nicht viel Neues. (…)
Eine Waffe bekam sie jedenfalls und musste lernen, damit umzugehen. Davon erzählt sie mit einer Mischung aus Teilnahmslosigkeit und Entsetzen: «Ich nehme diese tödliche Waffe in die Hand und tue so, als sei das selbstverständlich.» Peter-Jürgen Boock, der Waffenexperte, instruiert sie. Sie ist sich bewusst, dass sie sich bereit erklärt zu töten, wenn es nötig ist: «Wann ist das nötig?», schreibt sie im Rückblick: «Ich denke nicht darüber nach, und es wird auch nicht darüber gesprochen.» Schon nach dem Schleyer-Mord fällt es Silke Maier-Witt schwer, die «Aktionen» vor sich selbst zu rechtfertigen.
Nach dem Überfall in Zürich steigt sie aus. Und da beginnen die interessantesten Teile des Buchs: Maier-Witt geht mit anderen RAF-Aussteigern in die DDR und wird von Parteikadern und Stasi mit offenen Armen empfangen. Als VIP gewissermassen. Man gibt ihr eine neue Identität, zweimal sogar, weil sie einmal aufzufliegen droht. Sie bekommt eine Wohnung, eine Stelle und lässt sich von der Stasi als inoffizielle Mitarbeiterin anwerben. Sie versteht sich allerdings nicht als «klassischen Spitzel», was immer das heisst. Sogar in die SED tritt sie ein.
Die Zeit in der DDR habe ihr geholfen, Distanz zur RAF zu gewinnen, schreibt sie: «Nach und nach wurde mir klar, wie sinnlos die Politik der RAF war.» Immer wieder stellt sie sich die Fragen: Warum? Wie konnte ich? Was war mit mir los? Sie versucht sich darüber klarzuwerden, wie sie zur Terroristin wurde: «Die wichtigste Frage, die mich bis heute umtreibt: Wie genau ist der Prozess abgelaufen, an dessen Ende ich mich freiwillig einer Gruppe anschloss, die das Töten von Menschen für politische Ziele in Kauf nahm?»
Eine klare Antwort findet sie nicht. Nur Bruchstücke einer Erklärung: die schwierige Kindheit und Jugend in einer lieblosen Familie. Sie möchte Anerkennung finden, aufgehoben sein, irgendwo dazugehören. Aus diesem Wunsch heraus beginnt sie Anfang der siebziger Jahre für die Strafverteidiger der RAF zu arbeiten. Leitet Kassiber der Gefangenen von Stuttgart Stammheim von den Anwälten an die RAF-Mitglieder weiter, die sich versteckt halten. Bis sie selbst zur Terroristin wird. Und auf Fahndungslisten landet. (…)
Als Silke Maier-Witt am 7. April 1977 in Amsterdam eintrifft, kommen ihre Verbindungsleute zu spät. Aber sie sind gut gelaunt. Nach dem Buback-Attentat – sie sprechen von der «erfolgreichen Aktion» – hätten sie sich erst versichern wollen, dass ihre Leute in Sicherheit seien. «Natürlich weiss ich, wer Buback ist», erinnert sich Maier-Witt im Buch an den Augenblick: «Bin ich entsetzt? Will ich genauer wissen, wie die Aktion gelaufen ist? Nein. Er ist verantwortlich für den Tod von Holger Meins, Siegfried Hausner und Ulrike Meinhof, sagt die RAF. Und was sage ich? Ich nehme ihn hin, diesen Mord.»
Le Point, 21 février
Munich, l’ultime avertissement pour l’Europe
ÉDITO. À l’instar de Staline à Yalta, Donald Trump et Vladimir Poutine ont entrepris, lors de la conférence de Munich, de redessiner la carte du continent pour reconstituer l’empire soviétique.
Par Nicolas Baverez
Full text:
« L’histoire ne se répète pas, elle bégaie », aurait lancé Marx devant le coup d’État en forme de 18 Brumaire de Louis Bonaparte, futur Napoléon III. Ainsi en va-t-il des conférences internationales réunies à Munich pour traiter de la sécurité de l’Europe et du monde.
Le 30 septembre 1938 furent signés par Hitler, Daladier et Chamberlain, sous la médiation de Mussolini et en l’absence d’Edvard Benes, les accords qui actèrent le démembrement de la Tchécoslovaquie. Loin d’éviter la guerre, la trahison de Prague par la France et le Royaume-Uni la précipita, ouvrant la voie au pacte germano-soviétique du 23 août 1939 – qui comportait un protocole secret effectuant le partage de l’Europe entre le Reich hitlérien et l’URSS stalinienne –, à l’invasion de la Pologne et au deuxième conflit mondial.
Capitulation sans condition
Les 14 et 15 février 2025, les représentants des États-Unis ont dévoilé aux dirigeants européens l’offre faite par Donald Trump à Vladimir Poutine pour mettre fin à la guerre d’Ukraine, sans consultation préalable de Kiev ni de leurs alliés : arrêt des hostilités en échange de l’annexion par la Russie de 20 % du territoire ukrainien ; interdiction faite à l’Ukraine d’adhérer à l’Otan ; départ du président Volodymyr Zelensky à l’issue de nouvelles élections ; absence de garantie des États-Unis concernant le respect de l’accord et la sécurité de l’Ukraine ; réassurance de l’Ukraine par les seules troupes européennes en dehors de l’article 5 du traité de l’Otan – ce qui revient à l’interdire puisque 100 000 à 150 000 hommes seraient requis pour dissuader une nouvelle agression des 600 000 à 700 000 soldats russes qui occupent le sol ukrainien.
Comme en 1938 face à Hitler, il s’agit donc d’une capitulation sans condition face à Vladimir Poutine, dont l’intégralité des revendications se trouve satisfaite avant même l’ouverture des négociations. Et ce, alors que son armée, en trois ans de guerre, s’est révélée incapable d’emporter la décision et que la Russie se trouve dans une impasse stratégique.
Quatre-vingts ans après la conférence de Yalta, qui vit Staline berner Roosevelt, à la veille de sa mort, en plaçant sous l’influence exclusive de l’Armée rouge l’Europe centrale et orientale en échange de son entrée en guerre contre le Japon – dont le seul effet fut l’annexion des îles Kouriles par l’URSS –, Vladimir Poutine a ainsi su flatter l’ego démesuré de Donald Trump pour obtenir un blanc-seing dans son projet de redessiner la carte de l’Europe pour reconstituer l’empire soviétique.
Faire payer le prix de l’aide
Non contente de livrer l’Ukraine à la Russie, l’administration Trump a prétendu, avec un cynisme digne d’un État voyou, lui faire payer le prix de l’aide qui lui a été apportée dans le passé par la prise de contrôle de ses terres rares – accord léonin qui a été rejeté à juste titre par Volodymyr Zelensky.
Dans le même temps, à Munich, le vice-président J. D. Vance, après avoir rappelé que les États-Unis entendent désormais cesser de se concentrer sur l’Europe pour donner la priorité à la défense de leur frontière et à la menace de la Chine, a fait siennes les thèses de Vladimir Poutine, de l’extrême droite, en dénonçant la décadence et les failles de la démocratie en Europe, qui n’écouterait pas ses peuples et menacerait la liberté d’expression.
Ceci alors que l’administration Trump viole ouvertement la Constitution des États-Unis en accaparant les pouvoirs du Congrès et en vassalisant la justice, tout en organisant un coup d’État numérique avec la prise de contrôle par Elon Musk et ses équipes des systèmes de paiements du Trésor et de gestion des fonctionnaires fédéraux ainsi que des données qu’ils contiennent.
Esprit de résistance
La conférence de Munich acte ainsi le basculement de l’histoire du XXIe siècle et constitue un ultime avertissement pour l’Europe. Les États-Unis, qui sauvèrent par trois fois la démocratie au XXe siècle en 1918, 1945 et 1989, constituent désormais une menace pour la liberté politique, dès lors qu’ils partagent les principes des empires autoritaires envers lesquels ils se montrent aussi complaisants qu’ils traitent de manière impitoyable leurs alliés – à preuve la hausse des droits de douane fixée à 25 % pour le Canada mais limitée à 10 % pour la Chine.
L’Otan, qui fut l’alliance stratégique la plus durable et la plus efficace de l’Histoire, se trouve privée de crédibilité et de contenu. À l’inverse, l’art de la guerre fait la démonstration de sa supériorité sur l’art du deal : Vladimir Poutine, à la tête d’une Russie surarmée dont la guerre est le principe, a obtenu la reconnaissance de ses ambitions impériales, ce qui rend inévitables de nouvelles agressions.
Pour l’Europe, il est temps de faire prévaloir l’esprit de résistance sur l’esprit de capitulation. La probabilité d’une guerre généralisée sera en effet d’autant plus forte qu’elle fera étalage de sa faiblesse. Elle doit se réarmer de toute urgence, alors que ses dépenses militaires restent inférieures à celles de la Russie (457 contre 462 milliards de dollars en termes réels), mais aussi repenser sa sécurité de manière autonome autour d’un directoire formé de la France, du Royaume-Uni, de l’Allemagne, de la Pologne, de l’Italie et de l’Espagne.
Accélérer son réarmement
Il lui revient également, à l’image de Volodymyr Zelensky face à la tentative de prédation des ressources en matières premières de l’Ukraine, de montrer une extrême fermeté pour défendre ses intérêts et ses valeurs face à l’administration Trump, qu’il s’agisse de commerce, de technologie, d’énergie ou de sécurité, et de repenser sa posture stratégique pour se libérer de sa dépendance suicidaire à l’égard de Washington.
Pour la France également, la conférence de Munich représente un électrochoc qui l’oblige, face à la montée des menaces, à accélérer son réarmement, y compris sur le plan nucléaire, et à effectuer la modernisation de son modèle d’armée qu’Emmanuel Macron n’a cessé de reporter.
En 1938, Winston Churchill avait frappé Chamberlain, au lendemain des accords de Munich, d’une sentence aussi sévère que prémonitoire : « Vous aviez le choix entre la guerre et le déshonneur, vous avez choisi le déshonneur et vous aurez la guerre. » En 2025, après la nouvelle capitulation de Munich, les États-Unis ont la honte, mais c’est l’Europe qui aura la guerre.
Neue Zürcher Zeitung, 19. Februar
Nein, Frau Baerbock, die DDR war kein feministisches Paradies
Im Wahlkampf preist die Grünen-Politikerin die angebliche Gleichberechtigung in der DDR. Dabei verbarg sich hinter der Fassade sozialistischer Gleichheitsrhetorik eine Gesellschaft, die Frauen vor allem als Produktionseinheiten und Gebärmaschinen missbrauchte.
Extraits:
(…) Doch dieser kurze, heftige Wahlkampf hat auch einige Tiefpunkte hervorgebracht. (…)
Ein weiterer, weniger beachteter, aber nicht minder verstörender Moment ereignete sich kürzlich in der brandenburgischen Uckermark. Dort verstieg sich Annalena Baerbock zu einer Aussage, die man nur als zynische Geschichtsverklärung bezeichnen kann. Was die Gleichberechtigung von Frauen und Männern angehe, hätte man nach der Wende «einiges aus der DDR-Zeit für Gesamtdeutschland lernen müssen», behauptete die Grünen-Politikerin.
Was folgte, war der altbekannte, fast reflexhafte Verweis auf die höhere Frauenerwerbsquote in der DDR – eine statistische Wahrheit, die zur moralischen Lüge verkommt, sobald man den Kontext betrachtet. Denn das sozialistische Deutschland war nicht nur ein repressiver Unrechtsstaat, sondern auch ein System chronischen wirtschaftlichen Versagens. Die Betriebe, unfähig mit westlicher Effizienz und Innovation zu konkurrieren, griffen nach dem einzigen Strohhalm, der ihnen blieb: der massenhaften Ausbeutung billiger Arbeitskraft.
Die von Baerbock gepriesene Ganztagsbetreuung war dabei nie ein Triumph der Emanzipation, sondern lediglich ein zynisches Werkzeug zur Maximierung der Arbeitskraft. Hinter der Fassade sozialistischer Gleichheitsrhetorik verbarg sich eine Gesellschaft, die Frauen als Produktionseinheiten und Gebärmaschinen missbrauchte. Das Politbüro hingegen, jener innerste Zirkel der Macht, blieb über vier Jahrzehnte hinweg ein reiner Männerklub.
Zur Realität der DDR-Frauenpolitik gehört auch der Umgang mit den Vertragsarbeiterinnen: Das Regime holte sie zu Tausenden ins Land und liess sie zu Niedriglöhnen in oft gesundheitsgefährdenden Jobs arbeiten. Bei Schwangerschaften stellte der vermeintliche Arbeiter- und Bauernstaat sie dann vor die Wahl: Abschiebung oder Abtreibung.
Noch deutlicher offenbarte sich die Frauenverachtung des Regimes in den berüchtigten «Tripperburgen». Was wiederum ein hässlicher, verharmlosender Begriff des Volksmundes für das ist, was sie wirklich waren: Umerziehungslager, in denen Zehntausende Frauen und Mädchen, manche nicht mal dem Kindesalter entwachsen, systematisch gebrochen wurden. Ihr «Verbrechen»? Sie wagten es, von einem selbstbestimmten, emanzipierten Leben zu träumen oder sich in «falsche» Partner zu verlieben.
Sollte Baerbock von all dem tatsächlich nichts gewusst haben, böte sich heute übrigens eine Gelegenheit zur Aufklärung: In Potsdam diskutieren Historiker und Experten bei einem Fachgespräch ausführlich über den systematischen sexuellen Missbrauch von Frauen und Mädchen in der DDR.
