Neue Zürcher Zeitung, 17 janvier, article payant
«Hitler war Sozialist», sagt Alice Weidel. Das ist falsch. Aber nicht ganz
Hitler sei links gewesen, der Nationalsozialismus kommunistisch: Das sagte die AfD-Kanzlerkandidatin im Talk mit Elon Musk. Alice Weidel ist nicht die Erste, die die These vertritt, Nationalsozialismus und Sozialismus hätten mehr gemeinsam als den Namen.
Extraits :
Kann man rechts und links verwechseln? Vergangene Woche sagte Alice Weidel, Hitler sei Kommunist gewesen. Im Talk mit Elon Musk sprach die AfD-Kanzlerkandidatin auch über den Nationalsozialismus. Und erklärte, dieser sei «alles andere als rechts». Der grösste Erfolg «nach dieser schrecklichen Ära» sei es gewesen, Hitler als rechts und konservativ zu bezeichnen. Aber Hitler sei das Gegenteil gewesen: «Er war nicht konservativ. Er war ein sozialistisch-kommunistischer Typ.»
In den sozialen Netzwerken erntete Weidel Kritik, aber auch viel Beifall. Auf Nachfrage hielt sie an der Behauptung fest. Sie sei Ökonomin, sagte sie in einem Interview auf RTL, und sehe das «aus der Brille der ökonomischen Dogmengeschichte». Für Ökonomen sei völlig klar, dass Hitler «ein Linker» gewesen sei. Ein «antisemitischer Sozialist».
Man müsse sich nur die Methoden ansehen, mit denen Hitler gearbeitet habe, so Weidel. Es seien die gleichen, wie die Linke sie heute anwende (…)
Die Medien von ARD und ZDF bis «Spiegel» und «Welt» brachten Historiker in Stellung und überboten sich gegenseitig in Faktenchecks. Ihr Fazit war klar. Die Behauptungen seien «grundfalsch», sagte Andreas Wirsching vom Münchner Institut für Zeitgeschichte am Deutschlandfunk. Und in Hinblick auf die Opfer des NS-Regimes seien sie «zynisch, politisch irreführend und infam». «Alles Quatsch», sagte Michael Wolffsohn in der «Bild»-Zeitung. Weidel wolle die AfD von dem Verdacht reinwaschen, nationalsozialistisch zu sein.
Das ist zweifellos richtig. Und so wie Weidel ihre Aussage begründet hat, ist sie erst recht nicht haltbar. Gerade im ökonomischen Sinn war Hitler kein Sozialist. Privateigentum stellte er nicht infrage. Mit Verstaatlichungen hielt er sich zurück. Wo er sie anordnete, tat er es nicht aus ideologischen Gründen, sondern um Deutschland möglichst rasch kriegstauglich zu machen. Mit den grossen Industriellen arrangierte er sich und liess sich zum Teil von ihnen finanzieren.
Vor allem: Die ersten Opfer der Nazi-Gewalt waren Linke. (…) Er wolle den Marxismus «mit Stumpf und Stiel» ausrotten, betonte er.
Ideologisch hat der Nationalsozialismus kaum Gemeinsamkeiten mit dem Kommunismus. Klasse war keine Kategorie in Hitlers gesellschaftlichem Denken. Er orientierte sich an der Vorstellung einer «Volksgemeinschaft», die Klassenunterschiede nicht zum Verschwinden bringen, sondern übersteigen sollte. In einer Gemeinschaft aller, die durch die «Rasse» miteinander verbunden sind.
Im Gespräch mit Musk wies Weidel darauf hin, dass die Nationalsozialisten ihre sozialistische Herkunft ja schon im Namen trügen. Tatsächlich findet sich in Hitlers nie veröffentlichtem zweitem Buch, das im Mai 1945 in einem Luftschutzbunker in München entdeckt wurde, der Satz: «Ich bin Sozialist.» Das schrieb Hitler 1928. Wie er es gemeint hat, ist allerdings unklar. (…) Denn mit allem, was sozialistisch ist, wollte er nichts zu tun haben. (…)
Damit hatte sich der Nationalsozialismus vom Sozialismus getrennt. Doch Alice Weidel ist nicht die Erste, die die These vertritt, die beiden hätten mehr gemeinsam als den Namen. 2003 fragte der Historiker und Publizist Joachim Fest, Verfasser einer brillanten Hitler-Biografie, in einem Zeitungsartikel: «War Adolf Hitler ein Linker?» Und bejahte die Frage. Wenigstens zum Teil. Es gebe gute Gründe, schrieb er, dass er «eher auf die linke Seite» gehöre. Mit dem Totalitarismus Stalins habe er jedenfalls mehr gemein als mit dem Faschismus Mussolinis.
Dass Hitler keine Produktionsmittel verstaatlicht habe, spreche nicht dagegen, sein Programm sozialistisch zu nennen, fand Fest. Tatsächlich habe Hitler einen weit klügeren Einfall gehabt und, wie er selbst sagte, «nicht die Betriebe, sondern die Menschen» sozialisiert. Ein Kapitalist sei er jedenfalls nicht gewesen. Viele der jungen Männer, die im Frühling 1933 in die SA eintraten, waren ehemalige Kommunisten. Den Wechsel zu den Nazis, sagt Fest, hätten sie nicht als Bruch empfunden.
«Im Herzen», so Fest, «blieb man Sozialist, nur dass man von nun an auch noch national sein durfte.» In der Politik hätten die unversöhnlichsten Rivalen oft etwas von feindlichen Zwillingen. Den Traum vom «neuen Menschen» hätten Kommunisten wie Nazis geträumt. Beide hätten nichts so sehr verachtet wie das Bürgertum. Ein klarer Unterschied, so Fest, liege darin, dass sich der Nationalsozialismus schon im Programm unmenschlich ausgenommen habe, während der Sozialismus in «humanitären Maskeraden» aufgetreten sei. (…)
Für Fest war dies eine Warnung, keiner Ideologie zu vertrauen. Weil sie nie hielten, was sie versprächen. Und weil sich hinter ihrer Fassade immer das «nackte Grauen» verberge. Auch der Historiker und Schriftsteller Sebastian Haffner, der Deutschland 1938 verlassen musste und dessen Analysen des braunen Terrors noch heute lesenswert sind, warnte davor, es sich mit Hitler zu einfach zu machen.
In seinem Buch «Anmerkungen zu Hitler» schrieb Haffner: «Hitler ist keineswegs so leicht als extrem rechts im politischen Spektrum einzuordnen, wie es viele Leute heute zu tun gewohnt sind.» Eine Antwort darauf, wo man ihn denn sonst einordnen soll, bleibt Haffner schuldig. Hitler als links zu bezeichnen, ist zweifellos falsch. Aber zu einfach sollte man es sich tatsächlich nicht machen.
Der Nationalsozialismus bewegte sich jenseits herkömmlicher politischer Kategorien. Im Mittelpunkt standen ein glühender Antisemitismus und die Idee eines «grossgermanischen Weltreichs». Dem mussten sich alle anderen Elemente der Nazi-Ideologie unterordnen. Hitler machte Zugeständnisse. Den Eliten bot er das Bewusstsein der Auserwähltheit, um ihnen das «Völkische» schmackhaft zu machen. Den Arbeitern ein bisschen Sozialismus, um sie für den Nationalismus zu gewinnen. Das stimmt. Aber es macht Hitler noch nicht zum Kommunisten.
Neue Zürcher Zeitung, 16 janvier, article payant
Wie verhalten wir uns, wenn wir glauben, ein Opfer zu sein?
Ein raffinierter Versuch zeigt: Wir bilden uns Diskriminierung gerne ein
Extraits :
Robert E. Kleck hat nicht erwartet, dass sein Name plötzlich auf Tiktok, Instagram und Youtube auftauchen würde. Mit 87 Jahren ist der Psychologieprofessor längst emeritiert. Doch vor 45 Jahren hat er am Dartmouth College in New Hampshire, USA, ein Experiment durchgeführt, das der Zeitgeist nun in die sozialen Netzwerke spült.
Kleck interessierte sich in den 1970er Jahren für die Auswirkungen der äusseren Erscheinung eines Menschen auf sein Sozialleben. Was geschieht, wenn wir jemandem begegnen, der sich sichtbar von uns unterscheidet?
Bald konzentrierte er sich auf entstellte Gesichter. «Damals waren Polaroidkameras der letzte Schrei», erinnerte sich Kleck, «wir entdeckten, wie einfach es war, damit Bilder von sehr überzeugenden Gesichtsnarben zu erzeugen.» Kleck und sein Forschungsassistent Angelo Strenta manipulierten die noch feuchten Fotos aus der Sofortbildkamera so, dass sie eine glaubwürdige Narbe auf dem Gesicht der fotografierten Person zeigten. Als sie den Leuten ihr so entstelltes Gesicht zeigten, waren viele überzeugt: Eine solche Narbe würde sich wohl zerstörerisch auf ihr Sozialleben auswirken.
Frühere Forschung hatte gezeigt, dass Menschen mit stigmatisierenden Körpermerkmalen – etwa mit einem fehlenden Arm – dazu neigen, Interaktionen ausschliesslich im Licht ihres abweichenden Äusseren zu deuten. Allerdings war es diesen Leuten unmöglich herauszufinden, ob man sich ihnen gegenüber wirklich anders verhielt oder ob ihre Erwartungshaltung dazu führte, dass sie neutrale Reaktionen anders bewerteten.
Kleck und Strenta gelang es, diese Schwierigkeit in ihrem Experiment mit einer kreativen Methode zu überwinden. Sie waren auf eine Firma gestossen, die Schminke für Theaterproduktionen verkaufte, darunter auch realistische Narben, die sich – und das war entscheidend – sehr leicht mit Wasser entfernen liessen.
Der Versuch lief folgendermassen ab: Studentinnen wurde auf der rechten Backe zwischen Ohr und Mundwinkel eine Narbe geschminkt. Sie überzeugten sich mit einem Handspiegel davon, dass alles echt aussah. Dann wurde die Narbe kurz aufgefrischt, bevor die so entstellte Versuchsteilnehmerin ein Gespräch mit einer anderen Frau führte. Der sechs Minuten lange Dialog war dem Thema «Wie man Freunde gewinnt» gewidmet.
Nach dem Versuch füllten die Studentinnen Fragebogen aus und wurden interviewt. Sie waren überzeugt davon, dass ihre Narbe eine Reaktion hervorgerufen hatte. Ihre Gesprächspartnerinnen seien angespannt gewesen, hätten sie angestarrt und weniger attraktiv gefunden. Das scheinen plausible Aussagen zu sein, bis man ein entscheidendes Detail erfährt: Es gab gar keine Narbe.
Beim Auffrischen – nach dem Blick in den Spiegel – wurde die Narbe unbemerkt abgewischt. Die Versuchsteilnehmerinnen meinten bloss, ihr Gesicht sei verunstaltet. Die vermeintliche Reaktion ihrer Gesprächspartnerin gab es in Wahrheit nur in ihrem Kopf.
Weil Sexismus und Rassismus zu grossen Themen unserer Zeit geworden sind, wurde das Experiment wiederentdeckt. Der russisch-britische Satiriker Konstantin Kisin deutete den Versuch so: «Wenn man den Leuten ständig sagt, sie würden diskriminiert, veranlasst es sie, nach Hinweisen dafür zu suchen.» Kleck selbst wehrt sich gegen die Interpretation, dass Diskriminierung ausschliesslich im Kopf des vermeintlichen Opfers stattfindet. «Wie viele Schwarze muss man an Bäumen hängen sehen, bevor man akzeptiert, dass einige Formen der Diskriminierung real sind?»
Klecks Versuch zeigte zwar tatsächlich, dass man sich eine Opferrolle einbilden kann. Anders als im Experiment gibt es in der Wirklichkeit aber keine sichere Methode, eine reale Diskriminierung von einer imaginären zu unterscheiden.
https://www.nzz.ch/folio/wie-verhalten-wir-uns-wenn-wir-glauben-ein-opfer-zu-sein-ld.1862936
New York Times, 15 janvier, article payant
A House at Auschwitz Opens Its Doors to a Chilling Past
The home of the death camp’s wartime commandant, Rudolf Höss, which was the subject of the Oscar-winning movie “The Zone of Interest,” will soon welcome visitors.
Extraits :
The mother lived for 42 years in a three-story house overlooking a former gas chamber and a gallows at Auschwitz, sometimes losing sleep at the thought of what had happened on the other side of her garden wall.
But the house in Oswiecim, southern Poland, once the home of the death camp’s wartime commandant, Rudolf Höss, was “a great place to raise children,” said Grazyna Jurczak, 62, a widow who raised two sons there.
The home, the subject of the Oscar-winning movie “The Zone of Interest,” had “safety, silence, a beautiful garden,” easy access to a river across the road and, in winter, space for an ice-skating rink for her two boys, she said.
Alone in the house after her husband died, she finally decided to leave. One reason, she said, was that she was disturbed by people who, after watching “The Zone of Interest,” were tramping through her garden, peering through her windows and reminding her of her home’s connection to the Holocaust.
Last summer, Ms. Jurczak agreed to sell the home to the Counter Extremism Project, a New York-based group that wants to open the house to visitors. She moved out in August, and in October the New York group completed its acquisition of the home and an adjacent house built after the war. (…)
Now the house, at 88 Legionow Street, just outside the camp’s perimeter fence, is being prepared to receive visits by the public for the first time, as part of commemorations for the 80th anniversary of the Soviet Army’s liberation of Auschwitz. (…)
A mezuzah, a parchment containing biblical verses, has been attached to the front door frame to honor Jewish tradition — and repudiate the fanaticism of its former occupant, the Auschwitz commander. After the war, Commandant Höss recalled how the successful experimental gassing of Russian prisoners in 1941 “set my mind at rest, for the mass extermination of the Jews was to start soon.”
He was hanged in 1947 at a gallows placed between his former home and a Nazi crematory.
On a table in a downstairs corner room that Commandant Höss used as a home office lies a heap of torn and crumpled Nazi-era newspapers and other wartime artifacts found after the house was sold. There is also a coffee mug, embossed with the seal of the SS, and German beer bottles.
The Auschwitz-Birkenau State Museum, a Polish institution in Oswiecim committed to the remembrance of Nazi victims, will be hosting dozens of world leaders on Jan. 27. (…)
“This house has been closed for 80 years. It was out of reach to the victims and their families. Finally, we can open it to honor survivors and show that this place of incredible evil is now open to all,” Mr. Wallace said.
The plan, Mr. Wallace said, is to turn the house, along with the adjacent property, into the Auschwitz Research Center on Hate, Extremism and Radicalization, a new organization that will work to expand the pledge of “Never Again” from historical memory to current action.
Piotr Cywinski, a Polish historian and director of the Auschwitz-Birkanau Museum since 2006, said his state-run institution wanted to preserve its core mission of remembrance but saw value in supporting a project focused on the present and future, as well as the past. (…)
The new center will encompass the entire territory of Commandant Höss’s wartime property, including a long sealed-off garden area where he met with Hitler’s security chief, Heinrich Himmler, Josef Mengele, the “angel of death” doctor, and other Nazi dignitaries tasked with exterminating Jews. Daniel Libeskind, an American architect, has been commissioned to redesign the property.
Mr. Libeskind said he had drawn up preliminary plans that envisage turning the interior of the house into “a void, an abyss” — the external walls are protected by a UNESCO preservation order — and the construction of a new partly buried structure in a garden area with meeting rooms, a library and a data center. (…)
While awaiting execution in a Polish jail after the war, Mr. Höss, the former commandant, wrote an autobiography that Primo Levi, the Italian writer and Auschwitz survivor, described as the work of a “drab functionary” who “evolved step by step into one of the greatest criminals in history.” (…)
Mr. Cywinski, the Auschwitz-Birkanau museum director, said he was eager to work with the Counter Extremism Project, in its efforts to combat extremism.
Extremism, he said, “is unfortunately not a mental illness; it is a method” that exploits widespread feelings of frustration.
Ordinary people with ordinary ambitions, he added, can turn into monsters.
Mr. Höss, he said, “was a wonderful father to his kids and, at the same time, the main organizer of the most brutal killings in the history of the world.”
https://www.nytimes.com/2025/01/15/world/europe/auschwitz-zone-of-interest-house.html
Le Figaro, 14 janvier, article payant
«Ne pas parler français, c’est collaborer à notre disparition politique et culturelle»: un écrivain s’alarme de la montée du globish
ENTRETIEN – Pascal-Raphaël Ambrogi, écrivain et lexicologue, invite à ne pas considérer le «globish» comme davantage qu’un outil de communication appauvri. Sa propagation croissante pourrait-elle signer la mort des langues nationales?
Pascal-Raphaël Ambrogi est haut fonctionnaire chargé de la langue française et de la terminologie, écrivain et lexicographe. Il est également capitaine de vaisseau au sein de la réserve opérationnelle de la Marine nationale, et auteur de plusieurs ouvrages, dont le Dictionnaire culturel du christianisme (Honoré Champion) en 2020, et récemment le Dictionnaire culturel de la mer et de la marine (Honoré Champion) en septembre 2024.
Extraits :
LE FIGARO. – Le globish devient une «lingua franca» mondiale. Pour autant, peut-on le comparer au grec dans l’empire d’Alexandre le Grand, au latin dans l’Empire romain ou encore au français du XVIIIe siècle ?
Pascal-Raphaël AMBROGI. – À la différence du grec et du latin, le globish n’est pas une langue, mais un simple outil. Les Romains, contrairement aux entrepreneurs anglo-américains, n’ont pas considéré que l’extension de leur langue était liée à leurs désirs d’expansion. Le latin ne fut pas imposé comme langue officielle aux régions conquises. Les cités grecques vaincues ont continué d’utiliser le grec. Partout, le latin a complété les langues en usage, sans s’y substituer. Alexandre le Grand, quant à lui, voulut étendre le grec, langue administrative de son empire. Les langues locales survécurent. Si une règle a bien prévu que les magistrats de Rome dussent répondre en latin aux ambassadeurs au Sénat ou hors de Rome, on parlait grec au Sénat, a dit Cicéron. Pour les Romains du temps de la République, la préséance du latin permettait de souligner la supériorité romaine. Le grec fut cependant utilisé dans la perspective d’un lien renforcé avec les populations. Après la conquête du monde grec, les Romains consacrèrent un système bilingue de communication efficace.
Comme il fut primordial de promouvoir une langue chrétienne universelle, il fallut consacrer une langue de la diplomatie. Cette dernière conserva le latin jusqu’au XVIIe siècle, tout comme les sciences jusqu’à la fin du XVIIIe siècle. Depuis le milieu du XVIIe siècle, le français était la langue la plus usitée, prenant la place de l’italien qui avait régné après la Renaissance. Le français, bénéficiant d’une extraordinaire expansion sociale et culturelle, se substitua au latin de plus en plus défaillant et corrompu comme langue de la diplomatie sous Louis XIV. Le français a joui de ce statut jusqu’à la fin de la Première Guerre mondiale. Le XVIIIe siècle fut incontestablement celui du triomphe du français, langue internationale de toute l’Europe.
Aujourd’hui en 2025, le globish est-il le seul assaut contre lequel la langue française doit résister?
On peut en citer principalement cinq. Tout d’abord, l’anglais, une langue merveilleuse, très menacée dans sa forme élaborée, issue à 63% du français. Il s’impose aujourd’hui partout, par recouvrement. (…)
Deuxièmement, le globish, forme rudimentaire de l’anglais, sabir au vocabulaire très limité et à la syntaxe élémentaire, s’étend comme langue véhiculaire. En troisième lieu, le franglais qui est une langue française anglicisée du fait de l’emprunt de termes et de tournures syntaxiques.
Enfin, deux formes nouvelles sont apparues. L’une, invasive, agit par substitution inutile d’un mot français par un mot anglais (barber, call, etc.). La grammaire est de même visée par cette tendance (l’inversion du prédicat par ex.). La substitution n’a pourtant jamais eu cours en français ; il n’a cessé d’inventer en puisant son enrichissement dans ses racines grecques et latines. Les innombrables apports étrangers ont toujours été, quant à eux, remaniés par l’esprit français. L’autre, auto-colonisatrice, agit sous l’influence de pseudo-élites qui précèdent les attentes du maître anglo-américain dans une démarche d’infériorisation de soi, en créant un anglais imité et incompris du reste du monde. Toutes ces atteintes sont nourries et encouragées par les «collabos de la pub et du fric» que stigmatisait Michel Serres ; elles amplifient les forces qui favorisent l’assimilation d’une langue par une autre. (…)
Disons d’abord que le français est d’autant plus fragile qu’il est une langue écrite qui se parle, qu’il se caractérise par une vérification constante de l’oral par l’écrit. Or l’orthographe connaît sans doute la détérioration la plus grave. En dehors de quelques curiosités, elle n’est pas plus difficile qu’une autre. Mais elle n’est plus réellement maîtrisée.
Le français parlé se dégrade. Le vocabulaire se rétracte. Avec la disparition des prépositions et des articles, on observe la généralisation de la substitution d’un ou de plusieurs mots français par de l’anglais, du neutre dans les pronoms relatifs et les accords, ou de la fin des liaisons. Toutes ces atteintes à la langue relèvent de l’imitation de l’anglo-américain, comme les solécismes («sur comment, sur pourquoi» reproduisant on about). (…)
Il en résulte une montée de la violence du fait de la relation étroite entre cette dernière et l’impuissance linguistique qui s’accroît : un vocabulaire pauvre, une syntaxe approximative ne permettent pas de partager la moindre pensée ou d’élaborer un raisonnement dans l’intelligence d’un interlocuteur, par la force du verbe. Souvenons-nous de Goebbels, qui écrivait : «Nous ne voulons pas convaincre les gens de nos idées, nous voulons réduire le vocabulaire de telle façon qu’ils ne puissent plus exprimer que nos idées.»
(…) «un pays qui mésuse sa langue est un pays en voie de décadence», écrivait Jean Paulhan dans Les Fleurs de Tarbes ou la Terreur dans les lettres (publié en 1941). Ne pas parler français ou contribuer à sa destruction, c’est collaborer à notre disparition politique et culturelle. (…)
Le globish, ce « dialecte de transaction », disait Chateaubriand, s’érige partout en vecteur dominant, véhicule des images, des usages et un mode de pensée. Sa domination économique et culturelle est plus forte que si elle était politique. Il résulte d’une volonté imposée et d’une soumission volontaire qu’elle précède parfois. Elle est amplifiée par des techniques de communication donnant à l’impérialisme linguistique des moyens de pression et de séduction inédits. Mais c’est un langage pauvre, un « outil » dépourvu de dimension culturelle qui ne peut se substituer aux langues complètes.
Une langue est bien plus qu’un outil de communication. L’enjeu n’est donc pas seulement la substitution d’une langue à une autre, mais aussi celui de la substitution d’une civilisation à une autre. (…) Les langues, affectées dans leur lexique et leur grammaire, localisées, infériorisées, sont menacées. (…)
La promotion d’une langue juste, neutre et stable, n’est pas une obsession conservatrice. Bien au contraire, elle devrait être l’exigence légitime de tout citoyen animé du désir qui sous-entend notre pacte républicain. (…)
Lire, c’est comprendre. C’est apprendre. Un élève qui lit construit son futur. Enfin, contrairement aux médias audiovisuels promouvant un outil passif, la lecture implique une co-création entre l’auteur et le lecteur. «Nous sommes tous devant le romancier, comme l’esclave devant l’empereur : d’un mot, il peut nous affranchir», écrivait Proust. L’écriture et la lecture, conquêtes récentes de l’humanité, doivent plus que jamais être transmises et enseignées. Elles permettront de lutter contre la déshumanisation de la société qui est en cours. La vie de l’esprit est en jeu.
New York Times, 14 janvier, article payant
Isaac Stanley-Becker: Europe Wasn’t Built to Be Like This
Dr. Stanley-Becker is a national security reporter at The Washington Post and the author of the forthcoming book “Europe Without Borders: A History.”
Extraits :
When I crossed a bridge spanning the Rhine last year, a checkpoint blocked the route between France and Germany, on the Pont de l’Europe.
Borders are closing in Europe, for reasons ranging from ongoing crises in Eastern Europe and the Middle East to increasing migratory pressures and the risk of terrorist infiltration. France cites “threats to public policy, public order.” Germany names “the global security situation.” Austria and the Netherlands point to “irregular migration” and Italy to the influx “along the Mediterranean route and the Balkan route.”
It wasn’t meant to be this way. European integration promised the abolition of borders, an ever closer union allowing the free movement of people, goods and capital in a single market. That promise was embodied in the Schengen zone, an area of open borders formed in the twilight of the Cold War — by a treaty among France, West Germany, Belgium, Luxembourg and the Netherlands — and now encompassing 29 European countries. But the fear of immigrants freely traversing Europe made Schengen a fragile project from the outset.
Schengen once symbolized liberal internationalism, a landmark of the European unity built after World War II. Today it’s a symbol of Europe’s migration crisis — a crisis driving the backlash against globalization and the ascendance of illiberalism.
Such paradoxes haunt Schengen’s history. Yet all but forgotten is a moment of deepest paradox — when the fall of the Berlin Wall in 1989 almost doomed the opening of Europe’s borders. Perversely, the sudden destruction of the continent’s most symbolic border brought progress on the Schengen treaty to a standstill, exposing the risks of free movement that today impel the return of checkpoints in Europe.
The Schengen treaty was supposed to be completed in 1989. But revolutionary events intervened. Unrest swept Eastern Europe, mass protests convulsed the German Democratic Republic, and some three million East Germans crossed into West Berlin when the wall fell on Nov. 9.
The ruptures of 1989 hastened the end of the Cold War, opening the way for a new era of globalization. But the lifting of the Iron Curtain made evident the complexities of abolishing borders — and nowhere more so than in Berlin. (…)
So it was that the peaceful revolutions of 1989 and the human movement enabled by the breach of the Berlin Wall disrupted the Schengen treaty making. “Europe without borders stumbles in Schengen,” observed Le Monde, and the obstacle was, “paradoxically, freedom to come and go reclaimed in the East.” (…)
The conflict centered on the prospect of German reunification. A reunited Germany would not only alter the balance of power in Europe; it would also extend Schengen’s frontier eastward. That would heighten the risk of irregular immigration from countries in the Soviet bloc — Poland, Hungary, Bulgaria, Romania — that were classified as security risks in secret lists prepared by the treaty makers to determine which people would be excluded from Schengen’s guarantee of free movement. (…)
As the exodus from Eastern Europe accelerated, the European Commission warned of the “fragility of the Schengen agreement.” French treaty makers spoke of the “German difficulty” created by the unexpected events in the Eastern European countries. A delegate from Luxembourg wondered whether the guarantee of free movement would survive: “The way things are going, it will be better to be a commodity or capital” than to cross borders as “a person.”
According to diplomatic papers marked “secret and personal,” the West German chancellor, Helmut Kohl, complained to the French president, François Mitterrand, that “the French were dragging their feet and must sign the agreement.” Meanwhile, Mitterrand revealed his fears of a revanchist Germany to the British prime minister, Margaret Thatcher.
Still, Europe’s leaders saw inevitability in West Germany’s aspirations. “It would be stupid to say no to reunification,” as the Thatcher aide summarized Mitterrand’s thinking. “In reality there was no force in Europe which could stop it happening. None of us were going to declare war on Germany.”
The signing of the Schengen treaty came at last in June 1990, completing an agreement originating in 1985. Most of the treaty’s provisions set forth security measures, including rules allowing Schengen countries to reinstate internal border checks temporarily as required by “public policy or national security.” (…)
Out of this moment — as Schengen negotiators confronted the upheavals of 1989 — emerged a blueprint for free movement but also for its restriction. The treaty enshrined a Europe without internal borders. At the same time, it provided for the fortification of Schengen’s external frontiers, the construction of a multinational security apparatus and the exclusion of so-called undesirable migrants from Eastern Europe as well as Asia, Africa and the Caribbean.
This is the predicament symbolized by the fall of the Berlin Wall: the precariousness of free movement in a world where the risks of open borders appear ever more acute.
Today, Schengen’s vulnerability is reflected in the chaos of Europe’s border measures. Schengen’s frontiers continue to expand, enveloping countries that once lay behind the Iron Curtain — Romania and Bulgaria just this year. Meanwhile, Europe’s internal borders are hardening as a remedy for ills ascribed to globalization, presaging the death of Schengen by a thousand cuts.
https://www.nytimes.com/2025/01/13/opinion/schen
Neue Zürcher Zeitung, 13 janvier, article payant
Russland ist ein Fiebertraum vieler Deutscher. Eine unerschütterliche Hassliebe verbindet die Länder
Von Rilke bis Merkel verläuft ein roter Faden: Russland ist für manche im Westen ein Raum fiebriger Projektionen.
Extraits :
(…) Russland ist nicht Europa. Das lässt sich am Beispiel der paradoxen historischen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland verstehen. Russland ist sehr wohl bereit, von Europa die neuesten Technologien zu übernehmen, doch die Werte unterscheiden sich dermassen, dass innerhalb einer Sekunde Freundschaft in Feindschaft umschlagen kann.
Wäre nicht Krieg, brauchte man eine brutale russische Redensart aus dem 18. Jahrhundert nicht in Erinnerung zu rufen. Sie wird Suworow zugeschrieben, dem Oberbefehlshaber der russischen Armee, der für alle Zeiten konstatierte: «Was gut ist für den Russen, ist des Deutschen Tod.»
Das Sprichwort ging auf eine Anekdote zurück: Ein russischer Soldat kippte fröhlich reinen Alkohol in sich hinein, ein deutscher Veterinär, der meinte, es sei Wodka, trank das Zeug und starb. Will heissen: Der Russe besiegt den Deutschen in Sachen Draufgängertum. Genau das ist für den Russen der wichtigste Sieg.
So erstaunlich es sein mag, aber das ist bis heute aktuell: Die Heldentaten des russischen Recken, der zu allem bereit ist – das ist die Grundlage des russischen Geistes. Und solch einen Geist findet das rationale, besonnene Europa abstossend. Es vermag in jenem Obskurantismus, bei dem unter Gleichgesinnten selbst noch der Tod schön ist, keinen Fortschritt der Menschheit zu erkennen.
Und wann, wenn nicht jetzt, da die russische Welt einen gnadenlosen Krieg gegen die Ukraine und damit auch gegen den Westen führt, sollte man über das Paradoxon der russisch-deutschen Beziehungen sprechen, die historisch immer schon auf einem inneren Widerspruch beruhten? Die deutsche Welt steht für Ordnung und Multipolarität, die russische Welt dagegen für Unordnung in alternativloser Autokratie. Doch es existiert ein Raum, der dem Rationalen übergeordnet ist und in dem es Berührungspunkte zwischen Deutschen und Russen gibt. (…)
Die Russen haben für die Deutschen bekanntlich ein besonderes Wort. Sie heissen nicht Germanzy, sondern Nemzy, was so viel wie die nicht (Russisch) Sprechenden bedeutet. In der Nemezkaja Sloboda, der Deutschen Vorstadt im Nordosten Moskaus, gingen die Deutschen seit dem 15. Jahrhundert ihren Geschäften nach.
Aber das Interessanteste ist: Zwischen Russen und Deutschen waren es schon immer nur zwei Schritte von der Liebe zum Hass. Wie viele es waren, die sich gegenseitig umbrachten, lässt sich gar nicht zählen. Und nach den Kriegen findet der Deutsche immer wieder geschäftliche, kulturelle, alltägliche und romantische Beziehungen zu Russen. (…)
Ohne Goethe und Kant hätte der russischen Kultur etwas gefehlt, ohne Nietzsche wäre das russische silberne Zeitalter zu Beginn des 20. Jahrhunderts wohl kaum so aufgeblüht. Ohne Schiller hätte es den enormen Erfolg des jungen Dostojewski nicht gegeben, ohne Novalis hätte die russische Romantik vollkommen anders ausgesehen.
Ohne das Geld des Generalstabs der deutschen Armee hätte es auch Lenins russische Revolution nicht gegeben. Ohne Molotow und Ribbentrop wäre es vielleicht nicht zum Zweiten Weltkrieg gekommen. Hitler war für die Russen die Ausgeburt der Hölle schlechthin, den Deutschen assistierten die Russen beim Bau der Berliner Mauer, aber mit der tatkräftigen Hilfe Gorbatschows konnten sie diese einreissen.
Vor diesem Hintergrund klingen die Gespräche der deutschen Bundeskanzlerin Merkel mit Putin zu Fragen staatlicher Interessen banal. Zuerst gab es die Illusion, dass das beiderseitige Interesse an Nord Stream 2 eine grossartige Perspektive biete. In Wahrheit begann Putin sich nach und nach als Führer der russischen Welt zu sehen – der besten aller Welten. Seine Rede in München 2007 über die multipolare Welt war bereits Aggression, wenn auch noch eine verbale. (…)
Blickt man in die künstlerischen Sphären, dann ist ein Dialog unter Russen und Deutschen möglich. Es hat ihn in der Tat auch gegeben. Rilke ist dafür das schönste Beispiel.
Den Ursprung seiner Liebe zu Russland verdankte Rilke seiner Freundin, der russisch-deutschen Schriftstellerin Lou Andreas-Salomé. Im April 1899 machten sich beide gemeinsam auf den Weg nach Russland. Enttäuscht von den Werten der rastlosen westlichen Welt, war Rilke offen für eine begeisterte Wahrnehmung Russlands. Just zum Höhepunkt der Karwoche kam er in Moskau an.
Das russische Osterfest, der Klang der Kirchenglocken, die Massen inständig betender Pilger – all das berührte den Dichter in tiefster Seele. «Zum ersten Mal im Leben hatte ich ein unausdrückbares Gefühl, etwas wie ‹Heimgefühl›», gestand er. Er sah vor sich ein junges Land, unangefochten vom zersetzenden Einfluss der überzivilisierten westlichen Welt. «Dieses ist das Land des unvollendeten Gottes!», rief der Dichter aus. Rilke widmete Russland viele Jahre seines Lebens.
An seinem Lebensende war er ein leidenschaftlicher Verehrer der russischen Dichterin Marina Zwetajewa. «Wellen, Marina, wir Meer! Tiefen, Marina, wir Himmel. / Erde, Marina, wir Erde, wir tausendmal Frühling, wie Lerchen, / die ein ausbrechendes Lied in die Unsichtbarkeit wirft», heisst es in der Zwetajewa gewidmeten Elegie.
Natürlich war Zwetajewa von diesen Worten aufgewühlt. Sie fasste das, was sie an Rilke so bezauberte, sogleich in Worte: «Rainer Maria Rilke! Darf ich Sie so anrufen? Sie, die verkörperte Dichtung, müssen doch wissen, dass Ihr Name allein – ein Gedicht ist.»
Im Dezember 1925 wurde in ganz Europa Rilkes 50. Geburtstag gefeiert. Viele Menschen unterschiedlichsten Alters und Berufs, unzufrieden mit der moralischen Lage in der modernen Welt, fühlten sich zu Rilke hingezogen, da sie in seiner Persönlichkeit und seinen Werken die Möglichkeit sahen, der «Seelenlosigkeit» ihrer Zeit etwas entgegenzusetzen.
Für Marina Zwetajewa selbst verwandelten sich Wirklichkeit und Traumbilder bisweilen in Tragödien. In der Pariser Emigration lebte sie mit ihrem Mann Sergei Efron, einem Offizier der Weissen Garde, der schliesslich Agent des NKWD wurde. In den Jahren des Grossen Terrors kehrten sie in die Sowjetunion zurück, er wurde erschossen und Marina Zwetajewa zu Beginn des Krieges an die Wolga evakuiert, wo sie sich das Leben nahm.
Tatsächlich war Rilke unter den Deutschen beziehungsweise Österreichern nicht der einzige seiner Art. Mag sein, dass er in seiner Russlandbegeisterung einfach nur radikaler war als andere. Aber die Vorstellung von tiefen vertrauten Gesprächen, wilden Tänzen, Festen, mystischen Offenbarungen traf auf die eine oder andere Weise auf viele deutsche Reisende zu, die die Andersartigkeit Russlands als himmlische Auszeit auffassten. (…)
Die russische Nachkriegswelt könnte, falls es eine Phase liberalen Tauwetters gibt, eine Quelle neuer kreativer Offenbarungen sein. Was aber die kollektive Schuld für den Krieg gegen die Ukraine betrifft, so wird sich zunächst niemand dazu bekennen. Mit dem Wechsel der Generationen ist jedoch alles möglich. Und die neuen deutschen Russlandreisenden werden der Bevölkerung mit einem komplizierten Gefühl von Ablehnung und Neugier gegenübertreten.
Erst allmählich kann sich Neugier in den Wunsch nach Traumbildern verwandeln, ein neuer Rilke kann einer neuen Zwetajewa begegnen – und der schwierige russisch-deutsche Dialog könnte so seine Fortsetzung finden.
Der russische Schriftsteller Viktor Jerofejew lebt seit Beginn des Ukraine-Krieges im Exil in Deutschland. – Aus dem Russischen von Beate Rausch.
Le Point, 27 décembre, article payant
Qui est Hérode, le méchant de Noël ?
LA VÉRITABLE HISTOIRE DE NOËL. D’après l’Évangile de Matthieu, la Nativité se termine dans le sang et les larmes. La faute à un souverain paranoïaque. Vraiment ?
Extraits:
« Jésus était né à Bethléem en Judée, au temps du roi Hérode le Grand. Or voici que des mages venus d’Orient arrivèrent à Jérusalem et demandèrent : “Où est le roi des Juifs qui vient de naître ? Nous avons vu son étoile à l’orient et nous sommes venus nous prosterner devant lui.” En apprenant cela, le roi Hérode fut bouleversé et tout Jérusalem avec lui. Il réunit tous les grands prêtres et les scribes du peuple, pour leur demander où devait naître le Christ. Ils lui répondirent : “À Bethléem, en Judée, car voici ce qui est écrit par le prophète : Et toi, Bethléem, terre de Juda […], de toi sortira un chef, qui sera le berger de mon peuple Israël.”
Alors Hérode convoqua les mages en secret pour leur faire préciser à quelle date l’étoile était apparue ; puis il les envoya à Bethléem, en leur disant : “Allez vous renseigner avec précision sur l’enfant. Et, quand vous l’aurez trouvé, venez me l’annoncer pour que j’aille, moi aussi, me prosterner devant lui” », lit-on dans l’Évangile de Matthieu.
Mais, si les mages trouvent l’enfant et l’honorent, ils s’enfuient vite sans prévenir le roi et, après leur départ, un ange avertit Joseph de conduire en urgence sa famille en Égypte et d’y vivre jusqu’à la mort du tyran. Hérode a été joué : furieux, il ordonne la mise à mort de tous les enfants de moins de 2 ans de la région de Bethléem. « Alors s’accomplit ce qui avait été annoncé par le prophète Jérémie : Ainsi parle l’Éternel : on entend des cris à Rama, des lamentations, des larmes amères ; Rachel pleure ses enfants ; elle refuse d’être consolée sur ses enfants, car ils ne sont plus », dit encore l’Évangile de Matthieu.
‘histoire est atroce, terrible contrepoint à la joie de Noël. Dès le IIe siècle, les jeunes victimes sont honorées comme martyrs lors de la fête des Saints Innocents, qui a lieu le 28 décembre en Occident et chez les catholiques d’Orient et le 29 décembre chez les orthodoxes.
Mais ce drame a-t-il vraiment eu lieu ? Seul l’Évangile de Matthieu ( 2, 1-15) se fait l’écho de cet événement : les autres évangiles canoniques n’en parlent pas. L’historien romain d’origine judéenne Flavius Josèphe (vers 37-100), qui pourtant condamne les crimes hérodiens, n’en dit mot. Il est donc fort probable que Matthieu ait inventé cette histoire pour mieux relier la biographie du Christ aux récits de massacres de l’Ancien Testament. (…)
La mort des garçonnets de Bethléem ressemble ainsi étrangement au passage du livre de l’Exode où Pharaon ordonne aux sages-femmes de mettre à mort les nouveau-nés mâles des israélites (Ex 1, 16-22). C’est parce que toutes n’obéissent pas que Moïse, le sauveur des Hébreux, peut survivre et donc plus tard sauver son peuple, comme Jésus adulte sauvera lui aussi l’humanité.