Dass ausgerechnet Baerbock, die sich als Vorreiterin einer «feministischen Politik» inszeniert, diese Kapitel der DDR-Geschichte mit einem Federstrich beiseitewischt, ist mehr als nur ein weiterer Wahlkampf-Fauxpas. Es ist symptomatisch für eine beunruhigende Entwicklung: die schleichende Verharmlosung des DDR-Unrechts in der politischen Debatte.
Dabei gäbe es tatsächlich viel zu tun, um Frauen eine bessere Partizipation am Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Der Ausbau (privater) Kinderbetreuung, die Beseitigung steuerlicher Fehlanreize wie des Ehegattensplittings und die Entlastung von Familien durch niedrigere Abgaben wären echte Schritte zu mehr Chancengleichheit. Stattdessen hat sich Baerbock dazu entschlossen, ein Unrechtsregime zu verklären. Doch von einem System, das Frauen systematisch ihrer Würde beraubte, lässt sich nichts lernen.
Le Point, 17 février
16 février 1899 : le jour où le président Félix Faure succombe à une fellation
Le président de la République avait l’habitude de recevoir sa maîtresse Marguerite Steinheil à l’Élysée pour diverses gâteries.
Article intégral :
Élu président de la République depuis quatre ans, Félix Faure entretient une maîtresse comme tout bon Français de sexe mâle. Il s’agit de Marguerite Steinheil, une jeune femme mariée de 26 ans qui change d’amant comme de chapeau. Son mari, le peintre Steinheil, n’y trouve rien à redire, lui-même poursuit ses propres amours. Au contraire même, il adoube cet amant présidentiel puisque cela lui vaut plusieurs commandes officielles.
Félix Faure a pris l’habitude de faire venir sa maîtresse au palais de l’Élysée à chaque fois qu’il a besoin d’une séance de relaxation. Le 16 février 1899, il fait porter un mot à sa Marguerite Steinheil pour lui dire qu’il la recevra avec plaisir à 17 heures, après ses dernières obligations. Quand l’heure arrive, le président, âgé de 58 ans, prend une petite précaution. Il avale un excitant. L’huissier peut enfin faire entrer la ravissante Mme Steinheil dans le salon bleu. Il n’y a pas de temps à perdre. Elle ouvre son corsage.
« J’étouffe ! »
Marguerite va droit au but. Restant silencieuse, elle sent soudain la main de son amant se crisper sur sa tête. Elle s’apprête à interrompre sa prestation quand il se met à crier : « J’étouffe ! J’étouffe ! Je n’y vois plus ! » Elle le libère, se relève, le voit s’effondrer, s’affole. Elle sonne les domestiques, avant de s’enfuir par un escalier dérobé, sans même prendre le temps de se rhabiller entièrement. Parvenue dans la rue de Marigny, Marguerite hèle un fiacre, le torse encore nu sous sa jaquette.
Pendant ce temps, les employés de l’Élysée découvrent le président allongé en pleine crise sur le divan. Le médecin qui accourt est impuissant à le sauver. Vers 10 heures, il meurt d’une congestion cérébrale, comme on dit à l’époque. Lorsque le prêtre mandé pour lui administrer les derniers sacrements se présente, quelques heures plus tard, il demande à un garde du palais : « Le président a-t-il encore sa connaissance ? », s’attirant la réponse mythique : « Non, elle vient de s’enfuir par l’escalier de service. »
La nouvelle de la mort de Félix Faure se répand rapidement. Le Journal du peuple écrit qu’il est mort d’avoir trop « sacrifié à Vénus ». Tout Paris comprend l’allusion. Les journalistes, apprenant que le président est décédé durant une fellation prodiguée par sa maîtresse, surnomment celle-ci « la Pompe funèbre ». Le sobriquet fait fureur. Cette réputation attire même à la belle de nouveaux amants, parmi lesquels Aristide Briand et le roi du Cambodge.
La fin de Marguerite est moins glorieuse que son entrée dans le monde. Le 30 mai 1908, elle est retrouvée ligotée et bâillonnée dans son lit. Son époux a été étranglé et sa mère est morte d’une crise cardiaque. Soupçonnée d’être l’instigatrice du crime de son mari, elle est cependant acquittée. Elle épousera ultérieurement un baron anglais et s’éteindra à 85 ans, on ne l’invente pas… dans le Sussex.
L’Express, 11 février
A la Sorbonne, Gérald Bronner lance la “contre-offensive rationaliste”
Reportage. Le sociologue Gérald Bronner, chroniqueur à L’Express, entame une série de quatre conférences sur l’esprit critique, dans l’espoir de générer un sursaut contre la désinformation.
Article intégral :
Le “ruissellement” est un concept scientifique intéressant, bien que capricieux. Il voudrait que l’accumulation de richesse finisse par profiter au plus grand nombre. Ce n’est que rarement le cas. est bien placé pour le savoir : il est sociologue, une science qui n’a de cesse d’étudier ces questions. Ce qui ne l’empêche pas d’y croire : “Notre ruissellement à nous va se faire, pas le choix”, assure-t-il à l’estrade, ce mardi. Au-dessus de lui, on peut lire : “Pacem Summa Tenant”. “Les choses supérieures, l’élévation par le savoir, soutiennent la paix”.
L’adage, gravé sur les murs de amphithéâtre Richelieu à l’université de la Sorbonne à Paris, lui va si bien : devant 500 personnes, l’universitaire – également chroniqueur à L’Express – y lançait ce jour-là “Développer son esprit critique”, une série de conférences sur la désinformation. Gratuit et retransmis en ligne, le séminaire a pour but de provoquer une impulsion, un “sursaut” collectif. “Faire ruisseler”, en somme, “l’esprit critique”, son objet d’étude, de façon à contrer fake news, ingérences, et manipulations.
Il faut lui reconnaître un bon départ. Ses quatre séances, toutes espacées d’un mois, sont complètes. Pour sa première, il harangue, amuse, appelle à prendre les “armes” – mentales uniquement. Le scientifique, que l’on dit libéral, croit profondément dans les pouvoirs de “l’individu”, du cerveau même, face aux périls des fausses informations. En témoignent ses livres, La démocratie des crédules , ou encore le best-seller Apocalypse cognitive. Il suffirait, à l’entendre, d’éduquer les consciences pour que la rationalité regagne les débats.
Son séminaire témoigne de son engagement pour les faits. Mais ne lui dites surtout pas que sa sociologie est un “sport de combat”. L’auteur a toujours préféré Raymond Boudon à Pierre Bourdieu, le père de cette expression. Comme le premier, il s’intéresse aux choix individuels plutôt qu’aux effets de système. Il voit son domaine d’étude comme une “ingénierie” plutôt qu’un militantisme. Sa proposition, à l’estrade, a pourtant tout l’air d’un début de mouvement : “J’aimerais que vous transmettiez ce que je vais vous dire, à vos proches, votre famille, vos collègues. Sans donner des leçons, sans dire quoi penser, sans se moquer, car tout le monde peut être sensible aux contre-vérités”.
Il entonne, bon orateur : “La crédulité a de très bons VRP, mais nous ne les laisserons pas faire”. Le public est facile. Des cadres supérieurs, en grande partie. “Peut-être pas ceux qui ont le plus besoin de cela!”, reconnaît-il. Le savoir qu’il voudrait voir couler – comment le numérique “libéralise” le marché de l’information, et comment les techniques comportementales aident à résister – a déjà éclaboussé ses auditeurs. “On sait quand même faire le tri”, souffle une dame, sa doudoune sur les genoux, ancienne ingénieure de recherche. “C’est plus pour nourrir les conversations qu’on y va. Et puis c’est beau, la Sorbonne”, ajoute un ancien médecin.
“Il faut bien commencer quelque part”, rétorque Gérald Bronner. Le format qu’il a choisi rappelle les cours d’autodéfense intellectuelle qui ont essaimé depuis mai 1968. Sauf qu’ici, l’ambiance est feutrée, et la menace n’est pas la propagande d’État ou les classes “dominantes” mais les “superspreader”, ces mauvais influenceurs et les algorithmes qui les encouragent. “1 % des profils existants sur les réseaux sociaux produit 30 % de l’information qui s’y échange. Et les plus actifs sont toujours les plus radicaux”, rappelle-t-il, citant les études de référence sur la diffusion des messages en ligne, toutes parues à la fin des années 2010.
Sur scène, Gérald Bronner ne désigne ni ennemi – ce n’est pas son genre – ni de mesures politiques – c’est déjà fait. En 2021, le président Emmanuel Macron lui a confié une commission sur le sujet. Avec un cénacle d’experts, il recommandait d’engager “la responsabilité civile du diffuseur de mauvaise foi d’une fausse nouvelle préjudiciable”, de renforcer l’éducation aux médias et demandait une plus grande transparence des plateformes. Des propositions écoutées, pour la plupart, mais qui n’ont pas empêché la défiance et l’attrait pour les théories alternatives.
Ce soir, le sociologue préfère défendre un pacte. Il fait promettre à son auditoire de prendre du recul, de penser contre lui-même, dans une sorte de “déclaration d’indépendance mentale”, façon contrat social de Jean-Jacques Rousseau. Et distille les petits “trucs” pour déjouer les biais cognitifs, les reconnaître. La première séance porte sur un rappel : corrélation n’est pas causalité. Derrière lui s’affiche une photo de canard. En fond, une barrière métallique haute de plusieurs mètres, défoncée. “On se doute que ce n’est pas l’animal qui a provoqué autant de dégâts”, s’amuse-t-il.
La salle, acquise à sa cause, rit à ses blagues. Elle se tend lorsqu’il évoque le “risque civilisationnel” que pose la crise. Actualité oblige, il parle longuement du retour de Donald Trump au pouvoir aux États-Unis, et de ses mensonges. Le sociologue voudrait, à terme, lancer de véritables universités populaires, “que l’on soit plusieurs à prendre la parole, avec des associations”. Il rêve que petit à petit se démocratisent des sortes de “réunions tupperware de la rationalité”. Que tous, du moins ceux qui le veulent, soient capables de décomposer les informations, et les analyser, pour éviter les pièges.
Pourquoi ne pas commencer ailleurs que dans une des meilleures universités françaises, là où justement l’information de qualité est déjà abondante? “Je donne beaucoup de conférences vous savez”, nous rappelle-t-il. C’est vrai, Gérald Bronner écume les salles partout dans le monde, et pas que les amphithéâtres. Un jour à la SNCF, et le lendemain, à la Cour des comptes. Ce qui l’oblige même à faire de la “récup” : certaines slides de son diaporama n’ont pas changé en trois ans. Son show est filmé, pour un documentaire. A la fin, un scénariste l’approche. Il lui dit qu’il veut monter un spectacle sur le sujet de la désinformation, et demande quel ouvrage du sociologue il doit lire. Le début du ruissellement?
Neue Zürcher Zeitung, 7. Februar, nur für Abonnenten
Die andere «Rattenlinie» – wie Nazi-Kriegsverbrecher im Nahen Osten Zuflucht fanden
Im Zweiten Weltkrieg führten die Nationalsozialisten und die Araber denselben Kampf: die Ausrottung der Juden. Die arabisch-deutsche Zusammenarbeit hielt nach dem Krieg an.
Article intégral : https://kinzler.org/wp-content/uploads/2025/02/7-fevrier-3.pdf
Le Figaro, 29 janvier, libre accès
Commémorations d’Auschwitz : 46 % des Français âgés de 18 à 29 ans n’ont pas entendu parler de l’Holocauste
Un sondage réalisé pour l’ONG «Conference on Jewish Material Claims Against Germany» révèle les lacunes de nombreux Européens et Américains à propos de la Shoah, notamment parmi les jeunes adultes.
Extraits:
Alors que le monde commémore les 80 ans de la libération du camp d’extermination d’Auschwitz-Birkenau ce lundi 27 janvier, un sondage réalisé par organisation à but non lucratif Conference on Jewish Material Claims Against Germany et publié jeudi dernier révèlent les lacunes considérables au sujet de la Shoah de nombreux Européens et Américains, notamment parmi les jeunes adultes. Ainsi, 22% des Français n’ont jamais entendu parler du mot «Holocauste» ou «Shoah», une proportion qui monte à 46% chez les jeunes Français âgés de 18 à 29 ans. La différence est spectaculaire avec les autres pays étudiés (Pologne, Hongrie, États-Unis, Royaume-Uni, Allemagne Autriche, Roumanie) : dans ces pays, seuls de 2% à 6% des personnes interrogées répondent par la négative à cette question (et de 1 à 15% chez les jeunes adultes).
À la question de savoir nommer au moins un camp de concentration ou d’extermination, la France figure là encore parmi les mauvais élèves, à égalité avec le Royaume-Uni : 26% des personnes interrogées ne peuvent citer aucun nom. Mais le pire vient cette fois des États-Unis, où cette proportion monte à 48%. De manière notable dans tous les pays, Auschwitz-Birkenau est le camp le plus connu (de 44% à 86%), tandis que tous les autres répertoriés enregistrent des taux de connaissance faibles de l’ordre de 1% à 20% – à quelques exceptions qui s’expliquent par la proximité géographique : 64% des Autrichiens connaissent Mauthausen et 36% des Allemands connaissent Dachau.
Les chiffres de la Shoah «exagérés», pour 33% des jeunes adultes français
Le bilan de la Shoah est également très mal connu des habitants des pays étudiés. À l’exception – et de peu – de l’Allemagne où 51% des personnes interrogées savent que six millions de Juifs ont été tués, partout ailleurs, une majorité (de 52% à 66%) pense que le bilan est moindre. Et là encore, l’Hexagone figure parmi les mauvais élèves (64%, juste derrière la Roumanie). De 18% (Allemagne) à 28% (Roumanie) des sondés pensent par ailleurs que le bilan de l’Holocauste a été inférieur ou égal à deux millions de victimes. (…)
Madame Figaro, 29 janvier, article payant
André Comte-Sponville : «N’espérez pas être heureux demain, soyez-le aujourd’hui»
ENTRETIEN – En se libérant de l’espoir, on renoue avec le réel, l’action, le goût de vivre. Ce chemin de sagesse, le philosophe l’arpente dans son nouvel essai, L’Opportunité de vivre et le partage, pour nous, avec Géraldine Mosna-Savoye *.
Extraits:
Depuis la publication du Traité du désespoir et de la béatitude (Éditions PUF), André Comte-Sponville ne déroge pas à sa ligne : accepter ce qu’il y a de précisément inflexible dans la vie, tels la maladie et le deuil, pour mieux en profiter et, pourquoi pas, l’aimer. D’articles en essais, de conférences en quelques rares plateaux télé, le philosophe s’est attaché à nous faire admettre notre condition désespérément mortelle pour, sans crainte ni illusion, être heureux ici et maintenant. (…)
Sur quoi avez-vous encore envie d’écrire ?
Si je continue à écrire, ce sera ma philosophie. La même que celle écrite avec mon premier livre, le Traité du désespoir et de la béatitude, publié quand j’avais une trentaine d’années. La même aussi que j’ai exposée dix ans plus tard avec mon Petit Traité des grandes vertus. Au fond, cette opposition entre histoire de la philosophie et philosophie subjective est factice, on ne devient philosophe qu’en étudiant la philosophie des autres… Mais, à bientôt 73 ans, je veux être au plus près du vécu, parler à la première personne, à la manière de Montaigne. J’ai commencé à le faire dans mon livre précédent, La Clé des champs, dans lequel j’ai appelé un texte «Maman.»
Aller vers ce qu’on appelle une «philosophie de l’intime» ?
C’est ce qu’ont fait les plus grands philosophes ! Qu’est-ce que les Méditations métaphysiques, de Descartes, si ce n’est une autobiographie intellectuelle ? Pour moi, philosopher, c’est penser sa vie et vivre sa pensée. Il y aura toujours, c’est vrai, un décalage entre le vécu et la pensée, mais il s’agit de penser au plus près son expérience de la vie, de la façon la plus exacte.
Comment faire ? Comment faites-vous, vous, pour être au plus près de votre vécu ?
Il ne suffit pas de raconter sa vie. Ma philosophie est matérialiste, rationaliste et humaniste, au sens d’Épicure, Spinoza et Montaigne. Mais pour être au plus près de mon vécu, je pourrais aussi me définir comme un fidèle non-dogmatique. Élevé dans la tradition judéo-chrétienne, j’ai été un chrétien très pieux, mais j’ai perdu la foi quand j’avais 17-18 ans. J’ai par là même perdu une forme d’espérance, obligé de me confronter à ce qu’il y a de désespérant dans la condition humaine. Pascal, que j’ai lu à cet âge, a raison : on ne peut pas échapper à une part de désespoir. C’est peut-être le meilleur résumé de ma philosophie, ce que j’ai appelé le «gai désespoir.» Quand on m’a appris que ma petite fille, notre premier enfant, était atteinte d’une méningite foudroyante, j’espérais follement qu’elle guérisse, je n’avais jamais été aussi malheureux de ma vie. Ma fille est morte, et j’ai compris que l’espoir n’était pas du côté du bonheur mais du malheur. Spinoza a cette formule dans l’Éthique : il n’y a pas d’espoir sans crainte ni de crainte sans espoir. Quand vous n’espérez plus rien, vous n’avez plus de crainte, vous n’êtes donc pas malheureux. C’est dans ces moments, «désespéré», que vous pouvez toucher le bonheur. Une randonnée avec son meilleur ami, un quatuor de Mozart, ces sentiments de béatitude ne laissent plus rien à espérer. L’humoriste Alphonse Allais le disait aussi à sa manière : «Ne nous prenons pas au sérieux. Il n’y aura aucun survivant.»
Mais ce constat est tragique… et semble contradictoire avec votre philosophie du bonheur. Car, pour vous, le bonheur ne se rencontre ni dans l’au-delà ni dans une révolution à venir, il est ici et maintenant. Mais comment être heureux si l’on sait déjà qu’il n’y aura aucun survivant ?
Vous avez tort de confondre le désespoir et le malheur. Nous désirons tous être heureux. Épicure le dit, Platon le dit, Pascal et Freud le disent aussi. Mais, pour reprendre Pascal, tout homme recherche d’être heureux et aucun n’y arrive. Ce qui est vrai si l’on définit le bonheur comme un état complet de pleine satisfaction, ce que j’appelle la «félicité.» Mais quand on demande aux Français : «Êtes-vous heureux ?», depuis quarante-cinq ans, ils répondent oui à 70-80 % !
Mais se dire que la joie est possible, n’est-ce pas l’espérer ?
Je pense souvent à Charles Péguy qui évoque l’homme de 40 ans : c’est à cet âge qu’il comprend que le bonheur n’existe pas, mais, père d’un fils de 15 ans, il continue pourtant à espérer qu’il soit heureux (dans Clio. Dialogue de l’histoire et de l’âme païenne, NDLR). Il est impossible de ne plus espérer, chacun d’entre nous est plein de peurs, mais c’est en essayant d’espérer un peu moins, et donc, de craindre un peu moins, que l’on peut être heureux. Ma mère a passé sa vie à espérer, elle en est morte. Elle s’est tuée de déception, car la vie, depuis des années, ne correspondait pas aux espoirs qu’elle s’en était fait. Mais je vais vous dire : la vie ne correspond jamais aux espoirs qu’on s’en fait ! (…)
Dans l’avant-propos de ce nouvel ouvrage, vous affirmez que «la proximité de la mort pousse à profiter de la vie plus qu’à travailler.» Vous opposez la vie à l’écriture ?
J’arrive à un moment où, assez souvent, la vie me suffit. Méditer, marcher, ne rien faire… être vivant me suffit. Les artistes que j’aime sont ceux qui donnent ce sentiment que l’art est au service de la vie. J’admire Mozart et Beethoven, par exemple, mais Beethoven se prend trop au sérieux, il semble croire que sa musique est plus importante que la vie. Mozart, lui, se fait moins d’illusion, il a conscience de la vanité de son art. C’est ce que j’aime dans la philosophie, comme l’écrivait Pascal, se moquer de la philosophie, c’est vraiment en faire ! (…)
Vous citez Montaigne : «Moi qui me vante d’embrasser si curieusement les commodités de la vie, et si particulièrement, n’y trouve, quand j’y regarde ainsi finement, à peu près que du vent. Mais quoi, nous sommes partout vent.»
Je fais partie des adorateurs de l’Ecclésiaste. Autant j’ai du mal avec la Bible (notamment l’Ancien Testament), autant le «vanité des vanités, tout est vanité» de l’Ecclésiaste me bouleverse. S’il n’y a rien qui reste, s’il n’y a que du vent, autant prendre le meilleur ! Mais cela ne veut pas dire «jouir sans entraves», être dans le déni de la mort et se regarder le nombril, l’ego ou l’âme à longueur de journée. Tout comme ne penser qu’à la mort est aussi absurde. C’est la vie qui compte. Nous sommes nés pour agir, c’est l’action et les relations qui comptent. «Je veux que la mort me trouve plantant mes choux, mais nonchalant d’elle, et encore plus de mon jardin imparfait », dit aussi Montaigne. Ce qu’il appelle «nonchalance», c’est ce que j’appelle le «gai désespoir», accepter la vie telle qu’elle est, y compris dans ce qu’elle a de désespérant. La vie n’a jamais tort, ce sont nos espoirs qui sont illusoires et mensongers. Encore une fois : espérez un peu moins pour aimer la vie telle qu’elle est !
Eurotopics, January 28, free accès
What is the message from Auschwitz today?
Today marks the 80th anniversary of the liberation of the Auschwitz concentration and extermination camp. Only gradually did the world realise the true extent of the Nazis’ crimes. Auschwitz, where the Nazis murdered at least 1.1 million people, came to epitomise the Holocaust. Delegations from 55 countries are attending today’s commemorative ceremony in Poland at which former prisoners will also speak. Europe’s press reflects.
Full text:
A challenge for the school system
Teachers must be better prepared to deal with the topic, Libération demands:
“In Europe, where only ten percent of the world’s Jews now live – compared to 60 percent in 1939 – antisemites are more on the offensive than ever, invigorated by the massacre in Israel on 7 October and the immediate reflex to blame the Jews for the terrible consequences for the Palestinians. Teachers are often ill-prepared to tackle the subject in class, because there is a lack of training and the questions are numerous. … The aim of today’s commemoration is above all to draw lessons from Auschwitz for the present.”
De Morgen (BE) / 27 January 2025
When modern technology meets primitive instincts
In De Morgen, historian Rolf Falter is appalled by the combination of base instincts and efficiency:
“The lesson of Auschwitz is that as soon as you choose violence and war, you unleash our most primitive instincts. These are then inevitably reinforced with all the technology and knowledge at the disposal of modern civilisation. In the end, you only create murder and destruction on an unimaginable scale. Auschwitz was, crudely put, unthinkable without the context of a highly developed society. That is, in every respect, a terrible realisation.”
The Guardian (GB) / 26 January 2025
Fascist rhetoric is flourishing
Remembering the Holocaust is more important today than ever, The Guardian admonishes:
“The far right is on the rise across Europe, including in Germany. Last Monday the world’s richest man, Elon Musk, gave what were widely seen to be two Nazi salutes as he celebrated the US presidential inauguration. … President Trump himself has adopted fascist rhetoric in railing against ‘vermin’ and accusing immigrants of ‘poisoning the blood’ of the country. Antisemitism and other forms of bigotry never vanished. Now they flourish. True believers are emboldened; others go along with them from ambition or indifference. ‘Functionaries’, suggested [the author] Primo Levi – another survivor of the death camp – are more numerous and therefore more dangerous than monsters.”
Der Tagesspiegel (DE) / 26 January 2025
Jews as a seismograph of social development
The treatment of Jewish people is a measure of how democracy is faring, Der Tagesspiegel argues:
“There is good reason to wonder whether age-old resentments have not survived to this day: the ongoing perception of Jews as alien. This is how it increasingly seems to the Jews of Germany today. Fear is growing in their communities. Our willingness to account for how things stand shows to what extent our society accepts plurality and diversity, embraces equality and refrains from pinning labels on others. Can we create unity by excluding others? Seen in this light, the Jews are a seismograph of our social development.”
Onet.pl (PL) / 27 January 2025
Criticism of Israel often antisemitism
Agnieszka Markiewicz and Simone Rodan-Benzaquen from the American Jewish Committee write on Onet.pl:
“It is the Jewish state that is the ultimate guarantor of ‘never again’. However, this role has frequently made Israel a target of today’s antisemitism, which is often disguised as criticism of the political process. The International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) defines antisemitism as, among other things, ‘the denial of the right of the Jewish people to self-determination, for example by claiming that the existence of the state of Israel is a racist endeavour’. … The denial of the right of the Jewish people to self-determination, the de-legitimisation of their state and the distortion of the memory of the Holocaust aimed at denigrating Israel are forms of antisemitism that must be universally condemned.”
Kristeligt Dagblad (DK) / 27 January 2025
Never stop remembering
The danger of a new Holocaust has not been banished, Kristeligt Dagblad warns:
“From 1933 to 1945, death was the ‘master from Germany’, but death, conceived as barbarism and evil, cannot be ascribed to a single nationality or ideology. There have been many other genocides throughout history, but the Nazi version is the clearest warning of what can happen when evil is given free rein. We must do all we can to remember this and never allow it to happen again.”
Le Monde, 27 janvier, article payant
Tal Bruttmann : « Les images des camps nazis ne disent pas ce qu’on leur fait dire »
Entretien : Spécialiste de la Shoah, l’historien explique dans un entretien au « Monde », accordé à l’occasion des 80 ans de l’ouverture du camp d’Auschwitz, que nous entretenons toujours une vision faussée du génocide, déformée par les images prises par les Alliés, qui ne rendent pas compte de sa réalité complexe.
Extraits:
L’historien Tal Bruttmann est notamment l’auteur du livre de référence Auschwitz, qui vient d’être réédité (La Découverte, « Repères », 124 pages, 11 euros, numérique 8,50 euros), et d’Un album d’Auschwitz. Comment les nazis ont photographié leurs crimes (Seuil, 2023), écrit avec les historiens allemands Stefan Hördler et Christoph Kreutzmüller. Une exposition inspirée de ce livre vient de s’ouvrir au Mémorial de la Shoah, à Paris, dont il est, avec Christoph Kreutzmüller, le commissaire scientifique. Il revient, pour Le Monde, sur ce que les Alliés ont découvert le 27 janvier 1945 en arrivant à Auschwitz, et sur les images qui, depuis, incarnent la mémoire des camps nazis et de la Shoah.
Les historiens ne parlent pas de « libération » des camps par les Alliés, entre janvier et mai 1945, mais plutôt de « découverte » ou d’« ouverture ». Pour quelle raison ?