La mauvaise réputation de la dynastie hérodienne en faisait un bouc émissaire facile. (…)
Mais Matthieu n’a cure de la vérité historique : Hérode le Grand est le grand Satan du récit de la Nativité, le côté obscur de la force qui menace la joie de Noël. La ruse, le sens de la manipulation, la cruauté du Hérode de l’Évangile correspondent à l’image que les historiens juifs, à commencer par Flavius Josèphe, livrent de ce monarque détesté. (…)
Comme, plus tard, Ponce Pilate le Romain deviendra l’archétype de la lâcheté, Hérode le Grand doit à Matthieu d’être celui de la cruauté. Ce drame qui endeuille la fête de Noël inspirera nombre d’artistes, peintres et sculpteurs, tels Giotto (vers 1266-1337) qui lui consacre une fresque dans la chapelle des Scrovegni à Padoue et Peer Brueghel l’Ancien (v. 1525-1569) dont le tableau trône aujourd’hui au château de Windsor. Tous rivalisent d’imagination pour rendre au mieux la violence des soldats et la douleur des mères.
https://www.lepoint.fr/histoire/herode-le-mechant-de-noel-24-12-2022-2502747_1615.php
The Guardian, 26 décembre, libre accès
The birth of Jesus would probably have been forgotten – if it wasn’t for a plague
When a terrifying Ebola-like pandemic struck the Roman empire, Christianity offered solutions that the old ways didn’t
Extraits:
In our Christmas imagery, ancient symbols such as fir trees, mistletoe, holly and ivy sit alongside the baby Jesus, Virgin Mary, angels and shepherds. This mixture of pagan and Christian traditions reminds us that Christmas was superimposed on to much older midwinter festivities. Yet had it not been for a devastating pandemic that swept through the Roman empire in the third century AD, the birth of Jesus would probably not feature at all in our winter solstice celebrations.
If the New Testament is to be believed, Jesus managed to fit a great deal into his short life. But despite all his wise words, good deeds and miracles – not to mention the promise of everlasting life – Christ was nothing more than the leader of an obscure sect of Judaism when the Romans crucified him in AD33.
The Bible informs us that Jesus had 120 followers on the morning of his ascension to heaven. Peter’s preaching swelled the number to 3,000 by the end of the day – but this exponential growth did not continue.
After the Jews in Palestine failed to convert en masse, Jesus’s followers turned their attention to Gentiles. They made some headway, but the vast majority of people across the empire continued praying to the Roman gods.
There were about 150,000 Christians scattered across the empire in AD200, according to Bart D Ehrman, author of The Triumph of Christianity. This works out to 0.25% of the population – similar to the proportion of Jehovah’s Witnesses in the UK today.
Then, towards the end of the third century, something remarkable happened. The number of Christian burials in Rome’s catacombs increased rapidly. So did the frequency of Christian first names in papyrus documents preserved by arid desert conditions in Egypt. Christianity was becoming a mass phenomenon. By AD300 there were approximately 3 million Christians in the Roman empire.
In 312, Emperor Constantine converted to Christianity. Sunday became the day of rest. Public money was used to build churches, including the Church of the Resurrection in Jerusalem and the Old St Peter’s Basilica in Rome. Then, in 380, Christianity became the empire’s official faith.
At the same time, paganism suffered what Edward Gibbon called a “total extirpation”. It was as if the old gods, who had dominated Greco-Roman religious life since at least the time of Homer, simply packed up and left.
(…) To understand what caused this momentous change, we must consider why Roman society was so receptive to casting off its old belief system and adopting a new religion at that time. (…)
At its peak, the Roman empire reached from Hadrian’s Wall to the Red Sea, and the Atlantic Ocean to the Black Sea. The imperial capital had about 1 million inhabitants. Alexandria’s population was around half that, and Antioch and Carthage’s were just over 100,000.
Goods and people moved back and forth across the Mediterranean, although merchants ventured much farther afield. Size, connectedness and urbanisation made the Roman world remarkable; but it also created the perfect conditions for devastating pandemics to spread.
The Plague of Cyprian was first reported in Egypt in 249. The pandemic hit Rome in 251 and lasted for at least the next two decades. Some historians argue that it caused the period of political instability and economic disruption known as the Crisis of the Third Century, which nearly caused the empire to collapse. (…)
We cannot be sure about the pathogen’s identity. Bishop Cyprian of Carthage, who gave his name to the pandemic, described symptoms including high fever, vomiting, diarrhoea and bleeding from the ears, eyes, nose and mouth. Based on this account, a viral haemorrhagic fever similar to Ebola is the most likely candidate. According to one chronicle, at its height the pandemic killed 5,000 people a day in the capital. Alexandria’s population is estimated to have dropped from about 500,000 to 190,000. Even accounting for exaggeration, it was clearly a terrifying pandemic.
When your friends, family and neighbours are dying, and there is a very real prospect that you will die soon too, it is only natural to wonder why this is happening and what awaits you in the next life. The historian Kyle Harper and sociologist Rodney Stark argue that Christianity boomed in popularity during the Plague of Cyprian because it provided a more reassuring guide to life at this unsettling time. (…)
Paganism offered little comfort to those struck down by disease. (…)
In contrast, Jesus’s message offered meaning and hope. Suffering on Earth was a test that helped believers enter heaven after death. Everlasting life in paradise is quite the prize, but Christianity provided another more tangible benefit, too.
Christians were expected to show their love for God through acts of kindness to the sick and needy. Or as Jesus put it: whatever you do for the least of my brothers and sisters, you do for me.
Emboldened by the promise of life after death, Christians stuck around and got stuck in. (…)
As Stark and Harper point out, the fact that so many Christians survived, and that Christians managed to save pagans abandoned by their families, provided the best recruitment material any religion could wish for: “miracles”.
Without these miracles, Romans would not have adopted Jesus’s message so enthusiastically, and Christianity would probably have remained an obscure sect. In this alternative reality, it’s likely we would still decorate our homes with evergreen plants to symbolise nature’s resilience and vitality at midwinter. The nativity story, however, would be lost in the dustbin of history.
Jonathan Kennedy teaches politics and global health at Queen Mary University of London and is the author of Pathogenesis: How Germs Made History
https://www.theguardian.com/commentisfree/2024/dec/25/birth-jesus-plague-roman-empire-christianity
Neue Zürcher Zeitung, 26 décembre, article payant
Fitzgeralds Gatsby langweilte sich in den 1920er Jahren, Betty Draper in «Mad Men» vier Jahrzehnte später –über die Kunst des Zeitverschwendens
Michaela Krützen versucht anhand filmischer und literarischer Figuren einem aussterbenden Begriff auf die Spur zu kommen.
Extraits:
Was Zeitverschwendung ist und wie sich die Definition in der Gesellschaft und über die Jahre verändert hat, fragt die Medienwissenschafterin Michaela Krützen in ihrem neuen Buch. Sieben Jahre hat sie daran geschrieben. Sie greift filmische und literarische Figuren auf, die sie als notorische Zeitverschwender diagnostiziert, und erklärt deren Verhalten mithilfe von theoretischen Texten.
So liest sie den «Dude» Jeff Lebowski aus «The Big Lebowski» durch Karl Marx’ Augen, den Serienmörder Patrick Bateman aus «American Psycho» durch die von Pierre Bourdieu und den mysteriösen Millionär Jay aus «The Great Gatsby» durch Martin Heideggers. Gatsby betreibt radikale Zeitverschwendung, indem er in seinem Palast auf die erwartbare Enttäuschung wartet. Krützen zieht Heideggers Werk «Die Grundbegriffe der Metaphysik» hinzu, dadurch lernt die Leserin und der Leser die Langeweile der Figuren von Fitzgeralds Roman (1925) verstehen.
Krützen betrachtet in ihrem fast tausend Seiten umfassenden Werk Betty Draper aus der Serie «Mad Men». Sie handelt an ihr die Frage ab, ob die Lebensweise, die die Ehe mit Don Draper mit sich bringt, als verschwendete Zeit verstanden werden kann. Betty Draper, die früher als Model gearbeitet hat, lebt nun vor allem als Hausfrau und Mutter in einem Vorort von New York. Glücklich ist sie dabei nicht. (…)
Es ist ein besonderes Vergnügen, Film- und Romanfiguren dabei zu beobachten, wie sie die Zeit verfliegen lassen. Das liegt daran, dass sie den Zuschauerinnen und Zuschauern ein Verweilfenster öffnen. Endlich dürfen wir einmal so vertieft bei einer Sache sein, wie es die Zeitverschwenderinnen und Zeitverschwender auch sind. All den Nikos, Gatsbys, Bettys und Dudes zuzusehen, regt an, darüber nachzudenken, wie wir selbst unsere begrenzte Lebenszeit gestalten. Drei kleine nüchterne Wörter, mit etwas Chuzpe in der Stimme vorgetragen, reichen, um sich bei den Mitmenschen abzumelden und dort anzukommen, wo man jetzt gerade ist.
Michaela Krützen: Zeitverschwendung. Gammeln, Warten, Driften in Film und Literatur. S.-Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 2024. 960 S., Fr. 53.90.
Le Monde, 24 décembre, article payant
Qui était vraiment Jésus de Nazareth ? Des Evangiles jusqu’à nos jours, une interminable quête historique
Enquête : Dieu incarné, rabbin, mystique : qui était vraiment Jésus ? Depuis le début des études critiques sur les Evangiles, des centaines de chercheurs ont tenté de lire entre les légendes pour cerner les contours historiques du fondateur du christianisme.
Texte intégral en PDF : https://kinzler.org/wp-content/uploads/2024/12/25-decembre-2.pdf
Neue Zürcher Zeitung, 24 décembre, article payant
Bei Salzburg dichtete ein Hilfspfarrer das erfolgreichste Weihnachtslied aller Zeiten. Eine still-nächtliche Huldigung
Joseph Mohr schrieb ein Gedicht, das er mit einem befreundeten Organisten vortrug. Mehr als zweihundert Jahre später singt ein Viertel der Weltbevölkerung «Stille Nacht». Wie es dazu kam.
Extraits:
Joseph Mohr litt Hunger. Und wer weiss, wie heute Weihnachten gefeiert und besungen würde, hätte Mohr eine Kochstelle in seiner kargen Stube gehabt. Doch die Zeiten um das Jahr 1818 waren nach den Napoleonischen Kriegen hart. Mohr, ein junger Hilfspfarrer aus Salzburg, musste sich zum Essen von den Menschen seiner Gemeinde einladen lassen. Oder mit ihnen im Wirtshaus speisen, wo die einfachen Leute auch tranken und sangen. Mohrs Vorgesetzter beschwerte sich beim Dekanatsvorsteher: «Er singet mit und unter andern oft nicht erbauliche Lieder», schrieb der Pfarrer über seinen Gehilfen. Joseph Mohr liess sich nicht beeindrucken – und dichtete das erbaulichste Weihnachtslied aller Zeiten: «Stille Nacht, heilige Nacht».
Der Zusatz «aller Zeiten» ist im Zusammenhang mit diesem Lied gerechtfertigt, auch wenn er neben der Vergangenheit alle zukünftigen Zeiten einschliesst. Denn kein Weihnachtslied ist öfter übersetzt und häufiger verkauft worden, etliche Interpreten von Helene Fischer über Michael Bublé bis hin zu der politisch umstrittenen Band Frei.Wild interpretieren Mohrs Lied immer wieder aufs Neue und sorgen dafür, dass der Erfolg andauern wird.
Trotzdem erreicht «Stille Nacht» nicht das Nerv-Potenzial von «Last Christmas» oder «All I Want for Christmas Is You», Weihnachtsschnulzen, die schon durch Petitionen verboten werden sollten. «Stille Nacht» ist anders, nicht nur, weil es nicht von unerfüllter Liebe handelt. Es wird in mehr als dreihundert Sprachen und Dialekten, in Klassik-, Schlager- oder Pop-Versionen gesungen. Mehr als zwei Milliarden Menschen sollen es zur Weihnachtszeit singen, überall auf der Welt. Selig-schmachtend-besinnlich und vor allem: seit mehr als zweihundert Jahren. Woher kommt dieser Erfolg?
Aus dem 6000-Einwohner-Städtchen Oberndorf bei Salzburg – so lautet die einfache Antwort. Dort, in einer Kirche direkt an der Salzach, trug Joseph Mohr sein Lied an Weihnachten 1818 zum ersten Mal vor. Gemeinsam mit dem befreundeten Organisten Franz Xaver Gruber, der die Melodie komponiert hatte. Die beiden sangen «Stille Nacht» nach der Christmette am Heiligabend, an einem Seitenaltar mit einer Gitarre. Für die Menschen, die nicht gleich nach dem Segen heim geeilt waren. (…)
«Es trägt die Sehnsüchte der Menschen in die Welt», sagt Standl. Gerade jene, die zur Weihnachtszeit entstünden: Sehnsüchte nach Frieden und Geborgenheit. «Und das hat nur bedingt mit dem Glauben zu tun.» «Stille Nacht» funktioniere in jeder Sprache und Religion, sagt Standl. «Wer den Text nicht versteht, versteht anhand der Melodie, was das Lied emotional transportiert.» (…)
Dabei sei das Lied anfangs gar nicht publiziert worden, sagt Standl. Erst als ein Orgelmacher aus dem Zillertal die Oberndorfer Orgel reparierte, die Partitur des Organisten sah und mit nach Tirol nahm, ging das Lied auf Reisen. Tiroler Sängerfamilien verbreiteten es nach Deutschland und sollen es nach Amerika exportiert haben. «Stille Nacht» verbreitete sich so rasant und weit, dass sein Ursprung schnell in Vergessenheit geriet. Das Lied wurde zum Allgemeingut, wie ein Volkslied. Seinen Schöpfern brachte es kein Geld ein, da es bis 1841 keine Urheberrechte gab. Jeder konnte «Stille Nacht» verändern, drucken und aufführen, wie er wollte. (…)
König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen soll das Lied besonders gemocht haben. Er liess in Salzburg nach seinem Urheber fragen und um eine Abschrift des Originals bitten, da seine Hofkapelle das Lied für eines von Michael Haydn hielt. Dieser war, wie sein berühmterer Bruder Joseph, Komponist, aber eben nicht der «Stille Nacht»-Urheber. Joseph Mohr, der es war, bekam davon nichts mit. Er starb 1848, arm und ohne Nachlass. Doch sein befreundeter Komponist Franz Xaver Gruber, der bei der Uraufführung mitgesungen hatte, erfuhr von der königlichen Anfrage. (…)
Durch seine umfassenden Aufzeichnungen und Briefwechsel, die erhalten geblieben sind, weiss man heute noch Details über die Entstehung des nun so berühmten Lieds. Und über dessen Macher. «Joseph Mohr war ein progressiver Pfarrer, er war so, wie wir es von einem heutigen Pfarrer erwarten würden», sagt Benjamin Huber. Mohr sei zwar ein Mann der Kirche gewesen, aber eben einer, der sich stets menschennah gab. Der gern musizierte, sich gern unterhielt.
«Er wollte den von Armut geplagten Menschen zur Weihnachtszeit ein Geschenk machen», sagt Huber. Das Lied sei keines für die Kirche gewesen, es hätte in der Liturgie seiner Zeit keinen Platz gehabt. Auch deswegen sei es 1818 erst nach der Weihnachtsmesse gesungen worden. Während der Krippenfeier, bei der die Figur des Jesuskinds vom Altar zur Krippe getragen wurde. (…)
Und es hat heute seinen Platz nicht nur in der kirchlichen Liturgie gefunden – sondern auch im Herzen des Papstes. Franziskus bezeichnete «Stille Nacht» zu dessen 200-Jahr-Jubiläum als sein Lieblingslied. «In seiner tiefen Schlichtheit lässt uns dieses Lied das Geschehen der Heiligen Nacht begreifen», sagte der Papst 2018.
Le Point, 24 décembre, article payant
Christophe Dickès : « Nous devons beaucoup au christianisme »
ENTRETIEN. Dans un essai, le journaliste et historien prend la défense d’une Église catholique attaquée de toutes parts. « Le Point » ouvre le débat.
Extraits:
La renaissance réussie de Notre-Dame de Paris, les succès populaires des voyages du pape François, récemment encore en Corse, ne sauraient masquer les réalités. Engluée dans une crise systémique, confrontée aux scandales sexuels et aux abus de pouvoir, attaquée pour sa rigidité dogmatique et son manque de souplesse face aux avancées des temps, l’Église catholique a besoin d’avocats. En voici un, et un bon.
Dans un essai vigoureux, avec profondeur de champ, Christophe Dickès, auteur de nombreux ouvrages sur l’histoire du christianisme, dresse l’inventaire des progrès de civilisations inspirés par une religion ancestrale. « Pour l’Église, ce que le monde lui doit », clame en titre ce livre-plaidoyer publié aux éditions Perrin, portrait à contre-courant d’une institution féconde.
Le Point : Pourquoi ressentez-vous le besoin de ce plaidoyer pro domo pour l’Église catholique aujourd’hui ?
Christophe Dickès : Depuis près de quinze ans maintenant, je travaille sur l’histoire du catholicisme et je m’aperçois que la majorité des gens entretiennent une vision très négative de l’histoire de l’Église. On la réduit le plus souvent à une forme d’obscurantisme et au fameux triptyque : inquisition, croisade et misogynie latente. Or, il existe un fossé entre ces perceptions et les réalités décrites par la recherche historique. Il ne s’agit pas ici de nier le mal que des hommes d’Église ont pu faire dans l’histoire (abus de pouvoir, abus sexuels, scandales financiers…), mais de valoriser aussi ce qu’ils ont fait de bien. Or, qu’on le veuille ou non, l’apport des hommes et des femmes d’Église à notre société est considérable.
Notre perception du temps et la façon dont nous l’organisons, l’écriture et les langues, l’accès aux soins dans les hôpitaux, les universités, mais aussi notre droit international ou notre conception de la guerre qui se doit d’être « juste », l’humanisme par-dessus tout… Nous devons beaucoup au christianisme sans que nous le sachions vraiment. C’est cet héritage que j’ai souhaité mettre en valeur. (…)
Or, l’histoire de l’Église est victime de l’ignorance ambiante que l’on retrouve dans beaucoup de sciences humaines. De plus, il existe toujours une forme d’anticléricalisme qui nie cet héritage et présente le passé de l’Église sous un mauvais jour. (…)
Prenez le rôle des catholiques pendant l’Occupation : tout un mouvement historiographique explique désormais qu’il ne faut plus parler de « catholiques résistants » mais de « résistance catholique », ce qui lui donne une dimension bien plus importante qu’elle n’avait jusqu’à présent. Or, nous gardons l’image d’un clergé fidèle au Maréchal Pétain – ce qui est vrai en grande majorité – en niant cependant son rôle humanitaire dans la défense des juifs. (…)
L’Église est en soi une force de contradiction. Selon l’Évangile de saint Jean, elle doit être « dans le monde » et non « du monde ». Ce qui signifie qu’elle peut se confronter aux évolutions sociétales. Ce n’est pas qu’elle ait du mal à prendre en compte ces évolutions : en acceptant les changements sociétaux, elle prendrait le risque de changer ce qu’elle est et ce qui fait son identité propre. Quant au social, elle a été incroyablement en avance sur son temps puisqu’elle est à l’origine du système hospitalier ouvert à tous, tel que nous le connaissons aujourd’hui. Au IVe siècle, alors que l’Empire romain se convertit, Basile de Césarée fonde en Orient ce qu’on a appelé plus tard les basiliades. (…)
Vous voulez redonner de la fierté aux catholiques ?
Le cardinal Bustillo, que l’on a vu sur toutes les télévisions au moment de la venue du pape en Corse, n’utilise pas ce terme, mais évoque le « patrimoine méconnu » qu’on doit apporter au monde. Ceci sans arrogance, mais aussi sans complexe. L’Église doit agir sans complexe parce qu’encore une fois, elle sera incapable de sortir de la crise sans un état d’esprit positif : la crise ne doit pas paralyser l’Église, elle doit la faire grandir, la rendre meilleure. Et puis si le christianisme et l’Église ne possèdent pas une dimension positive, à quoi peuvent-ils bien servir ?
Benoît XVI était très attaché à cette question. Il expliquait que si le christianisme disparaissait, des pans entiers de vie disparaîtraient eux aussi. À l’heure où nous parlons, dans plusieurs pays du monde, l’Église est effectivement la seule force d’espérance pour beaucoup de populations. Elle encadre à la fois des structures scolaires, éducatives ou encore hospitalières avec un dévouement héroïque. Notre laïcité française a malheureusement tendance à l’oublier. (…)
New York Times, 23 décembre, article payant
We’ve Misunderstood Human Nature for 100 Years
Extraits:
One day in the summer of 1924, an anthropologist named Raymond Dart made an incredible discovery — and drew a conclusion from it about human nature that would mislead us for a century.
Dart was examining a set of fossils that had been unearthed by miners near the town of Taung in South Africa when he found the skull of a “missing link” between ancient apes and humans. It belonged to a juvenile member of the species Australopithecus africanus who was later nicknamed the Taung Child.
The skull conclusively demonstrated that Africa was the birthplace of humankind. It also seemed to reveal something sinister about human nature: There was a series of grooves etched in the bone, which Dart believed could be produced only by human-made tools. These marks convinced him that this young hominid had been butchered and eaten by another member of its tribe (perhaps a hungry uncle).
Our ancestors, Dart concluded, were cannibalistic killers. He argued that Australopithecus africanus represented a “predatory transition” in which our ancestors evolved from eating plants and fruits to devouring meat — and one another.
Dart’s thesis quickly became scientific consensus, and other anthropologists found facts to support the theory that humans evolved as ruthless hunters. For instance, we can run long distances (presumably to exhaust prey), throw objects with accuracy (to kill prey with spears) and work well together (to coordinate killing prey).
The idea that humans are natural-born predators was not just a scientific claim; it also found expression in the broader culture. (…)
The assumption that our nature is predatory colors our everyday life. We might generally believe that other people mean well, but as soon as someone causes us harm — like cutting us off in traffic — we assume that they intended it (it’s why we get so angry). The predatory assumption also shapes our perceptions of politics: The “other side” often seems ruthless, callous and happy to inflict harm. (…)
There is a glaring problem, however, with the widespread assumption that humans are predators by nature: It’s wrong.
Start with Dart’s finding. In the 1990s, the archaeologist Lee Berger and other researchers re-examined the fossils studied by Dart. The Taung Child bones had been found in a pile with butchered animal bones, suggesting the den of a human predator. But Berger also found eagle-like eggshells in this den. Why, he wondered, would humans go through the trouble to collect and eat eagle eggs, risking lethal falls for a tiny snack?
It seemed that Dart had discovered evidence not of human predation but rather of an ancient eagle nest, complete with discarded eggshells from hatchlings. A closer look at the “butchery” marks on the Taung Child corroborated this new theory: The pattern was consistent with the scraping of an eagle’s beak. Modern-day harpy eagles can carry off small goats, and prehistoric eagles were certainly big enough to pick up a hominid child. That child had been prey.
Similar discoveries, such as hominid skulls punctured by the fangs of saber-toothed cats, support the claim that our ancestors (and not just their children) were more prey than predators. Our weak bodies also betray our original status as prey. Unlike true predators, we have teeth that are more suited for chewing plants and fruits, and our claws are laughable. (…)
Anthropologists now believe that early humans spent many days worrying about predators — and most nights, too. Big cats, like leopards, hunt primates at night. Their eyes can see in darkness, while our eyes, evolved for detecting ripe fruit in daylight, cannot.
This picture of fearfulness is consistent with our understanding of human psychology. We’re hard-wired to detect threats quickly and to stay fixated on places where threats once appeared, even after they have vanished. We fear that “child predators” will abduct our kids even when they are safer than ever.
Modern humans, ensconced in towns and cities, are now mostly safe from animal predators, but we are still easily frightened. (…)
Bearing in mind that our species is by nature more prey than predator is a good rule of thumb when interacting with people — and it could help soothe today’s intense political animosity by increasing our sympathy for the other side.
Unless they see you as naïve, your political opponents probably view you as a predator. To help them understand your true motivation, consider explaining how your beliefs relate to your fears and your desire to protect yourself, your family, your community. You might start a political conversation by asking, “What worries you most about the future?” or “What makes you feel threatened?”
The answer is probably not “an eagle snatching my child” — but it might as well be.
https://www.nytimes.com/2024/12/22/opinion/human-nature-polarization-predator.html
The Economist, 22 décembre, article payant
Clear and present danger : Giving children the wrong (or not enough) toys may doom a society
Survival is a case of child’s play
Voir « Article du Jour » du 22 décembre
PDF : https://kinzler.org/wp-content/uploads/2024/12/22-decembre.pdf
The Economist, 22 décembre, article payant
Hot air : Academic writing is getting harder to read—the humanities most of all
We analyse two centuries of scholarly work
Voir « Article du Jour » en PDF: https://kinzler.org/wp-content/uploads/2024/12/21-decembre.pdf
Le Point, 17 décembre, article payant
Gérald Bronner : « Faire du développement de l’esprit critique une cause nationale »
ENTRETIEN. Le sociologue lance, début 2025 à la Sorbonne, un séminaire gratuit consacré à la pensée méthodique.
Extraits:
Développer ses capacités d’analyse et de discernement face aux fausses informations et aux théories du complot : voici l’ambition du sociologue Gérald Bronner, auteur de L’Apocalypse cognitive (PUF, 2021), qui animera à partir du 4 février 2025 à la Sorbonne (Paris) un séminaire gratuit et accessible à tous (déjà complet) consacré à l’esprit critique. Entretien.
Le Point : Comment définiriez-vous l’esprit critique ?
Gérald Bronner : Je préfère parler de « pensée méthodique » plutôt que d’« esprit critique », car ce dernier terme peut prêter à confusion. La pensée méthodique consiste à analyser son écosystème informationnel et à évaluer si l’on est enfermé dans une chambre d’écho ou dans une de ces fameuses bulles informationnelles. Cela inclut l’examen de la qualité des sources, mais aussi l’analyse de la solidité des arguments que l’on nous propose.
Un aspect essentiel de la pensée méthodique est l’autoanalyse : comprendre ce qui me pousse à croire telle ou telle chose, qu’il s’agisse de biais motivationnels ou de croyances influencées par des biais cognitifs ou des raisonnements erronés. Ces biais peuvent me faire percevoir une proposition comme plus crédible qu’elle ne l’est réellement. En somme, c’est un ensemble de procédures méthodiques.
Pourquoi consacrer un séminaire à cette notion ?
J’avais présidé, à la demande d’Emmanuel Macon, la commission « Les Lumières à l’ère du numérique ». Dans le rapport que nous avons livré, j’ai recommandé de faire du développement de l’esprit critique une grande cause nationale. Je n’ai pas été entendu. Ce séminaire est une façon de mettre en pratique cette conviction.
Une grande cause nationale ! La France a-t-elle besoin, plus que jamais, de cet éveil à l’esprit critique ?
Oui et pas seulement en France. C’est un besoin international… Partout, les populismes, quels que soient leurs courants, gagnent du terrain. On constate également une montée du complotisme et une prolifération des flux de crédulité, qui se répandent dans les sociétés et fragilisent les démocraties. (…)
C’est le symptôme de ce que j’avais appelé dans un livre La Démocratie des crédules (PUF, 2013). Elle est là, cette démocratie des crédules. Elle nous menace. La meilleure façon de réguler le « marché des opinions », sans jamais recourir à des mesures liberticides, c’est de miser sur la régulation individuelle. Cela signifie que chacun doit apprendre à juger une information, éviter de la partager si elle semble douteuse, et se méfier de ses propres intuitions. Si chacun adoptait cette attitude, une grande partie du problème disparaîtrait !
L’esprit critique peut-il nous délivrer de nos carcans idéologiques ?
Les systèmes idéologiques fonctionnent comme une « fossilisation de la pensée » : lorsqu’on adopte une posture idéologique, on connaît déjà les réponses aux questions que l’on pose au réel, notamment au réel social ou politique. Ces réponses sont dictées par un « algorithme idéologique » qui pense à notre place. La pensée critique, ou pensée méthodique, permet de suspendre son jugement face aux intuitions idéologiques, ouvrant ainsi la voie à une plus grande réceptivité à l’inattendu et à la créativité. La créativité mentale joue un rôle préventif, en limitant les risques d’inhibition intellectuelle.
Pourquoi est-ce si dur de penser contre soi-même ?
Les gens ne refusent pas, par principe, de penser contre eux-mêmes, mais ils ne perçoivent pas les limites de leur propre pensée. Nous confondons souvent nos croyances avec des connaissances. Il est essentiel de reconnaître l’influence des biais cognitifs, des stéréotypes culturels et de notre position dans la société : qui sont nos amis, quels milieux fréquentons-nous, quels types d’arguments rencontrons-nous ?
Ces prises de conscience exigent un effort préalable pour comprendre son environnement cognitif et informationnel. Ce n’est qu’alors qu’il devient possible de penser contre soi-même et d’échapper aux flux de crédulité qui peuvent nous aliéner. (…)
New York Times, Book Review,15 décembre, article payant
Nonfiction : What Were the Lives of Medieval Women Like?
In “Poet, Mystic, Widow, Wife” the historian Hetta Howes seeks to relate to figures of the past.
Extraits:
“Do you not realize that Eve is you?”
That scathing question was uttered by Tertullian, an early Christian theologian, around 200 C.E.
His misogyny echoed down the centuries. In medieval Europe — that is, between the 5th and the 15th centuries — male authors pondered: Were women like Eve, or the Virgin Mary? Either way, real women couldn’t win: They were either sinful, ruled by desire, irrational — or held to be impossibly pure and virtuous.
In “Poet, Mystic, Widow, Wife,” the scholar Hetta Howes presents a history of medieval women’s lives as told through the prism of four exceptional individuals. (…)
Howes’s book proceeds thematically, so that — despite their unusual fame — each subject’s writing is used to illustrate an aspect of contemporaries’ ordinary lives. From childbirth to marriage and adultery; travel and work to friendship and power; a wide range of female experience is represented through the four women’s words. And throughout, the tensions of medieval womanhood strain and stretch — eroticism and purity, sexuality and motherhood, silence and speech.
Howes is keen to note similarities between these women’s experiences and our own. After her first child was born, Margery Kempe suffered a spiritual crisis: she “dyspered of hyr lyfe,” believing that she would die. Howes suggests that this “sounds remarkably like postnatal depression.”
But Kempe’s transformation of suffering into salvation is considerably weirder than a modern diagnosis of postpartum depression conveys. Her pain led to intensely erotic visions of God. She dressed all in white, and pressed nails into her skin to mimic Christ’s suffering and told her husband that she would rather see him murdered than have sex with him ever again.
Medieval women made their flesh into pure meaning. In childbirth, they wrapped their bellies in silk and paper girdles inscribed with prayers and instructions: Count the drops of Christ’s blood that beaded the cross. Howes describes this as a distraction technique, akin to “hypnobirthing.” But, plainly, the women of this era did not want to look away from pain. Rather, they wished to make their suffering, the curse of Eve, into a pain as redemptive as Christ’s.
At 30 years old, Julian of Norwich became gravely ill. But then she had a vision: She saw blood dripping down from the crown of thorns, “hote and freisly and ryth plenteously.” She saw Christ prise open the wound in his side wide enough that all of mankind could crawl in. She asked to be walled into a cell attached to a church, where she would live — praying, writing — for the rest of her days.
Howes empathizes with Julian’s wish to “shut herself away to get some work done.” But medieval religious recluses weren’t overburdened modern women. They had funerals for their worldly selves; they were advised to dig their graves with their fingernails into the dirt floor of their cells. This is not a problem of lean-in feminism, but a culture that demands to be understood on its own terms. Julian used imagery of the suffering body to turn medieval misogyny on its head. What could be more powerful than a woman modeling her own form on the savior’s?
Christine de Pizan was one of the earliest female philosophers, an imaginative and energetic critic of her own society. In “The Book of the City of Ladies,” she tells the stories of notable women — brave warrior queens, faithful wives, blessed saints — and offers careful rebuttals to the prejudices of her time. She was a master of allegory, a gorgeous and now almost-forgotten genre in which cities could be built not of stones but of stories. De Pizan was so much more than “the definition of a hustler” that the author labels her.
Howes seems to want to flatten them all into women who might be our friends; to make them recognizable. They have postpartum depression and side hustles and need a moment to themselves. But that’s not empowering; that’s just a lack of imagination.
By making over these women in our own image, we lose so much of what was distinctive and beautiful about their literature. “Here I write my name ‘Marie’ so that I will be remembered,” wrote Marie de France. We would do better to remember them as they were, in all of their humanity and strangeness.
POET, MYSTIC, WIDOW, WIFE: The Extraordinary Lives of Medieval Women | By Hetta Howes | University of California | 246 pp. | $29.95
https://www.nytimes.com/2024/12/10/books/review/hetta-howes-poet-mystic-widow-wife.html
Neue Zürcher Zeitung, 13 décembre, article payant
Kriege, Krisen und bald wieder Trump. War früher alles besser? Von wegen!
Die Welt ist aus den Fugen – und Nostalgie das grosse Gefühl unserer Zeit. Doch die Verklärung der Vergangenheit bedroht unsere Zukunft.
Lire l’article intégral ici: https://kinzler.org/wp-content/uploads/2024/12/13-decembre-2.pdf
Le Monde, 10 décembre, article payant
Notre-Dame de Paris : comment l’édifice catholique est devenu le lieu de célébration de l’unité nationale
DécryptageDès le Moyen Age, la cathédrale, édifiée par l’Eglise, est le théâtre de cérémonies fastueuses associant le pouvoir politique à la religion. Une tradition reprise par Napoléon Ier, puis par les républicains, qui ont fini par en faire « la paroisse de la nation ».
Extraits:
Une « métaphore de la vie de la nation » : le 29 novembre, lors de sa dernière visite du chantier de la cathédrale, c’est en ces termes qu’Emmanuel Macron évoque Notre-Dame de Paris. Moins d’un an auparavant, le 31 décembre 2023, lors de ses vœux aux Français, le président de la République faisait de la réouverture à venir de l’édifice une « fierté française ». Pour le chef de l’Etat, ces cérémonies sont l’occasion de célébrer une grande réussite pour le pays.Un moment de réjouissance collective qui vient réparer la « blessure nationale » qu’a été, le 15 avril 2019, la vision de la cathédrale enflammée. Notre-Dame de Paris, dans la détresse ou la joie, parviendrait ainsi à réunir les Français autour d’elle.
« La paroisse de la nation » : pour l’essayiste Maryvonne de Saint-Pulgent, ancienne directrice du patrimoine au ministère de la culture, voilà ce que représente la cathédrale parisienne – et ce, même si cette expression « peut sembler déconcertante dans une république laïque ». « Nous avons besoin d’un lieu qui s’inscrit dans la longue durée, d’un lieu marqué par le sacré, où la nation se retrouve, estime l’autrice de La Gloire de Notre-Dame. La foi et le pouvoir (Gallimard, 2023). De nombreux pays possèdent un tel espace, où certains grands moments de la vie nationale sont célébrés. La République en a besoin elle aussi. Le Panthéon aurait pu être ce temple national et républicain, mais il est trop récent et il ne possède pas la même sacralité. C’est donc à Notre-Dame qu’est revenu ce rôle. » (…)
Ce statut de symbole national peut surprendre dans une république laïque. L’Eglise catholique a en effet édifié ce monument pour célébrer non pas une nation, mais une religion, qui se veut universelle : le christianisme. « Par définition, la cathédrale, c’est l’église de l’évêque », rappelle l’historien Georges Duby (1919-1996) dans Le Temps des cathédrales (Gallimard, 1976). Cet édifice, au sens strict, est en effet l’église où se trouve la cathèdre, le siège de l’évêque. Puisqu’elle domine le diocèse, elle l’emporte souvent, par ses dimensions, sur les autres constructions religieuses, ce qui en fait un lieu à la fois imposant et nimbé d’une aura sacrée. De ce fait, les cathédrales, depuis le Moyen Age, jouent un rôle qui dépasse le strict cadre religieux : elles constituentdes édifices essentiels au prestige symbolique du pouvoir politique. (…)
Cette association entre cathédrales et identité nationale se retrouve-t-elle ailleurs ? Oui, répond Mathieu Lours, estimant qu’il faut « sortir de l’idée qu’une cathédrale est un édifice médiéval européen ». Parmi les très nombreux Etats créés sur les ruines des empires au cours des XIXe et XXe siècles, qu’il s’agisse de l’Amérique latine, dans les années 1820, de l’Europe, en 1918, ou bien de l’Afrique et de l’Asie, dans les années 1950-1960, beaucoup ont eu le souci de se doter de ces lieux d’affirmation d’une identité en construction et de ces « attributs monumentaux incontournables d’une nation moderne », poursuit l’historien. (…)
Autre polémique : celle au sujet de la flèche, disparue dans l’incendie et qu’Emmanuel Macron a très vite voulu remplacer par un « geste architectural contemporain ». L’opposition à cette idée présidentielle a été large et immédiate. Une nouvelle « querelle des anciens et des modernes » ? Pour Nathalie Heinich, le conflit était plus complexe, puisque l’on a vu plusieurs camps s’affronter – les « novateurs », qui appuyaient l’initiative de l’Elysée, les « restaurateurs », qui défendaient une reconstruction à l’identique, mais aussi les « renonciateurs », favorables à l’abandon de la flèche − élevée par Eugène Viollet-le-Duc, elle ne datait que du XIXe siècle. Finalement, s’appuyant sur la charte de Venise (1964) exigeant une restauration des monuments « dans le dernier état connu », les « restaurateurs » l’ont emporté : Notre-Dame est de nouveau coiffée de sa flèche. (…)
Outre sa beauté, son ancienneté et sa monumentalité, le fait que s’y déroulent certaines grandes cérémonies nationales explique l’attachement des Français à la cathédrale. L’une des plus belles heures du pays y a été fêtée : le 26 août 1944, on y a donné un Magnificat pour célébrer la libération de Paris. C’est aussi dans cet édifice que se sont tenues les obsèques de nombreux anciens chefs de l’Etat, dont la grandiose cérémonie funéraire en l’honneur du général de Gaulle, le 12 novembre 1970. « La cathédrale de Paris permet de célébrer l’unité nationale, notamment dans le deuil et le danger », explique Mme de Saint-Pulgent.
Le 19 mai 1940, lorsque le pays a été envahi par les armées allemandes, le gouvernement de Paul Reynaud a assisté à une messe, dans la cathédrale, « pour la victoire des armes de la France ». Plus récemment, le 15 novembre 2015, on y a célébré une messe en mémoire des victimes des attentats du 13-Novembre durant laquelle La Marseillaise a été jouée. Quelques mois plus tard, le président François Hollande s’y est rendu avec son gouvernement, les présidents des deux Chambres et deux anciens présidents de la République, pour une messe en hommage au père Jacques Hamel, assassiné par un djihadiste, en 2016. « Face aux attentats terroristes, Notre-Dame est ainsi apparue comme un lieu où la France manifeste son unité et sa résilience », relève Maryvonne de Saint-Pulgent. Dans l’allégresse comme dans la douleur, Notre-Dame est le haut lieu des émotions nationales.
Neue Zürcher Zeitung, 9 décembre, article payant
Sie macht uns glücklich und frei: Die liberale Demokratie ist immer noch das beste System
Erinnerung an eine fast vergessene Utopie.
Extraits:
Man könnte es das Rousseau-Marx-Syndrom nennen. Das Leiden daran, dass es unter den Politikern keine Utopisten mehr gibt. Dass sich niemand mehr eine schönere Welt vorstellen kann, dass keiner mehr gross zu denken vermag. Es ist eine weitverbreitete Klage, man kennt sie von melancholischen Tischgesellschaften und gut abgehangenen Leitartikeln. Als letzter Visionär ist uns der superreiche Supernerd geblieben, Elon Musk aus Kalifornien, der zum Mars fliegen und den Homo sapiens zur multiplanetaren Spezies upgraden möchte. Allerdings bleibt die Vorstellung vom Leben auf der Raumstation diffus, und Musks Utopie ist weit stärker technologievernarrt als menschenfreundlich.
Dennoch bekommt sie viel Aufmerksamkeit – man muss mit den Träumen vorliebnehmen, die noch übrig sind. Dies, weil im letzten Jahrhundert so manche Utopie in Rauch aufging, besonders prominent der Kommunismus. Worauf, so die weitverbreitete Ansicht, der Liberalismus endgültig triumphiert und der amerikanische Politologe Francis Fukuyama das «Ende der Geschichte» ausgerufen habe. Dies jedoch sehr zu Unrecht, sind sich die Polit-Kommentatoren einig.
Denn spätestens mit der Finanzkrise von 2008 habe auch der Liberalismus seine Glaubwürdigkeit verspielt. Jene Weltanschauung, die sich angelsächsische und französische Philosophen einst als Utopie ausgedacht hatten und die – zumindest in Westeuropa und Nordamerika – für ein paar Jahrzehnte weitgehend Realität geworden war. (…)
Man kann diese Angelegenheit auch anders sehen. Gerade der vielgeschmähte, oft zitierte, zugleich vermutlich nur selten tatsächlich gelesene Francis Fukuyama bietet einen guten Ausgangspunkt dafür. Der Clou seines Klassikers «Das Ende der Geschichte» von 1992 ist nämlich nicht, dass der Autor behaupten würde, der Lauf der Zeit sei nun definitiv einbetoniert. Fukuyama mag ein Hegelianer sein, der gewisse Entwicklungslinien sieht, ein Dummkopf ist er nicht.
Die aufregende, aber kaum beachtete Erkenntnis seines Buchs liegt vielmehr darin, dass die Idee der liberalen Demokratie nicht mehr aus der Welt zu schaffen ist. Das Wissen darum, dass es da draussen ein politisches System gibt, das ein freies und gutes Leben nicht bloss verspricht, sondern für die Mehrheit einer Gesellschaft zu realisieren vermag. (…)
«Die entscheidende Schwäche des totalitären Systems bestand darin, dass es nicht in der Lage war, die Gedanken zu kontrollieren», schrieb Fukuyama in seinem Buch über die Sowjetunion. Diese Aufgabe ist für die Autokraten seither kaum einfacher geworden, kam doch noch das Internet dazu. Und seit Lenin versuchen die Antidemokraten vergeblich, das schöne Wort Demokratie für sich zu vereinnahmen. Es bleibt mit dem Liberalismus verknüpft, ebenso wie Wirtschaftlichkeit – und damit auch das Glück. Nicht zufällig dominieren in einer Erhebung wie dem «World Happiness Report» die liberalen Demokratien, und das nach wie vor. Ausser ihnen haben es nur ein paar arabische Ölstaaten sowie der Stadtstaat Singapur in die Top 30 geschafft.
Die liberale Demokratie lässt dem Menschen seine Freiheiten und verleiht ihm zugleich die Macht, über seine politischen Vertreter zu bestimmen. Sie ist die einzige Utopie der Moderne, die ihre Versprechungen zu weiten Teilen eingelöst hat. Sicher, sie kennt ebenfalls Armut und Verzweiflung. Manchmal kollabieren ihre Börsen, und zuweilen implodieren nicht nur ihre Regierungen, sondern auch sie selbst. Die Weimarer Republik ist ein dramatisches Beispiel, aber auch das Jelzin-Russland. Doch die positive Entwicklung überwiegt. Beim Kommunismus war es umgekehrt: vereinzelte Zwischenerfolge, im Grossen und Ganzen aber ein Desaster. (…)
Dennoch bringen die Russen und mehr noch die Chinesen so manchen ins Grübeln. Wäre ein kräftiges Durchregieren nicht effektiver? Auch hier hilft es, Fukuyamas Wälzer nochmals zur Hand zu nehmen. So widmet der Stanford-Politologe dem Nachfolgeproblem der Nichtdemokraten einige erhellende Passagen. «Nur wenige totalitäre Regime standen einen oder mehrere Diadochenkämpfe durch», schreibt Fukuyama. Bei diesen Kämpfen hätten sich dann oft jene Politiker hervorgetan, die einen Systemwechsel versprachen. Politiker, die auf die «Reformkarte» setzten und mit den Verheissungen der liberalen Demokratie lockten. In Konflikten mit autoritären Staaten läuft die Zeit mittelfristig für die Demokratie. (…)
Was bleibt uns Normalbürgern zu tun? Trinken wir Tee, und gehen wir weiterhin vernünftig wählen. Und seien Sie bitte nicht allzu überrascht, wenn Ihr Leben in der Zwischenzeit noch ein bisschen besser geworden sein sollte.
The Economist, 6 décembre, article payant
The Economist’s word of the year for 2024
The Greeks knew how to talk about politics and power
Extraits:
(…) For the year’s defining word, it helps to look back—a long way. English has a host of political terms derived from Greek, because it got a lot of its political thinking from the likes of Plato and Aristotle. So if you go through the lexicon (itself Greek), a few roots abound. Arche (ruler), for example, is found in monarchy, oligarchy and anarchy (the rule of one, the few and none, respectively).
Greek has another root for “rule”, kratia, which is even more common. It features in democracy, aristocracy, gerontocracy, theocracy and plutocracy, as well as meritocracy (a modern coinage for which Alan Fox, a British sociologist, married a Latin root with a Greek one in 1956). The Oxford English Dictionary is also full of rarer species such as ochlocracy (rule by the mob), gynaecocracy (rule by women) and thalassocracy (mastery of the seas). (…)
Two other “-cracy” words seem appropriate in this election year. One is theatrocracy, or rule by theatre-goers. This sounds as if it might refer to dominance by the media elites writing for the culture sections of newspapers. But the word has its origins in Plato, who described people skilled in fanning the emotions of the crowd at a theatre into a powerful political force. (…)
Matt Gaetz, accused of sex and drug crimes and the subject of a congressional ethics investigation, was nominated to be the country’s highest law-enforcement officer. Robert F. Kennedy junior, a man with crackpot views on vaccines, was to be secretary of health. Tulsi Gabbard, a conspiracy theorist with nice things to say about the despots of Syria and Russia, was to run America’s intelligence services. And Pete Hegseth, a Fox News host sporting tattoos associated with the far right (and who had been accused of sexual assault) was tapped as defence secretary.
So the word everyone was Googling was kakistocracy: the rule of the worst. The first root, kakos, is found in few others in English. “Kakistocracy”is not found in ancient sources; it seems to have been coined in English as an intentional antonym to aristocracy, originally “rule by the best”. Having spiked on Google Trends the day after Mr Trump’s election, kakistocracy jumped a second time in the wake of these nominations. (…)
Kakistocracy has the crisp, hard sounds of glass breaking. Whether that is a good or bad thing depends on whether you think the glass had it coming. But kakistocracy’s snappy encapsulation of the fears of half of America and much of the world makes it our word of the year. ■
https://www.economist.com/culture/2024/11/29/the-economists-word-of-the-year-for-2024
Neue Zürcher Zeitung, 5 décembre, article payant
«Was für ein Arschloch, dieser Baader!»: Vor fünfzig Jahren besuchte Jean-Paul Sartre den Terroristen im Gefängnis. Zwei Monate später begann die Offensive der RAF
Deutschland, Dezember 1974: Die Gefangenen der Rote-Armee-Fraktion (RAF) kämpfen mit einem Hungerstreik gegen angeblich unmenschliche Haftbedingungen.
Extraits:
Es war Ulrike Meinhofs Idee. Im Oktober 1974 schrieb die RAF-Terroristin einen Brief an Jean-Paul Sartre und bat ihn um einen Gefallen. Der linke Philosoph und Schriftsteller war eine Ikone der revolutionären Marxisten, meldete sich in der Öffentlichkeit immer wieder mit ebenso kämpferischen wie unbedachten Statements zu Wort und galt dennoch bis in bürgerliche Kreise als etabliert. 1964 hatte ihm die Schwedische Akademie den Nobelpreis für Literatur zugesprochen. Er hatte abgelehnt. Weil er nicht von einer konservativen Institution vereinnahmt werden wolle, sagte er. (…)
Er, fand Meinhof, sei der Richtige für die Aufgabe, die man für ihn habe: Ein Interview mit Andreas Baader sollte er führen. Mit Deutschlands berüchtigtstem Gefangenen, der wegen mehrfachen Mordes angeklagt war und mit der Führungsriege der Baader-Meinhof-Gruppe im Hochsicherheitstrakt der Haftanstalt Stuttgart-Stammheim einsass. (…)
Baader, Meinhof, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und ihre Gesinnungsgenossen warteten auf den Prozess. Sie sollten sich für die Bombenanschläge und Morde verantworten, die sie ab 1970 in ganz Deutschland verübt hatten. Sie wollten Aufmerksamkeit. Seit September befanden sich die Gefangenen im Hungerstreik, bereits zum dritten Mal. Um gegen die Haftbedingungen zu protestieren. Die Anwälte der RAF setzten die Schlagworte «Isolationsfolter» und «Vernichtungshaft» in die Welt. (…)
Mit den Tatsachen hatte das nicht viel zu tun. Die Gefangenen befanden sich in Untersuchungshaft, es galten strenge Sicherheitsvorschriften. Aber sie hatten Briefkontakte, hörten Radio, hatten Fernseher und Zugang zu Zeitungen, Zeitschriften und Büchern. Ihnen standen Schreibmaschinen zur Verfügung, sie empfingen Anwälte und Verwandte und konnten regelmässig Mitgefangene besuchen. In Stuttgart-Stammheim herrschten bessere Verhältnisse als in anderen Haftanstalten.
Im politischen Kampf war der Begriff «Isolationsfolter» allerdings eine scharfe Waffe. Und der Hungerstreik ein perfektes Propagandainstrument. In ganz Deutschland fanden Demonstrationen für die inhaftierten Terroristen statt. Knapp einen Monat vor Sartres Besuch war das RAF-Mitglied Holger Meins an den Folgen des Hungerstreiks im Gefängnis gestorben. Seine Beerdigung wurde zur Protestkundgebung. Sympathisanten skandierten «Nieder mit den Mördern von Meins» und verklärten den Toten zum Märtyrer des «repressiven Systems». Einen Tag nach Meins’ Tod wurde der Präsident des Berliner Kammergerichts, Günter von Drenkmann, von einem RAF-Kommando erschossen.
Die RAF wollte, dass sich Jean-Paul Sartre öffentlichkeitswirksam mit ihr solidarisiert. Er sollte als Kronzeuge bestätigen, dass die Gefangenen unter Bedingungen lebten, die nicht zumutbar waren. Die Voraussetzungen dafür waren gut. Nach den ersten Anschlägen hatte Sartre die Baader-Meinhof-Gruppe als «interessante Kraft» bezeichnet und sich gewundert, weshalb man sich in Deutschland so gegen Leute empöre, die sie unterstützten. Bei der RAF ortete Sartre «die Energie, den Geist der Initiative und den Sinn für die Revolution». (…)
Sartre konnte als Verbündeter gelten. Er müsse ihnen jetzt im Kampf gegen die «Vernichtung» beistehen, schrieb Ulrike Meinhof nach Paris: als Marxist, Philosoph, Journalist und Moralist. Denn die «Bullen» planten, Baader zu ermorden: «Was wir von Dir wollen, ist, dass Du uns den Schutz Deines Namens gibst.» (…)
Was sich hinter den Mauern von Stuttgart-Stammheim abspielte, war lange geheim. Erst vierzig Jahre später gab das Bundesamt für Verfassungsschutz das Protokoll frei, in dem das Landeskriminalamt Baden-Württemberg das Treffen festgehalten hatte. (…)
Das Gespräch fand in einer Besuchszelle der Vollzugsanstalt statt, dauerte eine Stunde und verlief zäh. Baader sprach kein Französisch, Sartre kein Deutsch. Allein die Übersetzung durch den amtlichen Dolmetscher nahm viel Zeit in Anspruch. Aber anscheinend hatte man sich auch nicht viel zu sagen. (…)
Nach dem Gespräch gab Sartre eine Pressekonferenz. Standesgemäss im Hotel «Graf Zeppelin» beim Stuttgarter Bahnhof. Über hundertfünfzig Journalisten waren da, Daniel Cohn-Bendit, damals ein führender Kopf der linksautonomen Szene, übersetzte die Statements des Philosophen. Inhaltlich distanzierte sich Sartre von der RAF. Ein bisschen wenigstens, halbherzig. Natürlich verfolge sie die richtigen Ziele, sagte er. Aber so, wie sie es tue, schade sie der Linken. Dass Gewalt notwendig war, wenn es darum ging, die Menschen zu befreien, stand für Sartre freilich ausser Frage. Die Frage war nur, ob die Zeit dafür schon reif sei.
Schwere Vorwürfe erhob Sartre gegen die deutsche Justiz: «Baader und die anderen», sagte er, «leben in einer weissen Zelle. In dieser Zelle hören sie nichts ausser dreimal am Tag die Schritte der Wächter, die das Essen bringen.» Tag und Nacht brenne das Licht. Es sei keine Folter wie bei den Nazis, resümierte er, aber es sei Folter. Eine Folter, die psychische Störungen hervorrufen solle.
Ein Journalist fragte nach: Ob er die Zellen gesehen habe? Nein, musste Sartre einräumen. Weder die angebliche Isolation noch die schalldichten Räume hatte er gesehen. Über den Besucherraum war er nicht hinausgekommen. Was er schilderte, hatte Sartre gelesen. In einem Artikel der Zeitschrift «Les Temps Modernes», den Baaders Anwalt Klaus Croissant verfasst hatte. (…)
Zwei Tage lang waren die Medien voll von Berichten über Sartres Besuch. Für die RAF war das Ganze allerdings ein Fiasko. Von «Schmierentheater» war in den Zeitungen die Rede, der Auftritt wurde als verfehlte Propagandatour eines altersschwachen Mannes kommentiert, der mit haltlosen Behauptungen um sich geworfen habe. (…)
Andreas Baader war enttäuscht. (…) Die Enttäuschung war gegenseitig. «Was für ein Arschloch, dieser Baader», soll Sartre gesagt haben, als er das Gefängnis verliess. So erzählte es Daniel Cohn-Bendit später. Immerhin, nach der Rückkehr nach Frankreich publizierte er in der «Libération» einen anklagenden Text mit dem Titel «Der langsame Tod des Andreas Baader». Zwei Monate später entführte ein RAF-Kommando den Berliner CDU-Politiker Peter Lorenz, um die Freilassung von Gefangenen zu erpressen. Die grosse Offensive der RAF begann.
Neue Zürcher Zeitung, 4 décembre, article payant
«Die Deutschen sind das Volk der Musiker, der Denker – und der Sadisten», schrieb József Debreczeni. Die Brutalität in den Lagern der Nazis dokumentierte er bis ins hinterletzte Grauen
Nach siebzig Jahren endlich auf Deutsch erhältlich: «Kaltes Krematorium» von József Debreczeni.
Extraits:
Eines Tages wird József Debreczeni Zeuge einer Szene von beispielloser Perversion: Ein SS-Hauptsturmführer, Oberaufseher des Lagerkomplexes Gross-Rosen bei Breslau, besucht das Arbeitslager, in dem Debreczeni inhaftiert ist. Der einarmige Nazi mit Hochschuldiplom fragt einen Bewacher, auch er ein Häftling: «Wer ist dein bester Mann?» – «46514!», antwortet dieser. Der Mann mit der Nummer 46514 steigt aus dem Graben, in dem er geschuftet hat, zieht die Mütze vom Kopf und meldet sich untertänigst.
Der SS-Scherge tritt wortlos neben den jungen Mann, hält ihm den Revolver an die Schläfe und drückt ab. Der Häftling fällt in die Grube zurück, in der sein lebloser Körper dumpf aufschlägt. «Das war eine kleine Demonstration», sagt der SS-Hauptsturmführer lächelnd, «um zu veranschaulichen, dass selbst der beste Jude krepieren muss.» Das geschah am 6. Juni 1944, an dem Tag, als die Alliierten in der Normandie landeten.
Wer den «Bericht aus dem Land namens Auschwitz», so der Untertitel von «Kaltes Krematorium», lesen will, sollte sich Zeit nehmen. Viele Passagen sind so erschütternd, dass man regelmässig Pausen einlegen muss – nicht nur Stunden, sondern Tage. Es fällt schwer, das, was geschildert wird, zu begreifen und zu verarbeiten. Wenngleich über siebzig Jahre zu spät, erscheinen die Erinnerungen über die «braunen Teufel» auch zur richtigen Zeit: Während in Amsterdam israelische Fussballfans durch die Strassen gejagt werden, rät die Berliner Polizeipräsidentin Juden zur Vorsicht in bestimmten Gebieten.
József Debreczeni, 1905 als József Bruner in Budapest geboren, arbeitet bis zum Erlass der antijüdischen Gesetze im Jahre 1938 bei zwei grossen ungarischen Zeitungen. Dann emigriert der Redaktor, der unter seinem Pseudonym auch Romane und Gedichte verfasst, nach Jugoslawien. Ende April 1944 wird er zuerst nach Auschwitz, danach nach Gross-Rosen deportiert. Dort muss er in verschiedenen Aussenlagern Zwangsarbeit verrichten.
Am 14. November 1944 wird Debreczeni wegen Fleckfieber ins Lager Dörnhau verlegt, wo er im Mai 1945 von den Russen befreit wird. Er überlebt die nationalsozialistischen Lager, seine Eltern und seine Ehefrau nicht. Nach dem Krieg zieht er nach Jugoslawien zurück, wo er seine Memoiren schreibt, die 1950 erstmals erscheinen. József Debreczeni stirbt 1978 in Belgrad.
Das Hauptaugenmerk von Debreczenis Bericht liegt in der minuziösen Beschreibung der Lagerhierarchie (…).
Die Nazis wussten, dass mit Privilegien ausgestattete Sklaven die besten Schergen sind. In den Lagern, in denen Debreczeni über ein Jahr vegetierte, konnte er diesen gnadenlosen Mechanismus studieren. «Die Deutschen sind das Volk der Musiker, der Denker – und der Sadisten. Einem russischen, französischen, englischen, serbischen oder irgendeinem anderen Kopf hätte die Idee des Gaswagens oder der technisierten Menschenschlachthöfe von Birkenau nicht entspringen können. Dazu brauchte es den deutschen.»
Dass auch die russischen Befreier sich darauf verstanden, Menschen in Arbeitslagern zu brechen und zu vernichten, steht in anderen Büchern: Warlam Schalamow, fast gleichaltrig, beschreibt die sibirische Hölle ähnlich illusionslos wie Debreczeni das kalte Krematorium. Es sind literarische Dokumente von unschätzbarem Wert: Sie halten die Erinnerung daran wach, wozu der Mensch unter bestimmten Umständen fähig ist.
József Debreczeni: Kaltes Krematorium. Bericht aus dem Land namens Auschwitz. Aus dem Ungarischen von Timea Tankó. Mit einem Nachwort von Carolin Emcke. S.-Fischer-Verlag, Frankfurt am Main 2024. 272 S., Fr. 38.90.
L’Express, 4 décembre, article payant
L’effet Proteus : quand la réalité virtuelle défie Bourdieu, par Gérald Bronner
Chronique. Des études ont montré que les conduites sociales diffèrent dans la réalité virtuelle en fonction des avatars choisis. De quoi revisiter l’habitus, un concept clé de la sociologie cher à Pierre Bourdieu.
Extraits:
Une certaine tradition intellectuelle – la sociologie bourdieusienne – place au coeur de ses analyses la notion d’habitus : il s’agit du résultat des apprentissages qu’un individu reçoit lors de sa socialisation et qui forgent ses perceptions, ses jugements et ses comportements. Aucun sociologue, quelle que soit sa sensibilité programmatique, ne doute de l’influence que l’environnement social peut avoir sur un individu mais tous n’acceptent pas la vision forte que s’en faisait Pierre Bourdieu pour qui l’habitus représentait les déterminations collectives qui s’inscrivent sous une forme inconsciente et hors d’atteinte de la volonté des sujets. En somme, l’esprit humain serait gouverné par des mécanismes causals aveugles, par “une forme de pouvoir qui s’exerce sur les corps en s’appuyant sur des prédispositions préalablement constituées qu’il déclenche comme des ressorts”, comme l’exprime lui-même l’ancien professeur du Collège de France.
Des études sur la réalité virtuelle autorisent à revisiter ce concept clé de la sociologie. Le but des chercheurs qui les ont produites n’était pourtant pas de contrarier les mânes de Bourdieu. La découverte de ce qu’ils ont nommé l’effet Proteus est, cependant, de nature à nous faire réfléchir sur les interprétations sociologisantes trop simplistes. L’effet tire son nom du dieu métamorphe Protée qui a fourni un radical en latin à l’origine du terme protéiforme. De quoi s’agit-il? Il a été découvert, en 2007, par Nick Yee et Jeremy Bailenson, deux chercheurs de l’université de Stanford. Ils se sont demandé si la forme des avatars choisis dans un monde de réalité virtuelle pouvait modifier certaines de nos dispositions. Pêle-mêle, les deux chercheurs ont constaté que, selon l’apparence physique choisie, ou même la taille de l’avatar, les conduites sociales étaient différentes. Ainsi, un sujet qui incarnait un avatar séduisant avait tendance à se rapprocher physiquement plus des autres avatars dans le monde virtuel qu’il ne le faisait avec un autre type d’identité : il était constaté parfois plus de 1 mètre de différence!
Plus intéressant encore, dans des jeux qui consistaient à se partager une part d’argent, la somme que chacun s’attribuait avait tendance à être proportionnelle à la taille de l’alter ego numérique. Les avatars plus petits toléraient plus facilement des partages déloyaux en leur défaveur. Cet effet prend un tour plus étonnant encore si l’on endosse l’apparence d’un génie comme Léonard de Vinci. En effet, une étude collective a montré que, lorsque les sujets volontaires pour s’immerger dans le monde virtuel endossaient cette identité, ils manifestaient de façon évidente de meilleures capacités créatives et d’innovation! Anatole Lecuyer, chercheur à l’Inria, qui a justement participé à cette étude, souligne qu’on observe la même chose lorsqu’il s’agit d’incarner Albert Einstein. On constate alors que les sujets de l’expérience augmentent leurs capacités à résoudre toutes sortes de tâches cognitives! (…)
Plutôt que d’en avoir une interprétation magique, on peut sans doute comprendre l’effet Proteus comme l’intégration des attentes sociales réciproques qui sont liées à une apparence et aux stéréotypes qui s’y attachent. Mais la possibilité même de cet effet devrait aussi nous faire envisager que les processus de socialisation qui ont précisément inscrit certaines dispositions dans notre personnalité ne ressemblent certainement pas à des ressorts qui s’imposeraient à nous sans que nous puissions y faire grand-chose. Le caractère instantané des modifications des choix et des préférences des sujets de l’effet Proteus montre l’existence d’une grande plasticité identitaire. Celle-ci place les individus au carrefour des possibles, plutôt que dans un imaginaire champ électromagnétique où ils ne seraient que de la limaille de fer.
* Gérald Bronner est sociologue et professeur à La Sorbonne Université.
Neue Zürcher Zeitung, 4 décembre, article payant
Der Kontinent, der sich selbst an den Pranger stellt: Peter Sloterdijk kritisiert, Europa habe sich von der Weltpolitik abgemeldet
Europa hat viel zu bewahren. Doch das sei in Vergessenheit geraten, sagt der Philosoph Peter Sloterdijk. In seinen Vorlesungen am Collège de France entwirft er Perspektiven für Europas Zukunft.
Extraits:
In der Einführung zu seinen Vorlesungen, die Peter Sloterdijk im Frühjahr 2024 am Collège de France gehalten hat, stellt er die Frage: «Was ist Europa anderes als ein Klub aus Nachfolgern gedemütigter Imperien?» Der Philosoph tritt in der Folge den Nachweis an, dass «der Teil der Welt, der die ‹Welt› erfand», sich in seiner Geschichte immer wieder bemühte, die einstige Macht und Grösse des Imperium Romanum zu erlangen – «zumeist in Nationalstaaten, mit der helvetischen Konföderation als bedeutsamer Ausnahme».
Peter Sloterdijk, 1983 schlagartig berühmt geworden mit seiner «Kritik der zynischen Vernunft», zieht dank immenser Belesenheit in den sieben Lektionen immer weitere Kreise, um seinen Befund mit historischen, vor allem aber literarischen und ideengeschichtlichen Dokumenten zu belegen. (…)
Der Schriftsteller unter den deutschen Philosophen beschreibt die wechselvolle Geschichte Europas wie ein Theaterstück, das nach seiner Uraufführung im Römischen Reich zahlreiche Reinszenierungen erlebte: Der Traum antiker Grösse führte die Nationalstaaten zuerst zu ungeahnter Grösse, dann zumeist in die Tragödie. Der Untergang des Imperium Romanum wurde so vor wechselndem Bühnenbild mehrmals zur Aufführung gebracht. Nach 1945 schliesslich wurde die europäische Kommandozentrale in die USA ausgelagert, wo die Architektur des Capitols die Erinnerungen an das antike Rom wachhält. Europa selbst hat sich «von der Weltgeschichte in die Niemandsposition zurückgezogen». Welt geschieht heute anderswo, so Sloterdijk in «Der Kontinent ohne Eigenschaften», seinen nun in Buchform vorliegenden Lektionen. (…)
Parallel (…) läuft eine Entwicklung, die Peter Sloterdijk kritischer sieht. Es geht um die kulturelle Technik der autobiografischen Reflexion: Früh hat sich in Europa diese Form der Selbstbesinnung etabliert. Als Selbstgespräch angelegt, das die Beichte zuerst begleitete und dann ablöste, wurden Bekenntnisse ein beliebtes literarisches Genre, um mit dem Leser, dem weltlichen Beichtvater, ins Gespräch zu kommen.
Peter Sloterdijk zitiert zahlreiche Autoren von Augustinus über Petrarca bis Nietzsche. Selbst bei Oswald Spenglers «Untergang des Abendlandes» oder Eugen Rosenstock-Huessys Revolutionstheorie, die er ausführlich analysiert, erkennt er «Metastasen einer überbordenden autobiografischen Passion».
Was Michel Foucault als «dire vrai sur soi-même» beschreibt, meint eine Offenlegung mit einer ausgeprägten Tendenz zur Selbstkritik: Bekenntnisse sind Geständnisse. (…)
Während sich imperiale Autokraten von China über Russland bis Iran skrupellos bis gewaltsam der Welt bemächtigten, frönten die Europäer der Lust an der moralischen Selbstkritik: Anstatt sich zu behaupten in einer unfriedlichen Welt, stellten sie sich bereitwillig selbst an den Pranger, um die alleinige Schuld an den Übeln der Welt zu übernehmen. «Die ‹postkolonialen Studien›», schreibt Sloterdijk, «bilden die jüngste Metastase des von der religiösen Geständniskultur präformierten Geistes der europäischen Selbstkritik».
Der «Amoklauf der Selbstbezichtigung», eine Folge des historisch gewachsenen Geständniszwanges, sei Wasser auf die Mühlen der Diktatoren. Für viele westliche Intellektuelle, insbesondere radikale Linke, die ins Lager des globalen Südens übergelaufen seien, sei «der Zivilisationsverrat das Gebot der Stunde». Damit spielten sie, so Peter Sloterdijk am Schluss seines ebenso anspruchsvollen wie anregenden Buchs, China in die Hände, das die allgemeinen Menschenrechte als eine regionale Ideologie des Westens abtue.
Peter Sloterdijk: Der Kontinent ohne Eigenschaften. Lesezeichen im Buch Europa. Suhrkamp-Verlag, Berlin 2024. 296 S., Fr. 41.90.
Neue Zürcher Zeitung, 4 décembre, article payant
Ceaușescus langer Schatten: Die allmächtige Geheimpolizei durchzog Rumänien wie ein Krebsgeschwür – und die Aufarbeitung wird bis heute hintertrieben
Netzwerke aus der Zeit des Kommunismus haben immer noch grossen Einfluss, schreibt der Historiker Hubertus Knabe. Auch weil eine Bewältigung der Vergangenheit ausblieb, drohe die Macht nun an einen prorussischen Extremisten zu gehen.*
Extraits:
«Ziehen Sie sich warm an», hatte die Mitarbeiterin der Konrad-Adenauer-Stiftung in Bukarest vorsorglich geschrieben, die den Besuch im rumänischen Geheimdienstarchiv arrangiert hatte. Und tatsächlich: Wenn man nach langer Fahrt durch trostlose Vororte das ehemalige Militärgelände am Rande von Bukarest erreicht hat, steht man in einer riesigen Halle, in der kaum mehr als zehn Grad herrschen.
Hier, wo früher Armeefahrzeuge standen, liegt heute das, was von der kommunistischen Geheimpolizei Rumäniens übriggeblieben ist: 2,3 Millionen überwiegend handgeschriebene Akten, teils in Bündeln verschnürt, teils in Boxen verpackt – ein gigantisches Archiv staatlicher Überwachung.
Die frostige Atmosphäre passt zur Stimmung in Rumänien, das seit 2004 zur Nato und seit 2007 zur EU gehört. Eine funktionsfähige, transparente Demokratie hat das Land bis heute nicht entwickelt. Wer etwas werden will, braucht Verbindungen und Protektion. Daran hat auch der einstige Hoffnungsträger Klaus Johannis nichts geändert, der vor seiner Wahl zum Präsidenten versprochen hatte, mit Korruption und Vetternwirtschaft aufzuräumen.
Am 8. Dezember wird sein Nachfolger gewählt, wobei erstmals ein prorussischer Rechtsextremist in die Stichwahl gelangt ist. Sollte dieser gewinnen, würde ein Nato-Gegner Oberbefehlshaber von Rumänien, das wegen seiner langen Grenze zur Ukraine im Konflikt mit Russland eine Schlüsselrolle spielt.
Der Rechtsruck, der sich am Sonntag bei den Parlamentswahlen fortsetzte, hat viel mit der Vergangenheit zu tun: Rumänien ist das einzige Land im ehemaligen Ostblock, in dem die kommunistische Nomenklatura nie wirksam entmachtet wurde. Die Netzwerke aus der Ära des Diktators Nicolae Ceaușescu blieben mehr oder weniger erhalten, wobei die politische Macht vielfach in wirtschaftliche transformiert wurde. (…)
In den ersten zwei Jahrzehnten nach Ceaușescus Sturz kamen drei Präsidenten und sieben Ministerpräsidenten aus dem kommunistischen Funktionärsapparat. Derzeit stellt Iliescus Partei, die sich fälschlicherweise sozialdemokratisch nennt, mit Marcel Ciolacu den Regierungschef. (…)
Diejenigen, die den Einfluss der alten Kader zurückdrängen wollten, kämpften dagegen meistens auf verlorenem Posten. Im März 1990 verlangten Oppositionelle zwar in einer «Proklamation von Timișoara», dass Parteifunktionäre und Offiziere der Geheimpolizei drei Legislaturperioden lang keine politischen Funktionen übernehmen dürften. Doch zwei Monate später wurde Iliescu von 85 Prozent der Wähler zum Staatspräsidenten gewählt. Proteste auf dem Bukarester Universitätsplatz liess er anschliessend durch Sicherheitskräfte und herbeigerufene Bergarbeiter niederknüppeln.
Erst 1999 verabschiedete Rumänien ein Gesetz, das die Akten der Securitate öffnen sollte – als letzter Beitrittskandidat der EU. Doch da es die Nachfolgedienste nicht verpflichtete, ihre alten Unterlagen dem neuen Nationalen Rat für das Studium der Archive der Securitate (CNSAS) zu übergeben, stand dieser mit leeren Händen da. (…)
Auf Anweisung von Staatspräsident Traian Băsescu musste der Inlandsgeheimdienst dann 2005 rund 1,6 Millionen Securitate-Akten aushändigen. Mit Lastwagen lieferte er sie ungeordnet und ohne Register, so dass die Papiere in mühevoller Arbeit neu erfasst werden mussten. (…)
Auch jetzt ist es bitterkalt in dem Gebäude, von den Wänden bröckelt der Putz. Maria Axinte, die das Museum leitet, führt die Besucher durch düstere Zellen, in denen Informationstafeln hängen. Sie ist die Tochter eines lokalen Unternehmers und hat in England studiert. Die örtlichen Behörden, so berichtet sie, zeigten sich gänzlich desinteressiert. Auf die Frage, wie hoch ihr Jahresbudget sei, lacht sie nur und sagt: «Wir haben keins. Ich verwende das Geld, das ich woanders verdiene.»
Hubertus Knabe ist Historiker und leitete während achtzehn Jahren die Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis Berlin-Hohenschönhausen.
L’Express, 4 décembre, article payant
L’arrogance linguistique : quand les mots servent à écraser les autres
Sur le bout des langues. Pour certains, communiquer n’a pas seulement pour objectif de transmettre une information, mais de se présenter comme “supérieur” à leurs interlocuteurs. Et les exemples ne manquent pas…
Extraits:
Autant le savoir, cet article ne sera pas placé sous le signe de la confraternité. Et pour cause : je vais m’en prendre à un confrère du Monde, ou plutôt m’interroger à son sujet. Le 11 avril 2020, en effet, on pouvait lire ceci dans le quotidien du soir à propos de la crise sanitaire. Celle-ci, était-il écrit, a révélé le “tournant écopolitique de la pensée contemporaine”, dessinant “un progressisme, ou plutôt un cosmopolitisme non productiviste”, une “politique (polis) du monde (cosmos) émancipatrice, mais affranchie des illusions modernistes”.
Je suis peut-être le dernier des imbéciles, mais, personnellement, je ne comprends pas grand-chose à cette phrase relevée par le sociologue Jean-Pierre Le Goff dans son ouvrage La société malade. Je ne comprends pas non plus pourquoi un journaliste, dont l’objectif premier est théoriquement de transmettre une information, dépense une telle énergie à ne pas écrire lisiblement. Ou plutôt, je crois le comprendre. En l’occurrence, le collègue ne cherche pas à être clair, mais à se distinguer, en montrant qu’il manie un niveau de langue qui le sépare du commun.
On a affaire ici à un phénomène que l’on appelle “l’arrogance linguistique” laquelle peut emprunter de multiples voies. Le recours à une syntaxe tarabiscotée. L’emploi des liaisons facultatives (“Depuis Zun siècle”). La préférence pour un certain registre de vocabulaire (dire d’une situation qu’elle est “délétère” plutôt que “dangereuse”, par exemple). Liste non exhaustive…
Cette attitude ne se limite évidemment pas au langage. Dans sa Théorie de la classe de loisir (1899), le sociologue américain Thorstein Veblen avait montré comment les nouvelles élites établissent les normes du goût et de la respectabilité, qu’il s’agisse de la mode, de la décoration intérieure ou des choix de consommation. Il demeure que, par son usage permanent, le langage est le premier vecteur de ce que le sociologue Pierre Bourdieu appelait la “violence symbolique”, laquelle s’accompagne souvent d’une forme de mépris social. Car ce sont bien sûr les classes dirigeantes qui sont les mieux placées pour présenter comme “légitime” leur manière de parler – et l’imposer comme telle.
Ce procédé se vérifie à toutes les époques. (…)
L’Hexagone n’a évidemment pas l’exclusivité de ce type de comportements. En Irlande, les classes dominantes se sont ralliées à l’anglais tandis que les milieux populaires sont restés plus longtemps fidèles au gaélique. Dans nos colonies africaines, les “fils de chef” apprenaient le français pour occuper des positions sociales avantageuses. Un phénomène semblable fut observé en Inde, où la couronne britannique a formé une élite locale anglophone, partageant ses valeurs et ses intérêts (1).
A la décharge des uns et des autres, le phénomène se déroule le plus souvent de manière inconsciente, comme le souligne un excellent article du site Publictionnaire. De fait, l'”agresseur” est sincèrement persuadé que sa pratique linguistique est la seule valable. Et cela s’explique : nous avons tous intériorisé l’idée qu’il n’y aurait qu’un seul “bon” français .Or, les linguistes le savent : les différentes manières de s’exprimer sont en réalité des “variantes”, comme le sont les formes québécoises ou genevoises de notre langue. Prenons un exemple concret. Si vous vous avisez de lancer dans une soirée “On aurions tort”, vous passerez aussitôt pour un inculte. Et pourtant… Cette formulation était d’usage courant au XIVe et au XVe siècle à la cour du roi de France! Elle sera finalement déconsidérée par l’aristocratie, soucieuse de montrer sa “supériorité” vis-à-vis des classes populaires, “coupables” d’employer encore cette tournure.
Face à cette situation, certains idéologues ont cru trouver la solution à partir de la Révolution en cherchant à “anéantir” les langues dites régionales et en imposant à tous le français. Leur intention, louable, était de permettre à l’ensemble du peuple d’accéder à la langue du pouvoir, alors que celle-ci était auparavant réservée à la seule noblesse. Cruelle erreur! Car il est d’autres manières de mépriser le mode d’expression d’autrui, qu’il s’agisse du vocabulaire ou de l’accent. Un constat qui amène l’historienne Rozenn Milin à cette conclusion limpide sur la situation de la France contemporaine (2) : “En réalité, il ne suffit pas de parler français, encore faut-il qu’il s’agisse du français des classes supérieures d’Ile-de-France.” Une autre manière de préserver l’art de la distinction.
(1) The Language of the Blue Books : The Perfect Instrument of Empire, par Gwyneth Tyson Roberts, University of Wales Press, Cardiff, 1998, pp. 55-56)
(2) “Du sabot au crâne de singe, histoire, modalités et conséquences de l’imposition d’une langue dominante : Bretagne, Sénégal et autres territoires”, par Rozenn Milin. Thèse de doctorat en sociologie, Université Rennes II, dirigée par Ronan Le Coadic et Ibrahima Thioub.
Le Figaro, 3 décembre, libre accès
L’énigme des origines de la langue basque
RÉCIT – À l’occasion de la journée internationale de la langue basque, Le Figaro revient sur ce mystère qui défie encore la science.
Extraits:
D’où vient la langue basque ? C’est la question qui agite, depuis plusieurs années, les milieux savants, intellectuels, historiens et linguistes. Car, jusqu’à présent, personne n’a réussi à prouver d’où venait cette langue dont l’origine reste une énigme dans l’histoire des langues. Parlée par des centaines de milliers de locuteurs dans le Pays basque, ce petit territoire réparti entre la France et l’Espagne, la langue basque – qui regroupe une douzaine de dialectes communs – est un véritable casse-tête pour les linguistes. Elle ne ressemble en effet ni au français, ni à l’espagnol, langues véhiculaires des Basques.
Pour cette raison, on a qualifié cette langue d’«isolat», c’est-à-dire de langue sans famille linguistique. À ce jour, c’est le seul qui subsiste en Europe. Pourquoi «isolat»? Car la langue basque ne semble avoir aucun lien avec une autre langue vivante connue. Ni avec les langues romanes, ni avec les langues germaniques ou slaves, ni avec les langues iraniennes, ni avec les langues mortes tels que le grec et le latin, ni avec le sanskrit (ancienne langue parlée de l’Inde) : ces dernières font toutes partie de la grande famille des langues indo-européennes. Elles ont des racines linguistiques communes, de l’Inde à l’Europe occidentale et au reste du monde par l’Europe.
L’«euskara» se distingue en effet par sa structure et pour beaucoup de spécialistes, le basque n’a pas les caractéristiques d’une langue indoeuropéenne. C’est une langue où l’on ne distingue pas le genre et où l’on n’utilise pas d’accents, avec une structure agglutinante où des suffixes et radicaux peuvent être accolés derrière d’autres suffixes ou radicaux. Comme le danois, elle utilise l’article défini postposé, qui consiste à placer l’article en fin de mot. Ces caractéristiques la rapprochent de langues éloignées géographiquement, comme les langues caucasiennes.