Tout simplement parce que « libération » laisse entendre que les camps ont été des objectifs tactiques ou stratégiques pour les armées alliées, alors que ça n’a jamais été le cas. On libère un lieu en venant combattre, par exemple, les troupes qui l’assiègent ou qui l’occupent. Ce n’est pas du tout ce qui se passe avec les camps. Le seul objectif des Alliés était de vaincre le IIIe Reich. Mais il se trouve qu’ils sont tombés sur des camps au gré de leur avancée, notamment vers Berlin.
Auschwitz est emblématique à cet égard. L’Armée rouge a pris Cracovie quelques jours plus tôt, et la route qui mène vers l’ouest passe par Auschwitz. Quand, le 27 janvier 1945, elle atteint successivement Monowitz (Auschwitz III), Auschwitz I et Birkenau (Auschwitz II), quelques SS sont encore là, ce qui provoque des escarmouches. Des prisonniers s’y trouvent aussi mais, la plupart ayant été évacués durant les dernières semaines, ils sont peu nombreux au regard de l’immensité du complexe : environ 7 000, disséminés dans la quarantaine de camps qui composent Auschwitz.
Les Soviétiques les prennent tout de suite en charge, mais l’essentiel des troupes repart vite. Elles ont « découvert » Auschwitz au sens littéral : elles sont tombées dessus. Et elles l’ont « ouvert », et se sont occupées des rescapés, dont on peut dire, pour le coup, qu’elles les ont « libérés ». Mais parler de « libération » du camp, au sens strict, n’a pas de sens.
D’autant qu’à partir de novembre 1944 les nazis ont commencé à démanteler les chambres à gaz, dont il ne reste que des ruines fin janvier. Les Soviétiques arrivent trop tard pour libérer l’Auschwitz réel, c’est-à-dire la machine de mort mise en place en 1942, où autour de 1 100 000 personnes sont mortes, dont près de 900 000 juifs assassinés immédiatement à leur arrivée. Que comprennent-ils, dès lors, à ce qu’ils voient ?
C’est toute la difficulté. Un lieu ne parle pas par lui-même. Surtout un lieu comme Auschwitz, qui est d’une grande complexité, par sa taille et le cumul de ses fonctions, entre les camps de concentration et le centre de mise à mort. Début février, les Soviétiques commencent à filmer. Mais qu’ont-ils à montrer ? Des rescapés et des symboles, les barbelés, les pylônes. Ils ne peuvent pas filmer les morts, dont les traces ne sont pas visibles. Ils ne comprennent pas la Shoah en tant que telle. Ils sont impressionnés, comme on peut l’être aujourd’hui, par ces camps qui s’étendent à perte de vue. Mais plus il y a d’espace, plus il y a de personnes maintenues en vie, même si c’est dans des conditions atroces. Les chambres à gaz, c’étaient des têtes d’épingle dans cette immensité. Il n’y a pas besoin de grands espaces pour tuer les gens.
Les images qu’ils filment à ce moment-là ont-elles contribué à faire connaître les camps ?
Assez peu, en fait. Les images qui ont constitué notre imaginaire du système concentrationnaire nazi sont celles du printemps 1945, quand les armées alliées découvrent les autres camps, Mauthausen, Buchenwald ou Ravensbrück. Ce sont les photographies que nous connaissons tous : des rescapés décharnés derrière des barbelés, des cadavres amoncelés. Mais elles ne disent pas ce qu’on leur fait dire.
Notamment parce que beaucoup de juifs sont présents quand les Alliés arrivent, alors que leur présence ne correspond à aucune norme nazie. Les juifs n’étaient pas dirigés vers le système concentrationnaire, ils étaient assassinés dans des fosses, ou envoyés dans les centres de mise à mort, ou encore, pour une petite partie d’entre eux, utilisés dans le travail forcé – avant tout à Auschwitz –, jusqu’à la mort. A partir de l’été 1944, on a commencé à les transférer vers les camps de concentration, qui avaient de plus en plus besoin de main-d’œuvre, alors que le Reich, assailli de tous côtés, se lançait dans une guerre totale. Et donc, au moment où les Alliés arrivent, les juifs se sont en quelque sorte répandus dans l’ensemble du système concentrationnaire, où, jusque-là, ils n’avaient pas de place.
Les contemporains en ont tiré la conclusion que les juifs ont été envoyés dans les camps de concentration, et cela reste en partie le cas aujourd’hui, parce que ces images continuent de marquer nos imaginaires. Nous croyons voir la Shoah en les regardant, alors qu’elles montrent l’exception. Les juifs qui y apparaissent, ces gens décharnés, ces figures – pour nous – de l’horreur nazie, sont ceux qui ont échappé à l’assassinat de masse. Les morts n’existent plus, littéralement. Ils sont enfouis, ou en cendres. On ne les retrouve pas. On ne les photographie pas. Et pourtant, ce vide, c’est la réalité de la Shoah.
Ces images si mal comprises n’ont toutefois pas empêché que l’on reconstitue le processus de destruction. Ont-elles vraiment été un obstacle à la compréhension de la Shoah ?
Non, bien sûr, mais elles ont facilité la tâche à tous ceux qui ont cherché, et qui cherchent encore, à minimiser la spécificité de l’assassinat systématique des juifs. C’est vrai aussi pour les Tziganes, qui ont subi une politique de destruction, sous d’autres modalités, mais aussi systématique. Quand on les montre dans les camps de concentration, au milieu des autres déportés – politiques, « asociaux », homosexuels… –, ces manipulateurs peuvent dire : « Pourquoi n’y en a-t-il que pour eux ? Ce n’étaient pas les seules victimes ! » Mais, justement, les juifs et les Tziganes n’étaient pas destinés à ces camps-là, ils étaient destinés à être assassinés. Ces images créent de la confusion, dont certains se servent à dessein. (…)
Le Point, 24 janvier, article payant
La vérité sur les 197 photos de l’album de l’extermination
Cet ensemble de 197 images de la Shoah prises par des nazis fait l’objet d’une publication dirigée par des historiens, dont l’analyse sonne comme un devoir de mémoire.
Article intégral : https://kinzler.org/wp-content/uploads/2025/01/24-janvier-3.pdf
Neue Zürcher Zeitung, 20 janvier, article payant
Die Psychoanalyse versklave die Menschen, fand Gilles Deleuze – und der Wahnsinn sei eine revolutionäre Kraft
Vor knapp sechzig Jahren schrieb Gilles Deleuze «Anti-Ödipus». Zusammen mit Félix Guattari landete er damit einen Bestseller des postmodernen Denkens. Am 18. Januar wäre Deleuze hundert Jahre alt geworden.

Voir l’article intégral : https://kinzler.org/wp-content/uploads/2025/01/20-janvier-1.pdf
Neue Zürcher Zeitung, 17 janvier, article payant
«Hitler war Sozialist», sagt Alice Weidel. Das ist falsch. Aber nicht ganz
Hitler sei links gewesen, der Nationalsozialismus kommunistisch: Das sagte die AfD-Kanzlerkandidatin im Talk mit Elon Musk. Alice Weidel ist nicht die Erste, die die These vertritt, Nationalsozialismus und Sozialismus hätten mehr gemeinsam als den Namen.
Extraits :
Kann man rechts und links verwechseln? Vergangene Woche sagte Alice Weidel, Hitler sei Kommunist gewesen. Im Talk mit Elon Musk sprach die AfD-Kanzlerkandidatin auch über den Nationalsozialismus. Und erklärte, dieser sei «alles andere als rechts». Der grösste Erfolg «nach dieser schrecklichen Ära» sei es gewesen, Hitler als rechts und konservativ zu bezeichnen. Aber Hitler sei das Gegenteil gewesen: «Er war nicht konservativ. Er war ein sozialistisch-kommunistischer Typ.»
In den sozialen Netzwerken erntete Weidel Kritik, aber auch viel Beifall. Auf Nachfrage hielt sie an der Behauptung fest. Sie sei Ökonomin, sagte sie in einem Interview auf RTL, und sehe das «aus der Brille der ökonomischen Dogmengeschichte». Für Ökonomen sei völlig klar, dass Hitler «ein Linker» gewesen sei. Ein «antisemitischer Sozialist».
Man müsse sich nur die Methoden ansehen, mit denen Hitler gearbeitet habe, so Weidel. Es seien die gleichen, wie die Linke sie heute anwende (…)
Die Medien von ARD und ZDF bis «Spiegel» und «Welt» brachten Historiker in Stellung und überboten sich gegenseitig in Faktenchecks. Ihr Fazit war klar. Die Behauptungen seien «grundfalsch», sagte Andreas Wirsching vom Münchner Institut für Zeitgeschichte am Deutschlandfunk. Und in Hinblick auf die Opfer des NS-Regimes seien sie «zynisch, politisch irreführend und infam». «Alles Quatsch», sagte Michael Wolffsohn in der «Bild»-Zeitung. Weidel wolle die AfD von dem Verdacht reinwaschen, nationalsozialistisch zu sein.
Das ist zweifellos richtig. Und so wie Weidel ihre Aussage begründet hat, ist sie erst recht nicht haltbar. Gerade im ökonomischen Sinn war Hitler kein Sozialist. Privateigentum stellte er nicht infrage. Mit Verstaatlichungen hielt er sich zurück. Wo er sie anordnete, tat er es nicht aus ideologischen Gründen, sondern um Deutschland möglichst rasch kriegstauglich zu machen. Mit den grossen Industriellen arrangierte er sich und liess sich zum Teil von ihnen finanzieren.
Vor allem: Die ersten Opfer der Nazi-Gewalt waren Linke. (…) Er wolle den Marxismus «mit Stumpf und Stiel» ausrotten, betonte er.
Ideologisch hat der Nationalsozialismus kaum Gemeinsamkeiten mit dem Kommunismus. Klasse war keine Kategorie in Hitlers gesellschaftlichem Denken. Er orientierte sich an der Vorstellung einer «Volksgemeinschaft», die Klassenunterschiede nicht zum Verschwinden bringen, sondern übersteigen sollte. In einer Gemeinschaft aller, die durch die «Rasse» miteinander verbunden sind.
Im Gespräch mit Musk wies Weidel darauf hin, dass die Nationalsozialisten ihre sozialistische Herkunft ja schon im Namen trügen. Tatsächlich findet sich in Hitlers nie veröffentlichtem zweitem Buch, das im Mai 1945 in einem Luftschutzbunker in München entdeckt wurde, der Satz: «Ich bin Sozialist.» Das schrieb Hitler 1928. Wie er es gemeint hat, ist allerdings unklar. (…) Denn mit allem, was sozialistisch ist, wollte er nichts zu tun haben. (…)
Damit hatte sich der Nationalsozialismus vom Sozialismus getrennt. Doch Alice Weidel ist nicht die Erste, die die These vertritt, die beiden hätten mehr gemeinsam als den Namen. 2003 fragte der Historiker und Publizist Joachim Fest, Verfasser einer brillanten Hitler-Biografie, in einem Zeitungsartikel: «War Adolf Hitler ein Linker?» Und bejahte die Frage. Wenigstens zum Teil. Es gebe gute Gründe, schrieb er, dass er «eher auf die linke Seite» gehöre. Mit dem Totalitarismus Stalins habe er jedenfalls mehr gemein als mit dem Faschismus Mussolinis.
Dass Hitler keine Produktionsmittel verstaatlicht habe, spreche nicht dagegen, sein Programm sozialistisch zu nennen, fand Fest. Tatsächlich habe Hitler einen weit klügeren Einfall gehabt und, wie er selbst sagte, «nicht die Betriebe, sondern die Menschen» sozialisiert. Ein Kapitalist sei er jedenfalls nicht gewesen. Viele der jungen Männer, die im Frühling 1933 in die SA eintraten, waren ehemalige Kommunisten. Den Wechsel zu den Nazis, sagt Fest, hätten sie nicht als Bruch empfunden.
«Im Herzen», so Fest, «blieb man Sozialist, nur dass man von nun an auch noch national sein durfte.» In der Politik hätten die unversöhnlichsten Rivalen oft etwas von feindlichen Zwillingen. Den Traum vom «neuen Menschen» hätten Kommunisten wie Nazis geträumt. Beide hätten nichts so sehr verachtet wie das Bürgertum. Ein klarer Unterschied, so Fest, liege darin, dass sich der Nationalsozialismus schon im Programm unmenschlich ausgenommen habe, während der Sozialismus in «humanitären Maskeraden» aufgetreten sei. (…)
Für Fest war dies eine Warnung, keiner Ideologie zu vertrauen. Weil sie nie hielten, was sie versprächen. Und weil sich hinter ihrer Fassade immer das «nackte Grauen» verberge. Auch der Historiker und Schriftsteller Sebastian Haffner, der Deutschland 1938 verlassen musste und dessen Analysen des braunen Terrors noch heute lesenswert sind, warnte davor, es sich mit Hitler zu einfach zu machen.
In seinem Buch «Anmerkungen zu Hitler» schrieb Haffner: «Hitler ist keineswegs so leicht als extrem rechts im politischen Spektrum einzuordnen, wie es viele Leute heute zu tun gewohnt sind.» Eine Antwort darauf, wo man ihn denn sonst einordnen soll, bleibt Haffner schuldig. Hitler als links zu bezeichnen, ist zweifellos falsch. Aber zu einfach sollte man es sich tatsächlich nicht machen.
Der Nationalsozialismus bewegte sich jenseits herkömmlicher politischer Kategorien. Im Mittelpunkt standen ein glühender Antisemitismus und die Idee eines «grossgermanischen Weltreichs». Dem mussten sich alle anderen Elemente der Nazi-Ideologie unterordnen. Hitler machte Zugeständnisse. Den Eliten bot er das Bewusstsein der Auserwähltheit, um ihnen das «Völkische» schmackhaft zu machen. Den Arbeitern ein bisschen Sozialismus, um sie für den Nationalismus zu gewinnen. Das stimmt. Aber es macht Hitler noch nicht zum Kommunisten.