Des chercheurs ont essayé d’établir un éventuel lien entre ces dernières et la langue basque mais sans succès. On a tenté de faire le rapprochement avec le finnois et le hongrois qui appartiennent à la catégorie des langues finno-ougriennes, sans y apporter de preuve. Tout cela a renforcé l’idée – largement répandue – d’un développement autonome de cette langue. Malgré tout, certaines hypothèses persistent pour tenter de percer le mystère de ses origines. Ainsi, certains spécialistes ont avancé l’idée que la langue basque serait un vestige des langues parlées en Europe avant l’arrivée des peuples indo-européens, il y a plus de 4000 ans. Une idée séduisante mais qui ne repose que sur des indices archéologiques et linguistiques fragmentaires. La rareté des documents écrits en basque – cette dernière étant surtout transmise oralement – avant le Moyen Âge ne simplifie pas l’affaire. (…)
Et comment expliquer que le basque, parlé sur un territoire aussi petit, ait survécu aux vicissitudes de l’Histoire ? De l’Empire romain jusqu’à l’époque moderne, en passant par les royaumes médiévaux de France et d’Espagne sans oublier les politiques linguistiques en faveur de la langue française, la langue basque a sans conteste survécu à des périodes difficiles pour sa survie. Le mystère des origines de la langue basque continue de fasciner. Ce qui est certain, c’est qu’on tient là l’une des plus anciennes langues d’Europe encore vivante.
Neue Zürcher Zeitung, 3 décembre, article payant
Das verborgene Erbe der Bissagos-Inseln: Wo Frauen sich die Macht teilen
Ein Archipel aus 88 Inseln im Atlantik bewahrte sich eine Kultur, die Reisende staunen lässt. Auf den Bissagos-Inseln bestimmen Frauen das politische und spirituelle Leben. Inmitten kaum berührter Natur entfaltet sich eine Geschichte von Widerstand und einzigartiger Führung.
Extraits:
«Warum sollten die Männer allein bestimmen?», fragt Tania Carlos. Die 29-Jährige hat sich die langen, pink gefärbten Rastazöpfchen zu einem Knoten hochgebunden. Mit ihrem grellfarbenen Haar und dem kobaltblauen Kleid setzt die Guinea-Bissauerin einen leuchtenden Kontrast zu den sattgrünen Mangrovenbüschen hinter ihr, deren rote Luftwurzeln nach dem Atlantik greifen. Kéré, das Hotelinselchen, auf dem sie arbeitet, ist eines von 88 Inseln des Bissagos-Archipels, das der westafrikanischen Küste zwischen Senegal und Guinea vorgelagert ist. «Hier wie auf der ganzen Inselgruppe sind Männer und Frauen gleichberechtigt», sagt Tania Carlos. Auf Kéré ist sie Teil eines gemischten Teams, das sich um die wenigen Touristen kümmert, die auf dem weltabgeschiedenen Archipel stranden. Kokospalmen, weisser Sand und strohgedeckte Gäste-Bungalows – auf den ersten Blick unterscheidet sich Kéré nur wenig von kleinen Strandhotels, wie man sie rund um Afrika antrifft. Die Inselgruppe, die es umgibt, steckt jedoch voller Überraschungen.
Der Bissagos-Archipel, eine Gruppe meist flacher Inseln, die hauptsächlich von Savanne, Mangroven- und Palmwäldern bedeckt sind, erstaunte die ersten portugiesischen Entdecker, die die Küste Westafrikas bereits im 15. Jahrhundert erkundeten. Sie berichteten von mächtigen Königinnen: «Die Frauen bauen Häuser, bestellen die Felder und erledigen all die Arbeiten, die anderswo Männer übernehmen», schrieb der kapverdische Seefahrer und Schriftsteller André Álvares de Almada im 16. Jahrhundert.
Tania Carlos sagt: «Hier sind Frauen nicht allein an der Macht, aber genauso einflussreich wie Männer. Wir wählen unsere Männer selbst aus. Das ist in Westafrika etwas Besonderes.» (…)
«Wir haben hier zwar kein echtes Matriarchat», sagt Sónia Marques Durris, «doch die Frauen auf den Bissagos-Inseln besitzen bemerkenswerte Macht. Sie führen sowohl in religiösen als auch in alltäglichen Belangen.» Die Portugiesin kam als NGO-Mitarbeiterin nach Guinea-Bissau, lebt seit über dreizehn Jahren in Westafrika und erforscht die Kultur der Bijágos. In den letzten zehn Jahren baute sie gemeinsam mit ihrem französischen Mann Laurent auf Kéré eine Lodge auf. (…)
Auf einigen der Bissagos-Inseln führen Frauen noch immer traditionell die Familien und verfügen über Häuser und andere Besitztümer. Bei einer Trennung bleibt das ursprüngliche Haus des Mannes oft bei der Frau. Einige Inseln unterstehen noch immer Königinnen, portugiesisch: «rainhas», die zugleich Priesterinnen sind. Sie hüten die Geister der Ahnen. (…)
«Die Königinnen der Bissagos-Inseln beraten in politischen, gesundheitlichen und spirituellen Fragen», sagt Sónia Marques Durris. Frauen und Männer suchen ihren Rat. Auf einigen Inseln, anders als auf Caravela, regieren und predigen sie ganz ohne männliche Gegenbilder. Einige, wie Okinka Pampa, die 1930 im Alter von wohl über 100 Jahren auf Orango starb, spielten im Widerstand gegen die portugiesischen Kolonisatoren eine Schlüsselrolle. Mit einem Rat aus zehn Frauen und fünf Männern schaffte sie die Sklaverei ab und stärkte die Vormachtstellung der Frauen auf Orango. Dank ihren Königinnen blieben die Inseln nie vollständig unter fremder Herrschaft. (…)
Le Monde, 24 novembre, article payant
Marc Bloch au Panthéon : Emmanuel Macron clôt un long cycle mémoriel avec l’auteur de « L’Etrange Défaite »
A l’occasion de la commémoration des 80 ans de la Libération de Strasbourg, le chef de l’Etat a annoncé, samedi, le transfert des cendres de l’historien et résistant au Panthéon. Une manière d’« imaginer d’autres victoires » et de « choisir à chaque instant la volonté de faire de grandes choses ».
Extraits :
Le président de la République a rendu justice à l’historien et résistant Marc Bloch, samedi 23 novembre, à Strasbourg. « Pour son œuvre, son enseignement et son courage, nous décidons que Marc Bloch entrera au Panthéon », a-t-il annoncé à la mi-journée depuis l’aula de l’Université de Strasbourg, devant Daniel Bloch, 98 ans, fils de l’historien, décoré à cette occasion de la Légion d’honneur, et Hélène Seguret, 50 ans, arrière-petite-fille de Marc Bloch.
Emmanuel Macron a rendu hommage à la « lucidité cinglante » et au « courage physique » de l’auteur de L’Etrange Défaite. Issu d’une famille juive alsacienne, professeur d’histoire du Moyen-âge à l’Université de Strasbourg (1919-1936), cet intellectuel devint l’un des chefs de la Résistance pendant la seconde guerre mondiale. Emprisonné, torturé et fusillé par la Gestapo le 16 juin 1944, il écrivit en 1940 « le récit de cette étrange défaite, celle de notre volonté française émoussée par le conservatisme, endormie par le conformisme, amollie par la bureaucratie, délaissée par une partie de ses élites », a loué le chef de l’Etat. (…)
Neue Zürcher Zeitung, 18 novembre, article payant
«Krieg steckt uns nicht in den Genen, er ist in der Geschichte der Menschheit eine späte Ausnahme», sagen ein Evolutionsbiologe und ein Historiker
Bis die Menschen sesshaft geworden seien, seien sie friedlich und kooperativ gewesen. Danach sei die kollektive Gewalt explodiert, sagen Carel van Schaik und Kai Michel – auch wegen des Patriarchats. Doch wir seien evolutionär gesehen auf dem richtigen Weg.
Extraits :
Der Naturzustand der Menschen sei der Krieg aller gegen alle, schreibt Thomas Hobbes im 17. Jahrhundert. Ist der Mensch zum Krieg verdammt?
Carel van Schaik: Nein, Menschen sind biologisch gesehen hochsoziale, kooperative Wesen. Der Krieg steckt uns nicht in den Genen, er ist in der Geschichte der Menschheit eine späte Ausnahmeerscheinung. Menschen führen nur im letzten Prozent ihrer Evolution regelmässig Krieg, in den 99 Prozent davor waren wir eine relativ friedliche Spezies.
Kai Michel: Hobbes konnte es nicht besser wissen. Die nationalstaatliche Welt, die er kannte, war von Krieg geprägt, zu seiner Zeit tobte der Dreissigjährige Krieg. Hobbes hat sich auf die ältesten ihm zur Verfügung stehenden schriftlichen Quellen gestützt. Thukydides etwa, und der berichtete von den Schrecken des Peloponnesischen Kriegs. Dass Menschen sich gegenseitig niedermetzeln, schien für ihn allgegenwärtig. Doch Schriftquellen dokumentieren nur die letzten 5000 Jahre. In den Jahrhunderttausenden zuvor finden sich fast keine Hinweise auf kollektive Gewalt.
Aber unsere nächsten Verwandten, die Schimpansen, können ja auch ziemlich grausam sein.
Van Schaik: Stimmt, aber Bonobos sind genauso nahe mit Menschen verwandt wie Schimpansen – und sehr friedlich. Die beiden Spezies haben sich erst vor zwei Millionen Jahren evolutionär getrennt. Während Schimpansen bei Konflikten auf Gewalt setzen, ist es bei Bonobos der Sex. Und Schimpansen töten auch nur unter bestimmten Umständen. (…)
Waren die ersten Menschen friedlicher?
Michel: Ja, absolut. Unsere Vorfahren haben die Bäume verlassen und sind in die Savanne gegangen. Dort konnten sie nur als hochsolidarische Art überleben. Sie setzten auf einen sehr kooperativen Lebensstil, gegenseitige Unterstützung war die Grundlage ihrer Existenz. Unsere Psychologie ist deshalb eine völlig andere als die der Schimpansen. Wo sie auf Dominanz und Egoismus setzen, sind wir höchst sozial. Wenn ich meinen Co-Autor zitieren darf: Wir sind die netten Affen.
Van Schaik: Genau. Archäologisch zeigt sich zudem, dass es früh schon weiten Austausch zwischen den Menschengruppen gab. Was im Tierreich einzigartig ist: Menschen haben erkannt, dass sie von guten Beziehungen zu anderen Gruppen profitieren. Da sie als mobile Jäger und Sammler lebten, keinen nennenswerten Besitz hatten und die Populationsdichten gering waren, lohnten sich Kriege nicht. Und im Konfliktfall konnte man der Eskalation aus dem Weg gehen. (…)
Mit dem Neolithikum kommt auch das Patriarchat. Hat es das Kriegstreiben verstärkt?
Michel: Ganz klar. Männerdominanz, Herrschaft und Krieg kommen zusammen auf die Welt. Bei den Bauern bleiben die Söhne bei den Familien, um das Eigentum zu beschützen. Deshalb müssen die Frauen anderswoher kommen. Die werden bei anderen Clans eingetauscht, auch geraubt. So verlieren sie ihre Netzwerke und müssen in der arbeitsintensiven Landwirtschaft schuften, zugleich steigt die Zahl der Geburten. In allen Belangen geraten Frauen in die Defensive. Die mächtigsten Männer nehmen sich mehrere Frauen, die frühen Potentaten haben alle riesige Harems. Genetische Untersuchungen zeigen, dass sich damals viele Männer gar nicht fortpflanzten. In der patriarchalen Welt des Krieges leiden nicht nur Frauen, sondern auch die meisten Männer. Der Rest ist gewissermassen Geschichte: Wo der Krieg sich erst einmal etabliert hat, gibt es kein Entkommen mehr.
Wir können ja nicht wieder Jäger und Sammler werden. Gibt es einen evolutionären Weg aus dem Krieg?
Van Schaik: Trotz den gegenwärtigen Kriegen können wir festhalten, dass wir bereits den richtigen Weg eingeschlagen haben. Wir werden wenigstens sozial und ethisch mehr wieder zu Jägern und Sammlern. Zumindest im Westen leben wir immer egalitärer und demokratischer. Die Sklaverei wurde abgeschafft, dasselbe ist mit Krieg möglich.
Das müssen Sie erklären.
Michel: Noch bis weit ins 19. Jahrhundert hinein hielt man Sklaverei für völlig natürlich. Doch dann setzte sich die Erkenntnis durch, dass sie in jeder Hinsicht menschenunwürdig ist. Wie Sklaverei nur für die Sklavenhalter vorteilhaft ist, ist das auch bei Kriegen für die Kriegsherren so – mit Ausnahme der Verteidigungskriege. Genauso wie das kulturelle Phänomen der Sklaverei müssen die Menschen nun auch das kulturelle Phänomen Krieg abschaffen, die Despoten, Autokraten und Warlords verjagen. Evolutionär gesehen sind wir alles andere als Kriegstreiber.
Harald Meller, Kai Michel, Carel van Schaik: Die Evolution der Gewalt. Warum wir Frieden wollen, aber Kriege führen. Eine Menschheitsgeschichte. DTV-Verlag, München 2024. 368 S., Fr. 39.90.
The Economist, 18 novembre, Book review, article payant
The Economist reads : Books that imagine that history took a different course
What if Hitler had won and Hillary Rodham had broken up with Bill Clinton?
Extraits :
The Alteration. By Kingsley Amis. New York Review Books; 256 pages; $16.95. Vintage; £9.99
The Trial and Execution of the Traitor George Washington. By Charles Rosenberg. Hanover Square Press; 464 pages; $17.99
Resurrection Day. By Brendan DuBois. CreateSpace; 378 pages; $13.99. Little, Brown; £7.99
Dominion. By C.J. Sansom. Little, Brown; 656 pages; $18.99. Pan Macmillan; £12.99
Rodham. By Curtis Sittenfeld. Random House; 464 pages; $18. Transworld; £9.99
Also try
We recommended five novels that imagine a dictatorship in America, some of which revise the past. In 2017 we warned that the what-if-the-Nazis-had-won genre may distract from more credible threats to democracy. Our series “The World If” has speculated about the future and invented history.■
Neue Zürcher Zeitung, Book Review, 14 novembre, article payant
Hitler war nicht unvermeidlich: Volker Ullrich erzählt die Geschichte der Weimarer Republik als Chronik verpasster Chancen
Im Januar 1933 kam Hitler in Deutschland an die Macht. Das markierte das Ende der Weimarer Republik. Ein unvermeidliches Ende? Nein, sagt der Historiker Volker Ullrich.
Extraits :
Es musste nicht so kommen, wie es gekommen ist: damals, mit der Weimarer Republik. In seinem Buch «Schicksalsstunden einer Demokratie» schildert Volker Ullrich das Drama noch einmal von neuem. Doch was hilft das heute, in Deutschland, wo die sogenannten radikalen Ränder links und rechts spätestens seit den jüngsten Wahlergebnissen zumindest im Osten des Landes keine Ränder mehr sind, sondern im Zentrum der politischen Aufmerksamkeit stehen? In Österreich ist diese Entwicklung schon auf Bundesebene zu beobachten, spätestens seit der jüngsten Nationalratswahl.
Was kann Volker Ullrich lehren? Zunächst einmal, wie man eine Geschichte, die schon unzählige Male erzählt wurde, erneut erzählt, ohne sie einfach zu wiederholen. Dabei ist der Aufbau von Ullrichs Darstellung klassisch. Streng chronologisch geht es durch die Kapitel: Revolution 1918/19, Kapp-Lüttwitz-Putsch, Mord an Walther Rathenau, Ruhrbesetzung und Hyperinflation, Tod Eberts und Wahl Hindenburgs, Bruch der letzten grossen Koalition, Wilhelm Fricks braune Kulturrevolution, Sturz Brünings, Papens Staatsstreich gegen Preussen und schliesslich Machtübertragung an Hitler.
Doch bei Ullrich geht es nicht allein darum, was sich in diesen vierzehn Jahren ereignete, sondern vor allem darum, was nicht geschah. Ihm ist es wichtig, die Offenheit der Situationen zu betonen. Er fragt, welche Spielräume die Akteure hatten und welche Handlungsalternativen bestanden. Aus diesem Blickwinkel war das Experiment der ersten deutschen Demokratie nicht von Anfang an auf Untergang angelegt, auch wenn die Vorbelastungen schwer wogen, die nach Ullrichs Urteil aus den Versäumnissen in der Gründungsphase resultierten.
Ullrich fasst die gängigen Erklärungsversuche für das Scheitern der Weimarer Republik pointiert zusammen: den Verweis auf die Erblast des Obrigkeitsstaates, die Kontinuität vordemokratischer Eliten in Industrie, Armee, Verwaltung und Justiz, deren Machtpositionen unangetastet geblieben seien; die Belastungen aus der Niederlage im Weltkrieg und dem Versailler Vertrag; die Strukturmängel der Weimarer Verfassung mit dem Reichspräsidenten als «Ersatzkaiser» mit weitreichenden Befugnissen, die in Krisenzeiten geradezu zum Missbrauch einladen; und schliesslich das Versagen der Parteien, die in ihren ideologischen Gräben befangen geblieben seien, ohne Bereitschaft zum Kompromiss.
Dennoch: Ullrich zeigt sich überzeugt davon, dass es nicht an Gelegenheiten gefehlt hätte, die Weichen anders zu stellen. Er nennt zahlreiche Beispiele. (…)
Doch selbst im Januar 1933 wäre der Triumph Hitlers für Ullrich nicht unvermeidlich gewesen. Es hätte Möglichkeiten gegeben, ihn von der Macht fernzuhalten, schreibt er. Für Ullrich gehört es zur «bitteren Ironie der deutschen Geschichte», dass der «Führer» der NSDAP dank einem finsteren Intrigenspiel in einem Augenblick ins Reichskanzleramt habe einziehen können, als seine Bewegung im Niedergang begriffen gewesen sei und «viele kluge Zeitgenossen» ihn bereits abgeschrieben hätten.
Was helfen diese Hinweise im Nachhinein? Ullrich zieht aus der Geschichte eine Lehre, die überall Gültigkeit hat, wo Demokratien gefährdet waren und sind: «Es kommt entscheidend darauf an, wie sich einzelne Menschen in konkreten Situationen verhalten. Wir haben es in der Hand, ob unsere Demokratie scheitert oder überlebt.»
Volker Ullrich: Schicksalsstunden einer Demokratie. Das aufhaltsame Scheitern der Weimarer Republik. Verlag C. H. Beck, München 2024. 383 S., Fr. 39.90.
Neue Zürcher Zeitung, 10 novembre, article payant
35 Jahre nach dem Mauerfall: Neun Fotografinnen und Fotografen zeigen ihren Blick auf das Berlin der 1990er Jahre
Nach dem 9. November 1989 löst sich die ostdeutsche Welt auf, und Berlin wird zu einer anderen Stadt. Mittendrin: Fotografinnen und Fotografen der Agentur Ostkreuz. Eine Ausstellung zeigt nun ihre Bilder.
Neue Zürcher Zeitung, 9 novembre, article payant
«Ich hatte eine wirklich schöne und idyllische Kindheit in Auschwitz», sagt der Sohn von Rudolf Höss, einem der schlimmsten Massenmörder
«The Commandant’s Shadow» zeigt NS-Nachfahren, die gerne verdrängen möchten. Aber spätestens bei Kaffee und Kuchen mit der jüdischen Cellistin von Auschwitz ist es vorbei damit.
Extraits :
Der schlimmste Massenmörder in der Geschichte der Menschheit ist Hitler, und dann kommt Opa. Kai Höss ist der Enkel von Rudolf, dem Lagerkommandanten von Auschwitz. Als Leiter der Mordfabrik war Rudolf Höss für den Tod von über einer Million Menschen, die meisten Juden, verantwortlich.
Kai Höss, Anfang sechzig, ist Pfarrer, er weiss, was im Buch Exodus steht. Dass nämlich Gott «die Missetat der Väter an den Kindern bis ins dritte und vierte Glied» heimsuchen wird. Die monströse Nazi-Vergangenheit seiner Familie verfolgt Kai Höss.
Sie verfolgt ihn mehr als seinen Vater, Hans Jürgen Höss, Ende achtzig. Dieser hält «Vati» in gar nicht allzu schlechter Erinnerung. Hans Jürgen war ein kleines Kind während des Kriegs, die Familie lebte in Auschwitz, sozusagen eine Hausnummer neben dem KZ.
Hössens machten es sich schön in der herrschaftlichen Villa mit Garten. Gleichzeitig wurde auf der anderen Seite der Mauer mit gutdeutschem Fleiss an der Vernichtung der Juden gearbeitet.
Aus dieser Perversion bezog unlängst schon der Oscar-prämierte Spielfilm «The Zone of Interest» seine abgründige, unheimliche Faszination. «The Commandant’s Shadow» liefert nun das dokumentarische Pendant dazu. Hans Jürgen Höss sagt: «Ich hatte eine wirklich schöne und idyllische Kindheit in Auschwitz.»
Als alter Mann, zurück an Ort und Stelle, schaut der Höss-Sohn durch das Fenster im ehemaligen Kinderzimmer und erinnert sich an die Aussicht aufs Krematorium. Was im KZ vor sich ging, verstand der Vier- oder Fünfjährige nicht. Nur scheint er es auch acht Jahrzehnte später noch immer nicht ganz zu verstehen. Rauch habe er damals nie gesehen, sagt er. Dass es Asche in den Garten regnete, wie es selbst die Eltern später in Texten beschrieben haben – nein, das könne nicht sein.
Hans Jürgen Höss ringt sichtlich mit sich. Er ist kein Holocaustleugner. Er weiss, was in Auschwitz war. Aber so ganz wahrhaben will er es dann doch nicht. Weil: Vater war doch ein Guter! Und die Mutter hat garantiert von nichts gewusst, da ist er sich sicher. (…)
Die Dokumentation «The Commandant’s Shadow» schildert die mal schlüssigeren, mal abstruseren Versuche der Vergangenheitsbewältigung von Menschen mit Nazi-Hintergrund. Aber das ist nur der halbe Film.
Denn der Ansatz der Regisseurin Daniela Völker besteht darin, dass sie den Nachfahren der Täter die Seite der Opfer gegenüberstellt: konkret die Jüdin Anita Lasker-Wallfisch. Sie überlebte das KZ, weil sie von den Nazis als Cellistin im Lagerorchester gebraucht wurde. (…)
Der titelgebende, sprichwörtliche Schatten des Kommandanten fällt weit. Aber langsam gelingen Schritte aus dem Dunkel heraus, wie Völker in ihrer klugen Montage zu veranschaulichen vermag: Sie zeigt, wie die Protagonisten einen Prozess durchmachen. Allen voran Hans Jürgen Höss: Er öffnet sich dem Gedanken, dass Vati vielleicht doch nicht nur ein «Aktenschieber» gewesen sei, der sich mit dem Massenmord «persönlich» gar nicht befasst habe. (…)
Und zum Showdown wohnt der Film dann einem unwahrscheinlichen Gipfeltreffen bei: In ihrem Versuch, mehr über Traumata auch auf Täterseite zu verstehen, arrangiert Maja Lasker-Wallfisch eine Begegnung zwischen Hans Jürgen Höss und ihrer eigenen Mutter: «Kaffee und Kuchen mit dem Sohn von Höss», schlägt sie vor. «Wieso nicht», antwortet Anita Lasker-Wallfisch. «Wenn er Kuchen mitbringt.»
The Guardian, 5 novembre, libre accès
Ines Geipel: As a former East German athlete doped by the state, I see how our past pain is fuelling the far right
In east Germany, our history is shrouded in lies and silence. Until we break their hold, support for extremism will flourish
Extraits :
(…) I am a former top athlete of the GDR who was doped by the state. After my escape to the west, I helped expose the inhumane doping regime. I know what it is like to live with a web of deceit constructed by state doctrine, because I lived it. And I also lived in a morass of lies at home. My father was a high-ranking Stasi officer working undercover in West Germany with eight identities. And both my grandfathers were in Hitler’s SS.
In our house there was either silence or lies about the second world war and its aftermath, and my family’s involvement. Perhaps my family was extreme, but the silence and lies were in every house. People in the former GDR were used to lies from the government and stony denial at home. This distrust and the lies and enforced silence are now having a huge impact politically.
The most extreme lie was that we East Germans had nothing to do with the Holocaust. Official doctrine was that the West Germans alone were responsible for it, and for concentration camps such as Auschwitz in occupied Poland. This view is still widely held today. As long as these crimes are avoided and denied, the silence about the Nazi era will remain.
In the GDR there was a lot to be silent about. The hundreds of communists who came home from the Soviet gulags in the 1950s were forced to ignore the Stalinist terror they had suffered. The million people displaced from East Prussia, Pomerania, Sudetenland and Silesia whom we had to call “resettlers”, without acknowledging their real origins because we were told they were all Nazis. Their voices were never heard.
Neither were the voices of the hundreds of thousands tortured in GDR prisons, the half a million children who were orphans or were, often, forcibly removed from their parents and placed in state-run children’s homes. Nor the farmers whose farms were expropriated, nor the thousands of athletes such as me who were forced into the state doping programme.
East Germany was a cauldron of suffering that still, after three and a half decades, cannot be openly spoken of. West Germany didn’t want to hear about the pain of the east in the rush to unite. And in the east, former victims and perpetrators of the two dictatorships live cheek by jowl in uncomfortable silence.
But this repressed humiliation – and maybe guilt – is finding expression today in support for the far right. If you look at the map of voting patterns in the east, it’s AfD blue in the lignite mining areas of Lusatia and on the Polish border, areas where a particularly large number of displaced people’s families live.
Young people who never experienced the GDR breathe in the unspoken pain of the older generation, struggle with it and try to put an end to it. In Thuringia, 38% of first-time voters voted for the AfD in recent elections. It has been said they “not only seem disoriented, but also emotionally charged”. The elections in the east show that people are voting out of anger and a desire for vengeance. Because everything is unspoken, they don’t know why they feel this way, but the feeling is fierce.
During the transformation of Germany in the 1990s, the main narrative from the eastern point of view was that the east had been taken over by the west and colonised, while guilt over the Holocaust continued to lie solely with the west. This is a fairytale told by east Germans about east Germans, promoted in highly emotional terms and cemented publicly, to defend themselves against having to take any responsibility for Nazi atrocities and to fill the social vacuum left by the collapse of the GDR. (…)
The same gap between myth and reality is true for economic and social trends in east Germany, too. The east has become the engine of the German economy. Liquefied natural gas terminals, renewable energy, new industries – it’s all there, along with renovated cities, significantly better infrastructure than the west, the highest investment and the latest development and research hubs.
Pensions in the east and west have been equalised since mid-2023, while the gender pay gap is much lower in east Germany – 6.3% compared with 20.6% in west Germany – and the number of millionaires in cities such as Dresden and Leipzig is growing.
It’s a real, material success story, but one you don’t hear much about. Perhaps this is because it inevitably raises difficult questions about how a rise in the standard of living can go hand-in-hand with a rise in support for the far right, and whether throwing money at the east was ever going to remedy the legacy of two dictatorships. (…)
The saga of east German victimhood has served its purpose, to foster the denial of the crimes of two dictatorships. A new narrative is long overdue for the past and the future. Backwards to tell the younger generations the truth about their own history, and forwards to free them from it, so that east Germany can be proud of what has been achieved since 1989.
Without these truths being spoken, the political path to the far right will be unstoppable and the east will continue to be mired in baseless resentment towards Europe, the west and a united Germany.
Ines Geipel is an academic, author and former GDR athlete. Her latest book is Behind the Wall: My Brother, My Family and Hatred in East Germany
https://www.theguardian.com/commentisfree/2024/nov/05/east-germany-past-far-right-gdr-state
Neue Zürcher Zeitung, 5 novembre, article payant
Das Ende von VW wäre ungefähr so wie die Abschaffung des deutschen Beamtentums
[La fin de Volkswagen serait à peu près comparable à l’abolition de la fonction publique allemande.]
Vom Käfer bis zum Golf hat der Volkswagen das deutsche Selbstverständnis seit 1945 geprägt wie wenige andere Konsumgüter. Ein Rückblick auf die seligen Jahre, als Mobilität noch eine Verheissung war.
Extraits :
(…) Wer Familie hatte und Volkswagen treu geblieben ist, wechselte vom Käfer auf den Golf, vom Golf zum Passat. Einmal ging es der Autowirtschaft so schlecht, dass die Regierung sogar Geld verschenkt hat, damit man sich ein neues kauft. Während die Kommunen anfingen, das Auto zu bekämpfen wie den Teufel. Auf dem Weg wurde das imposante VW-Logo aufgeblasen zum Siegeszeichen am Kühlergrill, während das Blech aufging in den Formen des Mainstreams, von Opel oder Toyota kaum noch zu unterscheiden.
Auch VW hat versucht, aus dem Mythos Kraft zu ziehen – und auch Freude –, beginnend mit dem Käfer-Pastiche «New Beetle», später nur noch «Beetle». Sogar der Bus ist vor kurzem zurückgekommen in einer Art Lego-Modell, als vollelektrifizierter «ID Buzz». Im Konkurrenzkampf der Konzerne, und VW ist immer noch weltweit die Nummer 2, sind jedoch alle in dieselbe Richtung gefahren: höher, breiter, schwerer, schneller, die Luxusverpanzerung der Welt am mobilen Exempel.
Die Gerichtsverfahren um die Manipulation des Dieselmotors in der Schadstoffmessung sind immer noch nicht an ihr Ende gekommen. Martin Winterkorn repräsentiert nur noch sich selbst als lebendiges Wrack. Dass mit dem gewaltigen Stellenabbau die Strafe weitergegeben wird vom Management an die Belegschaft – biblisch gesprochen: von den Vätern an die Söhne –, ist eine naheliegende Deutung. Wahrscheinlich ist sie, wie viele Deutungen, die auf Empfindungen von Schuld basieren, ganz einfach falsch.
Volkswagen ist übrigens zu zwanzig Prozent ein Staatskonzern geblieben, indem dieser Anteil dem Land Niedersachsen gehört, inklusive der Produktionsstandorte Wolfsburg, Hannover, Emden, Braunschweig, Salzgitter und Osnabrück auf dessen Boden. Dieses Bundesland hat drei Jahrzehnte in der Politik geboomt, erkennbar bis heute in der Figur unseres Bundespräsidenten.
An den Autobahnen heissen die Länder ihre Reisenden genau auf der Grenze «willkommen», wobei die Mode der Länderslogans, jetzt «Claims» genannt, dazugekommen ist. Baden-Württemberg kam einmal auf die Selbstvermarktung: «Wir können alles. Ausser Hochdeutsch.» In Niedersachsen wurde lange, lange nachgedacht. Die Antwort lautet jetzt: «Niedersachsen. Klar.»
Der Schriftsteller Ulf Erdmann Ziegler lebt in Frankfurt am Main. Im Frühjahr wird im Wallstein-Verlag sein Roman «Es gibt kein Zurück» erscheinen.
https://www.nzz.ch/feuilleton/vw-war-einmal-das-auto-des-deutschen-selbstverstaendnisses-ld.1855508
New York Times, Guest Essay, 4 novembre, libre accès
The Emptiness of the Universe Gives Our Lives Meaning
Extraits :
Nietzsche was wrong: When you gaze long enough into the abyss, the abyss does not gaze back into you. Instead, the void remains silent, relentless and frightening in its enormity. But when we peer into the infinite blackness that defines the expanse of our universe, we are offered a choice. We can recoil in fear and disregard our humanity in the face of sheer cosmic dread. Or we can transform the shadows of the cosmos into a light that illuminates the uniqueness of everything we know here on Earth.
I’m a cosmologist, the kind of scientist who studies the origin, history and evolution of the universe. I have spent my career researching one special part of the universe called cosmic voids: the vast expanses of nothing that stretch between the galaxies. Most of our universe is void — somewhere around 80 percent of the volume of the cosmos is made of nothing at all.
By strict accounting of cosmic abundances, our planet and the life we find here amount to essentially zero. Insignificant. A small speck of blue and green suspended in an ocean of night, a tiny bit of rock and water orbiting just another star. The great forces that shape our universe have grown the voids over billions of years, and their present-day monstrousness puts cosmic insignificance into stark relief. Forget planets and stars; at these scales, even mighty galaxies are reduced to mere dots of light.
There is a temptation, when faced with the true scale of the empty cosmos, to look at our tiny world with nihilism. To feel that our great achievements amount to nothing. That our history fails to leave a mark. That our concerns and anxieties are rendered meaningless. That our very humanity is reduced to irrelevancy.
I have spent years working to understand what cosmic voids teach us about the wider universe and its history. And in the course of my studies, I have learned to reject that temptation.
Yes, the universe is mostly void, but we have found many wonders in those great expanses. The voids don’t simply exist; they define and provide contrast to the galaxies that surround them. The properties of the voids — their shapes and sizes and so on — reflect the mysterious forces that govern the evolution of the universe. Within the voids we find the occasional dim dwarf galaxy, like an oasis in the desert. And we have found that the voids are brimming with cosmic energies that may someday overwhelm the rest of the universe. (…)
Earth is the only known place where humanity exists — where humanity can exist. It is the only known place where laughter, love, anger and joy exist. The only known place where we can find dance, music, art, politics and cosmology.
Our disagreements and jealousies and all the beautiful complexities that make us human aren’t meaningless. The presence and dominance of the cosmic voids guarantee the opposite — the stories and experiences we fill our lives with are special precisely because they will never happen in the empty expanse of most of the universe.
I have learned that the same lessons that cosmic voids teach us are found in the voids we encounter in our own lives. Voids sharpen and define; they create contrast; they are full of potential. The pain we feel from loss is the last reminder of the gift of a life deeply loved. The silence before a performance begins is sparkling with electric anticipation. Our choice to ignore anxiety-inducing news is necessary to allow us to focus on what matters.
Artists and philosophers have long understood the power of the void. The 12th-century Buddhist monk and poet Saigyo reflected on the gaps between falling raindrops, noting that the pauses between their sounds were just as important as the drops themselves, if not more so. The composer John Cage challenged us with “4ʹ33ʺ,” a performance consisting entirely of silence, creating a manifestation of the void that audiences sought to fill with awkward coughs and nervous laughter, which became its own music. The famed Dutch architect Rem Koolhaas celebrated the utility of negative spaces, proclaiming, “Where there is nothing, everything is possible.” For the psychoanalyst Carl Jung, the void was a psychological space that we must enter to realize our full potential and forge a new life. (…)
Tell a joke to your friends. Fight for what you believe in. Call your mother. Create something the cosmos hasn’t seen before. The implacability of the cosmic voids calls us to action. The universe won’t do anything for us except give us the freedom to exist. What we do with that existence is entirely up to us. It is our responsibility to imbue the cosmos with meaning and purpose.
Paul M. Sutter is a theoretical cosmologist, science communicator and adviser to NASA’s Innovative Advanced Concepts program. He is the author of “Your Place in the Universe: Understanding Our Big, Messy Existence.”
https://www.nytimes.com/2024/11/03/opinion/cosmic-void-universe-space.html
Le Figaro, 30 octobre, article payant
Guerre d’Algérie : les vraies causes d’une tragédie française
GRAND RÉCIT- Voilà 70 ans, le 1er novembre 1954, commençait la guerre d’Algérie. Le début d’un conflit très violent et complexe de plus de sept ans qui allait opposer l’armée française et le FLN, doublée d’une guerre civile entre Algériens et de profonds déchirements entre Français.
Document intégral en PDF: https://kinzler.org/wp-content/uploads/2024/10/30-octobre-II.pdf
Sexual politics : In the second world war, some diplomacy was done between the sheets
Pamela Churchill, daughter-in-law of the prime minister, ran an effective charm offensive (The Economist, Book Review, 24 octobre, article payant)
Kingmaker: Pamela Churchill Harriman’s Astonishing Life of Seduction, Intrigue and Power. By Sonia Purnell. Viking; 528 pages; $35. Virago; £25
Extraits :
Perhaps it was the red hair, alabaster skin and the figure-hugging couture, or her way of stroking an interlocutor’s forearm, just so, as he talked. Or maybe it was her name. As the daughter-in-law of the prime minister, Pamela Churchill enjoyed the mystique that comes with being close to power. Flattered by her attention, powerful men became pliable.
That turned out to be a useful weapon during the second world war. The minds and hearts of Americans needed to be won if the country was to offer aid or join the fight. So while her oafish husband, Randolph, was posted far away, Pamela was deployed by Winston and Clementine Churchill to do a different kind of war work. She wined, dined and seduced in the name of Britain’s battle against tyranny.
Sonia Purnell, a writer (who once contributed to The Economist), describes Churchill’s unusual advocacy efforts in “Kingmaker”, an alluring new biography. Churchill set to work in 1941, aged 20. Her first task was to persuade Harry Hopkins, a grumpy, isolationist envoy, that Britain was worth fighting for. His qualms were no match for Churchill’s wiles: Hopkins soon convinced Franklin Roosevelt to help.
Next she romanced Averell Harriman, the man charged with overseeing the Lend-Lease military-aid programme, which was distributing $42bn of food and army supplies (around $900bn today). His friends were bemused by his “unduly pro-British” turn. Then she courted Ed Murrow, a journalist whose nightly dispatches about the “Nazi menace” were listened to by millions of Americans. (He toyed with leaving his wife for the British beauty.)
Churchill “developed an astonishing collection of bedfellows”, Ms Purnell writes, and “each one was a man with clout in the war effort.” She approached her sexual liaisons like diplomatic negotiation. She knew, for instance, how to identify a man’s ambitions and tailor her advance accordingly. She intuited when to withhold information and when to give it, but fostered an atmosphere where lovers felt they could speak freely. She would relay the intelligence she collected to the prime minister over late-night card games.
As a result, Pamela’s “pillow talk was reaching the ears of leaders and influencing high-level policy on both sides of the Atlantic,” Ms Purnell writes, winkingly suggesting that the idea of the “special relationship” between America and Britain began “between the sheets of the Dorchester Hotel”. After reading this book, few will disagree with her assessment that Churchill should be regarded as “the most powerful courtesan in history”. (…)
Perhaps the biggest beneficiary of her benevolence was Bill Clinton, who had lost his seat as governor of Arkansas in 1980. He credited his ability to win the presidency a little over a decade later “in no small measure” to her support. He repaid her by making her ambassador to France, offering her another act as a go-between with him and Jacques Chirac during the Bosnian war. By then she had perfected the deft touch of a diplomat. ■
In the second world war, some diplomacy was done between the sheets
Martin Naumann, ex-agent de la Stasi, condamné pour le meurtre d’un Polonais qui voulait fuir à l’ouest en 1974
Le procès historique de l’ancien agent de la police politique de la RDA communiste a révélé de nouvelles preuves liant l’ex-agent de la Stasi au meurtre de Czeslaw Kukuczka, un fugitif polonais, il y a cinquante ans. (Le Monde, 15 octobre, accès libre)
1809 wurde Heinrich von Kleist Augenzeuge einer Niederlage Napoleons gegen Österreich
Ein sensationeller Fund von Briefen zeigt den Dichter als Berichterstatter aus dem Krieg. Dem französischen Kaiser wünscht er unverhohlen den Tod. (NZZ, 14 octobre, article payant)
Extraits :
Am 22. Mai 1809 erklimmt Heinrich von Kleist einen Hügel bei Wien. Mit dem Fernrohr schaut er Richtung Südosten und gleichzeitig ins eigene Herz. Beim Kampfgetümmel Zehntausender Soldaten fühlt sich der Dichter heroisch erhoben. Er sieht das Ende der Schlacht bei Aspern, die Niederlage, die die österreichischen Truppen Napoleons Heer bereiten. Noch den Kanonendonner im Ohr, schreibt er am nächsten Tag an seinen Freund Joseph von Buol: «Es ist mir unschätzbar, dass ich den Kampf, der die Freiheit von Deutschland entschied, mit Augen gesehen habe.» Was er noch gesehen hat: «Die Strasse, die wir gefahren sind, ganz von Blessierten bedeckt.»
Selten sind Schauplätze der Weltliteratur symbolisch so gut ausgeschildert wie hier. Heinrich von Kleist, der adelige preussische Offizierssohn, glaubt sich nach einer von Fieber begleiteten Reise endlich am Ziel. Als schreibender Todfeind Napoleons bei dessen Vernichtung mit dabei zu sein, ist das eine. Das andere ist der Glaube, dass die deutsche Nation nun gerettet werden kann.
Als publizistisches Begleitfeuer hat Kleist wütende lyrische Tiraden gegen die französischen Besatzer im Gepäck und sein nationalistisch-hetzerisches, noch ungedrucktes Drama «Die Hermannsschlacht». Der 31-jährige, bis dahin weitgehend erfolglose Schriftsteller sieht sich schon vor einer Karriere als Stimme neuer und glanzvoller Zeiten.
Die Euphorie wird sich nicht lange halten. Am 5. und 6. Juli 1809 findet die Schlacht bei Wagram statt. Österreichs Erzherzog Karl verliert den Fünften Koalitionskrieg gegen Napoleon. Heinrich von Kleist ist ein Häufchen Elend und reist in Etappen nach Berlin. Die Spuren dieser Reise sind verwischt, über Monate gibt es keine Korrespondenz. (…)
Umso grösser ist die Sensation, dass jetzt Briefe über die Expedition des Dichters nach Wien aufgetaucht sind. Mit dem bedeutendsten Fund von Kleist-Autografen seit über hundert Jahren lässt sich nicht nur ein entscheidender Wendepunkt im Leben Kleists rekonstruieren. Die Briefe illuminieren auch das Innenleben eines Zerrissenen. (…)
Die Linien zwischen den Napoleon-Apologeten unter den deutschen Intellektuellen der Zeit und den Gegnern sind klar gezogen. Kleists Intimfeind Goethe gehört zu den Bewunderern des französischen Kaisers genauso wie der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Am Vorabend der grossen Schlacht wird Hegel in Jena angesichts des leibhaftigen Napoleon von «einer wunderbaren Empfindung» ergriffen, wie er selbst schreibt: «Ein solches Individuum zu sehen, das hier auf einen Punkt konzentriert, auf einem Pferde sitzend, über die Welt hinausgreift und sie beherrscht.» (…)
Kleist ist der Überzeugung, dass man Herrschern wie diesen nur durch vernichtende und endgültige Niederlagen beikommen kann. Grausamkeit ist dabei ein Mittel der Wahl. Jene Grausamkeit, die auch durch das Werk Heinrich von Kleists schillert.(…)
«Die Hermannsschlacht» ist ein krudes Agitprop-Drama, das den mythischen Freiheitskampf Hermann des Cheruskers gegen die Römer symbolisch mit dem Kampf Preussens gegen Napoleon in eins setzt. Hermann, «der Befreier Germaniens», wie ihn Tacitus nennt, ist Kleists unheiliger Heiliger. Als Springteufel des Völkischen hat der Nationalsozialismus die Figur der «Hermannsschlacht» einzusetzen gewusst. Natürlich aber kann man das Stück auch gegen den Strich lesen. Dann ist es Aufklärungsarbeit über ein kollektives Unbewusstes, über völkische und ideologische Raserei.(…)
Sein gemeinsam mit der Freundin Henriette Vogel am Ufer des kleinen Wannsees inszenierter Selbstmord ist ein letzter, willentlich vollzogener Sprung in den Abgrund. Ein Ereignis, das als Akt der Verzweiflung, aber auch als symbolische Tat von Kleist schon angekündigt war. Einen Tag vor seinem Tod am 21. November 1811 betrauert Kleist sich selbst in einem Brief an die Schwester Marie – und zwar seines Lebens wegen: «das allerqualvollste, das je ein Mensch geführt hat».
Eine weitere Sensation, die sich im jetzt gefundenen Brief-Konvolut findet: der Hinweis auf ein bisher unbekanntes Werk des Dichters und preussischen Nationalisten mit dem Titel «Don Quixote». Sollte es je gefunden werden, es könnte von einem Ritter trauriger Gestalt handeln, wie Heinrich von Kleist einer war.
Heinrich von Kleists Briefe vom Schlachtfeld sind ein sensationeller Fund (nzz.ch)
Gott ist keine Frau, aber vielleicht war Jesus auch kein Mann: Das Gottesbild der frühen Christen war queerer, als man denken würde
War Jesus männlich? Das war während Jahrhunderten nicht selbstverständlich. Der Theologe Anselm Schubert zeigt, wie divers das Christentum war, lange bevor man wusste, was Diversität ist. (NZZ, 8 octobre, article payant)
Extraits :
Muss das sein? Braucht Jesus wirklich ein anderes Geschlecht? Wenn ja, welches? Die Auswahl ist gross – Facebook bietet seinen Nutzern schon seit 2014 an, unter 60 Geschlechtsidentitäten zu wählen, von A wie androgyn bis Z wie Zwitter. Das fluide Gender-Selbstverständnis hat sich im Zeitgeist eingenistet. Gefeiert von den einen, hartnäckig bekämpft von den anderen. Kurzum, ein weiteres gesellschaftliches Schlachtfeld. Von dem man ihn, Jesus, eigentlich gerne fernhalten möchte.
Nun ist da aber Anselm Schubert. Der deutsche Theologe und Professor für Kirchengeschichte an der Universität Erlangen hat ein Buch veröffentlicht, das die gegenteilige Intention zu haben scheint. Der Titel «Christus (m/w/d)» könnte nahelegen, hier sei einer angetreten, um sich für die queere Agenda starkzumachen. Dass er dabei ausgerechnet auf das Schwergewicht des Christentums setzt, dürfte bei Gläubigen Unmut hervorrufen.
Grund, in Schnappatmung zu verfallen, gibt es allerdings nicht. Anselm Schubert macht nämlich nichts weiter als seine Arbeit. Hier schreibt kein verblendeter Aktivist, sondern jemand, der geschichtlich forscht, solide und profund, und dabei auf den wohl letzten blinden Fleck des Christentums gestossen ist. Denn: Die Behauptung, Christus sei ein Mann gewesen, war über all die Jahrhunderte keineswegs so selbstverständlich, wie man annehmen könnte.
Schubert schlägt den Bogen von der Antike über das Mittelalter bis in die Moderne und stöbert dabei die unterschiedlichsten geschlechtlichen Konzepte auf, die sowohl dem historischen Jesus wie auch dem verkündigten Christus zugeschrieben wurden. Manches ist vertraut, anderes irritierend, mindestens aber überraschend, bisweilen skurril. (…)
Auf der von Schubert gewählten Folie wird ein überraschend diverses Christentum sichtbar. Das beweist, dass es mitnichten hinreichend beschrieben ist, wenn man nur auf dessen – natürlich ebenso vorhandene – dogmatische Enge verweist. Was der evangelische Kirchenhistoriker zutage fördert, und zwar angenehm unaufgeregt, ist zum einen ein notwendiger Beitrag zur Versachlichung der ideologisch enorm aufgeladenen Gender-Debatte, die leicht ins Hysterische abdriftet. Zum anderen gibt Schubert einen erfrischenden Anstoss, sich in den eigenen einbetonierten Weltanschauungen erschüttern zu lassen. (…)
Gott selbst ist, lapidar gesagt, ohnehin fein raus, da er laut Bibel kein körperliches Geschlecht hat, keine sexuelle Orientierung und keine sexuelle Identität, auch wenn er als Vater angesprochen wird. Gott sei queer, hiess es in der Abschlusspredigt am deutschen evangelischen Kirchentag des vergangenen Jahres. Gott wurde also eine Geschlechtlichkeit zugeschrieben. Und damit, das zeigt Anselm Schubert eindringlich, war man sogar hinter die Theologie der alten Kirche zurückgefallen.
Anselm Schubert: Christus (m/w/d). Eine Geschlechtergeschichte. C.-H.-Beck-Verlag, München 2024. 396 S., Fr. 46.90.
Frau Jesus: Anselm Schubert zeigt, wie queer die frühen Christen dachten (nzz.ch)
Gibt es einen Intellektuellen der heutigen prekären Stunde, dann Jean Améry
Als Sozialist versuchte der österreichische Schriftsteller Jean Améry seinem Judentum zu entkommen. Als Überlebender von Auschwitz entlarvte er die linke Doppelmoral. Seine in den 1960er und 1970er Jahren geschriebenen Essays über Faschismus und Totalitarismus sind erschreckend aktuell geblieben. (NZZ, 5 octobre, article payant)
Extraits :
(…) Lapidar konstatiert er, dass es Menschen, die über eine religiöse oder politische Glaubensgewissheit verfügten, oftmals gelang, sich ihren Glauben auch in der Dehumanisierung des Konzentrationslagers zu bewahren. Der Intellektuelle hingegen, dem der Zweifel zum geistigen Rüstzeug gehört, konnte sich angesichts der vollständigen Destruktion dessen, was Kultur je bedeutet hatte, an keine Zeugnisse, Vorbilder der Tradition klammern, um sich seine geistige Sicherheit, ein unzerstörbares Bild von der Welt und der Entwicklung der Menschheit zu bewahren. «Es führt keine Brücke vom Tod in Auschwitz zum Tod in Venedig», vom Ort, an dem aus dem Einzelnen eine Nummer wurde, zu Thomas Manns berühmter Novelle, in der das unverwechselbare Individuum seinen ihm eigenen Tod in den Kulissen abendländischer Kultur stirbt.
Améry berichtet, dass sich Universitätsprofessoren und Gelehrte im Konzentrationslager verängstigt als «Lehrer» auszugeben pflegten, Rechtsanwälte degradierten sich selbst zu Hilfsbuchhaltern, Journalisten zu Schriftsetzern, «um nicht die berserkerische Wut des SS-Mannes oder Kapos herauszufordern».(…)
Améry vermerkt in diesem Vorwort – und in etlichen ab 1969 veröffentlichten Texten –, dass der Begriff des Faschismus, wie ihn sich die linken Studenten in Seminaren angeeignet haben, ganz ohne die Anschauung des realen Faschismus auskommt. Das Zeugnis der Überlebenden gilt für nichts, es wird nicht gehört, ja in selbstzufriedener Unwissenheit nicht einmal gesucht.
Die debattierenden, demonstrierenden Studenten geisseln notorisch die Bundesrepublik Deutschland, an der Améry genug zu kritisieren hatte, als faschistischen Staat, und davon lassen sie sich von niemandem abbringen, der aus eigener Erfahrung an malträtiertem Leib und aus versehrter Seele weiss, was Menschen angetan wurde, als der Staat tatsächlich ein faschistischer war. So sieht sich Améry vor die deprimierende Aufgabe gestellt, «dass ich mich heute wider meine natürlichen Freunde, die jungen Frauen und Männer der Linken, zu erheben habe», die schlichtweg nicht zur Kenntnis nehmen, «was an aufklärerischem Erbe ihnen zu Gebote» steht.
Was er als Erstes an seinen natürlichen Freunden zu kritisieren hat, ist also ihr Desinteresse an der realen Geschichte. Mit «Jenseits von Schuld und Sühne» wollte er gerade zeigen, «was wirklicher Faschismus und singulärer Nazismus waren» (Kursivschreibung von Améry), und damit wohl auch verhüten, dass aus «Faschismus» ein Allerweltswort werde, dessen sich – wie das mittlerweile geschieht – jeder für seine eigenen Zwecke bedienen kann.
Die geschichtsvergessene, geschichtsverleugnende Aneignung von Begriffen zeigt längst auf sprachpolitisch kuriose wie widerwärtige Weise ihr gefährliches Potenzial. Hat nicht Russland, das faschistische staatliche Strukturen ausgeprägt und faschistische Haltungen gesellschaftlich normiert hat, seinen Angriff auf die Ukraine just damit begründet, es habe die historische Aufgabe, dort den «Nazismus» zu bekämpfen? Ja, überall, nur dort nicht, wo es angebracht wäre: im eigenen Land! Solcher frei benutzbarer «Antifaschismus» taugt als beliebiges sprachliches Vehikel dazu, sogar Angriffskriege vom Zaun zu brechen und Kriegsverbrechen als Akte humanitärer Notwehr gegen – ja gegen den «Nazismus» auszugeben. (…)
Die Linke, von der Améry sprach und an die er sich wandte, ist heute ein historisches Phänomen. Sie hatte mit den Palästinensern der PLO sympathisiert, weil sie diese unbedingt für eine antiimperialistische Befreiungsbewegung halten wollte, die nur leider von den Zionisten gezwungen wurde, zivile Flugzeuge in die Luft zu jagen. Vermutlich haben die meisten, die sich damals dieser Linken zugehörig fühlten, am 7. Oktober 2023 nicht zu dem intellektuellen Mob gehört, den die Ermordung und Entführung von Juden begeisterte oder der behauptete, dass es sich beim Massaker der Hamas um einen überfälligen wie verdienten Gegenschlag handelte.
Heute ist eine andere Generation weltweit damit beschäftigt, den Staat Israel zu delegitimieren und «from the river to the sea» seine Auslöschung zu verlangen, nein, zu betreiben. Ihre Bewegung wird gemeinhin als «woke» bezeichnet und sieht sich in der Tradition der politischen Linken, wiewohl sie mit der Zwangsvorstellung von unaufhebbaren ethnischen, rassischen, sexuellen Identitäten früher eher als rechts wahrgenommen worden wäre.
Der woke Hass auf Israel führte unverweilt zu Angriffen, Attacken, Überfällen auf jüdische Institutionen und Menschen in aller Welt, die, um in der neuen Terminologie zu sprechen, als Juden «gelesen» werden. Dieser Hass ist so blindwütig, dass sich Studierende, Akademiker, Künstler, selbst Verfechterinnen der LGBTQ-Bewegung mit einer islamistischen Terrororganisation solidarisieren, deren Ziel kein palästinensisches Staatswesen, sondern erklärtermassen der überregionale, übernationale Gottesstaat ist, auf dessen Territorium kein freiheitsliebender Mensch, sei er Jude oder nicht, unbehelligt nach seiner Fasson würde leben können. (…)
Die vor fünfzig und mehr Jahren geschriebenen Essays von Jean Améry sind erschreckend aktuell geblieben. Wer sich ihrer geistigen Strahlkraft entziehen will, kommt nicht mehr damit aus, sie zu ignorieren, er muss sich schon daranmachen, sie zu verfälschen.
Jenseits von Schuld und Sühne – Jean Améry ist der Intellektuelle der Stunde (nzz.ch)
Karl Kraus : comment le langage nous rend bêtes
Comment expliquer la montée du nazisme ? Comment, au pays de Goethe et d’Einstein, a-t-on pu passer de la République de Weimar à la dictature nazie ? Selon l’écrivain et satiriste autrichien Karl Kraus, la bêtise entre d’abord par la porte du langage… et des médias. (The Conversation, 25 septembre, quelques articles gratuits / semaine)
Extraits :
En 1928, le parti national-socialiste (mouvement hitlérien) comptait 12 sièges au Parlement allemand. Deux ans plus tard, à la suite de la dissolution prononcée par le chancelier Brüning, le parti nazi passe de 12 à 107 sièges. En juillet 1932, après une nouvelle dissolution prononcée par le chancelier Von Papen, le parti nazi devient le premier parti politique allemand avec 230 sièges au Parlement (sur 608 soit +37,8 %) soutenu par les voix de plus de 13,7 millions d’électeurs (sur 36,9 millions soit 37,4 %). Le 30 janvier 1933, grâce au soutien de la droite et après d’âpres négociations, le président Hindenburg nomme Adolf Hitler comme chancelier.
Entre mai et septembre 1933, l’écrivain autrichien Karl Kraus s’engage dans la rédaction de Troisième nuit de Walpurgis dans lequel il dissèque le rôle de la presse et des intellectuels dans l’installation du nazisme dans les esprits. Je vous propose donc de revenir sur quelques éléments de réflexion fournis par Kraus et sur le lien qu’il établit entre la bêtise et la montée de l’extrême droite en Allemagne durant l’entre-deux-guerres.
Écrivain, poète, dramaturge et satiriste, Karl Kraus (1874–1936) a consacré une grande partie de son œuvre à la défense du langage et à la dénonciation de sa corruption et son déclin. Karl Kraus « démasque la société à l’aide de la langue », écrit le philosophe et sociologue Max Horkheimer, car « c’est le massacre des mots et des phrases qui lui révèle la déshumanisation des hommes et des relations entre eux, la destruction de l’esprit par la valeur marchande ».
Ainsi, pour la rédaction de Troisième nuit de Walpurgis, considéré comme indispensable pour comprendre le phénomène nazi par des spécialistes tels que Eric Vogelin, Karl Kraus s’est appuyé sur la lecture des journaux de la période, notamment du quotidien Arbeiter-Zeitung. Dès lors, pour comprendre ce qui se passait, nul besoin d’être doté de dons particuliers : « il faut simplement savoir lire », selon la formule de Voegelin.
En effet, comme le rappelle le philosophe Jacques Bouveresse dans sa préface à l’ouvrage,
« Il suffisait, par exemple, de lire simplement les articles de l’Arbeiter-Zeitung de l’année 1933 […] pour disposer de toute la documentation nécessaire sur les exactions du régime nazi et sur les mécanismes utilisés avec succès par la propagande pour les rendre tolérables et même anodine aux yeux du plus grand nombre. »
La bêtise, selon Kraus, entre donc par la porte du langage. Le manque de sensibilité quant à son importance et de maîtrise quant à son usage participent, dès lors, à l’efficacité du processus d’abêtissement animé par la propagande nazie. (…)
En nous laissant duper par le mensonge, les phrases creuses, les manipulations malveillantes du langage, la bêtise s’installe dans nos esprits, créant le terreau fertile des idéologies autoritaires et criminelles. Or, comme l’indiquait Voegelin à un étudiant élogieux d’Hitler : « Parmi les droits de l’Homme, cher Monsieur, ne figure pas le droit d’être un imbécile. Vous n’avez pas le droit d’être un idiot ».
À cet égard, parce que « les bêtises ne se renouvellent finalement pas beaucoup et ont presque toujours un air connu », selon Jacques Bouveresse, « tout le monde doit être présumé capable en principe d’intelligence et de vertu, et peut donc être considéré comme coupable de se conduire de façon stupide ou immorale ». Résister à la bêtise est donc un devoir fondamental du citoyen dont la dignité est étroitement liée au fait qu’il est un « être doué de raison et de conscience ».
Pour se hisser à la hauteur de cette responsabilité intellectuelle, l’œuvre de Karl Kraus, que nous avons brièvement introduite dans cet article, nous offre « une leçon de résistance de l’espèce la plus magistrale » (Bouveresse). Pour le sociologue Pierre Bourdieu, il s’agit même d’un « manuel du parfait combattant contre la violence symbolique » tant « il a été un des premiers à comprendre en pratique la forme de violence symbolique qui s’exerce sur les esprits en manipulant les structures cognitives ».
Plus encore, par son style et sa défense du langage, le satiriste nous met en garde contre un phénomène qui requiert toute notre vigilance : « le fait que les soumissions et les conformismes ordinaires des situations ordinaires annoncent les soumissions extraordinaires des situations extraordinaires » (Bourdieu).
Karl Kraus : comment le langage nous rend bêtes (theconversation.com)
Geschichte ist Gegenwart – Konservative vermögen aus der Erfahrung zu lernen und sind daher besser in der Lage, die Zukunft zu meistern
Das Bollwerk der Traditionen ist im Laufe der Jahrzehnte vom Fortschrittsdenken geschleift worden. Heute muss progressiv sein, wer politisch ernst genommen werden will. Was der Gemeinschaft aber verlorengeht, ist der existenzielle Halt, den das historische Erbe bietet. (NZZ, tribune, 24 septembre, article payant)
Extraits :
1965, anlässlich des 600-jährigen Bestehens der Universität Wien, stellte der Historiker Golo Mann in seinem Vortrag die Frage, ob man noch an Tradition und seit alters bestehenden Weltbildern und Tugenden festhalten solle oder aber jenen zuzustimmen sei, die «jeden Versuch, in unserer Epoche die Tradition, die Werte und Wertungen einer früheren Epoche aufrechtzuerhalten und wiederzubeleben, für hoffnungslos und hinderlich» erachten.
Die sich gegen Tradition und Besinnung auf unsere Wurzeln aussprechen, stellen fest, so Golo Mann, «dass wir aus der Vergangenheit nichts mehr lernen können, dass sie uns nichts mehr sagt und dass sie uns nichts mehr hilft. Das Lateinische nicht und die humanistische Bildung nicht, unsere eigene Klassik nicht, die religiöse, kirchliche Überlieferung nicht und so fort. Fort mit den alten Scharteken; mit beiden Füssen hinein in die von aller Vergangenheit losgerissene Gegenwart, um frei die Zukunft zu meistern. Wer heute noch Tradition aufrechterhalten will, der kämpft im besten Fall ein hoffnungsloses Rückzugsgefecht.»
Als Golo Mann so sprach, konnte er noch glaubhaft die andere Seite, die konservative Position, vertreten, konnte er noch Edmund Burke zitieren. Würde man diese Zitate heute vortragen, wäre das Publikum überfordert, diesen zu folgen, so fremdartig tönen sie.
Überhaupt wirkt Golo Manns Einsatz für Tradition und Besinnung auf die Wurzeln unseres Daseins, der schon damals von sogenannten fortschrittlichen Kräften mit Argwohn bedacht wurde, heute seltsam. Denn wir leben in der Ära der Entwurzelung. (…)
Es ist jene Geisteshaltung, die zum Beispiel die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock veranlasste, das Bismarck-Zimmer im Auswärtigen Amt umzubenennen und ein Porträt Bismarcks entfernen zu lassen. Sie pfeift auf die Geschichte. Offenkundig sind für sie, wie für andere auch, die Grautöne, deren die Geschichte voll ist, keiner Mühe der Betrachtung wert. Sie werden verworfen, bevor sie verstanden werden können. (…)
Geschichtsverlorenheit geht mit einem schier unaufhaltsamen Zug zur Infantilisierung einher. Solches scheint unvermeidbar, denn wie kann man reifen, wenn man nicht Wurzeln schlägt? (…)
Widerspruch erträgt man nicht mehr. Wer die eigene Meinung nicht teilt, den mag man nicht mehr. In Debatten werden Unliebsame ausgeschlossen, weil sie Gefühle verletzen könnten. «Wer denken will, muss gut frieren können», heisst es bei Nietzsche. Das behagt den Übersensiblen gar nicht; sie bevorzugen die kuschlige Wärmestube.
Da ist es nur folgerichtig, wenn der Staat zur Nanny regrediert. (…)
Gerne wird darauf geantwortet, Demokratie reiche aus, die Zukunft eines von der Vergangenheit losgerissenen Gemeinwesens zu meistern. Bezeichnend dafür ist der Vorschlag einer österreichischen Partei, man möge in den Schulen das Fach Religion durch das neue Fach Demokratie ersetzen. Dann gelänge die Bildung eines «neuen Menschen», befreit von den Dünkeln der Vergangenheit, nicht belastet von allen Obskurantismen, mit denen Religionen einhergehen. Demokratie stehe für das verbindende Ethos, für den Gemeinsinn derer, die gemeinsam in einem Staat leben.
Aber das ist falsch. Demokratie ist nicht einmal ein Wert. Sie ist lediglich ein Verfahren der gewaltlosen Machtübergabe aufgrund eines Mehrheitsbeschlusses. Natürlich ein sinnvolles Verfahren, aber eben nur als Verfahren, keinesfalls als verbindendes Ethos. (…)
Abhilfe allein schüfe die Rückbesinnung auf die Tradition, die Einwurzelung – ein schönes, von Simone Weil geprägtes Wort. Wie könnte sie gelingen? Wohl nur, wenn sich die geistigen Eliten des Landes, die in Bildungsinstitutionen, die an Universitäten und in den Schulen Wirkenden, aufraffen, das Erbe der Ahnen wieder ernst zu nehmen und es als Aufgabe und Verpflichtung zu betrachten. Es wäre der Mühe wert. Ein letztes Mal sei Golo Mann zitiert:
«Man muss die Vergangenheit kennen, um sich von der Zukunft nicht überwältigen zu lassen. Man muss das Alte kennen, gerade um zu unterscheiden, was im Neuen neu ist, was nicht mehr geht, was völlig anders gemacht werden muss. Ebenso auch: Was im Neuen alt ist und bleibend ist. Wie Menschen handelten und warum, was ihre Motive waren und wie sie sich mischten, Staatsräson und Tradition, Stolz und Rechthaberei, Gier, Furcht, Opportunismus, wie ihre Taten ihren Ideen widersprachen; das, zum allermindesten, lehrt uns das Studium der Geschichte und in diesem Sinn bleibt sie, wie Napoleon sie nannte, die wahre Philosophie. Wie man für die Gegenwart aus der Geschichte lernen soll und wie nicht, dafür gibt es kein Rezept; so wenig es eines gibt, um in der Literatur Tradition schöpferisch zu pflegen und die Klippe blossen Epigonentums oder snobistischer Künstelei zu vermeiden. Verwirklichung ist nun einmal immer Sache der Kunst, also der Person, nicht der Theorie.»
Rudolf Taschner, Jahrgang 1953, lebt in Wien. Er ist ein Mathematiker, Buchautor und Politiker der ÖVP, für die er im Parlament sitzt.
Geschichte ist Gegenwart – vom Vorteil, konservativ zu sein (nzz.ch)
Rémi Brague : « La foi est un choix de la liberté, et donc un doute constamment surmonté »
DIEU DANS LES YEUX. Le philosophe se livre sur son catholicisme qui irrigue sa vie et nourrit son œuvre. Profond, iconoclaste et décapant. (Le Point, entretien, 23 septembre, article payant)
Extraits :
Faire de Rémi Brague un intellectuel « réac » est vrai, mais quelque peu réducteur. Ce conservateur – et fier de l’être – est un philosophe bien plus singulier, complexe – et iconoclaste – qu’on le pense. Le professeur émérite à l’Université Paris 1 Panthéon-Sorbonne, qui enseigne aussi en Allemagne et aux États-Unis, creuse son sillon sans céder ni aux engouements ni aux oukases du moment. (…)
Le Point : Que signifie pour vous « avoir » la foi ?
Rémi Brague : Pas grand-chose. M’en tirer en disant, avec effet de manches, « c’est la foi qui m’a ! » ? Très peu pour moi. Je n’ai pas la foi du charbonnier, tout simplement parce que je n’exerce pas la noble profession de charbonnier – laquelle se fait plutôt rare, d’ailleurs… Je suis, pour le meilleur comme pour le pire, un intello, et ma foi est donc celle d’un intello, en l’occurrence, d’un philosophe. Ce qui ne la rend pas plus distinguée que celle d’un plombier ou d’un dentiste. Je déteste que l’on s’imagine qu’il est toujours mieux de croire que de ne pas croire. Car on peut « croire » au moine bourru, au Père Noël, aux soucoupes volantes, à Rael, à Quetzalcóatl. La valeur de la foi est celle de son objet, ni plus ni moins. (…)
Est-il de plus en plus difficile de s’affirmer comme croyant en Dieu, qui plus est catholique pratiquant aujourd’hui ? Est-ce un acte courageux ?
Il est vrai que croire en Dieu provoque souvent des ricanements, surtout dans les médias. Et que se dire catholique est plus mal reçu que toute autre confession de foi. Si ce n’est la foi juive, en tout cas aux yeux de certains musulmans. Le courage est une vertu, une des quatre dites « cardinales ». Je ne la possède guère. Je n’ai pas trop besoin de m’affirmer : les gens qui me connaissent, ne serait-ce que par mes livres, savent que j’annonce la couleur sans ostentation. Mais je n’éprouve pas non plus le besoin de m’excuser en expliquant que, non non non, je ne suis pas de droite, que, non non non, je ne suis pas machinphobe ou trucphobe. (…)
Beaucoup de catholiques sont sur la défensive. Comprenez-vous cette attitude ? Est-ce votre cas ?
Je comprends que, lorsqu’on égorge des prêtres, que l’on brûle des églises, que l’on se moque des chrétiens – et d’eux presque seuls parmi toutes les religions –, que l’on ment sur les écoles confessionnelles, etc., on réagisse en se recroquevillant. La situation en France n’est d’ailleurs à peu près rien à côté de ce qui se passe au Sahel, en Inde, en Chine. Je suis spontanément d’un tempérament assez pessimiste, mais je lutte contre cette tendance. On dit communément que la meilleure défense, c’est l’attaque. Cela vaut aussi pour les chrétiens. Avec cette différence que l’arme avec laquelle nous attaquons est assez originale : la seule parole, l’arme du Verbe qui, comme le dit la première phrase de l’Évangile de Jean, était au commencement de toutes choses. (…)
Et dans les personnages contemporains, qui vous fait vibrer ?
Je suppose que, par « contemporains », vous voulez dire : que j’ai connus ou aurais pu connaître, et pas seulement des gens qui sont actuellement vivants. À vrai dire, pas grand-monde. J’ai eu la chance de connaître (pas de très près) plusieurs grands théologiens : un Suisse, Hans Urs von Balthasar ; un Allemand, Joseph Ratzinger, alias Benoît XVI. Enfin, trois Français : Henri de Lubac, Jean Daniélou, Louis Bouyer. La vibration n’est pas trop ma façon de réagir. Mais ces gens me font penser. J’ajouterais à leurs noms celui d’un ami récemment disparu, Alain Besançon, qui était retourné à la foi vers la trentaine. Il n’était nullement théologien, mais avait un sens de la foi très aiguisé. Par ailleurs, il y a parmi mes amis proches, de ma génération ou plus jeunes, des gens qui ne sont pas des « personnages » et qui, donc, restent peu connus et n’ont pas envie de se faire connaître, mais des personnes de haute valeur morale, parfois d’une sainteté à couper au couteau. (…)
La crise systémique dans laquelle s’enfonce l’Église catholique est-elle le point d’achèvement d’un processus de déchristianisation ?
Cela fait longtemps que l’on croit en finir avec l’Église. Les révolutionnaires croyaient déjà lui donner le coup de grâce en 1793. On a réessayé en Union soviétique, pendant des dizaines d’années, à partir d’octobre 1917. Puis au Mexique de 1926 à 1929. Hitler avait le même projet, mais le réservait pour après la victoire. Pendant la guerre, il lui fallait donner l’illusion d’une certaine union sacrée. Staline, lui aussi, avait suspendu les persécutions pendant la « grande guerre patriotique » et elles reprirent avec Khrouchtchev. L’Église est mal en point en Europe, mais se porte mieux ailleurs. Ce qui serait vraiment grave, ce serait que l’Église se déchristianise autant que la société dans laquelle et à laquelle elle a mission d’annoncer le salut. Que la société cesse de prêter attention à ce que dit le christianisme, c’est évidemment embêtant. Non pas parce que l’Église perdrait de l’influence, mais parce que la société se mettrait en danger à long terme. La « crise systémique » dont vous parlez n’affecterait donc que l’Église ? L’école, l’économie, la démographie, la vie politique démocratique, etc. ont-elles de bonnes joues roses ? (…)
La crise systémique dans laquelle s’enfonce l’Église catholique est-elle le point d’achèvement d’un processus de déchristianisation ?
Cela fait longtemps que l’on croit en finir avec l’Église. Les révolutionnaires croyaient déjà lui donner le coup de grâce en 1793. On a réessayé en Union soviétique, pendant des dizaines d’années, à partir d’octobre 1917. Puis au Mexique de 1926 à 1929. Hitler avait le même projet, mais le réservait pour après la victoire. Pendant la guerre, il lui fallait donner l’illusion d’une certaine union sacrée. Staline, lui aussi, avait suspendu les persécutions pendant la « grande guerre patriotique » et elles reprirent avec Khrouchtchev. L’Église est mal en point en Europe, mais se porte mieux ailleurs. Ce qui serait vraiment grave, ce serait que l’Église se déchristianise autant que la société dans laquelle et à laquelle elle a mission d’annoncer le salut. Que la société cesse de prêter attention à ce que dit le christianisme, c’est évidemment embêtant. Non pas parce que l’Église perdrait de l’influence, mais parce que la société se mettrait en danger à long terme. La « crise systémique » dont vous parlez n’affecterait donc que l’Église ? L’école, l’économie, la démographie, la vie politique démocratique, etc. ont-elles de bonnes joues roses ? (…)
« En Allemagne, ils ont reconstruit un mur entre l’Est et l’Ouest »
PORTRAIT. Ancienne athlète est-allemande, victime du régime communiste, Ines Geipel dénonce le récit victimaire et antidémocratique qui domine aujourd’hui dans l’ex-RDA. (Le Point, 23 septembre, article payant)
Extraits :
Ines Geipel hausse les épaules. Elle ne comprend pas cette étrange contorsion de la mémoire : plus les années passent, plus le souvenir de la RDA s’éloigne, plus les Allemands qui vivaient sous le joug communiste idéalisent leur vie passée. Elle a l’impression qu’ils ont chaussé des lunettes roses pour regarder ce régime dont la violence inouïe a gâché une partie de sa vie.
L’histoire d’Ines Geipel, née à Dresde en 1960, n’incite pas, c’est vrai, à l’ostalgie. Au milieu des années 1980, elle était l’une des femmes les plus rapides du monde. Membre de l’équipe olympique de la RDA, elle faisait partie du relais qui détient, encore aujourd’hui, le record du monde du 4 x 100 mètres. Une de ces athlètes de haut niveau dont le régime se parait pour briller aux yeux du monde entier. (…)
Quand, en 1989, Ines Geipel veut présenter sa thèse de doctorat, la Stasi lui met à nouveau des bâtons dans les roues. Elle n’est pas autorisée à poursuivre ses études. Motif : elle a participé à une manifestation de soutien aux dissidents de la place Tian’anmen. « J’aurais dû me résoudre à devenir jardinière dans un cimetière, ironise-t-elle. Mais là, la coupe était pleine. Je n’avais plus qu’une seule idée en tête : partir. » En août 1989, avec des dizaines de milliers d’autres, Ines Geipel prend ses jambes à son cou en direction de l’Ouest, via la Hongrie.
Elle se retrouve à Darmstadt, en plein cœur de cette RFA qu’elle ne connaît qu’à travers la propagande de la télévision est-allemande. C’est là, dans un restaurant où elle travaille comme serveuse, qu’elle apprend que le Mur est tombé. Dans son dernier livre, elle tente de décrire la joie « tranquille, qui va de soi » qu’elle éprouve ce soir-là, cette impression que l’avenir s’ouvre d’un coup. Elle enseigne aujourd’hui à l’illustre École supérieure d’art dramatique Ernst-Busch de Berlin et est devenue une autrice à succès, très présente dans le débat public. Le sujet de tous ses livres : la RDA. (…)
Quand il lui arrive d’aller donner une conférence dans l’ex-RDA, elle en revient effarée. Les partis extrémistes, de droite comme de gauche, cartonnent à chaque élection. « Ils ont su exacerber le ressentiment et l’envie de revanche. Ils ont fait resurgir le traumatisme de l’Est, ce sentiment d’impuissance, cette peur si profonde. Ils ont reconstruit un mur entre l’Est et l’Ouest. L’Est est en train de transmettre le virus nazi à l’Ouest. » L’AfD, à l’extrême droite, est devenu le premier parti de l’Est.
Près de trente-cinq ans après la réunification, Ines Geipel ne supporte plus le récit victimaire du citoyen de seconde classe, du colonisé, qui est cultivé dans l’ex-RDA. « Les Allemands de l’Est ont réussi à se libérer de leur dictature. C’est le miracle de 1989 qu’ils sont en train de gâcher aujourd’hui. Regardez les petites villes est-allemandes retapées avec soin : de véritables bijoux. Tous les investissements du futur sont effectués à l’Est, devenu le moteur économique de l’Allemagne. À coups de subventions, l’État a attiré l’industrie de pointe. Les salaires des femmes de l’Est ont dépassé ceux des femmes de l’Ouest, les retraites ont été alignées l’an dernier. Allez ensuite à Gelsenkirchen, dans la Ruhr. C’est l’Ouest qui est en train de décrocher aujourd’hui, pas l’Est. Et pourtant, plus les chiffres sont bons, plus les forces antidémocratiques sont présentes. »
Elle déplore que « les gens aient oublié les villes pourries qui ressemblaient à des tas de ruines. Ils ont oublié que dans la phase finale de la RDA le système de santé était un désastre. On manquait de tout dans les hôpitaux, même de gants en caoutchouc et de tampons de gaze. Ils ont oublié aussi les 3 millions de victimes reconnues de l’État est-allemand. L’Est souffre du syndrome de Stockholm. » (…)
Avec son père, mort en 2011, elle n’a jamais pu aborder ce sujet si douloureux. Sa mère a disparu, elle ignore où elle se trouve. Pour elle, le destin de sa famille est emblématique de celui de la RDA. Des couches de silence sédimentées les unes sur les autres. Et en 1989, la ruée, tête baissée, vers l’unification. « Je pense que la majorité des Allemands de l’Est ne sont pas encore arrivés en démocratie : 15 % des habitants âgés de 15 à 30 ans souhaitent un régime autoritaire, contre 2 % à l’Ouest. C’est alarmant. Ce n’est pas une question d’argent, c’est avant tout un problème d’identité. Peut-être n’avons-nous pas compris à quel point l’Est est traumatisé. C’est par là qu’il faudrait commencer. »
« En Allemagne, ils ont reconstruit un mur entre l’Est et l’Ouest » (lepoint.fr)
28 Klimazonen, 3500 Kartoffelsorten und Sesshaftigkeit bis 5100 Meter: Den Inka gelang Schwindelerregendes. Eine Reise auf ihren Spuren
In den Ruinen Perus verbergen sich Geheimnisse, die weit über die Steinmauern hinausgehen. Unterwegs mit einem Inka-Enkel zum Machu Picchu. (NZZ, 23 septembre, article payant)
Extraits :
Julio Cesar Condori Aroni ist kein Nachkomme des römischen Imperators, sondern ein gebürtiger Inka, der Gruppen von Touristen durch Peru führt und sich am liebsten «JC» (Jay-Cee) nennt. Er ist 33, wirkt jedoch aufgrund seiner Zahnspange und seiner spitzbübischen Fröhlichkeit jünger. Er behauptet, mit vier Frauen zusammen zu sein und siebzehn Kinder zu haben.
Es ist erstaunlich, dass es JC und überhaupt noch Nachfahren der Inka gibt. Nach der Eroberung Perus durch Francisco Pizarro im Jahr 1532 brachten die Spanier Millionen von ihnen um – mit ihrer Gier, ihrer Grausamkeit und ihren Krankheiten. Sie zerstörten Paläste, Häuser und Kunstwerke. Sie vergewaltigten Frauen. Sie versklavten Einheimische. Sie plünderten alles, was glänzte, schmolzen die Ware ein und produzierten daraus Münzen.
Manche Inka dachten, die Spanier ässen Gold, weil sie sich deren Masslosigkeit nicht anders erklären konnten. Kurz vor der Ankunft der spanischen Konquistadoren herrschten die Inka über mehr als 10 Millionen Indigene. Im Jahr 1712 waren nur noch 600 000 von ihnen übrig.
Julio Cesar ist ein Glücksfall für die Reisegruppen, die er begleitet. Er ist wahrscheinlich einer der enthusiastischsten Einheimischen, erfüllt mit Stolz, Nachkomme von Inka zu sein. (…)
Seine Eltern und Geschwister leben bis heute fast so wie die Indigenen vor der Kolonialzeit: Sie sprechen Quechua; beackern die Felder, beehren die Berge sowie Pachamama, Mutter Erde, in alten Ritualen. Die Mutter brät das beste Meerschweinchen, der Vater liest die Zukunft in Kokablättern. (…)
Die alten Inka stiegen schnell auf, erlebten eine kurze Blütezeit und fanden ein abruptes Ende. Gut hundert Jahre lang waren sie das mächtigste Imperium beider Amerika. Sie beherrschten zwei Millionen Quadratkilometer Land: von der Küste über den Regenwald bis zu den eisigen Gipfeln; ganz Peru sowie Teile des heutigen Ecuador, Bolivien, Chile, Kolumbien und Argentinien. Kein anderes Reich umfasste je eine so grosse Nord-Süd-Dimension mit derart vielen Klimazonen. Deshalb werden die Inka auch die Römer Südamerikas genannt.