Neue Zürcher Zeitung, 16 janvier, article payant
Wie verhalten wir uns, wenn wir glauben, ein Opfer zu sein?
Ein raffinierter Versuch zeigt: Wir bilden uns Diskriminierung gerne ein
Extraits :
Robert E. Kleck hat nicht erwartet, dass sein Name plötzlich auf Tiktok, Instagram und Youtube auftauchen würde. Mit 87 Jahren ist der Psychologieprofessor längst emeritiert. Doch vor 45 Jahren hat er am Dartmouth College in New Hampshire, USA, ein Experiment durchgeführt, das der Zeitgeist nun in die sozialen Netzwerke spült.
Kleck interessierte sich in den 1970er Jahren für die Auswirkungen der äusseren Erscheinung eines Menschen auf sein Sozialleben. Was geschieht, wenn wir jemandem begegnen, der sich sichtbar von uns unterscheidet?
Bald konzentrierte er sich auf entstellte Gesichter. «Damals waren Polaroidkameras der letzte Schrei», erinnerte sich Kleck, «wir entdeckten, wie einfach es war, damit Bilder von sehr überzeugenden Gesichtsnarben zu erzeugen.» Kleck und sein Forschungsassistent Angelo Strenta manipulierten die noch feuchten Fotos aus der Sofortbildkamera so, dass sie eine glaubwürdige Narbe auf dem Gesicht der fotografierten Person zeigten. Als sie den Leuten ihr so entstelltes Gesicht zeigten, waren viele überzeugt: Eine solche Narbe würde sich wohl zerstörerisch auf ihr Sozialleben auswirken.
Frühere Forschung hatte gezeigt, dass Menschen mit stigmatisierenden Körpermerkmalen – etwa mit einem fehlenden Arm – dazu neigen, Interaktionen ausschliesslich im Licht ihres abweichenden Äusseren zu deuten. Allerdings war es diesen Leuten unmöglich herauszufinden, ob man sich ihnen gegenüber wirklich anders verhielt oder ob ihre Erwartungshaltung dazu führte, dass sie neutrale Reaktionen anders bewerteten.
Kleck und Strenta gelang es, diese Schwierigkeit in ihrem Experiment mit einer kreativen Methode zu überwinden. Sie waren auf eine Firma gestossen, die Schminke für Theaterproduktionen verkaufte, darunter auch realistische Narben, die sich – und das war entscheidend – sehr leicht mit Wasser entfernen liessen.
Der Versuch lief folgendermassen ab: Studentinnen wurde auf der rechten Backe zwischen Ohr und Mundwinkel eine Narbe geschminkt. Sie überzeugten sich mit einem Handspiegel davon, dass alles echt aussah. Dann wurde die Narbe kurz aufgefrischt, bevor die so entstellte Versuchsteilnehmerin ein Gespräch mit einer anderen Frau führte. Der sechs Minuten lange Dialog war dem Thema «Wie man Freunde gewinnt» gewidmet.
Nach dem Versuch füllten die Studentinnen Fragebogen aus und wurden interviewt. Sie waren überzeugt davon, dass ihre Narbe eine Reaktion hervorgerufen hatte. Ihre Gesprächspartnerinnen seien angespannt gewesen, hätten sie angestarrt und weniger attraktiv gefunden. Das scheinen plausible Aussagen zu sein, bis man ein entscheidendes Detail erfährt: Es gab gar keine Narbe.
Beim Auffrischen – nach dem Blick in den Spiegel – wurde die Narbe unbemerkt abgewischt. Die Versuchsteilnehmerinnen meinten bloss, ihr Gesicht sei verunstaltet. Die vermeintliche Reaktion ihrer Gesprächspartnerin gab es in Wahrheit nur in ihrem Kopf.
Weil Sexismus und Rassismus zu grossen Themen unserer Zeit geworden sind, wurde das Experiment wiederentdeckt. Der russisch-britische Satiriker Konstantin Kisin deutete den Versuch so: «Wenn man den Leuten ständig sagt, sie würden diskriminiert, veranlasst es sie, nach Hinweisen dafür zu suchen.» Kleck selbst wehrt sich gegen die Interpretation, dass Diskriminierung ausschliesslich im Kopf des vermeintlichen Opfers stattfindet. «Wie viele Schwarze muss man an Bäumen hängen sehen, bevor man akzeptiert, dass einige Formen der Diskriminierung real sind?»
Klecks Versuch zeigte zwar tatsächlich, dass man sich eine Opferrolle einbilden kann. Anders als im Experiment gibt es in der Wirklichkeit aber keine sichere Methode, eine reale Diskriminierung von einer imaginären zu unterscheiden.
https://www.nzz.ch/folio/wie-verhalten-wir-uns-wenn-wir-glauben-ein-opfer-zu-sein-ld.1862936
New York Times, 15 janvier, article payant
A House at Auschwitz Opens Its Doors to a Chilling Past
The home of the death camp’s wartime commandant, Rudolf Höss, which was the subject of the Oscar-winning movie “The Zone of Interest,” will soon welcome visitors.
Extraits :
The mother lived for 42 years in a three-story house overlooking a former gas chamber and a gallows at Auschwitz, sometimes losing sleep at the thought of what had happened on the other side of her garden wall.
But the house in Oswiecim, southern Poland, once the home of the death camp’s wartime commandant, Rudolf Höss, was “a great place to raise children,” said Grazyna Jurczak, 62, a widow who raised two sons there.
The home, the subject of the Oscar-winning movie “The Zone of Interest,” had “safety, silence, a beautiful garden,” easy access to a river across the road and, in winter, space for an ice-skating rink for her two boys, she said.
Alone in the house after her husband died, she finally decided to leave. One reason, she said, was that she was disturbed by people who, after watching “The Zone of Interest,” were tramping through her garden, peering through her windows and reminding her of her home’s connection to the Holocaust.
Last summer, Ms. Jurczak agreed to sell the home to the Counter Extremism Project, a New York-based group that wants to open the house to visitors. She moved out in August, and in October the New York group completed its acquisition of the home and an adjacent house built after the war. (…)
Now the house, at 88 Legionow Street, just outside the camp’s perimeter fence, is being prepared to receive visits by the public for the first time, as part of commemorations for the 80th anniversary of the Soviet Army’s liberation of Auschwitz. (…)
A mezuzah, a parchment containing biblical verses, has been attached to the front door frame to honor Jewish tradition — and repudiate the fanaticism of its former occupant, the Auschwitz commander. After the war, Commandant Höss recalled how the successful experimental gassing of Russian prisoners in 1941 “set my mind at rest, for the mass extermination of the Jews was to start soon.”
He was hanged in 1947 at a gallows placed between his former home and a Nazi crematory.
On a table in a downstairs corner room that Commandant Höss used as a home office lies a heap of torn and crumpled Nazi-era newspapers and other wartime artifacts found after the house was sold. There is also a coffee mug, embossed with the seal of the SS, and German beer bottles.
The Auschwitz-Birkenau State Museum, a Polish institution in Oswiecim committed to the remembrance of Nazi victims, will be hosting dozens of world leaders on Jan. 27. (…)
“This house has been closed for 80 years. It was out of reach to the victims and their families. Finally, we can open it to honor survivors and show that this place of incredible evil is now open to all,” Mr. Wallace said.
The plan, Mr. Wallace said, is to turn the house, along with the adjacent property, into the Auschwitz Research Center on Hate, Extremism and Radicalization, a new organization that will work to expand the pledge of “Never Again” from historical memory to current action.
Piotr Cywinski, a Polish historian and director of the Auschwitz-Birkanau Museum since 2006, said his state-run institution wanted to preserve its core mission of remembrance but saw value in supporting a project focused on the present and future, as well as the past. (…)
The new center will encompass the entire territory of Commandant Höss’s wartime property, including a long sealed-off garden area where he met with Hitler’s security chief, Heinrich Himmler, Josef Mengele, the “angel of death” doctor, and other Nazi dignitaries tasked with exterminating Jews. Daniel Libeskind, an American architect, has been commissioned to redesign the property.
Mr. Libeskind said he had drawn up preliminary plans that envisage turning the interior of the house into “a void, an abyss” — the external walls are protected by a UNESCO preservation order — and the construction of a new partly buried structure in a garden area with meeting rooms, a library and a data center. (…)
While awaiting execution in a Polish jail after the war, Mr. Höss, the former commandant, wrote an autobiography that Primo Levi, the Italian writer and Auschwitz survivor, described as the work of a “drab functionary” who “evolved step by step into one of the greatest criminals in history.” (…)
Mr. Cywinski, the Auschwitz-Birkanau museum director, said he was eager to work with the Counter Extremism Project, in its efforts to combat extremism.
Extremism, he said, “is unfortunately not a mental illness; it is a method” that exploits widespread feelings of frustration.
Ordinary people with ordinary ambitions, he added, can turn into monsters.
Mr. Höss, he said, “was a wonderful father to his kids and, at the same time, the main organizer of the most brutal killings in the history of the world.”
https://www.nytimes.com/2025/01/15/world/europe/auschwitz-zone-of-interest-house.html
Le Figaro, 14 janvier, article payant
«Ne pas parler français, c’est collaborer à notre disparition politique et culturelle»: un écrivain s’alarme de la montée du globish
ENTRETIEN – Pascal-Raphaël Ambrogi, écrivain et lexicologue, invite à ne pas considérer le «globish» comme davantage qu’un outil de communication appauvri. Sa propagation croissante pourrait-elle signer la mort des langues nationales?
Pascal-Raphaël Ambrogi est haut fonctionnaire chargé de la langue française et de la terminologie, écrivain et lexicographe. Il est également capitaine de vaisseau au sein de la réserve opérationnelle de la Marine nationale, et auteur de plusieurs ouvrages, dont le Dictionnaire culturel du christianisme (Honoré Champion) en 2020, et récemment le Dictionnaire culturel de la mer et de la marine (Honoré Champion) en septembre 2024.
Extraits :
LE FIGARO. – Le globish devient une «lingua franca» mondiale. Pour autant, peut-on le comparer au grec dans l’empire d’Alexandre le Grand, au latin dans l’Empire romain ou encore au français du XVIIIe siècle ?
Pascal-Raphaël AMBROGI. – À la différence du grec et du latin, le globish n’est pas une langue, mais un simple outil. Les Romains, contrairement aux entrepreneurs anglo-américains, n’ont pas considéré que l’extension de leur langue était liée à leurs désirs d’expansion. Le latin ne fut pas imposé comme langue officielle aux régions conquises. Les cités grecques vaincues ont continué d’utiliser le grec. Partout, le latin a complété les langues en usage, sans s’y substituer. Alexandre le Grand, quant à lui, voulut étendre le grec, langue administrative de son empire. Les langues locales survécurent. Si une règle a bien prévu que les magistrats de Rome dussent répondre en latin aux ambassadeurs au Sénat ou hors de Rome, on parlait grec au Sénat, a dit Cicéron. Pour les Romains du temps de la République, la préséance du latin permettait de souligner la supériorité romaine. Le grec fut cependant utilisé dans la perspective d’un lien renforcé avec les populations. Après la conquête du monde grec, les Romains consacrèrent un système bilingue de communication efficace.
Comme il fut primordial de promouvoir une langue chrétienne universelle, il fallut consacrer une langue de la diplomatie. Cette dernière conserva le latin jusqu’au XVIIe siècle, tout comme les sciences jusqu’à la fin du XVIIIe siècle. Depuis le milieu du XVIIe siècle, le français était la langue la plus usitée, prenant la place de l’italien qui avait régné après la Renaissance. Le français, bénéficiant d’une extraordinaire expansion sociale et culturelle, se substitua au latin de plus en plus défaillant et corrompu comme langue de la diplomatie sous Louis XIV. Le français a joui de ce statut jusqu’à la fin de la Première Guerre mondiale. Le XVIIIe siècle fut incontestablement celui du triomphe du français, langue internationale de toute l’Europe.
Aujourd’hui en 2025, le globish est-il le seul assaut contre lequel la langue française doit résister?
On peut en citer principalement cinq. Tout d’abord, l’anglais, une langue merveilleuse, très menacée dans sa forme élaborée, issue à 63% du français. Il s’impose aujourd’hui partout, par recouvrement. (…)
Deuxièmement, le globish, forme rudimentaire de l’anglais, sabir au vocabulaire très limité et à la syntaxe élémentaire, s’étend comme langue véhiculaire. En troisième lieu, le franglais qui est une langue française anglicisée du fait de l’emprunt de termes et de tournures syntaxiques.
Enfin, deux formes nouvelles sont apparues. L’une, invasive, agit par substitution inutile d’un mot français par un mot anglais (barber, call, etc.). La grammaire est de même visée par cette tendance (l’inversion du prédicat par ex.). La substitution n’a pourtant jamais eu cours en français ; il n’a cessé d’inventer en puisant son enrichissement dans ses racines grecques et latines. Les innombrables apports étrangers ont toujours été, quant à eux, remaniés par l’esprit français. L’autre, auto-colonisatrice, agit sous l’influence de pseudo-élites qui précèdent les attentes du maître anglo-américain dans une démarche d’infériorisation de soi, en créant un anglais imité et incompris du reste du monde. Toutes ces atteintes sont nourries et encouragées par les «collabos de la pub et du fric» que stigmatisait Michel Serres ; elles amplifient les forces qui favorisent l’assimilation d’une langue par une autre. (…)
Disons d’abord que le français est d’autant plus fragile qu’il est une langue écrite qui se parle, qu’il se caractérise par une vérification constante de l’oral par l’écrit. Or l’orthographe connaît sans doute la détérioration la plus grave. En dehors de quelques curiosités, elle n’est pas plus difficile qu’une autre. Mais elle n’est plus réellement maîtrisée.
Le français parlé se dégrade. Le vocabulaire se rétracte. Avec la disparition des prépositions et des articles, on observe la généralisation de la substitution d’un ou de plusieurs mots français par de l’anglais, du neutre dans les pronoms relatifs et les accords, ou de la fin des liaisons. Toutes ces atteintes à la langue relèvent de l’imitation de l’anglo-américain, comme les solécismes («sur comment, sur pourquoi» reproduisant on about). (…)
Il en résulte une montée de la violence du fait de la relation étroite entre cette dernière et l’impuissance linguistique qui s’accroît : un vocabulaire pauvre, une syntaxe approximative ne permettent pas de partager la moindre pensée ou d’élaborer un raisonnement dans l’intelligence d’un interlocuteur, par la force du verbe. Souvenons-nous de Goebbels, qui écrivait : «Nous ne voulons pas convaincre les gens de nos idées, nous voulons réduire le vocabulaire de telle façon qu’ils ne puissent plus exprimer que nos idées.»
(…) «un pays qui mésuse sa langue est un pays en voie de décadence», écrivait Jean Paulhan dans Les Fleurs de Tarbes ou la Terreur dans les lettres (publié en 1941). Ne pas parler français ou contribuer à sa destruction, c’est collaborer à notre disparition politique et culturelle. (…)
Le globish, ce « dialecte de transaction », disait Chateaubriand, s’érige partout en vecteur dominant, véhicule des images, des usages et un mode de pensée. Sa domination économique et culturelle est plus forte que si elle était politique. Il résulte d’une volonté imposée et d’une soumission volontaire qu’elle précède parfois. Elle est amplifiée par des techniques de communication donnant à l’impérialisme linguistique des moyens de pression et de séduction inédits. Mais c’est un langage pauvre, un « outil » dépourvu de dimension culturelle qui ne peut se substituer aux langues complètes.
Une langue est bien plus qu’un outil de communication. L’enjeu n’est donc pas seulement la substitution d’une langue à une autre, mais aussi celui de la substitution d’une civilisation à une autre. (…) Les langues, affectées dans leur lexique et leur grammaire, localisées, infériorisées, sont menacées. (…)
La promotion d’une langue juste, neutre et stable, n’est pas une obsession conservatrice. Bien au contraire, elle devrait être l’exigence légitime de tout citoyen animé du désir qui sous-entend notre pacte républicain. (…)
Lire, c’est comprendre. C’est apprendre. Un élève qui lit construit son futur. Enfin, contrairement aux médias audiovisuels promouvant un outil passif, la lecture implique une co-création entre l’auteur et le lecteur. «Nous sommes tous devant le romancier, comme l’esclave devant l’empereur : d’un mot, il peut nous affranchir», écrivait Proust. L’écriture et la lecture, conquêtes récentes de l’humanité, doivent plus que jamais être transmises et enseignées. Elles permettront de lutter contre la déshumanisation de la société qui est en cours. La vie de l’esprit est en jeu.
New York Times, 14 janvier, article payant
Isaac Stanley-Becker: Europe Wasn’t Built to Be Like This
Dr. Stanley-Becker is a national security reporter at The Washington Post and the author of the forthcoming book “Europe Without Borders: A History.”
Extraits :
When I crossed a bridge spanning the Rhine last year, a checkpoint blocked the route between France and Germany, on the Pont de l’Europe.
Borders are closing in Europe, for reasons ranging from ongoing crises in Eastern Europe and the Middle East to increasing migratory pressures and the risk of terrorist infiltration. France cites “threats to public policy, public order.” Germany names “the global security situation.” Austria and the Netherlands point to “irregular migration” and Italy to the influx “along the Mediterranean route and the Balkan route.”
It wasn’t meant to be this way. European integration promised the abolition of borders, an ever closer union allowing the free movement of people, goods and capital in a single market. That promise was embodied in the Schengen zone, an area of open borders formed in the twilight of the Cold War — by a treaty among France, West Germany, Belgium, Luxembourg and the Netherlands — and now encompassing 29 European countries. But the fear of immigrants freely traversing Europe made Schengen a fragile project from the outset.
Schengen once symbolized liberal internationalism, a landmark of the European unity built after World War II. Today it’s a symbol of Europe’s migration crisis — a crisis driving the backlash against globalization and the ascendance of illiberalism.
Such paradoxes haunt Schengen’s history. Yet all but forgotten is a moment of deepest paradox — when the fall of the Berlin Wall in 1989 almost doomed the opening of Europe’s borders. Perversely, the sudden destruction of the continent’s most symbolic border brought progress on the Schengen treaty to a standstill, exposing the risks of free movement that today impel the return of checkpoints in Europe.
The Schengen treaty was supposed to be completed in 1989. But revolutionary events intervened. Unrest swept Eastern Europe, mass protests convulsed the German Democratic Republic, and some three million East Germans crossed into West Berlin when the wall fell on Nov. 9.
The ruptures of 1989 hastened the end of the Cold War, opening the way for a new era of globalization. But the lifting of the Iron Curtain made evident the complexities of abolishing borders — and nowhere more so than in Berlin. (…)
So it was that the peaceful revolutions of 1989 and the human movement enabled by the breach of the Berlin Wall disrupted the Schengen treaty making. “Europe without borders stumbles in Schengen,” observed Le Monde, and the obstacle was, “paradoxically, freedom to come and go reclaimed in the East.” (…)
The conflict centered on the prospect of German reunification. A reunited Germany would not only alter the balance of power in Europe; it would also extend Schengen’s frontier eastward. That would heighten the risk of irregular immigration from countries in the Soviet bloc — Poland, Hungary, Bulgaria, Romania — that were classified as security risks in secret lists prepared by the treaty makers to determine which people would be excluded from Schengen’s guarantee of free movement. (…)
As the exodus from Eastern Europe accelerated, the European Commission warned of the “fragility of the Schengen agreement.” French treaty makers spoke of the “German difficulty” created by the unexpected events in the Eastern European countries. A delegate from Luxembourg wondered whether the guarantee of free movement would survive: “The way things are going, it will be better to be a commodity or capital” than to cross borders as “a person.”
According to diplomatic papers marked “secret and personal,” the West German chancellor, Helmut Kohl, complained to the French president, François Mitterrand, that “the French were dragging their feet and must sign the agreement.” Meanwhile, Mitterrand revealed his fears of a revanchist Germany to the British prime minister, Margaret Thatcher.
Still, Europe’s leaders saw inevitability in West Germany’s aspirations. “It would be stupid to say no to reunification,” as the Thatcher aide summarized Mitterrand’s thinking. “In reality there was no force in Europe which could stop it happening. None of us were going to declare war on Germany.”
The signing of the Schengen treaty came at last in June 1990, completing an agreement originating in 1985. Most of the treaty’s provisions set forth security measures, including rules allowing Schengen countries to reinstate internal border checks temporarily as required by “public policy or national security.” (…)
Out of this moment — as Schengen negotiators confronted the upheavals of 1989 — emerged a blueprint for free movement but also for its restriction. The treaty enshrined a Europe without internal borders. At the same time, it provided for the fortification of Schengen’s external frontiers, the construction of a multinational security apparatus and the exclusion of so-called undesirable migrants from Eastern Europe as well as Asia, Africa and the Caribbean.
This is the predicament symbolized by the fall of the Berlin Wall: the precariousness of free movement in a world where the risks of open borders appear ever more acute.
Today, Schengen’s vulnerability is reflected in the chaos of Europe’s border measures. Schengen’s frontiers continue to expand, enveloping countries that once lay behind the Iron Curtain — Romania and Bulgaria just this year. Meanwhile, Europe’s internal borders are hardening as a remedy for ills ascribed to globalization, presaging the death of Schengen by a thousand cuts.
https://www.nytimes.com/2025/01/13/opinion/schen
Neue Zürcher Zeitung, 13 janvier, article payant
Russland ist ein Fiebertraum vieler Deutscher. Eine unerschütterliche Hassliebe verbindet die Länder
Von Rilke bis Merkel verläuft ein roter Faden: Russland ist für manche im Westen ein Raum fiebriger Projektionen.
Extraits :
(…) Russland ist nicht Europa. Das lässt sich am Beispiel der paradoxen historischen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland verstehen. Russland ist sehr wohl bereit, von Europa die neuesten Technologien zu übernehmen, doch die Werte unterscheiden sich dermassen, dass innerhalb einer Sekunde Freundschaft in Feindschaft umschlagen kann.
Wäre nicht Krieg, brauchte man eine brutale russische Redensart aus dem 18. Jahrhundert nicht in Erinnerung zu rufen. Sie wird Suworow zugeschrieben, dem Oberbefehlshaber der russischen Armee, der für alle Zeiten konstatierte: «Was gut ist für den Russen, ist des Deutschen Tod.»
Das Sprichwort ging auf eine Anekdote zurück: Ein russischer Soldat kippte fröhlich reinen Alkohol in sich hinein, ein deutscher Veterinär, der meinte, es sei Wodka, trank das Zeug und starb. Will heissen: Der Russe besiegt den Deutschen in Sachen Draufgängertum. Genau das ist für den Russen der wichtigste Sieg.
So erstaunlich es sein mag, aber das ist bis heute aktuell: Die Heldentaten des russischen Recken, der zu allem bereit ist – das ist die Grundlage des russischen Geistes. Und solch einen Geist findet das rationale, besonnene Europa abstossend. Es vermag in jenem Obskurantismus, bei dem unter Gleichgesinnten selbst noch der Tod schön ist, keinen Fortschritt der Menschheit zu erkennen.
Und wann, wenn nicht jetzt, da die russische Welt einen gnadenlosen Krieg gegen die Ukraine und damit auch gegen den Westen führt, sollte man über das Paradoxon der russisch-deutschen Beziehungen sprechen, die historisch immer schon auf einem inneren Widerspruch beruhten? Die deutsche Welt steht für Ordnung und Multipolarität, die russische Welt dagegen für Unordnung in alternativloser Autokratie. Doch es existiert ein Raum, der dem Rationalen übergeordnet ist und in dem es Berührungspunkte zwischen Deutschen und Russen gibt. (…)
Die Russen haben für die Deutschen bekanntlich ein besonderes Wort. Sie heissen nicht Germanzy, sondern Nemzy, was so viel wie die nicht (Russisch) Sprechenden bedeutet. In der Nemezkaja Sloboda, der Deutschen Vorstadt im Nordosten Moskaus, gingen die Deutschen seit dem 15. Jahrhundert ihren Geschäften nach.
Aber das Interessanteste ist: Zwischen Russen und Deutschen waren es schon immer nur zwei Schritte von der Liebe zum Hass. Wie viele es waren, die sich gegenseitig umbrachten, lässt sich gar nicht zählen. Und nach den Kriegen findet der Deutsche immer wieder geschäftliche, kulturelle, alltägliche und romantische Beziehungen zu Russen. (…)
Ohne Goethe und Kant hätte der russischen Kultur etwas gefehlt, ohne Nietzsche wäre das russische silberne Zeitalter zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohl kaum so aufgeblüht. Ohne Schiller hätte es den enormen Erfolg des jungen Dostojewski nicht gegeben, ohne Novalis hätte die russische Romantik vollkommen anders ausgesehen.
Ohne das Geld des Generalstabs der deutschen Armee hätte es auch Lenins russische Revolution nicht gegeben. Ohne Molotow und Ribbentrop wäre es vielleicht nicht zum Zweiten Weltkrieg gekommen. Hitler war für die Russen die Ausgeburt der Hölle schlechthin, den Deutschen assistierten die Russen beim Bau der Berliner Mauer, aber mit der tatkräftigen Hilfe Gorbatschows konnten sie diese einreissen.
Vor diesem Hintergrund klingen die Gespräche der deutschen Bundeskanzlerin Merkel mit Putin zu Fragen staatlicher Interessen banal. Zuerst gab es die Illusion, dass das beiderseitige Interesse an Nord Stream 2 eine grossartige Perspektive biete. In Wahrheit begann Putin sich nach und nach als Führer der russischen Welt zu sehen – der besten aller Welten. Seine Rede in München 2007 über die multipolare Welt war bereits Aggression, wenn auch noch eine verbale. (…)
Blickt man in die künstlerischen Sphären, dann ist ein Dialog unter Russen und Deutschen möglich. Es hat ihn in der Tat auch gegeben. Rilke ist dafür das schönste Beispiel.
Den Ursprung seiner Liebe zu Russland verdankte Rilke seiner Freundin, der russisch-deutschen Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé. Im April 1899 machten sich beide gemeinsam auf den Weg nach Russland. Enttäuscht von den Werten der rastlosen westlichen Welt, war Rilke offen für eine begeisterte Wahrnehmung Russlands. Just zum Höhepunkt der Karwoche kam er in Moskau an.
Das russische Osterfest, der Klang der Kirchenglocken, die Massen inständig betender Pilger – all das berührte den Dichter in tiefster Seele. «Zum ersten Mal im Leben hatte ich ein unausdrückbares Gefühl, etwas wie ‹Heimgefühl›», gestand er. Er sah vor sich ein junges Land, unangefochten vom zersetzenden Einfluss der überzivilisierten westlichen Welt. «Dieses ist das Land des unvollendeten Gottes!», rief der Dichter aus. Rilke widmete Russland viele Jahre seines Lebens.