Wie schafften die Inka das in so kurzer Zeit? «Andere haben Vorarbeit geleistet», sagt Julio Cesar. Hinter dem Erfolg der Inka stecken viele jahrtausendealte indigene Kulturen Südamerikas. Jedes dieser Völker konnte etwas besonders gut. Die Nazca waren die besten Astronomen und Wasserbauingenieure, die Paracas erfolgreiche Schädelchirurgen, die Moche besonders talentierte Töpfer, die Wari webten die prächtigsten Textilien. Was für schöne, heute wieder modern wirkende Waren diese Urvölker herstellten, lässt sich etwa im Inka-Museum in Cusco oder im wunderbaren Larco-Museum in Lima bestaunen.
Den Inka gelang es, ein Volk nach dem anderen mitsamt seinen Talenten einzuverleiben. Ihre eigentliche Stärke bestand in ihrer Offenheit für andere Bräuche sowie ihrer Bereitschaft, von anderen zu lernen. Die Inka waren eine Kultur der «Best-ofs». (…)
Reisen, Peru: Mit einem Inka-Nachfahren zum Machu Picchu (nzz.ch)
« Déclin », « immigration », « souveraineté »… Plongée dans les imaginaires français
INTERVIEW. Une enquête cosignée par Frédéric Dabi, le directeur général de l’Ifop, et Brice Soccol, spécialiste du développement territorial, dresse les contours d’un pays qui n’arrive plus à se comprendre. (Le Point, 21 septembre, article payant)
Extraits :
Un pays si morcelé que les mots les plus quotidiens y renvoient à des réalités différentes… Telle est l’angoissante vision de la France dessinée par le dernier livre de Frédéric Dabi et Brice Soccol, Parlons-nous tous la même langue ? (Éditions de l’Aube). En novembre dernier, le directeur général de l’Ifop, Frédéric Dabi, et le spécialiste du développement territorial, Brice Soccol, ont sondé un petit échantillon de Français afin de comprendre ce qu’évoquaient pour eux des termes tels qu’« Europe », « tranquillité », « immigration », « famille » ou encore « paysage ».
Le résultat de leur enquête, édifiant, révèle un pays où les imaginaires tendent à se disjoindre, sur fond de vieillissement de la population, d’individualisation des modes de vie, d’apparition de nouvelles formes de pauvreté ou encore de crise de logement. Si les pistes proposées en conclusion pour « faire société » paraissent un peu vagues et « technos », la lecture de l’ouvrage ne serait pas inutile à Michel Barnier… Entretien avec ses auteurs. (…)
L’imaginaire du déclin semble, lui, partagé…
F. D. : Oui. Cet imaginaire massivement mobilisé est même obsessionnel. Les Français ont le sentiment d’une France qui tombe, d’un grand déclassement, lequel se cristallise autour de deux thèmes majeurs : l’éducation et la santé. Il y a dix ans, ils nous disaient que, malgré le marasme collectif, ils restaient heureux à l’échelle individuelle. Aujourd’hui, ils ont le sentiment de vivre de moins en moins bien. La fracture entre territoires ruraux et métropoles n’est, à cet égard, pas si forte qu’on le croit. Même dans une grande ville, un service public qui disparaît est perçu comme un signe d’abandon de l’État et un indice du déclin irréversible d’un territoire (…)
« Déclin », « immigration », « souveraineté »… Plongée dans les imaginaires français (lepoint.fr)
Emmanuel Todd: «On ne peut pas transformer un Français en Allemand ou un Russe en Américain»
ENTRETIEN – L’anthropologue publie avec «Terreur Graphique» une bande dessinée où il présente sa théorie des systèmes familiaux. Une plongée passionnante dans des modèles archaïques qui permettent de comprendre les différences entre les peuples. (Le Figaro, 19 septembre, article payant)
Extraits :
(…) Pourquoi l’absence de religion détruit la société ?
La religion est un système de croyances qui unifie la société, permet l’action collective et structure les personnalités. Quand cette matrice se désagrège, dans un premier temps il y a des substituts : la Révolution française par exemple qui n’est qu’un christianisme laïcisé, puis le parti communiste qui était sur les cartes de France le négatif de la pratique religieuse. Et puis il y a la phase suivante, le stade zéro de la religion. Il n’y a plus ces valeurs pour encadrer, former les individus, et qui les grandissent. On découvre tristement que l’individu seul rapetisse, alors même qu’il se consacre à son « développement personnel ». (…)
La confrontation de modèles familiaux antagonistes, notamment dans les sociétés multiculturelles ne crée, elle, pas des conflits de valeurs insolubles ?
Dans Le destin des immigrés , paru en 1994, j’étais le premier à dire qu’identifier l’immigration arabo-musulmane à l’immigration italienne et portugaise était insuffisant , car la famille arabe, communautaire endogame ( avec le mariage des cousins et un statut de la femme très bas), contredit l’exogamie chrétienne et le statut de la femme symbolisé par la Vierge Marie. Mais j’avais aussi noté à cette époque que le taux de mariages mixtes des Français d’origine algérienne était très élevé en France par rapport à celui des Pakistanais en Angleterre ou des Turcs en Allemagne. Je croyais au système d’assimilation à la française, et j’y crois encore. Ce que je n’avais pas prévu c’est que l’intégration de la France dans la zone euro allait bloquer la mobilité sociale et freiner l’assimilation. On a paralysé la société. Mais l’euro aussi est fondé sur une ignorance anthropologique pathétique. J’ai tout de suite vu que ça n’allait pas marcher : jamais les Français ne deviendraient des Allemands. Accepter de voir la diversité du monde, ce n’est pas renoncer à nos valeurs mais comprendre que certains conflits ne servent à rien car tout le monde est sincère. On ne peut pas transformer un Français en Allemand ou un Russe en Américain. (…)
Eric H. Cline : «La question n’est pas de savoir si notre civilisation va s’effondrer, mais quand»
GRAND ENTRETIEN – Dans La Survie des civilisations. Après 1177 av. J.-C, le professeur d’histoire et d’anthropologie à l’université George Washington s’appuie sur les découvertes archéologiques les plus récentes pour réfléchir sur la fragilité des sociétés antiques et tenter d’en tirer des leçons pour aujourd’hui. (Le Figaro, 19 septembre, article payant)
Extraits :
(…) Quels sont les principaux points communs que vous identifiez entre le XIIe siècle av. J.-C. et aujourd’hui ?
Il y a eu des changements climatiques dans l’antiquité. L’analyse du pollen, des lacs et des stalagmites dans les grottes indiquent qu’il y a eu une sécheresse qui a duré de 150 à 300 ans, et qui s’est étendue à toute la région de la Méditerranée. Elle s’étendait du nord de l’Italie jusqu’à l’Iran et de la Turquie jusqu’à l’Égypte moderne. Nous savons, d’après les preuves textuelles, que cette sécheresse a engendré une famine. Et puis, archéologiquement, nous pouvons voir que beaucoup de villes ont été détruites et qu’il y a eu des envahisseurs. Les textes de l’époque mentionnent également des migrations. Enfin, des maladies sévissaient à l’époque, Ramsès V serait mort d’une forme de variole.
Qu’en est-il aujourd’hui ? Nous avons un changement climatique, nous connaissons dans certaines parties du monde des sécheresses et des famines, des épidémies, des mouvements migratoires. Tout ce qu’ils avaient à l’époque et qui les a menés à l’effondrement, nous le retrouvons aujourd’hui.
Penser que nous ne nous effondrerons pas parce que nous sommes « too big to fail » (« trop gros pour faire faillite »), c’est peut-être faire preuve de trop d’orgueil. En réalité, toutes les civilisations de l’histoire de l’humanité se sont effondrées ou se sont transformées au point de devenir complètement différentes. Ce fut le cas de l’Empire romain, par exemple, qui s’est effondré mais a continué d’exister en Orient sous la forme de l’Empire byzantin pendant encore un millier d’années. Donc, pour moi, la question n’est pas de savoir si notre civilisation va s’effondrer, mais quand. Et de voir ce que nous allons faire pour y remédier. (…)
Si les événements de ces dernières années s’étaient produits de manière plus rapprochée, que serait-il advenu ? Si la crise financière de 2008 s’était produite douze ans plus tard et qu’elle avait eu lieu en même temps que la pandémie ? Nous aurions eu de sérieux problèmes. Cela aurait ressemblé à ce qui s’est passé lors de l’effondrement de l’âge du bronze. Nous sommes passés très près, mais nous avons réussi à en réchapper cette fois-ci. Une civilisation s’effondre lorsqu’une multiplicité de facteurs de crise apparaissent simultanément : « Everything, Everywhere All at Once », pour reprendre le titre d’un film sorti en 2022. (…)
Vous posez la question dans votre livre : sommes-nous plus proches des Mycéniens ou des Phéniciens ?
Au fond de moi, j’espère évidemment que nous serons des Phéniciens. Mais une partie de moi pense que nous avons de grandes chances de ressembler aux Mycéniens si nous ne commençons pas à faire attention au changement climatique et à tous les problèmes que nous observons aujourd’hui. Il est encore temps pour nous d’arranger les choses. L’histoire ne se répète pas, mais elle rime. Nous ne sommes pas obligés de la faire rimer. J’espère qu’elle me prouvera que j’ai tort.Eric H. Cline : «La question n’est pas de savoir si notre civilisation va s’effondrer, mais quand» (lefigaro.fr)
Le mythe du peuple en armes
Il est coutume dans nombre de régimes, où la contestation gronde, de lire ou d’entendre « mais que font les gens ? » tout en s’excluant soi-même de toute action immédiate ou à court terme. Le réflexe est très commun, et trouve son origine dans les mythes révolutionnaires. (Contrepoints, 18 septembre, libre accès)
Le mythe du peuple en armes – Contrepoints
Européennes, législatives : la gauche a-t-elle reculé au profit du RN chez les fonctionnaires ?
DÉCRYPTAGE – Une étude de Luc Rouban pour le Cevipof confirme que la fonction publique (d’État, territoriale et hospitalière), a cessé d’être le vivier naturel de l’électorat de gauche. (Le Figaro, 18 septembre, article payant) Extraits :
Extraits :
La caractéristique sociopolitique des fonctionnaires en France, la plus ancienne et la plus partagée dans l’opinion, est son ancrage à gauche. Cet ancrage s’explique à travers les modes de construction de la fonction publique en France qui, par le développement des services publics, et notamment de l’école, vient incarner et prendre en charge la défense des idéaux républicains d’égalité. La fracture entre secteur privé et secteur public, le premier orienté vers le libéralisme, le second vers le socialisme ou le communisme, est aussi consubstantielle à l’histoire sociopolitique française. (…)
Le vote des fonctionnaires a cependant subi une double transformation à partir de la présidence de François Hollande en 2012. Sur le long terme, le vote de gauche a sensiblement diminué au profit du centre et de la droite et, au sein des droites, le vote en faveur du Front national puis du Rassemblement national n’a cessé de s’affirmer. On s’appuie ici sur les enquêtes électorales du Cevipof, notamment l’enquête électorale française menée avec la Fondation Jean Jaurès, l’Institut Montaigne, Le Monde et Ipsos. (…)
Le vote des fonctionnaires se différencie de moins en moins du vote des salariés du secteur privé. Les cadres des trois fonctions publiques votent en moindres proportions que les agents de catégorie C pour le RN, un écart que l’on retrouve également dans le secteur privé entre cadres et employés, ce qui illustre le poids des diplômes sur le choix du RN. Néanmoins, l’arrivée de Reconquête a changé la donne en 2022 car ce parti, plus bourgeois et plus attractif pour les seniors, a permis d’attirer les professions supérieures rebutées par le caractère plus populaire du RN. (…)
La fin de la gauche d’État
Le vote RN s’est donc durablement installé au sein des fonctions publiques. Le vote des fonctionnaires se différencie de moins en moins du vote des salariés du secteur privé. Il reste que l’analyse des élections législatives de 2024 montre qu’un espace politique s’est créé pour une gauche sociale-démocrate ayant pris ses distances avec LFI.
L’ampleur des transformations politiques en un peu plus d’une décennie vient confirmer le déclin du statut social de fonctionnaire. L’importance du vote RN comme de l’ensemble des votes de droite parmi les fonctionnaires signifie que la gauche d’État qui servait de ressource et de point d’appui aux partis de gauche des années 1980 a largement disparu, y compris au sein du monde enseignant.
Comment de Gaulle a réussi un redressement spectaculaire des finances de la France en 1958
GRAND RÉCIT – Déficit budgétaire chronique, appel au FMI pour «boucler les fins de mois», inflation à 15%: l’état de l’économie française et des comptes publics semblait désespéré à la veille du retour au pouvoir du Général. Il obtiendra, selon ses propres termes, un «miracle». (Le Figaro, 14 septembre, article payant)
Extraits :
(…) Le redressement de l’économie et des comptes publics se révèle aussi rapide que spectaculaire. L’équilibre budgétaire est atteint dès 1959. La forte inflation pronostiquée par les experts du ministère des finances n’a pas lieu. D’année en année, le commerce extérieur redevient fortement bénéficiaire. Les investissements vont atteindre un niveau exceptionnel, et feront sentir leurs effets positifs pendant deux décennies. Le plan “Pinay-Rueff” ouvre la voie à l’expansion continue et à la prospérité qui marqueront les années 60. Les Trente Glorieuses, après l’essoufflement de 1957-1958, reprennent de plus belle.
On comprend donc que le séjour de De Gaulle à Matignon en 1958 ait été étudié à la loupe par les historiens ainsi que certains hommes publics soucieux de réfléchir aux conditions d’un sursaut national, comme Jean-Louis Thiériot, avocat, historien et député, dans un excellent livre, De Gaulle, le dernier réformateur (Tallandier, 2018). Et l’on conçoit l’agacement du fondateur de la Ve République face à la légende qui lui attribue une formule, «l’intendance suivra», à l’opposé de son état d’esprit. Laissons-lui le mot de la fin. «C’est pourquoi, à la tête de la France, dans le calme ou dans l’ouragan, les problèmes économiques et sociaux ne cesseront jamais d’être au premier plan de mon activité comme de mes soucis. J’y consacrerai une bonne moitié de mon travail, de mes audiences, de mes visites, de mes discours, aussi longtemps que je porterai la charge de la nation. C’est dire, entre parenthèses, à quel point le reproche obstinément adressé à de Gaulle de s’en désintéresser m’a toujours paru dérisoire».
Adenauer, le modèle ultime de Michel Barnier
Le chancelier Konrad Adenauer, qui a reconstruit l’Allemagne après la guerre et initié l’Europe de la paix, est une source d’inspiration pour le nouveau Premier ministre Michel Barnier. (Le Point, 11 septembre, article payant)
Extraits :
Dans son bureau de Matignon, Michel Barnier a placé en majesté les deux photos qui l’ont toujours accompagné. L’une est le souvenir de sa rencontre avec le pape Jean Paul II. L’autre représente le président de Gaulle serrant la main de Konrad Adenauer sur le perron de l’Élysée, en 1962. Le nouveau Premier ministre de la France aime bien montrer ce cliché à ses visiteurs, dont on peut dire qu’il est à la confluence de ses valeurs politiques : une Europe de la paix dont le couple franco-allemand est l’ossature, le gaullisme et la démocratie-chrétienne incarnée par ce chancelier allemand, fervent catholique.
Autres temps, autres mœurs, rappellons qu’à l’époque, cette réconciliation entre les deux nations ennemies d’hier avait été préalablement, le 8 juillet 1962, consacrée par une messe solennelle en la cathédrale de Reims présidée par l’archevêque François Marty, avec au premier rang de Gaulle et Adenauer en prière…
Michel Barnier n’a jamais caché son admiration – sa fascination ? – pour Konrad Adenauer. Relevons cette coïncidence piquante : celui-ci prit les rênes de l’Allemagne au même âge – 73 ans – que celui auquel, aujourd’hui, Michel Barnier accède à Matignon. Et soulignons que c’est à partir de cet âge canonique que l’Allemand démarra une action nationale qui laissera sa trace dans l’Histoire. (…)
Adenauer, le modèle ultime de Michel Barnier (lepoint.fr)
Hitlers langer Schatten: warum der Untergang der Weimarer Republik nicht mit dem Aufstieg der AfD zu vergleichen ist
Die Wahlerfolge der AfD führen zu besorgten Fragen. Haben die Deutschen die Lehren der Geschichte vergessen? Wiederholt sich das Szenario, das zum Untergang der Weimarer Republik geführt hat? Die Antwort ist Nein: Berlin ist nicht Weimar. .(NZZ, 11 septembre, article payant)
Extraits :
(…) Die Wahlerfolge der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen haben in Deutschland und weit darüber hinaus zu besorgten Fragen geführt. Das hat viel mit Hitlers Erbe und der Gegenwart des Nationalsozialismus im deutschen Nachkriegsbewusstsein zu tun. Haben Deutschlands Wähler die Lehren der Geschichte vergessen? Haben wir es mit neuen Nazis zu tun? Wiederholt sich das Szenario, das zum Untergang der Weimarer Republik geführt hat?
Die Schwäche der Regierenden
Die Antwort auf diese Fragen muss bei einer Analyse des Wählerverhaltens einsetzen. Sie muss nach dem Verhältnis der deutschen Nachkriegsgesellschaft zum Nationalsozialismus fragen. Und sie muss die oft in die Debatte geworfenen Analogien zwischen der heutigen Berliner Republik und der Weimarer Republik kritisch betrachten.
Die AfD ist zunächst und vor allem eine Protestpartei, die Migration und innere Sicherheit thematisiert. Sie nimmt gezielt die Ratlosigkeit der etablierten Parteien in den Fokus, die auf diese Themen keine Antwort finden. Das grosskoalitionäre Konsensregieren und die Weigerung der Ampelregierung, Missstände, etwa bei der Überforderung der Kommunen, beim Namen zu nennen, haben den Aufstieg begünstigt. (…)
Nach der Katastrophe zeigte Deutschland ein «Musterschülerverhalten». Man bemühte sich, das liberalste, toleranteste und beste Deutschland zu werden, das es in der Geschichte je gab. Meinungsembargos waren die Konsequenz. Jemanden der Apologie des Nationalsozialismus zu beschuldigen, war und ist die wirksamste Methode, um eine Debatte zu beenden.
Die AfD-Führung weiss das. Und hat bisher wenig Anhaltspunkte geliefert, die als Verteidigung des Nationalsozialismus hätten gewertet werden können. Die unhaltbare Einlassung des AfD-Spitzenkandidaten Krah bei den Wahlen ins Europäische Parlament, der die SS verharmloste, bildet eine Ausnahme. (…)
Was hinter verschlossenen Türen gesagt wird, kann nur vermutet werden. Klar erkennbar ist allerdings, dass sich die Partei zunehmend radikalisiert. Im europäischen Massstab hat sie sich so weit nach rechts bewegt, dass Giorgia Meloni und Marine Le Pen die Zusammenarbeit mit ihr aufgekündigt und die AfD-Abgeordneten aus der gemeinsamen Fraktion im Europäischen Parlament ausgeschlossen haben. (…)
Dabei ist es nicht so, dass die eigene Geschichte in den politischen Debatten Deutschlands keine Rolle spielen würde, im Gegenteil: Vergleiche mit der Weimarer Republik sind leicht zur Hand. Weimar musste in der Bundesrepublik immer wieder als Alibi herhalten, wenn ein Schreckgespenst an die Wand gemalt werden sollte. Nur, die Ausgangslage in der Weimarer Republik war von der heutigen Situation sehr verschieden.
In Weimar wurde die Mitte zusehends marginalisiert und war am Ende Niemandsland. Links- und rechtsradikale Parteien hatten sich gegenseitig hochgeschaukelt. Weimar war eine «Republik ohne Republikaner». Die seit 1930 auf der Grundlage von Artikel 48 der Weimarer Reichsverfassung gebildeten Präsidialkabinette hingen fast ausschliesslich an der Gunst des Reichspräsidenten. Dies war die Folie für den dramatischen Aufstieg des Nationalsozialismus und die legale Revolution der «Machtergreifung» im Januar 1933. (…)
Das Ende Weimars und der Aufstieg Hitlers sind und bleiben ein Menetekel. Doch die gegenwärtige politische Krise hat völlig andere Ursachen als die, die zur Auflösung der Weimarer Republik geführt haben: Sie ist in erster Linie auf das Versagen der Staatsspitzen zurückzuführen, das hilflose Management der Ampel-Bundesregierung und auf die Unfähigkeit des Parlaments, auf die drängenden Probleme angemessene Antworten zu finden.
Die Abwendung der Bevölkerung von den etablierten Parteien ist die Folge. Der Schaden, den der Einzug der AfD in immer mehr Parlamente auf allen Ebenen innenpolitisch anrichtet, betrifft zunächst die Koalitionsoptionen bei Regierungsbildungen. Der Schaden, den die AfD in den auswärtigen Beziehungen anrichten kann, ist immens und geeignet, die Stellung Deutschlands in der Welt erheblich zu beeinträchtigen. Dass dies so ist, hängt wesentlich mit Hitlers langem Schatten und der dauerhaften Präsenz des Nationalsozialismus im deutschen Nachkriegsbewusstsein zusammen.
Ulrich Schlie ist Historiker und Henry-Kissinger-Professor für Sicherheits- und Strategieforschung an der Universität Bonn.
Deutsche Geschichtsdebatten: Warum Berlin nicht Weimar ist (nzz.ch)
Pourquoi il faut se rappeler le 9 thermidor
La chute de Robespierre marque la fin de la Terreur, mais aussi le début d’une période de réflexion sur les excès des idéaux progressistes. Ou quand la Révolution dévora ses enfants. (Le Point, tribune, 4 septembre, article payant)
Extraits:
Cet été, le 27 juillet, nous avons passé 230 ans après un événement qui, s’il résonne encore dans l’Histoire, est passé à la postérité par la date d’un calendrier révolutionnaire depuis longtemps révolu : le 9 thermidor. Soit le jour où une révolte de la Convention nationale française, vieille d’un peu moins de deux ans, renversait le régime jacobin radical conduit par Maximilien Robespierre et mettait fin à la Terreur.
Depuis, le mot thermidor et son adjectif, thermidorien, ont également acquis une signification plus large. Le sens commun le définit comme un moment de modération contre-révolutionnaire suivant une phase révolutionnaire extrémiste. Pour une bonne partie de la gauche, en revanche, il demeure évocateur d’opprobre. Voyez Abrégé de métapolitique d’Alain Badiou, fervent partisan du communisme révolutionnaire et idole de la gauche radicale qui, en 1996, l’assimilait à une vision du monde corrompant et neutralisant le potentiel transformateur de la révolution (c’est, du moins, ce qu’on pourrait comprendre de phrases aussi obscurément jargonneuses que : « Mon objectif sera donc de constituer “thermidorien” comme le nom d’une subjectivité à la fois singulière et typique, la subjectivité dont l’espace est la cessation. »).
Un terme qu’à son époque, Badiou employait pour attaquer les anticommunistes. Aujourd’hui, un auteur de gauche comme le Canadien Jeet Heer a fait de la « réaction thermidorienne » son expression fétiche pour désigner la réaction libérale centriste contre les mouvements de justice sociale radicaux – Black Lives Matter, MeToo ou grèves pour le climat. (…)
D’où un autre débat interminable : la Révolution française a-t-elle été une louable initiative qui allait atrocement mal tourner ou le ver était-il irrémédiablement dans le fruit à la toute première seconde de la prise de la Bastille, le 14 juillet 1789 ? De l’avis de conservateurs, comme Yoram Hazony, que la Révolution se soit abîmée dans une spirale infernale de violence sanguinaire fut l’aboutissement inévitable des idéaux des Lumières faits de droits universels abstraits. Pour d’autres, comme l’historien David Andress, la chute dans la Terreur fut la conséquence de facteurs historiques ayant fait dérailler la Révolution en général et, en particulier, sa transition vers une gouvernance libérale. (…)
Voir article du jour !
Fin de la Terreur : pourquoi il faut se rappeler le 9 thermidor (lepoint.fr)
Luc Ferry: «Quatre motifs d’obéir à la loi»
CHRONIQUE – De moins en moins de Français obéissent à la loi par amour de leur prochain ou par devoir, de sorte qu’il ne reste plus que la peur et l’intérêt pour contraindre chacun à respecter les règles. (Le Figaro, 29 août, chronique, article payant)
Extraits:
En lisant chaque jour la presse ou en écoutant la radio, nous sommes de plus en plus nombreux à être sidérés par le mépris des lois, en particulier par la montée des violences physiques qui semblent s’installer tranquillement en France. Contrairement à ce que prétend la gauche depuis des lustres, il ne s’agit nullement d’un « sentiment », d’une impression mal étayée que la droite mettrait à profit pour des raisons bassement électoralistes, mais d’une réalité bien réelle que confirment encore cette année les statistiques du ministère de l’Intérieur, auxquelles chacun peut se reporter. Plutôt que de s’intéresser aux causes de cette situation préoccupante, elles sont du reste nombreuses, il serait utile d’interroger les motifs qui peuvent conduire un être humain à préférer obéir à la loi plutôt qu’à la transgresser.
On l’oublie parfois, désenchantement du monde oblige, mais c’est très exactement cette question qu’aborde le Christ au début des Béatitudes – un passage des Évangiles qu’on désigne depuis saint Augustin comme le « Sermon sur la montagne ». Alors qu’il parcourt la Galilée pour haranguer des foules de plus en plus nombreuses, Jésus s’installe sur un promontoire afin que son message soit entendu par tous : « N’allez pas croire que je sois venu abolir la loi ou les Prophètes : je ne suis pas venu abolir, mais accomplir. Car je vous le dis en vérité, jusqu’à ce que le ciel et la terre aient disparu, il ne disparaîtra pas de la loi un seul iota, un seul point sur le i, jusqu’à ce que tout ait été accompli. » En grec, le mot « accomplissement » (pléroma) est plus explicite qu’en français : il désigne l’acte de remplir comme on remplit un vase ou un verre vide. Il s’agit donc de « remplir » une loi encore formelle, abstraite, et la thèse que le Christ va opposer aux Sadducéens et aux Pharisiens, c’est que c’est l’amour qui doit nous conduire à « remplir » la loi, pas un devoir formel et mécanique qui ne sert trop souvent qu’à se faire valoir en public.
De là la suite du Sermon, où Jésus mobilise toute une série d’exemples empruntés à la loi juive, pour l’essentiel au Décalogue : « Tu ne tueras point », « Tu ne commettras pas l’adultère », « Tu ne te parjureras point », etc. Et, chaque fois, il oppose l’esprit à la lettre, le cœur à l’application mécanique de la règle, car la loi, qui est bonne, dont le contenu n’est pas douteux et dont Jésus dit bien qu’il n’en changera pas un iota, n’a plus guère de valeur si elle n’est suivie que par simple observance rationnelle et sèche, au nom du seul devoir, d’un commandement qui s’opposerait alors à l’amour. (…)
Luc Ferry: «Quatre motifs d’obéir à la loi» (lefigaro.fr)
L’anticapitalisme et l’antisémitisme sont des frères jumeaux (Contrepoints, 22 août, article payant)
Extraits:
Aujourd’hui, beaucoup se frottent les yeux d’incrédulité en réalisant que le soutien le plus véhément à l’antisémitisme d’inspiration islamiste provient d’anticapitalistes de gauche « postcoloniaux » d’universités européennes et américaines. Ce que certains ignorent, c’est que l’anticapitalisme – qu’il soit de gauche ou de droite – et l’hostilité à l’égard des Juifs ont toujours été étroitement liés. Bien sûr, il existe des antisémites dont la haine de la communauté juive n’est pas de nature anticapitaliste (mais plutôt religieuse, par exemple), et de nombreux anticapitalistes ne sont pas antisémites. Mais il est tout aussi évident que l’antisémitisme et l’anticapitalisme vont souvent de pair. (…)
Les racines de l’anticapitalisme et de l’antisémitisme se trouvent souvent dans l’envie des riches et de ceux qui réussissent. Historiquement, la haine de la communauté juive a des sources diverses. Mais la plus puissante de ces sources aujourd’hui, avec l’islamisme, est l’anticapitalisme. Il n’est donc pas surprenant que l’anticapitalisme et l’antisémitisme gagnent du terrain en Europe et aux États-Unis. Ce sont des frères jumeaux.
L’anticapitalisme et l’antisémitisme sont des frères jumeaux – Contrepoints
👎East German culture has been ignored for too long. Until we embrace it, our country will remain dangerously divided
When the stories of people like me who lived in the old socialist republic are dismissed, shame can spiral into anger that fuels the far right (The Guardian, tribune, 22 août, libre accès)
Extraits:
When I went to school in the 1990s, GDR literature wasn’t taught or read. It was treated as something shameful. I didn’t dare to pick up a book by an East German writer, even though many of them were in our library at home in Leipzig. Looking back, I believe the reason was the public perception of the old socialist republic. It scared me off.
When the Berlin Wall fell on 9 November 1989, it marked the beginning of the end of East German art and literature. Everything that had shaped our cultural history was thought away, spoken away and written away. West Germans took sovereignty over the narrative, and their verdict was clear: the former East German state was wrong in every aspect and worth nothing. This also meant books, plays, paintings, sculptures, films and music were buried and left behind, because they too were considered wrong.
In recent years, the discourse has shifted. After decades in which the German public had – rightfully – processed the hard, important narratives about injustice, oppression, propaganda and monitoring in the GDR, there was finally some room to revive the lost cultural heritage of East Germany. Iconic writers such as Brigitte Reimann were rediscovered. In 2023, three of her books were republished, and her story Siblings was finally translated into English, receiving international praise 50 years after her death. (…)
There is a specific German word, Deutungshoheit, meaning sovereignty of interpretation. When it comes to historical events within the country, it is as frequently used as our beloved Vergangenheitsbewältigung. Thirty-five years after Germany’s reunification, we are debating what constitutes historical truth and who holds the sovereignty of interpretation over East Germany. This discussion has reached a point where literature and books are being weaponised. How does German culture fare abroad when people such as Erpenbeck, Hoyer or Reimann suddenly set the tone? When East German women determine the international image of the GDR? One answer is: we won’t have it.
Growing up in Leipzig, the adults who brought me up were shaped by socialism and were considered losers after the wall came down. As a result, they carried with them an overwhelming feeling of shame. Now for some, that shame has spiralled into anger and an urge to rebel against the status quo. Unfortunately, their means of protest is the far-right party Alternative für Deutschland (AfD). According to polls, the AfD could become the strongest force in Saxony, the state where I grew up. This is incredibly dangerous and intolerable.
At the same time, the AfD is not solely an east German problem, as it is often made out to be. The founders and leaders of the far-right populist party are all west Germans. And maybe the uncomfortable truth lies right here: there is no “your story, my story” any more when it comes to East Germany. It is our story, one story consisting of many different perspectives, and if Germans do not acknowledge east German history as an equal part of our culture – if experiences and memories continue to be judged, dismissed, ignored, and washed away – there won’t ever be a truly unified Germany, something that Reimann predicted in the 1960s. But who listens to a woman born on the wrong side of the tracks?
Carolin Würfel is a writer, screenwriter and journalist. She is the author of Three Women Dreamed of Socialism and a regular contributor to Die Zeit
La séquelle insoupçonnée de la famine infligée à l’Ukraine par l’URSS
LA CHRONIQUE DE JEAN-FRANÇOIS BOUVET. La terrible famine qu’ont subie les Ukrainiens dans les années 1930 s’est soldée par une inflation de diabètes au cours des décennies suivantes. (Le Point, 22 août, chronique, article payant)
Extraits:
Qui aurait pu prévoir que des épidémiologistes s’intéresseraient, longtemps après les faits, aux conséquences à long terme de la famine ayant frappé l’Ukraine dans l’entre-deux-guerres ? Les origines de la tragédie sont connues : dans les années 1932-1933, en pleine dictature stalinienne, les autorités soviétiques ont délibérément bloqué l’approvisionnement alimentaire de l’Ukraine par des réquisitions drastiques. S’en est suivie une terrible famine, l’Holodomor (mort par la faim), qui a tué quelque 4 millions d’Ukrainiens, dont 93 % vivaient en zone rurale.
Avec une surmortalité atteignant 140 décès pour 1 000 habitants, l’Holodomor a dépassé de loin par son intensité les autres famines des temps modernes. Lors de la plus grande d’entre elles – la famine chinoise de 1959-1961 qui a causé la mort d’environ 30 millions de personnes –, la surmortalité n’a pas dépassé 25 pour 1 000 à l’échelle nationale, avec des décès étalés sur plus de trois ans. Une caractéristique spécifique de l’Holodomor est que la plupart des morts dues à la famine se sont concentrées sur une très courte période. Sur les 3,9 millions de pertes humaines enregistrées de 1932 à 1934, 3,5 millions l’ont été en 1933, avec une augmentation phénoménale au cours des six premiers mois. Le nombre de décès liés à l’Holodomor a en effet presque décuplé, passant de 87 718 en janvier à 840 703 en juin. Aux pires moments de la famine, en juin 1933, il y a eu en moyenne et par jour 28 000 décès imputables à la privation de nourriture (O. Wolowyna, « Un cadre démographique pour la famine de 1932-1934 en Union soviétique », J. Genocide Res. 23, 501-526, 2021).
Épidémie de diabètes
Quelles ont été les conséquences de la famine sur les individus qui étaient encore dans le ventre de leur mère en pleine période de privation de nourriture ? Si celles à court terme sont bien documentées – enfants dénutris, squelettiques –, les conséquences à long terme sont moins évidentes. C’est à ces dernières que s’est intéressée une équipe de chercheurs de l’université Columbia de New York, d’instituts ukrainiens ainsi que d’organismes de recherche d’autres régions du monde. Leurs travaux ont été publiés par la revue Science le 8 août.
Pour évaluer la gravité de la famine qu’ont subie les Ukrainiens, l’équipe a analysé le nombre de décès excédentaires survenus dans 16 régions (oblasts) touchées par des pénuries alimentaires et les a classées en zones ayant connu une famine extrême, très grave ou grave. La situation n’était en effet pas homogène sur l’ensemble du territoire ukrainien. Les oblasts de Poltava, Cherkasy et Kiev ont été soumis à une famine extrême qui s’est traduite par une surmortalité considérable de 212 à 243 décès pour 1 000 habitants. Bien que sévère, la famine qu’ont eue à subir les habitants des oblasts de Donetsk et de Louhansk (constitutifs du Donbass) s’est, elle, soldée par un excès de mortalité moins élevé, respectivement de 47 et 85 pour 1 000 habitants. (…)
La séquelle insoupçonnée de la famine infligée à l’Ukraine par l’URSS (lepoint.fr)
Schuldig wegen Beihilfe zum Mord: Bundesgerichtshof bestätigt Urteil gegen ehemalige KZ-Sekretärin Irmgard F.
Irmgard F. arbeitete im KZ Stutthof als Sekretärin des Lagerkommandanten. 2022 wurde sie in Schleswig-Holstein zu zwei Jahren auf Bewährung verurteilt – und ging gegen das Urteil in Revision. (NZZ, 20 août, article payant)
Extraits:
Der Bundesgerichtshof hat die Revision der ehemaligen KZ-Sekretärin Irmgard F. verworfen und damit das Urteil des Landgerichts Itzehoe in Schleswig-Holstein bestätigt. Die Verurteilung der heute 99-jährigen Frau wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 10 000 Fällen ist nun rechtskräftig.
Irmgard F. arbeitete zwischen 1943 und 1945 im KZ Stutthof östlich von Danzig. Sie war die Sekretärin und Stenotypistin des Lagerkommandanten. Und tippte als solche auch die Deportations- und Exekutionsbefehle ab.
2022 wurde Irmgard F. vor dem Landgericht Itzehoe in Schleswig-Holstein wegen Beihilfe zum Mord in mehr als 10 000 Fällen sowie Beihilfe zum versuchten Mord in fünf Fällen verurteilt. Die Richter befanden damals, dass Irmgard F. in ihrer Funktion als Sekretärin des Kommandanten entscheidend mitgeholfen habe, die Tötungsmaschinerie voranzutreiben. Im Konzentrationslager Stutthof wurden 65 000 Menschen getötet.
Irmgard F. erhielt in Schleswig-Holstein zwei Jahre auf Bewährung. Der Prozess fand vor der Jugendkammer statt, weil sie zur Tatzeit 18 bis 19 Jahre alt war. Die Verteidigung ging gegen das Urteil in Revision. Ihrer Mandantin könne nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, dass sie die Verbrechen im Lager wissentlich und willentlich unterstützt habe.
Irmgard F. ist heute 99 Jahre alt, sie sitzt im Rollstuhl, lebt im Pflegeheim. Es sind mehr als siebzig Jahre vergangen, bis sie für ihre Rolle im KZ verantwortlich gemacht wurde.
Deutschland: Bundesgerichtshof bestätigt Urteil gegen KZ-Sekretärin (nzz.ch)
Ohne Versailles kein Hitler: Der Historiker Gerd Krumeich zeigt, wie die Nazis die Niederlage Deutschlands im Ersten Weltkrieg instrumentalisierten
1918 war die grosse Schmach im Selbstverständnis der Deutschen. Sie blieb lebendig. Und half Hitler, an die Macht zu kommen. (NZZ, 14 août, book review, article payant)
Extraits:
In seinem Buch geht es dem Düsseldorfer Historiker Gerd Krumeich darum, nachzuweisen, dass die deutsche Kriegsniederlage von 1918 und der Versailler Friedensvertrag von 1919 die entscheidenden Triebfedern für den Aufstieg der NSDAP und die Etablierung des «Dritten Reichs» waren. Ohne das Versprechen, die «Schmach» der Niederlage und des «Schandfriedens» zu tilgen und Deutschland zu neuer Grösse zu führen, so Krumeichs zentrale These, wäre Hitler nie an die Macht gelangt.
Dass das Kriegsende 1918/19 eine schwere Hypothek für die Demokratie bedeutete, ist unumstritten. Neu ist der Stellenwert, den Krumeich der Weltkriegsrezeption für den Erfolg der Nazis beimisst. Er knüpft damit an sein 2021 erschienenes Buch «Die unbewältigte Niederlage» an, in dem er die «Dolchstosslegende», den Mythos des im Feld unbesiegten deutsches Heeres, zwar weitgehend im Reich der Legenden beliess, ihr gleichwohl aber eine bemerkenswerte Wirkmacht unter den Zeitgenossen konstatierte.
Auch bei Krumeichs neuem Buch liegt die Stärke darin, die Debatte um die Ereignisse von 1918/19 konsequent aus den zeitgenössischen Quellen zu beleuchten. Rückblickende Erläuterungen, wonach etwa die den Deutschen von den Siegermächten auferlegten Reparationen objektiv gar nicht so belastend gewesen seien, spielen keine Rolle. Davon abgesehen, dass sie das Gefühl der Erniedrigung, das den Deutschen der Alleinschuldartikel 231 des Versailler Vertrages bedeutete, ausser acht lassen.
Die empfundene nationale Demütigung wusste Hitler besser als jeder andere für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Dazu musste er, wie Krumeich sagt, nicht einmal ein dezidiert nationalsozialistisches Narrativ entwerfen. Der Glaube, dass Deutschland nicht von seinen Feinden besiegt worden, sondern einem jüdisch-bolschewistischen Umsturz erlegen sei, bildete den Nährboden.
Niemand brachte diese Lesart mit grösserer Hartnäckigkeit unters Volk als die Nazis. In praktisch jeder Rede Hitlers war die Niederlage im Weltkrieg ein zentraler Bezugspunkt. Die Choreografie ganzer Parteitage der NSDAP, wie etwa 1929 in Nürnberg, war auf die Bewältigung der «Schmach» von 1918/19 ausgerichtet, wie Krumeich aufzeigt.