An seinem Lebensende war er ein leidenschaftlicher Verehrer der russischen Dichterin Marina Zwetajewa. «Wellen, Marina, wir Meer! Tiefen, Marina, wir Himmel. / Erde, Marina, wir Erde, wir tausendmal Frühling, wie Lerchen, / die ein ausbrechendes Lied in die Unsichtbarkeit wirft», heisst es in der Zwetajewa gewidmeten Elegie.
Natürlich war Zwetajewa von diesen Worten aufgewühlt. Sie fasste das, was sie an Rilke so bezauberte, sogleich in Worte: «Rainer Maria Rilke! Darf ich Sie so anrufen? Sie, die verkörperte Dichtung, müssen doch wissen, dass Ihr Name allein – ein Gedicht ist.»
Im Dezember 1925 wurde in ganz Europa Rilkes 50. Geburtstag gefeiert. Viele Menschen unterschiedlichsten Alters und Berufs, unzufrieden mit der moralischen Lage in der modernen Welt, fühlten sich zu Rilke hingezogen, da sie in seiner Persönlichkeit und seinen Werken die Möglichkeit sahen, der «Seelenlosigkeit» ihrer Zeit etwas entgegenzusetzen.
Für Marina Zwetajewa selbst verwandelten sich Wirklichkeit und Traumbilder bisweilen in Tragödien. In der Pariser Emigration lebte sie mit ihrem Mann Sergei Efron, einem Offizier der Weissen Garde, der schliesslich Agent des NKWD wurde. In den Jahren des Grossen Terrors kehrten sie in die Sowjetunion zurück, er wurde erschossen und Marina Zwetajewa zu Beginn des Krieges an die Wolga evakuiert, wo sie sich das Leben nahm.
Tatsächlich war Rilke unter den Deutschen beziehungsweise Österreichern nicht der einzige seiner Art. Mag sein, dass er in seiner Russlandbegeisterung einfach nur radikaler war als andere. Aber die Vorstellung von tiefen vertrauten Gesprächen, wilden Tänzen, Festen, mystischen Offenbarungen traf auf die eine oder andere Weise auf viele deutsche Reisende zu, die die Andersartigkeit Russlands als himmlische Auszeit auffassten. (…)
Die russische Nachkriegswelt könnte, falls es eine Phase liberalen Tauwetters gibt, eine Quelle neuer kreativer Offenbarungen sein. Was aber die kollektive Schuld für den Krieg gegen die Ukraine betrifft, so wird sich zunächst niemand dazu bekennen. Mit dem Wechsel der Generationen ist jedoch alles möglich. Und die neuen deutschen Russlandreisenden werden der Bevölkerung mit einem komplizierten Gefühl von Ablehnung und Neugier gegenübertreten.
Erst allmählich kann sich Neugier in den Wunsch nach Traumbildern verwandeln, ein neuer Rilke kann einer neuen Zwetajewa begegnen – und der schwierige russisch-deutsche Dialog könnte so seine Fortsetzung finden.
Der russische Schriftsteller Viktor Jerofejew lebt seit Beginn des Ukraine-Krieges im Exil in Deutschland. – Aus dem Russischen von Beate Rausch.
Le Point, 27 décembre, article payant
Qui est Hérode, le méchant de Noël ?
LA VÉRITABLE HISTOIRE DE NOËL. D’après l’Évangile de Matthieu, la Nativité se termine dans le sang et les larmes. La faute à un souverain paranoïaque. Vraiment ?
Extraits:
« Jésus était né à Bethléem en Judée, au temps du roi Hérode le Grand. Or voici que des mages venus d’Orient arrivèrent à Jérusalem et demandèrent : “Où est le roi des Juifs qui vient de naître ? Nous avons vu son étoile à l’orient et nous sommes venus nous prosterner devant lui.” En apprenant cela, le roi Hérode fut bouleversé et tout Jérusalem avec lui. Il réunit tous les grands prêtres et les scribes du peuple, pour leur demander où devait naître le Christ. Ils lui répondirent : “À Bethléem, en Judée, car voici ce qui est écrit par le prophète : Et toi, Bethléem, terre de Juda […], de toi sortira un chef, qui sera le berger de mon peuple Israël.”
Alors Hérode convoqua les mages en secret pour leur faire préciser à quelle date l’étoile était apparue ; puis il les envoya à Bethléem, en leur disant : “Allez vous renseigner avec précision sur l’enfant. Et, quand vous l’aurez trouvé, venez me l’annoncer pour que j’aille, moi aussi, me prosterner devant lui” », lit-on dans l’Évangile de Matthieu.
Mais, si les mages trouvent l’enfant et l’honorent, ils s’enfuient vite sans prévenir le roi et, après leur départ, un ange avertit Joseph de conduire en urgence sa famille en Égypte et d’y vivre jusqu’à la mort du tyran. Hérode a été joué : furieux, il ordonne la mise à mort de tous les enfants de moins de 2 ans de la région de Bethléem. « Alors s’accomplit ce qui avait été annoncé par le prophète Jérémie : Ainsi parle l’Éternel : on entend des cris à Rama, des lamentations, des larmes amères ; Rachel pleure ses enfants ; elle refuse d’être consolée sur ses enfants, car ils ne sont plus », dit encore l’Évangile de Matthieu.
‘histoire est atroce, terrible contrepoint à la joie de Noël. Dès le IIe siècle, les jeunes victimes sont honorées comme martyrs lors de la fête des Saints Innocents, qui a lieu le 28 décembre en Occident et chez les catholiques d’Orient et le 29 décembre chez les orthodoxes.
Mais ce drame a-t-il vraiment eu lieu ? Seul l’Évangile de Matthieu ( 2, 1-15) se fait l’écho de cet événement : les autres évangiles canoniques n’en parlent pas. L’historien romain d’origine judéenne Flavius Josèphe (vers 37-100), qui pourtant condamne les crimes hérodiens, n’en dit mot. Il est donc fort probable que Matthieu ait inventé cette histoire pour mieux relier la biographie du Christ aux récits de massacres de l’Ancien Testament. (…)
La mort des garçonnets de Bethléem ressemble ainsi étrangement au passage du livre de l’Exode où Pharaon ordonne aux sages-femmes de mettre à mort les nouveau-nés mâles des israélites (Ex 1, 16-22). C’est parce que toutes n’obéissent pas que Moïse, le sauveur des Hébreux, peut survivre et donc plus tard sauver son peuple, comme Jésus adulte sauvera lui aussi l’humanité.
La mauvaise réputation de la dynastie hérodienne en faisait un bouc émissaire facile. (…)
Mais Matthieu n’a cure de la vérité historique : Hérode le Grand est le grand Satan du récit de la Nativité, le côté obscur de la force qui menace la joie de Noël. La ruse, le sens de la manipulation, la cruauté du Hérode de l’Évangile correspondent à l’image que les historiens juifs, à commencer par Flavius Josèphe, livrent de ce monarque détesté. (…)
Comme, plus tard, Ponce Pilate le Romain deviendra l’archétype de la lâcheté, Hérode le Grand doit à Matthieu d’être celui de la cruauté. Ce drame qui endeuille la fête de Noël inspirera nombre d’artistes, peintres et sculpteurs, tels Giotto (vers 1266-1337) qui lui consacre une fresque dans la chapelle des Scrovegni à Padoue et Peer Brueghel l’Ancien (v. 1525-1569) dont le tableau trône aujourd’hui au château de Windsor. Tous rivalisent d’imagination pour rendre au mieux la violence des soldats et la douleur des mères.
https://www.lepoint.fr/histoire/herode-le-mechant-de-noel-24-12-2022-2502747_1615.php
The Guardian, 26 décembre, libre accès
The birth of Jesus would probably have been forgotten – if it wasn’t for a plague
When a terrifying Ebola-like pandemic struck the Roman empire, Christianity offered solutions that the old ways didn’t
Extraits:
In our Christmas imagery, ancient symbols such as fir trees, mistletoe, holly and ivy sit alongside the baby Jesus, Virgin Mary, angels and shepherds. This mixture of pagan and Christian traditions reminds us that Christmas was superimposed on to much older midwinter festivities. Yet had it not been for a devastating pandemic that swept through the Roman empire in the third century AD, the birth of Jesus would probably not feature at all in our winter solstice celebrations.
If the New Testament is to be believed, Jesus managed to fit a great deal into his short life. But despite all his wise words, good deeds and miracles – not to mention the promise of everlasting life – Christ was nothing more than the leader of an obscure sect of Judaism when the Romans crucified him in AD33.
The Bible informs us that Jesus had 120 followers on the morning of his ascension to heaven. Peter’s preaching swelled the number to 3,000 by the end of the day – but this exponential growth did not continue.
After the Jews in Palestine failed to convert en masse, Jesus’s followers turned their attention to Gentiles. They made some headway, but the vast majority of people across the empire continued praying to the Roman gods.
There were about 150,000 Christians scattered across the empire in AD200, according to Bart D Ehrman, author of The Triumph of Christianity. This works out to 0.25% of the population – similar to the proportion of Jehovah’s Witnesses in the UK today.
Then, towards the end of the third century, something remarkable happened. The number of Christian burials in Rome’s catacombs increased rapidly. So did the frequency of Christian first names in papyrus documents preserved by arid desert conditions in Egypt. Christianity was becoming a mass phenomenon. By AD300 there were approximately 3 million Christians in the Roman empire.
In 312, Emperor Constantine converted to Christianity. Sunday became the day of rest. Public money was used to build churches, including the Church of the Resurrection in Jerusalem and the Old St Peter’s Basilica in Rome. Then, in 380, Christianity became the empire’s official faith.
At the same time, paganism suffered what Edward Gibbon called a “total extirpation”. It was as if the old gods, who had dominated Greco-Roman religious life since at least the time of Homer, simply packed up and left.
(…) To understand what caused this momentous change, we must consider why Roman society was so receptive to casting off its old belief system and adopting a new religion at that time. (…)
At its peak, the Roman empire reached from Hadrian’s Wall to the Red Sea, and the Atlantic Ocean to the Black Sea. The imperial capital had about 1 million inhabitants. Alexandria’s population was around half that, and Antioch and Carthage’s were just over 100,000.
Goods and people moved back and forth across the Mediterranean, although merchants ventured much farther afield. Size, connectedness and urbanisation made the Roman world remarkable; but it also created the perfect conditions for devastating pandemics to spread.
The Plague of Cyprian was first reported in Egypt in 249. The pandemic hit Rome in 251 and lasted for at least the next two decades. Some historians argue that it caused the period of political instability and economic disruption known as the Crisis of the Third Century, which nearly caused the empire to collapse. (…)
We cannot be sure about the pathogen’s identity. Bishop Cyprian of Carthage, who gave his name to the pandemic, described symptoms including high fever, vomiting, diarrhoea and bleeding from the ears, eyes, nose and mouth. Based on this account, a viral haemorrhagic fever similar to Ebola is the most likely candidate. According to one chronicle, at its height the pandemic killed 5,000 people a day in the capital. Alexandria’s population is estimated to have dropped from about 500,000 to 190,000. Even accounting for exaggeration, it was clearly a terrifying pandemic.
When your friends, family and neighbours are dying, and there is a very real prospect that you will die soon too, it is only natural to wonder why this is happening and what awaits you in the next life. The historian Kyle Harper and sociologist Rodney Stark argue that Christianity boomed in popularity during the Plague of Cyprian because it provided a more reassuring guide to life at this unsettling time. (…)
Paganism offered little comfort to those struck down by disease. (…)
In contrast, Jesus’s message offered meaning and hope. Suffering on Earth was a test that helped believers enter heaven after death. Everlasting life in paradise is quite the prize, but Christianity provided another more tangible benefit, too.
Christians were expected to show their love for God through acts of kindness to the sick and needy. Or as Jesus put it: whatever you do for the least of my brothers and sisters, you do for me.
Emboldened by the promise of life after death, Christians stuck around and got stuck in. (…)
As Stark and Harper point out, the fact that so many Christians survived, and that Christians managed to save pagans abandoned by their families, provided the best recruitment material any religion could wish for: “miracles”.
Without these miracles, Romans would not have adopted Jesus’s message so enthusiastically, and Christianity would probably have remained an obscure sect. In this alternative reality, it’s likely we would still decorate our homes with evergreen plants to symbolise nature’s resilience and vitality at midwinter. The nativity story, however, would be lost in the dustbin of history.
Jonathan Kennedy teaches politics and global health at Queen Mary University of London and is the author of Pathogenesis: How Germs Made History
https://www.theguardian.com/commentisfree/2024/dec/25/birth-jesus-plague-roman-empire-christianity
Neue Zürcher Zeitung, 26 décembre, article payant
Fitzgeralds Gatsby langweilte sich in den 1920er Jahren, Betty Draper in «Mad Men» vier Jahrzehnte später –über die Kunst des Zeitverschwendens
Michaela Krützen versucht anhand filmischer und literarischer Figuren einem aussterbenden Begriff auf die Spur zu kommen.
Extraits:
Was Zeitverschwendung ist und wie sich die Definition in der Gesellschaft und über die Jahre verändert hat, fragt die Medienwissenschafterin Michaela Krützen in ihrem neuen Buch. Sieben Jahre hat sie daran geschrieben. Sie greift filmische und literarische Figuren auf, die sie als notorische Zeitverschwender diagnostiziert, und erklärt deren Verhalten mithilfe von theoretischen Texten.