Als spezifisch nationalsozialistisch charakterisiert Krumeich den wiederkehrenden Rekurs auf das «Augusterlebnis 1914», als anlässlich des Kriegsausbruchs die Nation für kurze Zeit scheinbar geeint hinter dem Kaiser stand. Hitler habe darin eine Vorlage für die zu schaffende nationalsozialistische «Volksgemeinschaft» erblickt. (…)
Hitlers Aufstieg: Die verlorene Krieg 1918 war zentral für den Erfolg der Nazis (nzz.ch)
Das Lachen der Vergessenden – sind Alzheimerkranke glücklicher, als wir meinen?
Demente Menschen erleben weiterhin Zufriedenheit. Doch schnell kann aus ausgeglichenen Momenten tiefe Verzweiflung werden. Was es für Betroffene bedeutet, sich mehr und mehr abhandenzukommen. (NZZ, 7 août, article payant)
Extraits:
Mit fortschreitender Alzheimerkrankheit begann meine kluge und ernsthafte Mutter immer häufiger zu lachen. Manchmal lachte sie auf ein freundliches Wort der Pflegenden hin oder auf ein lustiges Sprichwort, das im Pflegeheim die Runde machte. Am häufigsten lachte sie jedoch grundlos. Ihr veränderter Gefühlszustand, der weder zu ihrem früheren Leben noch zu ihrer schweren Krankheit passte, war für mich und meine Schwester befremdlich, doch mein Vater, der unsere Mutter jeden Tag im Pflegeheim besuchte, verteidigte ihre neue Heiterkeit uns gegenüber.
Anfang Juni schrieb der pensionierte Journalist Stephen Gettinger in der «New York Times» Ähnliches über seine alzheimerkranke Mutter. Der 74-Jährige hat selbst die Diagnose einer Alzheimerkrankheit bekommen. Er schildert in seinem Text, wie er von seiner Mutter gelernt habe, nicht zu verzweifeln. «Ihre lebenslange Depression hellte sich auf, und sie konnte sich wieder freuen», schreibt Gettinger. «Sie blies jedem, der sie anlächelte, Küsse zu. Sie war glücklich!» (…)
Er habe in vielen Gesprächen die Erfahrung gemacht, dass es vielen der sechs Millionen Amerikaner mit Alzheimer auch so gehe und die Krankheit im Grunde erträglich sei, fährt der Autor fort. Die Betroffenen sollten deshalb nicht als Opfer bezeichnet werden und schon gar nicht als Patienten und Patientinnen, also «Leidende»: «Vielmehr kann uns die Alzheimer-Diagnose zu einer neuen Lebensphase einladen.»
Sind Betroffene von Alzheimer glücklicher, als wir meinen? Oder doch nicht? Für beide Annahmen fehlt es an Evidenz, an wissenschaftlicher Gewissheit. Denn: Gemüt und Gefühle eines demenzkranken Menschen lassen sich durch kein selbstreflexives Gespräch erfragen. Eine Gefühlsinkongruenz oder «Parathymie» ist bei dieser Krankheit bekannt. Oft sind Fragen wie «Warum lachst du die ganze Zeit? Bist du eigentlich glücklich?» schon früh im Krankheitsverlauf schwierig. Ebenso wenig lassen sich die Gefühle durch eine «Ratingskala» erfassen oder abbilden («Fühlen Sie sich die meiste Zeit glücklich und zufrieden?» – Ja/Nein. «Finden Sie, es sei schön, jetzt zu leben?» – Ja/Nein).
Auch die Pflegenden, die sich oft unbefangener geben und aufrichtiger sind als die Angehörigen, äussern sich häufig nur ausweichend und zurückhaltend über den Gefühlszustand ihrer Patientinnen und Patienten. «Sie leben in ihrer eigenen Welt» oder «Sie leben in einer anderen Welt» höre ich sie auf der Visite im Pflegeheim sagen (…).
Die langen Nachmittage im Heim oder allein zu Hause – wenn die demenzgeschädigten Nervenschleifen im Gehirn vom Alltag überreizt sind – gleichen einem Wandern der Betroffenen in einer unbekannten Prärie, wo überall Gefahren und Enttäuschung lauern. Nicht umsonst bezeichnen wir diesen Zustand als «Sundowning», obschon die Sonne noch längst nicht untergegangen ist. Eher ist es wohl so, dass Glück und Unglück, oder prosaischer ausgedrückt, Zufriedenheit und Gereiztheit sich bei Demenzkranken fast im gleichen Moment ereignen und gefühlsmässig zusammenfallen. Wie verwirrend und erschöpfend muss ein solcher Gefühlszustand auf Dauer für die Betroffenen sein! (…)
Christoph Held arbeitete 25 Jahre als Heimarzt und Alterspsychiater in den Pflegezentren der Stadt Zürich. In seinen Büchern schreibt er über das psychische Erleben von demenzkranken Menschen.
Alzheimer und Emotionen: Sind Betroffene glücklicher als gedacht? (nzz.ch)
Das Ideengezücht des Bösen erkennen – eine zeitdiagnostische Aufgabe
Wie analytisch und erkenntnisträchtig ist der Begriff des Bösen? Natürlich beruht jede menschliche Untat auf äusseren Faktoren, doch gibt es auch eine innere Disposition, die keineswegs nur pathologisch sein muss. Es gibt eine Denkweise des Bösen, die uns allen eigen ist. (NZZ, 31 juillet, article payant)
Extrait:
In einem NZZ-Artikel wurde unlängst die Nutzlosigkeit des Begriffs des Bösen in der Analyse von Diktatoren und ihrer Machtausübung konstatiert. Die Medien würden heute gern und schnell Autokraten wie Putin, Kim Jong Un oder Xi Jinping dämonisieren, um sie in einer Freak-Show neben Hitler, Stalin, Mao Zedong und anderen Schreckensgestalten der Geschichte aufzureihen.
Das sei historisch nicht haltbar: «Jede Gewaltherrschaft hat ein anderes Gesicht. (. . .) Und vielleicht liegt das Gemeinsame an den grausamen Tyrannen der Geschichte nicht in der Mechanik ihrer Machtausübung. Sondern in etwas, was sich leicht beschwören, aber nur schwer benennen lässt. Sie verkörpern das Gegenteil all dessen, was gut und richtig ist: das Böse.» Und von ihm sagt der Autor: «Das Böse ist keine Kategorie des Denkens mehr. Die Geschichtsschreibung hat es entsorgt. Ein unscharfer Begriff, analytisch ohne Nutzen. Wer vom Bösen spricht, dämonisiert, statt zu erklären.»
Heisst das, dass man nicht mehr über das Böse nachdenken soll? Ihm nicht denkend begegnen? Das schiene ein gewagter, ein fahrlässiger logischer Sprung zu sein. Was an Bösem so alles geschieht, hat gewiss seine biologischen, psychischen, politischen, sozialen Ursachen. Aber sein Ursprung liegt oft gerade im Denken. «Je geistiger das Motiv eines Gewaltaktes, desto böser ist es», schreibt Dürrenmatt in «Justiz». Man hüte sich dabei tunlichst vor Pathologisierung. Mit dem Bösen sprechen wir nicht etwas Anormales oder Dämonisches in uns an, sondern das Funktionieren geistiger Normalität. Allerdings ist der Begriff des Unmenschlichen dem Begriff des Bösen vorzuziehen. Und es gibt ein Denkdispositiv des Unmenschlichen, das uns allen eigen ist.
Bösartiges Denken erkennen – eine zeitdiagnostische Aufgabe (nzz.ch)
«Die Maniq arbeiten zwei bis vier Stunden am Tag. Den Rest der Zeit liegen sie herum, rauchen, kuscheln – modern ausgedrückt: sie chillen»
Khaled Hakami erforscht Jäger-und-Sammler-Gesellschaften, auch die Maniq in Thailand. Sie kennen keinen Besitz, keinen Wettstreit, keine Anführer und keine andere Zeit als das Jetzt. Hakami lernte dabei auch: Nicht die Maniq sind seltsam, sondern wir. (NZZ, 30 juillet, entretien, article payant)
Extrait:
(…) Die Maniq sind eine klassische Jäger-und-Sammler-Gesellschaft, das heisst, sie leben in Gruppen von dreissig bis fünfzig Menschen ohne jede Landwirtschaft oder Behausung. Sie ziehen etwa alle drei Wochen an einen anderen Platz im südthailändischen Regenwald. Das tun sie sehr wahrscheinlich seit etwa 40 000 Jahren, in dieser Zeit haben sie sich kaum mit der umliegenden Bevölkerung vermischt. Sie sehen auch ganz anders aus als die Thai. Mittlerweile hat der Kontakt nach aussen zugenommen, aber bis vor wenigen Jahrzehnten verwendeten sie kein Metall, sondern nur einfachste Stein- und Holzwerkzeuge. Sie sammeln Knollen und Früchte, zusätzlich jagen sie Affen und Flughunde mit dem Blasrohr. Gegessen wird fast alles vom Tier, und das nährstoffreiche Blut wird getrunken. Alles ist sehr einfach, die Sachen werden am Feuer angebraten, es gibt keine Töpfe. Auch wenn sie keine ausgeklügelten Rezepte haben, ist Essen sehr wichtig, die meisten Gespräche drehen sich darum.
Eine althergebrachte Vorstellung von solchen Gesellschaften ist ja, dass fast nur Fleisch gegessen wird.
Nein, Früchte und stärkehaltige Knollen machen etwa 80 Prozent der Ernährung aus. Gemüse oder so etwas essen sie allerdings eher nicht. Der hohe Pflanzenanteil in ihrer Ernährung liegt aber natürlich auch am Breitengrad. Im Dschungel am Äquator gibt es ein grosses Pflanzenangebot. Je weiter man nach Norden kommt, desto mehr Fleisch essen Jäger und Sammler.
Es gibt schon eine Arbeitsteilung nach Geschlechtern, aber keine scharfe Grenze. Bei den Maniq jagen Männer eher, und Frauen sammeln eher. Aber das kann bei anderen Jägern und Sammlern anders sein. Doch wichtig ist, dass sie die Tätigkeiten nicht unterschiedlich bewerten. Das eine ist nicht weniger wert als das andere. Und das ist eben auch Ausdruck der fundamentalen Unterschiede zwischen uns, den sogenannten Weird People, und diesen Menschen: Sie leben extrem egalitär, es gibt keine Hierarchien, keine Anführer, keine sozialen, politischen oder ökonomischen Unterschiede – und praktisch keine Gewalt. Es gibt keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern und auch nicht zwischen Kindern und Erwachsenen. (…)
Die Maniq in Thailand: Leben im Jetzt ohne Besitz und Hierarchien (nzz.ch)
JO de 1948: la collection d’été de Fanny Blankers-Koen, la «femme au foyer volante»
HISTOIRES DES JEUX (3/18) – À Londres, la Néerlandaise Fanny Blankers-Koen s’inscrit comme la première athlète à remporter quatre médailles d’or lors d’une édition (Le Figaro, 25 juillet, article payant)
Extraits :
La Jesse Owens au féminin. En 1936, sa découverte des Jeux se solde par un échec (6e du saut en hauteur, 5e du relais 4 × 100 m). Fanny Blankers-Koen a 18 ans et ne sait pas trop quand la chance repassera mais elle garde de l’événement, une émotion, une rencontre avec Jesse Owens. Ainsi qu’un autographe conservé précieusement et dont elle reparlera à l’Américain lors d’un nouvel échange en 1972. « Je lui ai dit “j’ai toujours votre autographe, je suis Fanny Blankers-Koen”. Il m’a répondu : “Vous n’avez pas besoin de me dire qui vous êtes, je sais tout de vous”. N’est-ce pas incroyable ? Jesse Owens savait qui j’étais ! », racontera-t-elle au Guardian. (…)
En 1948, la Néerlandaise a 30 ans et deux enfants (un fils de 6 ans, Jantje, et une fille de 3 ans, Fanneke) quand elle se pose dans les starting-blocks des Jeux de Londres. Et rien ne lui résiste : 100m (11 secondes et 2 dixièmes), le premier titre olympique d’une Néerlandaise, 80 mètres haies (11 secondes et 2 dixièmes), 200m (24 secondes et 4 dixièmes). Et 4 × 100m (47 secondes et 5 dixièmes). Fanny Blankers-Koen s’invite dans l’histoire olympique avec quatre médailles d’or. Une première.
Et la règle la limitait à trois épreuves individuelles (elle aurait pu s’aligner sur le saut en longueur et le saut en hauteur dont elle détenait les records du monde) ! Elle qui, durant sa jeunesse, a touché à tout (tennis, natation, gymnastique, patinage, escrime et athlétisme) avant, durant sa carrière, d’établir seize records du monde dans huit épreuves différentes, dont le pentathlon. « Elle a changé à jamais le sport féminin », résumera le New York Times. (…)
« Peu avant les Jeux, mes enfants me manquaient terriblement. Je voulais quitter Londres et les rejoindre. J’en pleurais dans les vestiaires. Mais mon mari me remotiva, affirmant que j’aurais d’éternels regrets si je décidais de déclarer forfait », confiera-t-elle. Les larmes séchées, celle qui sera surnommée la « femme au foyer volante » s’attelle à la tâche. Danse sur tous les podiums. Avant de recevoir un accueil triomphal à son retour aux Pays-Bas. Elle révélera qu’elle était enceinte pendant les Jeux. (…)
Et d’ajouter : « Je dirais qu’elle est la meilleure athlète complète que nous ayons jamais eue. Bien sûr, nous avons eu quelques joueurs de football très célèbres, mais elle représente le plus grand nom de l’histoire du sport avec un passeport néerlandais. Tout le monde la mettrait dans cette catégorie. Son retour au pays constitue l’un des souvenirs qui font partie de la mémoire collective de notre pays. Tous les habitants d’Amsterdam étaient dans les rues. Il existe de nombreuses photos emblématiques de personnes apparaissant aux fenêtres, lançant des fleurs, et tout le monde était à vélo. Tout le monde aux Pays-Bas connaît ces photos. »
Fanny Blankers-Koen parcourt le monde pour assurer la promotion du sport féminin. (…)
JO de 1948: la collection d’été de Fanny Blankers-Koen, la «femme au foyer volante» (lefigaro.fr)
Charlemagne, Jeanne d’Arc… Vous ne comprendriez pas leur langue aujourd’hui
Le français est le fruit d’une évolution lente mais radicale. Clovis, Hugues Capet, François Ier, Napoléon… À quoi ressemblait la langue de ces personnages qui ont fait l’histoire ? (Le Figaro, 25 juillet, tribune, article payant)
Extraits :
(…) Charlemagne (742-814) et ses petits-fils : du francique rhénan au «françois»
Carolus Magnus parle couramment le latin qu’il a appris en bon aristocrate, lit le grec. Sa langue maternelle n’était pourtant pas exactement celle des autres Carolingiens et Mérovingiens. Il parle une variante germanique, le francique rhénan, de la même famille que le bavarois. Les dialectes germaniques ont gagné du terrain sur la rive gauche du Rhin. Mais on parle toujours, en Ancienne Gaule, et surtout dans le Sud davantage soumis à la domination wisigothe qu’aux Francs, ces dialectes qui ne sont plus tout à fait du latin mais pas encore des langues «romanes». Cherchant à unifier son très vaste territoire, Charlemagne désire remédier au morcellement du latin : création d’écoles paroissiales et épiscopales, adoption d’une grammaire plus classique… Ces premières règles creusent l’écart entre le latin cultivé par l’Église et les élites (lingua latina), et le latin de la population illettrée (lingua romana). Bientôt, «le bon peuple ne comprend plus du tout le latin lu en chaire», selon l’historien Michel Banniard.
Après la mort de Charlemagne et le morcellement du Royaume, deux de ses petits-fils s’allient contre le troisième, Lothaire. Leur serment, en 842, passe pour le premier texte écrit en «français» : les Serments de Strasbourg.« Si salvarai eo cist meon fradre Karlo et in aiudha et in cadhuna cosa » déclare Louis le Germanique. Comprenez : « Je secourrai ce mien frère Charles par mon aide et en toute chose. » Il s’exprime dans une langue romane, hybride et artificielle, une évolution du latin parlée dans les régions d’Orléans, de Paris, de Senlis, afin d’être compris des soldats de son frère Charles le Chauve, qui récitera le sien en langue tudesque. Un échange de langues qui témoigne bien d’un usage radicalement différent de l’Est à l’Ouest.
«Ce texte, unique, est une acrobatie linguistique. L’historien qui l’a relaté après l’avoir entendu a tenté de la transcrire avec les caractères de l’alphabet latin», explique Gilles Siouffi, qui a réussi l’exercice audacieux de le reconstituer à l’oral. Il n’y a en effet pas encore de correspondance fixe entre le son et la lettre : un même phonème peut être transcrit «e», «o» ou «a». Cette langue romane vernaculaire est la première langue utilisée par Hugues Capet (939-996), qui la préfère au germanique. Et sera bientôt appelé le «françois» ou «françoys», à prononcer «franswè». (…)
Charlemagne, Jeanne d’Arc… Vous ne comprendriez pas leur langue aujourd’hui (lefigaro.fr)
JO de 1936 : l’exploit de Jesse Owens devant l’Allemagne nazie
HISTOIRES DES JEUX (2/18) – L’athlète américain récompensé de quatre médailles d’or s’installe, à Berlin, comme le héros des Jeux sous les yeux d’Adolf Hitler (Le Figaro, 23 juillet, article payant)
Extraits :
La musique (l’hymne signé Richard Strauss), l’histoire (le premier relais de la flamme), l’architecture (un stade de 100.000 places construit pour l’événement), le cinéma (un film propagande réalisé par Leni Riefenstahl)… Les Jeux de 1936 devaient, dans les tribunes et sur les podiums, célébrer le nazisme. L’Allemagne a largement dominé le tableau des médailles. Mais les semelles de vent et la grâce d’un athlète afro-américain lui ont volé la vedette. Jesse Owens, un athlète arrivé à Berlin précédé d’une réputation flatteuse. (…)
À Berlin, il débute le 3 août par le 100 m (couvert d’or en 10’’ 3). Foulées courtes, puissantes qui griffent, buste haut, visage impassible, regard scotché sur la ligne d’arrivée. « On garde encore la vision de cet effort souple, admirable, de cet étonnant coureur à pied qui semble disposer avec la plus grande facilité des records du monde », résume Paris Soir. Le lendemain, il s’impose sur la longueur (8 m 06).
Après avoir frôlé le pire. Lors de sa troisième et dernière tentative pour se qualifier pour la finale, son homologue allemand Luz Long lui glisse quelques conseils pour ajuster sa course d’élan. Owens écoute, se qualifie pour la finale et s’impose devant Long qui est le premier à le féliciter. « Dans un effort magnifique, il reprit le commandement, passant 7,94 m, et comme cette performance ne lui suffisait pas encore, il volait, peu après, battant son second record de la journée. Cet athlète prodigieux est, de toute évidence, dans une classe à lui tout seul », écrit dans Le Figaro André Reichel.
Owens se souviendra tout au long de sa vie de Long, mort au combat en 1943. (…)
Quatre médailles d’or (comme son compatriote Alvin Kraenzlein en 1900) célèbrent un athlète devenu légende. Jesse Owens aura droit à une parade dans les rues de New York, mais, pas plus que les autres personnes de couleur ayant remporté des médailles pour les États-Unis lors des Jeux olympiques de 1936, il n’aura, dans un pays en pleine ségrégation, été invité à la Maison-Blanche pour y être reçu par le président Franklin Roosevelt en pleine campagne électorale. « Je suis revenu dans mon pays natal et je ne pouvais pas monter à l’avant des bus. J’étais obligé de passer par la porte arrière. Je ne pouvais pas vivre là où je voulais », racontera Owens dans des propos rapportés par Olympics. (…)
JO de 1936 : l’exploit de Jesse Owens devant l’Allemagne nazie (lefigaro.fr)
« L’électorat du RN est celui des classes malheureuses »
INTERVIEW. L’économiste Yann Algan analyse les ressorts du vote populiste, guidés par les émotions négatives, en premier lieu la colère (Le Point, 23 juillet, entretien, article payant)
Extraits :
Le Point : Dans une étude, vous montrez que la colère a guidé le vote en faveur du RN et de la gauche radicale.
Yann Algan : La colère est en tête des émotions observées dans les conversations sur le réseau social X-Twitter, autour de 35 %. Elle est en augmentation de 66 % depuis les Gilets jaunes. Nous avons constaté, avec Thomas Renault, que ce sentiment est prédominant chez les électeurs du RN, à 45 %, suivis d’assez près par les électeurs de la gauche radicale, à 35 %.
Quels sont les principaux sujets de colère exprimés ?
Chez les électeurs RN, deux thèmes concentrent la colère : la lourdeur des taxes et l’immigration associée à la délinquance. Ces deux thématiques sont présentes dans 60 % de leurs conversations. Ce sont des sujets de forte préoccupation au Rassemblement national et il n’est donc pas surprenant de les retrouver chez les électeurs eux-mêmes.
Sans surprise, l’immigration et l’insécurité sont beaucoup moins présentes chez les électeurs de la gauche radicale. En revanche, nous retrouvons chez eux ce même sentiment de colère sur le pouvoir d’achat. Mais attention, ces deux blocs électoraux ne parlent pas de la même chose ! La gauche radicale va exprimer sa colère sur les questions d’inégalité, de taxation des riches, d’injustice, et plaider pour davantage de redistribution. En revanche, les électeurs de la droite radicale vont surtout s’exprimer sur la pression fiscale. Voilà une vraie différence, que l’on retrouve peu ou prou dans les programmes politiques de ces deux camps.
Vous parlez de « l’avènement de l’électeur émotionnel ». Comment se caractérise-t-il ?
Son vote est beaucoup plus guidé par ses émotions que par une logique de classe sociale ou d’adhésion idéologique. Les Gilets jaunes sont particulièrement illustratifs de ce phénomène. Il y avait, réunis autour des ronds-points, aussi bien des cadres que des ouvriers ! Et ceux-ci se sont rassemblés autour d’une communauté d’émotions – le ressentiment, le sentiment d’injustice, la colère – bien plus qu’autour d’un projet politique. (…)
La France insoumise compte dans son électorat beaucoup de professeurs et d’enseignants, dont le profil ne correspond pas à celui de l’individu isolé du secteur tertiaire. L’électeur RN est, au contraire, beaucoup plus seul. Par ailleurs, le vote LFI reste, pour beaucoup, un vote de classe et idéologique. Cela explique pourquoi ce phénomène est moins fort qu’au RN, même si la colère reste un ressort bien plus puissant qu’ailleurs si on le compare au vote socialiste, macroniste ou à celui qui se dirige vers la droite modérée. (…)
Nous opposons souvent la France des villes à la France des champs, les vainqueurs aux perdants de la mondialisation. Suivant cette logique, existe-t-il une France heureuse et une France malheureuse ?
Tout à fait. Et ce n’est pas seulement un clivage économique, comme on pourrait le croire. C’est aussi un clivage social. D’un côté, des individus entourés et connectés ; de l’autre, des individus isolés et seuls. La solitude de nos sociétés postindustrielles et numériques est le principal carburant du vote populiste. (…)
« L’électorat du RN est celui des classes malheureuses » (lepoint.fr)
My family and other Nazis
My father did terrible things during the second world war, and my other relatives were equally unrepentant. But it wasn’t until I was in my late 50s that I started to confront this dark past, by Martin Pollack (The Guardian, 23 juillet, libre accès)
Extraits :
My family were all Nazis. My grandfather and grandmother. My mother and my father. My stepfather, my uncle – literally all of them were hardcore Nazis during the second world war. And after? Not a single one changed their convictions or voiced any regrets for the Nazi crimes. On the contrary, they denied or justified them, including the Holocaust and mass murder committed with their knowledge and, worst of all, sometimes their active participation. We were not exceptional – in Austria and Germany, there were many families like ours.
The official postwar version of events stated that Austria had been the first victim of Hitler’s expansionist politics. The four victorious allies – Britain, France, the US and the Soviet Union – specifically approved this interpretation, which, some believe, got Austria and Austrians off the hook for their complicity in Nazi atrocities. (…)
My family and other Nazis | Nazism | The Guardian
Christophe Guilluy: «Il n’y a pas trois blocs mais deux, les métropoles contre la France périphérique»
Pour le géographe, le résultat des dernières élections législatives a moins donné à voir une tripartition électorale qu’une opposition durable entre France des métropoles et France périphérique, deux réalités socioculturelles indépassables (Le Figaro, 16 juillet, entretien, article payant)
Extraits :
(…) Au-delà de ce que vous appelez « la brume », quel bilan tirez-vous de ces élections à répétition ?
Pour le pouvoir, ces trois élections sont trois échecs. Ensuite, c’est le plus important, elles viennent encore confirmer l’existence de deux continuums socioculturels qui n’en finissent pas de se séparer. La France périphérique, fragilisée par le modèle, mais majoritaire, et une France des métropoles globalisées, où se concentrent emplois et richesses, mais structurellement minoritaire. Cette opposition entre les planètes « Métropolia » et « Périphéria » (Jean-Claude Michéa m’a conseillé de les nommer ainsi) permet de comprendre les dynamiques culturelles et politiques à l’œuvre dans tous les pays occidentaux.
Le concept de « France périphérique » agit comme un révélateur, c’est pourquoi les clercs des médias ou de l’académie, qui ne peuvent plus nier ces dynamiques, utilisent maintenant des périphrases pour renvoyer cet ensemble majoritaire (petites villes, villes moyennes et rurales) à des « marges ». On parle ainsi de « France des campagnes » (en sous-entendant l’urbanophobie des ploucs), de « France périurbaine » (expression technocratique particulièrement brumeuse ; le périurbain des Yvelines par exemple n’a rien en commun avec le périurbain de Saint-Dizier), la France « des bourgs », « des sous-préfectures », « la France rurale » ; autant d’expressions qui permettent de panéliser et de minorer le continuum socioculturel majoritaire situé à l’écart des villes globalisées.
Ce qui est frappant aussi est l’attachement des gens à leur mode de vie. C’est vrai des habitants de la France périphérique, mais aussi de ceux des métropoles. Car, contrairement à ce qu’on imagine, les métropolitains ne sont pas des « nowhere », ils sont au contraire très attachés à leur mode de vie, à leur territoire, celui de Métropolia ! Derrière son refus de toute altérité sociale, la bourgeoisie métropolitaine murmure discrètement un radical : « On est chez nous. » (…)
En parlant de culture, vous avez été interpellé par une tribune d’Ariane Mnouchkine publiée dans Libération, dans laquelle la metteuse en scène reconnaît que « les gens de culture sont en partie responsable de la montée du RN ».
Oui, il faut la citer : « Nous gens de gauche, nous, gens de culture. On a lâché le peuple, on n’a pas voulu écouter les peurs, les angoisses. Quand les gens disaient ce qu’ils voyaient, on leur disait qu’ils se trompaient, qu’ils ne voyaient pas ce qu’ils voyaient. Ce n’était qu’un sentiment trompeur, leur disait-on. Puis, comme ils insistaient, on leur a dit qu’ils étaient des imbéciles, puis, comme ils insistaient de plus belle, on les a traités de salauds (…). Une partie de nos concitoyens en ont marre de nous : marre de notre impuissance, de nos peurs, de notre narcissisme, de notre sectarisme, de nos dénis. »
Ariane Mnouchkine parle d’or. La metteuse en scène semble avoir compris que les gens ordinaires en ont assez de se faire donner la leçon par des tartufes. Cette déclaration, ne va pas renverser la table dans le monde paradoxalement fermé de la culture, mais il illustre ce que j’appelle le soft power des classes populaires. Nous n’en sommes pas encore à une épiphanie du monde de la culture, mais au début d’une prise de conscience. Or, dans un milieu qui contribue depuis des décennies à produire des représentations qui dénigrent les classes populaires, cela n’est pas rien. (…)
Und die Finsternis konnte es nicht erfassen – was bleibt heute noch von der Autorität des Wortes?
Der Philosoph Jürgen Habermas träumte von einem herrschaftsfreien Diskurs, doch spätestens die Dynamik der sozialen Netzwerke hat seine Aufklärungsutopie pulverisiert. Statt sachter Verständigung herrscht ein aggressiver Kampf um rhetorische Prädominanz (NZZ, tribune de Peter Strasser, philosophe, 9 juillet, article payant)
Extraits :
(…) Die Aufklärung sah eine Humanisierung der Macht darin beschlossen, dass das Zeitalter der Vernunft angebrochen sei. Das ist triviale Geschichtskunde. Ebenso trivial mutet es heute an, von der Doppeldeutigkeit der Eroberung der Welt durch die Vernunft zu sprechen. Denn über den zivilisatorischen Segnungen, die wir der Wissenschaft, den auf sie gegründeten technischen Errungenschaften und einer über das bürgerliche Bildungswesen vermittelten Rationalität verdanken, dürfen wir die Kehrseite dieses Epochenschubes nicht vergessen. Alle Wissenschaft, alle Technik, alle Bildung lässt sich auch zum Bösen wenden, in den Dienst von Unterdrückung und Massenvernichtung menschlichen und – nicht zu vergessen – tierischen Lebens stellen. Zwei Eckpfeiler dieser sogenannten «Dialektik der Aufklärung» stechen hervor.
Erstens, bis ins 19. Jahrhundert konnte die Mehrheit der Menschen nicht lesen, nicht schreiben, die einfachen Leute waren ausbeutbares Arbeitsvieh gerade dort, wo ein neuer wissenschaftlicher Geist die Produktionsverhältnisse bestimmte. Dann, in den grossen Manufakturen, war die Ausbeutung von Jugendlichen und Kindern, die nie eine Schule besucht hatten, keine Seltenheit. Die neue Macht des Wortes, die durch die Fähigkeit zum Lesen und Schreiben der Allgemeinheit zugänglich wurde, lässt sich heute, da wir unter einer ständigen Aktivierung von Zeichen leben, kaum noch ermessen.
Der zweite Eckpfeiler der Aufklärung war ein heiliges Vertrauen in die menschliche Vernunft. Daran wirkten philosophische Köpfe wie Immanuel Kant entscheidend mit, obwohl gerade er sich der Schwierigkeit bewusst war, die bösen Antriebe der menschlichen Natur zu zivilisieren und zu befrieden. All das aufklärungsbemühte Denken war jedoch von der Idee beseelt, die dumm machende, unterdrückende Macht des Mythos zu brechen. Es sollte eine neue Form des Umgangs der Menschen untereinander nicht nur ermöglicht werden; sie sollte vielmehr als die einzig mögliche Form des menschenwürdigen Umgangs miteinander allgemein etabliert werden.
(…) Doch unabhängig von dieser Schwäche liess sich die neu gewonnene Autorität des Wortes, das keine exklusive Angelegenheit der Eliten mehr war, kaum überschätzen. Jeder vernünftige, des Lesens und Schreibens kundige Mensch war fortan in der Lage, für sich selbst zu entscheiden, welcher Geschichte und welchem Argument er Glauben schenken wollte. Aber woher sollte die neue Autorität des Wortes kommen, wenn jene nicht mehr ausreichte, welche die alten Bildungsschichten, der Klerus und der Adel, genossen hatten? Deren Stern war nun, vor dem «universellen Auditorium» namens Homo sapiens, endgültig am Verblassen.
Und so ist es bis heute geblieben. Das Postulat, wonach allen Menschen gegenüber dem Staat die gleiche Würde zukomme, wäre ohne allgemeinen Zugang zu Wort und Schrift undenkbar gewesen. Jener Zugang, schwer errungen, hat zur Form der allgemeinen Menschen- und Grundrechte, wie überhaupt der demokratischen Gesittung, wesentlich beigetragen. Freilich, zugleich entstanden neue Mächte, die sich der Autorität des Wortes bemächtigten, indem sie es instrumentalisierten. Die Zivilisationspessimisten des 20. Jahrhunderts sprachen – Pars pro Toto – von der Lügen- und Sudelpresse. (…)
Nun steht zu befürchten, dass die Wiederaufrichtung der Autorität des Wortes jenen zufallen wird, welche die grösste Anhängerschaft mobilisieren können. Ihre Slogans werden millionenfach nachgesprochen, nachgebrüllt, und allen, die nicht daran glauben, wird der Fehdehandschuh hingeworfen. Postmoderne Cäsaren hier, Steinzeitmullahs dort – deren Namen finden sich über alle Kontinente verstreut – nützen die Autorität des Wortes in ihrem Sinne: als Schlagwortwaffe, die uns bedeuten soll, dass es noch weitaus schlagkräftigere Waffen gibt, welche eine ultimative, eine tödliche «Sprache» sprechen, nämlich die des Krieges. (…)
Es ist wahr, im Reden vom Leben, das ausserhalb des Wortes nur Finsternis wäre, schwingt ein religiöses Sentiment mit. In der ernsthaften Anerkennung der Autorität des Wortes wird unser Sprechen zu dem, was es sein sollte: jene geistige Lichtung in der Weltfinsternis, welche uns Menschen einander erst achten lässt – als wahrheitsstrebige und zugleich ethisch sensible Wesen. Und nur so werden wir vor jenem Tiefpunkt der Entfremdung bewahrt, den Peter Handke einst, in den sechziger Jahren, angewidert vom Sprachgetöse seiner Generation grimmig beklagte: dem Diskurs als einem «Gescharre von Krebsscheren».
Die Autorität des Wortes oder der Kampf um rhetorische Dominanz (nzz.ch)
Du Vietnam au Hamas, les leçons à tirer des événements des années 1960 ne sont pas celles que vous croyez (Le Point, 8 juillet, tribune de Michael Walzer, professeur émérite de sciences sociales à l’Institute for Advanced Study de Princeton, article payant)
Hier comme aujourd’hui, les fractures de la gauche opposent idéologues et humanistes. Et, à la fin, c’est toujours la droite qui gagne quand les gens ordinaires sont laissés sur le carreau
Extraits :
Quelque chose ne tourne vraiment pas rond avec la gauche aujourd’hui (ou, du moins, avec de larges pans de la gauche, j’admets que des exceptions peuvent confirmer la règle). Pour caractériser le problème de manière abstraite, on pourrait dire qu’il relève du triomphe du projet idéologique et de ses slogans sur les intérêts des vraies gens. Les vieux gauchistes se souviendront de la distinction que faisait Lénine entre la « conscience révolutionnaire » et la « conscience syndicale » – soit entre les militants cherchant à créer une société communiste à tout prix et les travailleurs voulant des salaires plus élevés et des conditions de travail décentes.
On pourrait également remonter à une distinction beaucoup plus ancienne, mais similaire, que nous offre le récit biblique de la sortie d’Égypte : l’opposition entre les futurs prêtres espérant établir une « nation sainte » et les Israélites ordinaires rêvant de lait et de miel. Ici, je veux inverser les valeurs attribuées autant par les auteurs de la Bible que par Lénine à ces deux groupes. Car là où la gauche ne tourne vraiment pas rond, c’est quand elle oublie le lait, le miel, les salaires plus élevés et les gens normaux.
En ce moment, ce problème est le plus saillant chez les militants de gauche défendant le Hamas au nom de la « résistance », de l’anticolonialisme et de la libération (ou qui se figurent que des massacres sont autant de moyens de lutte nécessaires à ces causes). Une position qu’ils adoptent sans se soucier le moins du monde des Israéliens assassinés le 7 octobre ni s’intéresser sérieusement à la population gazaouie. (…)
Les fanatiques islamistes du Hamas constituent une menace pour les Israéliens ordinaires – ils menacent leur État et ils menacent leur existence. Quant aux irrédentistes messianiques et aux ultranationalistes israéliens, ils constituent une menace pour les Palestiniens ordinaires – pour leur espace vital déjà restreint et pour leur existence. Et ces deux groupes sont également une menace pour leur propre peuple, qu’ils visent à discipliner et à mobiliser pour une guerre sainte.
Se figurer une politique de gauche « décente » ne devrait pas être difficile. Elle commande de soutenir toute personne, palestinienne ou israélienne, qui vise à garantir la liberté et la sécurité pour les deux nations. En mettant un accent idéologique sur l’impérialisme américain et le « colonialisme » israélien, on ne se contente pas de s’éloigner d’une politique tournée vers les gens, il s’agit de fait d’un programme de guerre contre les Israéliens – et une guerre ne promettant pas la liberté pour les Palestiniens.
L’appel à la victoire totale « du fleuve à la mer », qu’il vienne du Hamas ou de ses jumeaux sionistes messianiques, est, de la même manière, un programme de guerre, la confrontation d’un fanatisme contre un autre. Pour les gauchistes, il est plus que temps de renoncer à l’idéologie et de n’avoir à cœur qu’une vie de sécurité et de confort pour les Israéliens et les Palestiniens.
Mao Zedong führte in China ein blutiges soziales Experiment durch. Millionen von Menschen starben an Hunger und Gewalt / Mao Zedong a mené une expérience sociale sanglante en Chine. Des millions de personnes sont mortes de faim et de violence (NZZ, tribune de Alexander V. Pantsov, professeur d’histoire à Capital University in Columbus, Ohio. 1 juillet, article payant)
Um die «ideale Gesellschaft» zu schaffen, war ihm jedes Mittel recht: Mao Zedongs Politik bestand aus Terror, Hunger und Folter.
Extraits :
(…) Die Früchte der eigenen Tyrannei
Unmoralische Methoden korrumpieren nicht nur die Ziele, mit denen sie verfolgt werden: Sie verderben auch die Menschen, die sie anwenden. In seinem blutigen Kampf für den Kommunismus wurde Mao, der enthusiastische junge Intellektuelle aus der Provinz Hunan, der einst an den Liberalismus geglaubt hatte, mehr und mehr zum Opfer seiner eigenen Verblendung. Die Postulate des Kommunismus, Klassenkampf und Abrechnung sollten Angst und Schrecken verbreiten, indem sie die Menschen gegeneinander aufbrachten.
Maos Kampf gegen die innerparteiliche Opposition, gegen Klassenfeinde und «fehlgeleitete» Genossen tötete in ihm selbst den letzten Rest menschlicher Gefühle. Er kannte nur noch Feindschaft und Verdacht. Liebe, Güte, Loyalität und Vertrauen verschwanden in seinem verhärteten Herzen. Er wurde vollends zum kaltblütigen kommunistischen Despoten.
Als er am 9. September 1976 starb, war Mao ein einsamer zweiundachtzigjähriger Mann auf dem Gipfel der Macht. Von Kontakten mit anderen Menschen abgeschnitten, hatte er jahrelang in einem schlichten Gebäude im Machtzentrum Pekings verbracht, gezeichnet von einer fortschreitenden, tödlichen Nervenkrankheit. Ein kranker Kaiser, der gezwungen war, die Früchte seiner eigenen Tyrannei zu essen.