So liest sie den «Dude» Jeff Lebowski aus «The Big Lebowski» durch Karl Marx’ Augen, den Serienmörder Patrick Bateman aus «American Psycho» durch die von Pierre Bourdieu und den mysteriösen Millionär Jay aus «The Great Gatsby» durch Martin Heideggers. Gatsby betreibt radikale Zeitverschwendung, indem er in seinem Palast auf die erwartbare Enttäuschung wartet. Krützen zieht Heideggers Werk «Die Grundbegriffe der Metaphysik» hinzu, dadurch lernt die Leserin und der Leser die Langeweile der Figuren von Fitzgeralds Roman (1925) verstehen.
Krützen betrachtet in ihrem fast tausend Seiten umfassenden Werk Betty Draper aus der Serie «Mad Men». Sie handelt an ihr die Frage ab, ob die Lebensweise, die die Ehe mit Don Draper mit sich bringt, als verschwendete Zeit verstanden werden kann. Betty Draper, die früher als Model gearbeitet hat, lebt nun vor allem als Hausfrau und Mutter in einem Vorort von New York. Glücklich ist sie dabei nicht. (…)
Es ist ein besonderes Vergnügen, Film- und Romanfiguren dabei zu beobachten, wie sie die Zeit verfliegen lassen. Das liegt daran, dass sie den Zuschauerinnen und Zuschauern ein Verweilfenster öffnen. Endlich dürfen wir einmal so vertieft bei einer Sache sein, wie es die Zeitverschwenderinnen und Zeitverschwender auch sind. All den Nikos, Gatsbys, Bettys und Dudes zuzusehen, regt an, darüber nachzudenken, wie wir selbst unsere begrenzte Lebenszeit gestalten. Drei kleine nüchterne Wörter, mit etwas Chuzpe in der Stimme vorgetragen, reichen, um sich bei den Mitmenschen abzumelden und dort anzukommen, wo man jetzt gerade ist.
Michaela Krützen: Zeitverschwendung. Gammeln, Warten, Driften in Film und Literatur. S.-Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 2024. 960 S., Fr. 53.90.
Le Monde, 24 décembre, article payant
Qui était vraiment Jésus de Nazareth ? Des Evangiles jusqu’à nos jours, une interminable quête historique
Enquête : Dieu incarné, rabbin, mystique : qui était vraiment Jésus ? Depuis le début des études critiques sur les Evangiles, des centaines de chercheurs ont tenté de lire entre les légendes pour cerner les contours historiques du fondateur du christianisme.
Texte intégral en PDF : https://kinzler.org/wp-content/uploads/2024/12/25-decembre-2.pdf
Neue Zürcher Zeitung, 24 décembre, article payant
Bei Salzburg dichtete ein Hilfspfarrer das erfolgreichste Weihnachtslied aller Zeiten. Eine still-nächtliche Huldigung
Joseph Mohr schrieb ein Gedicht, das er mit einem befreundeten Organisten vortrug. Mehr als zweihundert Jahre später singt ein Viertel der Weltbevölkerung «Stille Nacht». Wie es dazu kam.
Extraits:
Joseph Mohr litt Hunger. Und wer weiss, wie heute Weihnachten gefeiert und besungen würde, hätte Mohr eine Kochstelle in seiner kargen Stube gehabt. Doch die Zeiten um das Jahr 1818 waren nach den Napoleonischen Kriegen hart. Mohr, ein junger Hilfspfarrer aus Salzburg, musste sich zum Essen von den Menschen seiner Gemeinde einladen lassen. Oder mit ihnen im Wirtshaus speisen, wo die einfachen Leute auch tranken und sangen. Mohrs Vorgesetzter beschwerte sich beim Dekanatsvorsteher: «Er singet mit und unter andern oft nicht erbauliche Lieder», schrieb der Pfarrer über seinen Gehilfen. Joseph Mohr liess sich nicht beeindrucken – und dichtete das erbaulichste Weihnachtslied aller Zeiten: «Stille Nacht, heilige Nacht».
Der Zusatz «aller Zeiten» ist im Zusammenhang mit diesem Lied gerechtfertigt, auch wenn er neben der Vergangenheit alle zukünftigen Zeiten einschliesst. Denn kein Weihnachtslied ist öfter übersetzt und häufiger verkauft worden, etliche Interpreten von Helene Fischer über Michael Bublé bis hin zu der politisch umstrittenen Band Frei.Wild interpretieren Mohrs Lied immer wieder aufs Neue und sorgen dafür, dass der Erfolg andauern wird.
Trotzdem erreicht «Stille Nacht» nicht das Nerv-Potenzial von «Last Christmas» oder «All I Want for Christmas Is You», Weihnachtsschnulzen, die schon durch Petitionen verboten werden sollten. «Stille Nacht» ist anders, nicht nur, weil es nicht von unerfüllter Liebe handelt. Es wird in mehr als dreihundert Sprachen und Dialekten, in Klassik-, Schlager- oder Pop-Versionen gesungen. Mehr als zwei Milliarden Menschen sollen es zur Weihnachtszeit singen, überall auf der Welt. Selig-schmachtend-besinnlich und vor allem: seit mehr als zweihundert Jahren. Woher kommt dieser Erfolg?
Aus dem 6000-Einwohner-Städtchen Oberndorf bei Salzburg – so lautet die einfache Antwort. Dort, in einer Kirche direkt an der Salzach, trug Joseph Mohr sein Lied an Weihnachten 1818 zum ersten Mal vor. Gemeinsam mit dem befreundeten Organisten Franz Xaver Gruber, der die Melodie komponiert hatte. Die beiden sangen «Stille Nacht» nach der Christmette am Heiligabend, an einem Seitenaltar mit einer Gitarre. Für die Menschen, die nicht gleich nach dem Segen heim geeilt waren. (…)
«Es trägt die Sehnsüchte der Menschen in die Welt», sagt Standl. Gerade jene, die zur Weihnachtszeit entstünden: Sehnsüchte nach Frieden und Geborgenheit. «Und das hat nur bedingt mit dem Glauben zu tun.» «Stille Nacht» funktioniere in jeder Sprache und Religion, sagt Standl. «Wer den Text nicht versteht, versteht anhand der Melodie, was das Lied emotional transportiert.» (…)
Dabei sei das Lied anfangs gar nicht publiziert worden, sagt Standl. Erst als ein Orgelmacher aus dem Zillertal die Oberndorfer Orgel reparierte, die Partitur des Organisten sah und mit nach Tirol nahm, ging das Lied auf Reisen. Tiroler Sängerfamilien verbreiteten es nach Deutschland und sollen es nach Amerika exportiert haben. «Stille Nacht» verbreitete sich so rasant und weit, dass sein Ursprung schnell in Vergessenheit geriet. Das Lied wurde zum Allgemeingut, wie ein Volkslied. Seinen Schöpfern brachte es kein Geld ein, da es bis 1841 keine Urheberrechte gab. Jeder konnte «Stille Nacht» verändern, drucken und aufführen, wie er wollte. (…)
König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen soll das Lied besonders gemocht haben. Er liess in Salzburg nach seinem Urheber fragen und um eine Abschrift des Originals bitten, da seine Hofkapelle das Lied für eines von Michael Haydn hielt. Dieser war, wie sein berühmterer Bruder Joseph, Komponist, aber eben nicht der «Stille Nacht»-Urheber. Joseph Mohr, der es war, bekam davon nichts mit. Er starb 1848, arm und ohne Nachlass. Doch sein befreundeter Komponist Franz Xaver Gruber, der bei der Uraufführung mitgesungen hatte, erfuhr von der königlichen Anfrage. (…)
Durch seine umfassenden Aufzeichnungen und Briefwechsel, die erhalten geblieben sind, weiss man heute noch Details über die Entstehung des nun so berühmten Lieds. Und über dessen Macher. «Joseph Mohr war ein progressiver Pfarrer, er war so, wie wir es von einem heutigen Pfarrer erwarten würden», sagt Benjamin Huber. Mohr sei zwar ein Mann der Kirche gewesen, aber eben einer, der sich stets menschennah gab. Der gern musizierte, sich gern unterhielt.
«Er wollte den von Armut geplagten Menschen zur Weihnachtszeit ein Geschenk machen», sagt Huber. Das Lied sei keines für die Kirche gewesen, es hätte in der Liturgie seiner Zeit keinen Platz gehabt. Auch deswegen sei es 1818 erst nach der Weihnachtsmesse gesungen worden. Während der Krippenfeier, bei der die Figur des Jesuskinds vom Altar zur Krippe getragen wurde. (…)
Und es hat heute seinen Platz nicht nur in der kirchlichen Liturgie gefunden – sondern auch im Herzen des Papstes. Franziskus bezeichnete «Stille Nacht» zu dessen 200-Jahr-Jubiläum als sein Lieblingslied. «In seiner tiefen Schlichtheit lässt uns dieses Lied das Geschehen der Heiligen Nacht begreifen», sagte der Papst 2018.
Le Point, 24 décembre, article payant
Christophe Dickès : « Nous devons beaucoup au christianisme »
ENTRETIEN. Dans un essai, le journaliste et historien prend la défense d’une Église catholique attaquée de toutes parts. « Le Point » ouvre le débat.
Extraits:
La renaissance réussie de Notre-Dame de Paris, les succès populaires des voyages du pape François, récemment encore en Corse, ne sauraient masquer les réalités. Engluée dans une crise systémique, confrontée aux scandales sexuels et aux abus de pouvoir, attaquée pour sa rigidité dogmatique et son manque de souplesse face aux avancées des temps, l’Église catholique a besoin d’avocats. En voici un, et un bon.
Dans un essai vigoureux, avec profondeur de champ, Christophe Dickès, auteur de nombreux ouvrages sur l’histoire du christianisme, dresse l’inventaire des progrès de civilisations inspirés par une religion ancestrale. « Pour l’Église, ce que le monde lui doit », clame en titre ce livre-plaidoyer publié aux éditions Perrin, portrait à contre-courant d’une institution féconde.
Le Point : Pourquoi ressentez-vous le besoin de ce plaidoyer pro domo pour l’Église catholique aujourd’hui ?
Christophe Dickès : Depuis près de quinze ans maintenant, je travaille sur l’histoire du catholicisme et je m’aperçois que la majorité des gens entretiennent une vision très négative de l’histoire de l’Église. On la réduit le plus souvent à une forme d’obscurantisme et au fameux triptyque : inquisition, croisade et misogynie latente. Or, il existe un fossé entre ces perceptions et les réalités décrites par la recherche historique. Il ne s’agit pas ici de nier le mal que des hommes d’Église ont pu faire dans l’histoire (abus de pouvoir, abus sexuels, scandales financiers…), mais de valoriser aussi ce qu’ils ont fait de bien. Or, qu’on le veuille ou non, l’apport des hommes et des femmes d’Église à notre société est considérable.
Notre perception du temps et la façon dont nous l’organisons, l’écriture et les langues, l’accès aux soins dans les hôpitaux, les universités, mais aussi notre droit international ou notre conception de la guerre qui se doit d’être « juste », l’humanisme par-dessus tout… Nous devons beaucoup au christianisme sans que nous le sachions vraiment. C’est cet héritage que j’ai souhaité mettre en valeur. (…)
Or, l’histoire de l’Église est victime de l’ignorance ambiante que l’on retrouve dans beaucoup de sciences humaines. De plus, il existe toujours une forme d’anticléricalisme qui nie cet héritage et présente le passé de l’Église sous un mauvais jour. (…)
Prenez le rôle des catholiques pendant l’Occupation : tout un mouvement historiographique explique désormais qu’il ne faut plus parler de « catholiques résistants » mais de « résistance catholique », ce qui lui donne une dimension bien plus importante qu’elle n’avait jusqu’à présent. Or, nous gardons l’image d’un clergé fidèle au Maréchal Pétain – ce qui est vrai en grande majorité – en niant cependant son rôle humanitaire dans la défense des juifs. (…)
L’Église est en soi une force de contradiction. Selon l’Évangile de saint Jean, elle doit être « dans le monde » et non « du monde ». Ce qui signifie qu’elle peut se confronter aux évolutions sociétales. Ce n’est pas qu’elle ait du mal à prendre en compte ces évolutions : en acceptant les changements sociétaux, elle prendrait le risque de changer ce qu’elle est et ce qui fait son identité propre. Quant au social, elle a été incroyablement en avance sur son temps puisqu’elle est à l’origine du système hospitalier ouvert à tous, tel que nous le connaissons aujourd’hui. Au IVe siècle, alors que l’Empire romain se convertit, Basile de Césarée fonde en Orient ce qu’on a appelé plus tard les basiliades. (…)
Vous voulez redonner de la fierté aux catholiques ?
Le cardinal Bustillo, que l’on a vu sur toutes les télévisions au moment de la venue du pape en Corse, n’utilise pas ce terme, mais évoque le « patrimoine méconnu » qu’on doit apporter au monde. Ceci sans arrogance, mais aussi sans complexe. L’Église doit agir sans complexe parce qu’encore une fois, elle sera incapable de sortir de la crise sans un état d’esprit positif : la crise ne doit pas paralyser l’Église, elle doit la faire grandir, la rendre meilleure. Et puis si le christianisme et l’Église ne possèdent pas une dimension positive, à quoi peuvent-ils bien servir ?
Benoît XVI était très attaché à cette question. Il expliquait que si le christianisme disparaissait, des pans entiers de vie disparaîtraient eux aussi. À l’heure où nous parlons, dans plusieurs pays du monde, l’Église est effectivement la seule force d’espérance pour beaucoup de populations. Elle encadre à la fois des structures scolaires, éducatives ou encore hospitalières avec un dévouement héroïque. Notre laïcité française a malheureusement tendance à l’oublier. (…)