Die schlimmsten Tyrannen der Geschichte: Mao Zedong, der Steuermann des Terrors (nzz.ch)
👍Olivier Sibony, professeur à HEC : «Plus on pense que le choix est simple, plus on risque de juger toute personne en désaccord avec nous comme égarée ou mal intentionnée» (Figaro Madame, interview, 28 juin, article payant)
L’actualité nous confronte à un choix de société fondamental. Professeur de stratégie à HEC, Olivier Sibony nous aide à dépasser l’émotion
Extraits :
Ma première réflexion à propos de la prise de décision, c’est, qu’en fait, on n’est pas obligés de décider sur tout. On a souvent le sentiment que nous sommes, citoyens, sommés – par les leaders d’opinion, les réseaux sociaux, etc. – d’avoir un avis sur tout. On n’use pas assez du droit à douter, en tout cas pas assez face à des questions complexes. Faut-il davantage d’éoliennes ? De centrales nucléaires ? Autoriser la fracturation hydraulique ? Construire l’autoroute A69 ? Tout le monde a une opinion là-dessus. Personnellement, il y a des tas de sujets que je n’ai pas suffisamment étudiés pour en avoir une. Aujourd’hui, il nous est demandé d’élire nos députés. Nous avons donc l’obligation citoyenne de faire le minimum de recherches nécessaires pour nous assurer une décision aussi éclairée que possible. Mais cela ne signifie pas avoir un avis sur tout. (…) Mais on devrait plutôt se dire que les gens capables d’avoir des doutes et de changer d’avis ont plus souvent raison que ceux qui ne doutent pas ou le prétendent. (…)
Faites l’expérience autour de vous : nous connaissons très peu, voire pas, de gens aux votes radicalement différents du nôtre. D’où notre surprise devant les résultats d’élections ! La stratification sociale, la ségrégation géographique et les réseaux sociaux, parmi d’autres filtres, nous enferment dans des bulles. Nous n’avons plus conscience de la diversité des opinions, du nombre de gens en désaccord avec nous. Mais plus nous les perdons de vue, plus nous risquons de les diaboliser et de les accuser des pires intentions. (…)
L’idée que les faits, et eux seuls, nous guident est aussi merveilleuse que fausse. On peut construire des histoires très diverses à partir des faits, pour une raison simple : dans l’immensité des faits incontestables et justes, lesquels sélectionne-t-on, regarde-t-on ? Sans même compter les distorsions malhonnêtes et la fabrication pure et simple de faux faits, cette sélection suffit à répondre de manières opposées à une question aussi complexe que « quelle majorité doit diriger ce pays ? ».
👍« Toute autorité est vécue comme une domination » (Le Point, tribune, 28 juin, article payant)
La fonction présidentielle pâtit comme les autres figures de représentation d’un rejet de plus en plus violent, explique le psychanalyste Ruben Rabinovitch
Extraits :
(…) Je me souviens d’un patient emmailloté dans un grand sweat-shirt noir à capuche frappé d’un slogan anarchiste. Adrien se tenait entre deux âges sans qu’on puisse savoir lesquels. D’un ton méditatif, il avait fini par prendre la parole de sa voix éraillée : « Mitterrand m’était profondément antipathique. Chirac, je le trouvais ridicule. Sarkozy, il m’insupportait. Hollande, je le méprisais. Mais Macron, je le hais. C’est un truc physique. Chaque fois que je le vois à la télé, je ne peux m’empêcher de penser à Sébastien en primaire. Un gosse prétentieux, ambitieux et un peu cruel, qui ricanait quand on séchait pour trouver la solution. Alors il levait la main de toutes ses forces, il donnait la bonne réponse et puis il se retournait vers nous en nous toisant. » (…)
Mais la personnalité de l’actuel président n’est qu’un facteur aggravant du rejet dont sa fonction est l’objet. Les figures de représentation auxquelles étaient accordés traditionnellement respect, crédit, autorité et confiance sont progressivement déboulonnées avec une agressivité et une violence toujours plus marquées : le professeur, le policier, le militaire, l’intellectuel, l’homme de culte, le patron, le journaliste, le maire, l’élu politique en général et, depuis la crise du coronavirus, le médecin et le scientifique eux-mêmes. Une défiance généralisée règne dans notre société.
Pourtant, le respect ne parle pas seulement de la personne qui est respectée mais de ceux qui sont en capacité ou non de respecter. Respecter n’est pas une soumission mais une aptitude psychique. Le respect d’un peuple pour ses représentants et, réciproquement, celui des représentants pour leur peuple témoignent d’une relation mutuelle de confiance et de responsabilité. À l’inverse, leur défiance mutuelle révèle que cette société est malade. (…)
Le psychiatre et psychanalyste belge Jean-Pierre Lebrun évoque, dans un lumineux ouvrage paru en 2020, Un immonde sans limite, le passage d’une « société pyramidale organisée autour d’un père à un monde horizontal organisé sans père ». Avec la liquidation du patriarcat a aussi été liquidée la fonction paternelle. Du paterfamilias aux « parents 1 et 2 », c’est toute la structure de l’organisation sociale qui s’est trouvée remaniée de fond en comble, tout l’univers symbolique et mental qui s’est trouvé bouleversé.
Deux modèles psychiques en conflit ouvert
Si l’ordre patriarcal d’hier permettait de manière perverse à de nombreux hommes d’être des pères jouisseurs de leur position de toute-puissance (« J’ai raison et force sur toi parce que je suis ton père, ton mari ou ton patron »), la fonction paternelle quant à elle (qui peut être occupée par un homme ou par une femme) est une condition sine qua non de l’organisation de la civilisation et de la collectivité. Elle est un attribut essentiel des représentants politiques, garants de l’ordre et figures de la transmission et du savoir.
Or deux visions du monde, deux modèles psychiques semblent désormais en conflit ouvert : un modèle horizontal, l’autre vertical. La conception horizontale, telle qu’elle s’exprime aujourd’hui, promeut la prééminence de l’individu, des minorités agrégées en groupes d’influence, l’égalitarisme appliqué à tous les aspects de la vie individuelle. La conception verticale du politique accorde toujours la prééminence au collectif sur l’individuel et consacre la primauté de la loi commune, qui s’impose à tous, sur le désir de chacun. Elle en appelle à l’autorité, à la responsabilité, à l’identité, c’est-à-dire à la fidélité à soi, au respect des lois et à l’application des peines.
En échouant à faire la synthèse entre ces deux dynamiques inhérentes à la démocratie, le pouvoir en place a accentué leurs antagonismes au point que les Français sont désormais obligés de choisir entre deux positions psychiques devenues irréconciliables. (…)
Comment expliquer le rejet de plus en plus violent de la fonction présidentielle ? (lepoint.fr)
La saga du droit de la nationalité depuis 1789, droit du sang, droit du sol: que doit être un Français ? (Le Figaro, Grand Récit, 25 juin, article payant)
Raconter deux siècles d’histoire de la nationalité française, c’est plonger dans notre identité collective et éclairer les enjeux du présent
Extraits :
Lors de sa présentation du programme du RN pour les législatives anticipées des 30 juin et 7 juillet, Jordan Bardella a confirmé sa volonté de supprimer le droit du sol. Une réforme déjà engagée à Mayotte par le ministre de l’Intérieur Gérald Darmanin, depuis suspendue par la dissolution le 9 juin dernier par Emmanuel Macron.
Le droit de la nationalité, sujet de controverse depuis les années 1980, recoupe la question de l’immigration, sans se confondre avec elle. Il soulève la définition de la citoyenneté, de l’attachement à la nation, de l’amour de la France.
La Révolution fait dépendre « la qualité de Français », pour l’essentiel, du droit du sang. Cette expression millénaire, héritée de l’Antiquité et du droit romain (jus sanguinis), n’a rien d’agressif. C’est un principe juridique qui signifie que la citoyenneté repose sur la filiation. Sont citoyens français «ceux qui sont nés en France d’un père français», proclame la Constitution de 1791, œuvre des hommes de 1789.
Ces révolutionnaires considèrent avec réserve le droit du sol (jus soli), qui évoque pour eux la féodalité, le lien entre les sujets d’un seigneur et une terre. Néanmoins, les députés ne répudient pas le droit du sol pour les étrangers. Ils font un compromis. L’Assemblée nationale n’accorde pas, dès leur naissance, la citoyenneté aux enfants d’étrangers nés en France à la différence, par exemple, des États-Unis. L’enfant qui voit le jour dans le royaume de parents étrangers sera étranger pendant sa minorité. En revanche, il deviendra français de plein droit à l’âge adulte (sous réserve d’avoir fixé sa résidence dans ce pays).
Outre le droit du sang et le droit du sol, une autre voie d’accès à la nationalité, la naturalisation, acte de souveraineté du pays qui l’accorde, demeure possible. (…)
En définitive, le droit de la nationalité, par-delà ses aspects juridiques et technique, traduit l’image qu’une nation se fait d’elle. Sa viabilité suppose une force collective, l’estime qu’un pays se doit à lui-même et l’amour de la France.
Pourquoi oublions-nous nos souvenirs d’enfance ? Voyage dans le dédale de l’amnésie infantile (Le Monde, 26 juin, article payant)
REPORTAGE Nos premières années de vie, très généralement, restent inaccessibles à notre mémoire d’adulte. Les neurosciences explorent cette intrigante « amnésie infantile », revisitant un concept forgé par Freud
Extraits :
Etrange paradoxe que notre prime enfance. Si capitale qu’elle soit dans le déroulé de nos jours futurs, l’aube de notre vie, dans notre cerveau d’adulte, semble plongée dans un épais brouillard. Personne, ou presque, ne se remémore ses expériences vécues avant l’âge de 2 ou 3 ans ; et l’accès à des souvenirs d’avant nos 5 ou 6 ans reste difficile. Un rescapé jaillit-il par mégarde de ce vaste oubli ? Le doute plane. N’est-il pas l’écho d’un roman familial bien souvent entendu, le reflet d’un album de photos maintes fois consulté – une reconstruction a posteriori ?
« Amnésie infantile » : le terme lui-même est ambigu. « Un enfant de 4 ans, par exemple, n’est pas amnésique, relève le neuropsychologue Francis Eustache, spécialiste de la mémoire à l’Institut national de la santé et de la recherche médicale (Inserm, université de Caen Normandie). Il se souvient d’un spectacle de cirque qu’il a vu le mois précédent – mais sans doute pas comme un adulte. Et quand il aura 10 ou 15 ans, il l’aura peut-être oublié. » Il s’agit donc d’une amnésie portant sur les épisodes de la petite enfance, mais qui se manifeste plus tard dans l’existence. (…)
Aujourd’hui, c’est à la croisée des neurosciences cognitives et de la neuropsychologie, de la biologie moléculaire et cellulaire qu’il faut aller chercher des pièces éparses de ce puzzle. Et si le palais de la mémoire – donc de cette amnésie – est loin d’être complet, des pans de l’édifice commencent à être assemblés. Ils suggèrent que Freud avait raison sur un point : le cerveau des tout-petits forme bien des souvenirs, mais sans doute de façon différente d’un cerveau adulte. Mieux encore, leurs traces persisteraient chez l’adulte, mais sans que celui-ci puisse y accéder consciemment. Quant aux « causes » de cette amnésie infantile, la science actuelle, comme nous le verrons, formule d’autres hypothèses que celle de Freud. (…)
A l’Institut Max-Planck de Berlin, l’équipe de Markus Werkle-Bergner, de son côté, est parvenue à une conclusion analogue. « Dès leurs premières années, les enfants sont des apprenants prodigieux, mais ils se souviennent mal des détails des événements passés, relève le chercheur. Cela s’explique probablement par le développement tardif de certaines sous-régions de l’hippocampe comme le gyrus denté, au rôle important pour la discrimination des formes. » Le cerveau des jeunes enfants, explique-t-il, est orienté vers la généralisation, c’est-à-dire vers l’extraction des règles du monde, au détriment de la mémoire des détails, plus tardive.
Everything to play for : How games and game theory have changed the world (The Economist, Book Review, 24 juin, article payant)
A provocative history of gaming’s influence calls for a change in the rules
Extraits :
In 1824 Prince Wilhelm of Prussia asked for a demonstration of an elaborate game he had heard about from his military tutor. The Kriegsspiel, or war game, had been devised a few decades earlier as a more militarily realistic form of chess. Instead of regular squares, the board was a detailed map of a real battlefield. Wooden blocks represented different military formations; each turn of the game simulated two minutes of battlefield combat. Damage was worked out by rolling special dice and using odds-based scoring tables based on casualty statistics from historical battles. The game took two weeks to play, during which all cats had to be banished from the vicinity, so they did not climb on the board and mess up the pieces.
The prince was enchanted, and every Prussian officer was ordered to learn to play the game. It allowed new tactics to be tried out, even in peacetime. The rules were constantly updated with new weapons and statistics. When Wilhelm became king, Prussia’s unexpectedly swift victory in 1871 in the Franco-Prussian war was attributed to these gamed simulations.
By the time of the first world war, Kriegsspiel was being used to predict when German battalions were likely to run out of ammunition, allowing timely replenishment—what would now be called supply-chain forecasting. In the interwar period, German planners used it to develop Blitzkrieg tactics and simulate the invasion of Czechoslovakia. When Hitler invaded Russia, both sides relied on the game to predict how the campaign might unfold.
The story of Kriegsspiel is just one of the many examples marshalled by Kelly Clancy, a neuroscientist and physicist, in her wide-ranging survey of how games can shape reality. (…)
Such war games, in turn, prompted John von Neumann’s initial steps in the development of what is now known as game theory, a branch of mathematics that could, its proponents hoped, be the physics of human nature. By the 1950s the theory had been fleshed out, with now-familiar ideas such as the Nash equilibrium and the prisoner’s dilemma, which consider how adversaries adjust their strategies in response to each other’s actions. Game theory directly underpinned the idea of “mutually assured destruction” during the nuclear build-up and stand-off of the cold war. It has since been applied in fields ranging from trade to evolution. (…)
In Ms Clancy’s telling, the overzealous misapplication of game theory lies behind many of the world’s problems, including economic exploitation, manipulation of public opinion, racism and neoliberalism. Some readers may grow weary of Ms Clancy’s demonisation of heartless economists and cut-throat capitalism. Although games and game-like mechanisms are not inherently bad, she argues, they have been used to “launder dubious beliefs” by “data-hungry technologists” and “rapacious business interests”. The challenge, she concludes, is to find ways to use games for good, rather than ill; to change existing rules and devise entirely new game-like structures, such as fairer voting systems. By turns philosophical and polemical, this is a provocative and fascinating book.How games and game theory have changed the world (economist.com)
L’économiste Ernst Fehr : “Seul un quart des gens agit de manière purement égoïste” / Ökonom Ernst Fehr: «Nur ein Viertel der Menschen handelt rein egoistisch» (NZZ, Interview, 23 juin, article payant)
Warum löst Ungleichheit so negative Gefühle aus? Der Zürcher Professor Ernst Fehr erforscht das menschliche Streben nach Fairness. Er teilt die Leute in drei Kategorien ein.
Pourquoi l’inégalité déclenche-t-elle des sentiments si négatifs ? Le professeur zurichois Ernst Fehr étudie les aspirations humaines à l’équité. Il classe les gens en trois catégories.
Der Top-Ökonom Ernst Fehr über Egoisten und das Streben nach Fairness (nzz.ch)
Lénine était un homme politique sans scrupules. Il a créé le premier État communiste et a instauré une tyrannie qui a duré sept décennies. / Lenin war ein skrupelloser Politiker. Er schuf den ersten kommunistischen Staat und installierte eine Gewaltherrschaft, die sieben Jahrzehnte standhielt (NZZ, 24 juin, article payant)
Der Pate der «Politik nach der Wahrheit» prägt den Sowjetstaat bis heute. / Le parrain de la “politique de la vérité” continue de marquer l’État soviétique jusqu’à aujourd’hui.
Die schlimmsten Tyrannen der Geschichte: Lenin, der skrupellose Ideologe (nzz.ch)
“Purge trials: justice and history” (June 17)
Pay wall : Procès de l’épuration : la justice et l’Histoire
RÉCIT – Les procès de l’épuration commencent dès le printemps 1944. De Pierre Pucheu au général Weygand en passant par Robert Brasillach ou le maréchal Pétain, les principaux responsables du gouvernement de Vichy et les intellectuels de la collaboration doivent y répondre de leur action (Le Figaro)
Procès de l’épuration : la justice et l’Histoire (lefigaro.fr)
Giordano Bruno: “His fight for freedom ended at the stake” (June 15)
Pay wall :Sein Kampf für die Freiheit endete auf dem Scheiterhaufen: Giordano Bruno rüttelte an jedem Tabu und bezahlte dafür mit dem Leben
Das Denken sei unbegrenzt, davon war der Dominikanermönch Giordano Bruno überzeugt. In einer brillanten Biografie schildert der Historiker Volker Reinhardt das Leben eines Intellektuellen, der seiner Zeit fremd war (NZZ, Book Review)
Excerpt :
Einer wie er musste auf dem Scheiterhaufen landen, in einer Zeit, wo es nur auf den rechten Glauben ankam. Den hatte Giordano Bruno nicht. Weder für die Katholiken noch für die Protestanten. Von Dogmen hielt er nichts, kein Sakrament war ihm heilig, und wenn die Lehren der Kirche mit der Vernunft in Konflikt gerieten, stand er selbstverständlich auf der Seite der Vernunft. Dem Denken durften keine Fesseln angelegt werden, das war seine tiefe Überzeugung. Und was man denken konnte, das musste man auch sagen dürfen.
Für diese Haltung büsste Giordano Bruno mit dem Leben. Am 17. Februar 1600 wurde der ehemalige Dominikanermönch wegen Ketzerei verbrannt. In Rom, auf dem Campo de’ Fiori. Ein Justizmord, wie Volker Reinhardt in seiner neuen Biografie Giordano Brunos bilanziert: ein Exempel, das die Inquisition statuierte. Für die Pilger, die im heiligen Jahr nach Rom strömten. Und das Ganze nach einem Prozess, in dem die Verfahrensregeln bedenkenlos gebrochen worden waren, wie Reinhardt aus den Akten und neu entdeckten Dokumenten rekonstruieren kann.
Gegen die Kirche denken: Giordano Bruno rüttelte an jedem Tabu (nzz.ch)
Jürgen Habermas : “The master of indignation” (June 13)
Pay wall :Jürgen Habermas still gets involved in the political melee when he sees the achievements of the Enlightenment under threat – he will soon be ninety-five. Sixty years ago, Jürgen Habermas became a professor in Frankfurt and established his own style. A student at the time remembers / Der Meister der Entrüstung: Jürgen Habermas mischt sich noch immer ins politische Handgemenge, wenn er Errungenschaften der Aufklärung gefährdet sieht – Bald wird er fünfundneunzig. Vor sechzig Jahren wurde Jürgen Habermas Professor in Frankfurt und etablierte seinen eigenen Stil. Ein damaliger Student erinnert sich (NZZ, Guest Essay)
Jürgen Habermas: Der Meister der Entrüstung (nzz.ch)
“The spread of the RN vote reflects a social malaise that goes beyond the issue of racism” (June 12)
Pay wall :Luc Rouban, politiste : « La généralisation du vote RN traduit un malaise social qui dépasse la question du racisme » – Le chercheur en sciences politiques analyse, dans un entretien au « Monde », comment le Rassemblement national s’est délesté, lors des élections européennes du 9 juin, des traditionnels déterminismes du vote en faveur de l’extrême droite (Le Monde, Interview)
Excerpt :
Ces élections ont-elles redessiné la sociologie du vote pour le Rassemblement national ?
Il y a globalement une généralisation sociologique du vote pour le Rassemblement national (RN). A part quelques grandes villes, le parti arrive partout en tête. Extension qui touche les classes moyennes et supérieures, cadres compris : cette généralisation traduit un malaise social profond, qui dépasse largement la question de la xénophobie et du racisme, qui caractérisait le Front national.
Peut-on distinguer des facteurs communs du vote RN au sein de catégories de population si diverses ?
Le premier ressort du vote est un sentiment de déclin social aux multiples facteurs : la sensation qu’un diplôme n’assure plus la mobilisation sociale d’autrefois ; la perte de valeur sur le marché du travail ; un déclin perceptible jusqu’au sein de la cellule familiale, avec le sentiment de vivre moins bien que la génération au-dessus et la crainte que ce soit encore pire pour celle d’en dessous. Tous ces phénomènes de dégradation du rapport au travail ou à la mobilité traduisent un scepticisme à l’égard du modèle méritocratique républicain.
Le deuxième ressort du vote RN est, selon moi, une demande d’autorité, non pas au sens d’un autoritarisme à la tête du pays, mais d’un retour de la proximité et de l’efficacité de l’appareil de l’Etat dans l’exercice de ses missions. Justice, sécurité, santé, transports, réseaux routiers : la confiance des Français a baissé non pas dans les services publics en tant que tels, mais dans la capacité des structures étatiques à changer la réalité quotidienne. Emmanuel Macron symbolise, à ce titre, l’échec de celui qui se présentait, en 2017, comme un libéral efficace, un manageur. (…)
Écartez-vous, donc, le moindre ressort raciste et xénophobe dans le vote RN ?
Il existe assurément un noyau dur d’électeurs RN xénophobes et racistes, adeptes d’une lecture différentialiste de la société, d’une hiérarchie par essence entre les individus. Mais la question de l’immigration ne relève pas uniquement du terrain identitaire, mais aussi de la propre situation sociale des votants. Des personnes pour lesquelles l’immigration est symptomatique d’un déclin social, d’une mise en concurrence déloyale sur le terrain professionnel ou dans l’accès aux services publics.
“The left, which remains at a very low level, can’t kid itself” (June 12)
Pay wall :Gilles Candar, historien : « La gauche, qui demeure à un niveau très bas, ne peut pas se raconter d’histoires » – Dans une tribune au « Monde », le président de la Société d’études jaurésiennes dresse un panorama de la gauche à l’issue des élections européennes, et relève qu’elle maintient certes ses positions, mais à un niveau précaire (Le Monde, Guest Essay)
Excerpt :
En 2024, l’ensemble des gauches, en n’oubliant vraiment personne, plafonne autour de 32 % avec 27 eurodéputés (un élu de plus donc que dans le Parlement sortant, mais l’effectif du contingent national a augmenté de deux unités). Globalement, la gauche maintient à peu près ses positions, mais à un niveau toujours faible. Ce n’est pas désespérant, mais c’est un point de départ incontournable. (…)
Sans doute portée par la mobilisation en faveur de la Palestine, mais pas seulement, LFI démontre qu’elle conserve sa force militante et un soutien électoral consistant. Là aussi, les limites de ce bon résultat sont évidentes. Il ne donne pas un mandat pour changer le pays. (…)
La gauche, prise dans son ensemble comme en particulier, par courants ou organisations, ne peut pas se raconter d’histoires. Elle demeure à un niveau bas. La flamboyance n’est au rendez-vous d’aucune liste, d’aucune personnalité et d’aucun programme. Les rancœurs, détestations, suspicions et mises en cause croisées sont nombreuses. Seule une prise de conscience de ses faiblesses, une volonté humble de rassemblement et de travail pourrait permettre de trouver l’équilibre recherché entre l’audace et la prudence susceptibles de lui donner toutes ses chances dans le prochain scrutin.
“In Germany, threats to Holocaust memory come from both ends of the political spectrum”
Free access : FAR-LEFT ESCHEWS RECOGNIZING THE SHOAH AS A SINGULAR EVENT : As the country’s memory culture is challenged from within, journalist Tobias Buck probes his own family’s Nazi past while tracing 79 years of efforts to bring perpetrators to justice (The Times of Israel, Interview)
Excerpt :
“The Holocaust will continue to play a huge role in German public and political life. But it is also true that Germany’s traditional memory culture cannot ignore the fact that one in four people living in Germany today trace their roots back to migrant communities,” Buck told The Times of Israel. (…)
“There were practical as well as legal reasons, political reluctance as well as popular resistance,” wrote Buck. “Justice was thwarted by German amnesia and American realpolitik, and by an unspoken agreement between key German leaders to draw a line under the past and move on,” wrote Buck, who is based in Britain. (…)
“The countless helpers of the Holocaust, the multitude of enablers lower down the SS and camp hierarchy — I believe this is where we can truly learn a lesson from history,” said Buck, who is managing editor of The Financial Times. (…)
“The countless helpers of the Holocaust, the multitude of enablers lower down the SS and camp hierarchy — I believe this is where we can truly learn a lesson from history,” said Buck, who is managing editor of The Financial Times. (…)
In Germany, threats to Holocaust memory come from both ends of the political spectrum. The far-right parties get more ink for their overt antisemitism, but voices from the far-left are determined to minimize the Holocaust’s status as a singular event in Germany’s history, said Buck. (…)
More interesting to Buck than colonial debates is how conditions in Nazi Germany prompted men like his grandfather and Bruno Dey to become Hitler’s willing accessories.
“If [Bruno Dey] had lived in a different time, and a different place, his obedience, his weakness and his inability to say no would have carried less weight,” wrote Buck.
“Had he been born, like I was, in democratic Germany in 1975, would he have become an accomplice to murder? The answer, almost certainly, is no,” said Buck.
“The Nazis weren’t ‘white supremacists’ and why it matters”
Free access : They wanted an Aryan race that was pure in blood, not white of skin. To not know this is to not understand the Holocaust (The Times of Israel, Guest Essay)
“Putin is like Hitler, Kim Jong Un like Stalin: such comparisons are always wrong. And perhaps even dangerous” (June 9)
Pay wall :Vladimir Putin, Kim Jong Un, Xi Jinping: unscrupulous autocrats are responsible for war and violence around the world. But what connects the criminals of the present with the despots of history? / Putin ist wie Hitler, Kim Jong Un wie Stalin: Solche Vergleiche sind immer falsch. Und vielleicht sogar gefährlich – Wladimir Putin, Kim Jong Un, Xi Jinping: Weltweit sind skrupellose Autokraten verantwortlich für Krieg und Gewalt. Aber was verbindet die Verbrecher der Gegenwart mit den Despoten der Geschichte? (NZZ)
Excerpt :
Evil is no longer a category of thought. Historiography has disposed of it. A vague term, analytically useless. Those who speak of evil demonize instead of explaining. And ultimately excuses the villains because it removes their actions into the realm of the fateful and mysterious. This distracts from the fact that reigns of terror only arise when despots can rely on accomplices. On followers who sacrifice their moral integrity out of fear of repression, stupidity or for the sake of their own advantage.
Doch Geschichte ist nicht Psychologie. Historische Abläufe unterstehen dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Für die Frage, warum es auf der Welt Unrecht und Grausamkeit gibt, erklären sich die Historiker nicht zuständig. Darüber sollen Philosophen nachdenken. In der Geschichte gebe es Handlungen und Folgen, hat Leopold von Ranke im 19. Jahrhundert gelehrt. Als Historiker erklärte Karl Marx gesellschaftliche Verhältnisse aus Produktionsverhältnissen, Klassenkämpfen und Produktivkräften. Das Böse hat da so wenig zu suchen wie ein guter Gott, der den Weltlauf lenkt.
It is understandable that tyrannies such as Hitler, Lenin, Stalin, Mao or Pol Pot are stylized as personifications of evil. But it is both convenient and sometimes dangerous because it can easily lead to negative glorification. Above all, however, it is misleading because it fails to recognize how power, violence and repression work. Perhaps the great criminals of history should not be understood as mere embodiments of evil, but as catalysts of an evil that is not as easy to grasp as one might wish.
Putin, Kim Jong Un, Xi: Skrupellose Autokraten und das Böse in der Geschichte (nzz.ch)
“The obsession of religious homogeneity has never disappeared in France” (June 9)
Pay wall :Patrick Cabanel, historien : « Le fantasme de l’homogénéité religieuse n’a jamais disparu en France » – L’historien analyse, dans un entretien au « Monde », les relations que l’Etat et la société nouent avec les minorités religieuses en France, de l’irruption du protestantisme jusqu’à notre XXIe siècle sécularisé, où toutes les religions sont devenues minoritaires (Le Monde, Interview)
“Road to serfdom”: in 1944, Hayek denounced the totalitarian regime for “determining people’s thinking” by distorting language (June 8)
Pay wall : The economist’s book is still relevant – Language is a powerful means of manipulation. Friedrich August von Hayek’s book remains as relevant as ever. Like any collectivism that takes hold of language, today’s version is becoming increasingly repressive / 1944 prangerte Hayek das totalitäre Regime an, durch die Verdrehung der Sprache „das Denken der Menschen zu bestimmen». Das Buch des Ökonomen ist noch immer aktuell –Die Sprache ist ein mächtiges Mittel zur Manipulation. Friedrich August von Hayeks Buch ist in seiner Aktualität ungebrochen. Wie jeder Kollektivismus, der sich der Sprache bemächtigt, wird auch die heutige Version zunehmend repressiv (NZZ, Opinion)
Hayek’s Kritik am Totalitarismus: Die Sprache als Machtinstrument (nzz.ch)
“A D-Day commemoration that was not just about beating Hitler” (June 7)
Pay wall : Operation Memory : A D-Day commemoration that was not just about beating Hitler – Biden, Macron and Zelensky vowed to defend Ukraine and democracy (The Economist)
A D-Day commemoration that was not just about beating Hitler (economist.com)
“In the face of preconceived ideas about the Israeli-Palestinian conflict, it is important to re-establish a few historical truths” (June 3)
Pay wall : Israël-Palestine, un passé qui ne passe pas : Face aux idées reçues à propos du conflit israélo-palestinien, il faut rétablir quelques vérités historiques concernant la Nakba, le droit au retour ou les intentions génocidaires, explique l’historien Georges Bensoussan (Le Point, Guest Essay)
Israël-Palestine, un passé qui ne passe pas (lepoint.fr)
Peter Sloterdijk: “Europeans have a very great privilege, that of being the spectators of history” (June 2)
Pay wall : Peter Sloterdijk: «Les Européens ont un très grand privilège, celui d’être les spectateurs de l’histoire» – Alors que les citoyens des 27 pays membres de l’Union européenne sont appelés aux urnes, Le Figaro ouvre ses colonnes à des intellectuels étrangers. L’occasion pour le philosophe allemand Peter Sloterdijk* de nous expliquer pourquoi, selon lui, la «sortie de l’histoire» est en réalité une chance pour l’Europe, qui sera épargnée par les futurs conflits mondiaux (Le Figaro, Interview)
Excerpt:
Les Européens de l’après-guerre ont découvert une catégorie éthique qui ne figure pas normalement parmi les vertus des grands empires : la modestie. L’Europe est essentiellement modeste. Et cette modestie va parfois jusqu’à l’abandon de soi et au désintéressement pour sa propre identité. (…)
On a poussé cet esprit des aveux, qui est un héritage chrétien, jusque dans une pratique intellectuelle moderne qu’on appelle la critique. Depuis le XVIIIe siècle, la critique a remplacé l’aveu. Cela s’exprime surtout dans une critique de soi, et même dans une forme de haine de soi. La conception pascalienne selon laquelle « le moi est haïssable » est devenue le dernier mot de la confession européenne, car les Européens pensent dans leur grande majorité qu’ils ne sont plus aimables, qu’ils ne méritent plus l’estime du monde. La charge des reproches et des remords est trop lourde.
L’esprit postcolonial est une métastase de cet esprit critique. Mais cela a surtout débouché sur une culture de l’hypocrisie généralisée, car cette critique de soi ne fait vraiment de mal à personne : on pense toujours aux méfaits des autres, et on « bat sa coulpe sur la poitrine d’autrui », comme disent les Français.
POLICY OF REMEMBRANCE AND THE GDR: “1953 and 1989 must become central components of the German culture of remembrance”
Pay wall : ERINNERUNGSPOLITIK UND DDR: Die Gedenkzone ausweiten! – Die DDR-Geschichte kommt in Claudia Roths Konzept zur staatlichen Erinnerungspolitik zu kurz. 1953 und 1989 müssen zentrale Bestandteile der bundesdeutschen Gedenkkultur werden. (FAZ, Guest Essay)
DDR-Geschichte: Warum die Erinnerungspolitik ausgeweitet werden muss (faz.net)
“Beaches like no other : Remembering D-Day, as a new war rages in Europe”
Pay wall : World leaders and surviving soldiers will attend the 80th anniversary of Normandy (The Economist)
Excerpt:
Why does d-Day tap into such deep fascination, 80 years on? The answer is partly a reflection of its sheer military scale and ambition, daring and subterfuge. The Normandy landings on five beaches constitute the most successful amphibious military assault in the history of warfare. Nearly 7,000 Allied ships and landing craft took part, with troops from 13 countries. Combined air forces flew over 14,000 sorties to cover the landings; 18,000 paratroopers were dropped behind enemy lines. Another reason is that d-Day embodies a treasured but fading ideal: the triumph of courage and hope over adversity, as well as the virtue of personal sacrifice for collective purpose. (…)
The French ambition for the 80th anniversary is to recognise what officials call the “plurality” of memories. This includes remembering the civilians killed by Allied bombardments. “Ever since the war there has been a tension between local family memories, which were profoundly marked by this destruction, and the collective memory,” says Denis Peschanski, a French historian in charge of the 80th anniversary advisory group. During the battle of Normandy 20,000 civilians were killed. Parts of several towns, including Caen, were razed to rubble. To acknowledge this, Mr Macron will also hold a ceremony in Saint-Lô, the wartime headquarters of the 84th German Army Corps, which was flattened by Allied bombs.
Remembering D-Day, as a new war rages in Europe (economist.com)
“No longer an academic debate: Anti-Zionism is antisemitism”
Some free articles / week : Those who advocate for the destruction of Jews anywhere, rejoice at the harm done to Jews everywhere (The Jerusalem Post, Opinion)
“America is arguing about the definition of anti-Semitism”
Pay wall : Freedom of speech is particularly sacred to the Republicans. But against the backdrop of the pro-Palestinian student protests, they now want to impose sanctions on anti-Semitic statements by law. Not only left-wing democrats, but also right-wing politicians are outraged / Amerika streitet über die Definition von Antisemitismus : Die Redefreiheit ist den Republikanern besonders heilig. Doch vor dem Hintergrund der propalästinensischen Studentenproteste wollen sie nun antisemitische Äusserungen per Gesetz mit Sanktionen belegen. Nicht nur linke Demokraten, auch rechte Politiker sind empört (NZZ)
Amerika streitet über die Definition des Antisemitismus (nzz.ch)
Coleman Hughes: “We’re living in a new racism where everything white is considered bad”
Pay wall : «Nous vivons un nouveau racisme où tout ce qui est blanc est jugé mauvais» – L’essayiste afro-américain dénonce l’obsession progressiste contemporaine pour la race comme «un néoracisme destructeur» (Le Figaro, Interview)
“Sex is a biological fact”: in the United Kingdom, the NHS makes a major change on the subject of transidentity
Free access : «Le sexe est un fait biologique» : au Royaume-Uni, le NHS opère un tournant majeur sur le sujet de la transidentité – Le National Health Service a publié une mise à jour de sa «Constitution». En particulier, il ne sera plus possible pour les femmes transgenres de demander l’accès aux espaces de repos et d’hygiène réservés aux femmes (Le Figaro)
Sport, education, health, university: an investigation into the “transmania” that has conquered Western societies
Pay wall : Sport, éducation, santé, université: enquête sur cette «transmania» qui a conquis les sociétés occidentales – Dans Transmania, une enquête percutante et documentée, Dora Moutot et Marguerite, deux féministes engagées, montrent comment l’idéologie transgenre a pénétré en profondeur la société. Un livre essentiel pour comprendre l’ampleur d’un scandale sanitaire et social (Le Figaro, Book Review)
Gender and health: Switzerland’s first female professor of gender medicine
Pay wall : Switzerland’s first female professor of gender medicine: “There was a lack of awareness of how big gender-specific differences can be” – Carolin Lerchenmüller criticizes in an interview that there has been a lack of awareness in many areas of medicine of how big differences between men’s and women’s bodies can be / Die erste Professorin für Gender-Medizin der Schweiz: «Es fehlte an Bewusstsein, wie gross geschlechterspezifische Unterschiede sein können» – Carolin Lerchenmüller kritisiert im Interview, dass es bisher an vielen Stellen in der Medizin an Bewusstsein fehlte, wie gross Unterschiede zwischen Männer- und Frauenkörpern sein können (NZZ, Interview)
Interview Carolin Lerchenmüller, erste Professorin für Gendermedizin der Schweiz (nzz.ch)
How worried should people be about Generation Z?
Pay wall : The young and the relentless: How worried should people be about Generation Z? Two new books fit into a familiar pattern of the old fretting about the young (The Economist, Book Review)
How worried should people be about Generation Z? (economist.com)
The “Gender Pope”: American philosopher Judith Butler’s many roles
Pay wall : Women are not women, and Hamas’ terror is “armed resistance”: for Judith Butler, things are always different than we think – philosopher, feminist, queer activist, Jew and always good for an intellectual provocation / She gets caught up in her own theories / Frauen sind keine Frauen, und der Terror der Hamas ist «bewaffneter Widerstand»: Für Judith Butler sind die Dinge immer anders, als wir glauben – Philosophin, Feministin, queere Aktivistin, Jüdin und immer gut für eine intellektuelle Provokation: Die amerikanische Philosophin Judith Butler ist es gewohnt, viele Rollen zu spielen. Dabei verfängt sich in ihren eigenen Theorien (NZZ)
Die Philosophin der Gewalt: Judith Butler verfängt sich in den eigenen Theorien (nzz.ch)
Young and happy? Non longer
Pay wall : Les jeunes sont de plus en plus malheureux en Europe occidentale et en Amérique du Nord – à quoi cela est-il dû ? Le vieil adage selon lequel on est le plus heureux quand on est jeune ne s’applique pas partout, comme le montre un coup d’œil au “World Happiness Report”. Les raisons font l’objet de nombreuses spéculations, explique le chercheur en bonheur / Die Jungen werden in Westeuropa und Nordamerika immer unglücklicher – woran liegt das? Die alte Weisheit, wonach man in jungen Jahren am glücklichsten sei, trifft nicht überall zu, wie ein Blick in den «World Happiness Report» zeigt. (NZZ)
Glücksbericht: Die Jungen in Westeuropa sind unglücklicher geworden (nzz.ch)
The history of French “laïcité“
Pay wall: Laïcité à l’école : du « foulard » de 1989 aux abayas d’aujourd’hui, trente-cinq ans de controverses (Le Monde)
The art of conversation: The West’s debating culture in peril. This must change
Pay wall: In Praise of Conflict: The liberal democracy needs outspoken defenders. One of them was the great sociologist Ralf Dahrendorf. Remembering his ideas would not only benefit many liberals / Lob des Konflikts: Die liberale Demokratie braucht offensive Verteidiger. Einer davon war der große Soziologe Ralf Dahrendorf. Sich seine Ideen ins Gedächtnis zu rufen, würde nicht nur vielen Liberalen gut tun (FAZ, Opinion)
Ralf Dahrendorf grüßt die Stuttgarter Dreikönige (faz.net)
Researching patriarchy: “He who seeks will find”
Free access: I’ve travelled the world researching patriarchy – and found it is far from inevitable. Forget Barbie and pink cupcakes. Radical change is what we should fight for on International Women’s Day (The Guardian, Opinion)
A history of feminism
Pay wall: « Les féminismes. Une histoire mondiale » : récit de deux siècles de combat pour l’égalité des sexes: Des premiers « surgissements » de l’ère révolutionnaire aux mobilisations du début du XXIᵉ siècle, cet ouvrage explore les mille et une facettes d’un mouvement multiple et hétérogène (Le Monde, Book Review)
Germany: Is criticizing Israel antisemitic?
Pay wall: Absurd, Clumsy, Racist: Germany’s Taboo Against Criticizing Israel Must Stop (Haaretz, Opinion) 👎
Absurd, Clumsy, Racist: Germany’s Taboo Against Criticizing Israel Must Stop – Opinion – Haaretz.com
Sexism? What happens when women and men Chat
Pay wall: Conversation and the sexes. Johnson: Why men interrupt: Sexism is an incomplete explanation for why men lecture women (The Economist)
Johnson: Why men interrupt (economist.com)
Islam and women’s rights: Who is right?
Pay wall: Do Muslim Women Need Saving? (The Economist, Book review)
What to read to understand anthropology (economist.com)
Cancel culture: Some want to chase Swiss author Max Frisch from high school curruculum. Fact is we need him more than ever
Pay wall: Swiss, rational, 50 years old: What is wrong with Walter Faber? Max Frisch is popular again, except for one character: Walter Faber, Frisch’s engineer from Zurich, is either despised or ignored. This says a lot about our time / Schweizer, vernünftig, 50 Jahre: Was ist falsch an Walter Faber? Max Frisch ist wieder populär. Mit Ausnahme einer Figur: Walter Faber, Frischs Ingenieur aus Zürich, wird verachtet oder ignoriert. Das sagt viel über unsere Zeit (NZZ)
Homo Faber von Max Frisch: Was ist falsch an dem Schweizer Ingenieur? (nzz.ch)